Betreff
Antrag der SPD-Fraktion: BetriebsKiga und Co-Lliving Spaces
Vorlage
WP 20-25 SV 80/017
Aktenzeichen
I/80-jh
Art
Antragsvorlage
Untergeordnete Vorlage(n)

Begründung:

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein zentraler Baustein für die Steigerung der Familienfreundlichkeit der Stadt Hilden. In der modernen Arbeitswelt ist es unerlässlich, Eltern durch die entsprechenden Strukturen zu unterstützen.

Ein möglicher Bestandteil dieser Lösung können Betriebskindergärten sein, die es den Eltern

möglich machen, ihren Arbeitsalltag mit der Betreuung ihrer Kinder zu verbinden. Zudem können

Unternehmen dies nutzen, um damit ihre Arbeitgeberattraktivität zu steigern und einen Vorteil im

Wettbewerb um Fachkräfte zu erlangen.

Zudem haben, auch pandemiebedingt, in den letzten Jahren immer mehr Menschen ihren Arbeitsort von ihrem Arbeitsplatz entkoppelt. Um dem Rechnung zu tragen und die betreffenden

Bürger und Eltern zu unterstützen, können sog. Co-Living-Spaces eine Lösung sein. Hierbei werden die Bildungsstandorte aus KITAs und Schulen weiterentwickelt, indem moderne Büroinfrastrukturen – Co-Working-Spaces – in unmittelbarer Nähe dazu angeboten werden. Eltern und Kinder können so gemeinsam zum täglichen Anlaufpunkt gelangen - die Eltern können dann im Co-Working-Space ihrer Arbeit nachgehen, während die Kinder in der KITA oder Schule sind.

Um zur modernen und familienfreundlichen Stadt zu werden, sollte die Stadt Hilden diese ungewöhnlichen, aber vielversprechenden Lösungswege untersuchen.


Antragstext:

Die SPD-Fraktion beantragt, die Verwaltung zu beauftragen, die Vereinbarkeitsoptionen

von Familie und Beruf in Hilden zu prüfen und in Zusammenarbeit mit anderen Akteuren zu optimieren. Dazu soll die Verwaltung

1.    Gespräche mit Hildener Unternehmen führen (ggf. über die Wirtschaftsförderung), um Kooperationen und Möglichkeiten zur Etablierung weiterer Betriebskindergärten in Hilden zu schaffen,

2.    Hildener Unternehmen mit bestehenden Betriebskindergärten und deren Kooperationspartner für die Trägerschaft als „Best Practice“-Ansprechpartner für andere Unternehmen gewinnen,

3.    in Erfahrung bringen, ob hierzu aktuell Fördermöglichkeiten des Bundes oder Landes bestehen,

4.    untersuchen, inwieweit bestehende Bildungsstandorte zu Co-Living-Spaces werden können,

indem Büroinfrastrukturen in unmittelbarer Nähe dazu angeboten werden.

 

Hierfür sollen sowohl bestehende als auch mögliche neue Infrastrukturen in die Untersuchung mit einbezogen werden.


Stellungnahme der Verwaltung:

 

1. Gespräche mit Hildener Unternehmen führen (ggf. über die Wirtschaftsförderung), um Kooperationen und Möglichkeiten zur Etablierung weiterer Betriebskindergärten in Hilden zu schaffen.

 

In Hilden gibt es einen Betriebskindergarten:

Qiakids Hilden - eine von der SPE Mühle unterhaltene Kindertageseinrichtung.

Dieser Kindergarten wird seitens der SPE Mühle für Hildens größten Arbeitgeber, dem Biotechnologieunternehmen Qiagen mit 1.500 Beschäftigten in Hilden, betrieben. Für eine bestehende U3-Gruppe mit 20 Plätzen hat Qiagen ein Belegungsrecht. Für den Kindergarten wird außerhalb des an der Qiagen Straße gelegenen sicherheitsrelevanten Produktions- und Forschungsgeländes ein angrenzendes Gebäude an der Max-Volmer-Straße 3 genutzt. 17 Plätze in der Einrichtung Qiakids werden aktuell aus dem Unternehmen belegt, drei Plätze werden ergänzend aus der Hildener Bevölkerung gefüllt. Im Alter von drei Jahren wechseln die Kinder in eine andere Einrichtung - üblicherweise an den Wohnort des Kindes bzw. der Familie. Nach Erfahrung des Jugendamtes werden Betreuungsplätze seitens der Eltern fast ausschließlich am Wohnort und nicht am Arbeitsort gewünscht.

