Begründung:
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein zentraler Baustein für die Steigerung der Familienfreundlichkeit der Stadt Hilden. In der modernen Arbeitswelt ist es unerlässlich, Eltern durch die entsprechenden Strukturen zu unterstützen.
Ein möglicher Bestandteil dieser Lösung können Betriebskindergärten sein, die es den Eltern
möglich machen, ihren Arbeitsalltag mit der Betreuung ihrer Kinder zu verbinden. Zudem können
Unternehmen dies nutzen, um damit ihre Arbeitgeberattraktivität zu steigern und einen Vorteil im
Wettbewerb um Fachkräfte zu erlangen.
Zudem haben, auch pandemiebedingt, in den letzten Jahren immer mehr Menschen ihren Arbeitsort von ihrem Arbeitsplatz entkoppelt. Um dem Rechnung zu tragen und die betreffenden
Bürger und Eltern zu unterstützen, können sog. Co-Living-Spaces eine Lösung sein. Hierbei werden die Bildungsstandorte aus KITAs und Schulen weiterentwickelt, indem moderne Büroinfrastrukturen – Co-Working-Spaces – in unmittelbarer Nähe dazu angeboten werden. Eltern und Kinder können so gemeinsam zum täglichen Anlaufpunkt gelangen - die Eltern können dann im Co-Working-Space ihrer Arbeit nachgehen, während die Kinder in der KITA oder Schule sind.
Um zur modernen und familienfreundlichen Stadt zu werden, sollte die Stadt Hilden diese ungewöhnlichen, aber vielversprechenden Lösungswege untersuchen.
Antragstext:
Die SPD-Fraktion beantragt, die Verwaltung zu beauftragen, die Vereinbarkeitsoptionen
von Familie und Beruf in Hilden zu prüfen und in Zusammenarbeit mit anderen Akteuren zu optimieren. Dazu soll die Verwaltung
1. Gespräche mit Hildener Unternehmen führen (ggf. über die Wirtschaftsförderung), um Kooperationen und Möglichkeiten zur Etablierung weiterer Betriebskindergärten in Hilden zu schaffen,
2. Hildener Unternehmen mit bestehenden Betriebskindergärten und deren Kooperationspartner für die Trägerschaft als „Best Practice“-Ansprechpartner für andere Unternehmen gewinnen,
3. in Erfahrung bringen, ob hierzu aktuell Fördermöglichkeiten des Bundes oder Landes bestehen,
4. untersuchen, inwieweit bestehende Bildungsstandorte zu Co-Living-Spaces werden können,
indem Büroinfrastrukturen in unmittelbarer Nähe dazu angeboten werden.
Hierfür sollen sowohl bestehende als auch mögliche neue Infrastrukturen in die Untersuchung mit einbezogen werden.
Stellungnahme der
Verwaltung:
1. Gespräche mit
Hildener Unternehmen führen (ggf. über die Wirtschaftsförderung), um
Kooperationen und Möglichkeiten zur Etablierung weiterer Betriebskindergärten
in Hilden zu schaffen.
In
Hilden gibt es einen Betriebskindergarten:
Qiakids
Hilden - eine von der SPE Mühle unterhaltene Kindertageseinrichtung.
Dieser
Kindergarten wird seitens der SPE Mühle für Hildens größten Arbeitgeber, dem
Biotechnologieunternehmen Qiagen mit 1.500 Beschäftigten in Hilden, betrieben.
Für eine bestehende U3-Gruppe mit 20 Plätzen hat Qiagen ein Belegungsrecht. Für
den Kindergarten wird außerhalb des an der Qiagen Straße gelegenen
sicherheitsrelevanten Produktions- und Forschungsgeländes ein angrenzendes
Gebäude an der Max-Volmer-Straße 3 genutzt. 17 Plätze in der Einrichtung Qiakids
werden aktuell aus dem Unternehmen belegt, drei Plätze werden ergänzend aus der
Hildener Bevölkerung gefüllt. Im Alter von drei Jahren wechseln die Kinder in
eine andere Einrichtung - üblicherweise an den Wohnort des Kindes bzw. der
Familie. Nach Erfahrung des Jugendamtes werden Betreuungsplätze seitens der
Eltern fast ausschließlich am Wohnort und nicht am Arbeitsort gewünscht.
Die
nächst größeren Arbeitgeber in Hilden sind die Stadtverwaltung (