 

Die nächst größeren Arbeitgeber in Hilden sind die Stadtverwaltung (ca. 1.000 Beschäftigte) sowie 3M und die HDI-Versicherung (jeweils mehr als 800 Beschäftigte). Mit diesen beiden Unternehmen finden in den nächsten Monaten persönliche Termine statt. In der Vergangenheit meldeten die Unternehmen keinen Bedarf, können bei dieser Gelegenheit aber erneut dazu befragt werden.

 

Der Kindergarten am Finanzamt ist kein Betriebskindergarten, sondern wird als "normaler" städtischer Kindergarten betrieben.

 

In der Vergangenheit bestand seitens größerer Hildener Unternehmen auch auf städtische Nachfrage kein Interesse oder schlicht nicht die Möglichkeit Betriebskindergärten zu führen. In den dicht bebauten Industriegebieten haben zahlreiche Unternehmen keine geeigneten Flächen, um Kindergärten mit passenden Außenflächen auf dem Betriebsgelände einzurichten. Auch sicherheitsrelevante Gründe können eine besondere Hürde darstellen (z. B. bei den Betrieben der chemischen Industrie wie Akzo Nobel). Die Herausforderung, geeignete Flächen und Fachkräfte zu finden, besteht für die verschiedenen Formen der Betreuungsreinrichtungen gleichermaßen.

 

2. Hildener Unternehmen mit bestehenden Betriebskindergärten und deren Kooperationspartner

für die Trägerschaft als „Best Practice“-Ansprechpartner für andere Unternehmen gewinnen.

 

Eine Vermittlung an die SPE Mühle bzw. Qiagen kann jederzeit erfolgen, wenn ein Unternehmen Interesse bekundet.

 

3. in Erfahrung bringen, ob hierzu aktuell Fördermöglichkeiten des Bundes oder Landes bestehen

 

Die Zuschüsse für Betriebskindergärten sind identisch mit den Zuschüssen für die übrigen Kindergärten. Alle erhalten die gleichen Landesmittel. Zusätzlichen Zuschüsse bestehen nicht.

 

4. untersuchen, inwieweit bestehende Bildungsstandorte zu Co-Living-Spaces werden können,

indem Büroinfrastrukturen in unmittelbarer Nähe dazu angeboten werden. Hierfür sollen sowohl

bestehende als auch mögliche neue Infrastrukturen in die Untersuchung mit einbezogen werden.

 

Co-Living-Spaces beschreiben üblicherweise ein gemeinschaftliches Wohnen auf Zeit in urbanen Räumen. Das "Co" in Co-Living bedeutet Community, weshalb im Zentrum des Wohnkonzeptes das Miteinander steht.

Co-Working-Spaces sind zeitlich flexibel anmietbare Arbeitsplätze bzw. Arbeitsräume, die Menschen verschiedenster Disziplinen sowie verschiedener Unternehmen oder auch Soloselbständige miteinander teilen.

 

Co-Working-Spaces werden entsprechend der Nachfrage überwiegend in Großstädten und teils in Mittelstädten angeboten. In Hilden besteht ein Angebot an der Elberfelder Straße 43.

https://coworkland.de/de/spaces/perk-innovation-gmbh

Zwei frühere Co-Working Spaces an der Schwanenstraße 22 und an der Bahnhofsallee 11 wurden mangels Auslastung nicht fortgeführt.

Darüber hinaus bestehen Angebote für einzeln anmietbare Büroräume in Hilden (z. B. Walder Straße, Dieselstraße, Im Hülsenfeld).

 

 

gez.

Dr. Claus Pommer

Bürgermeister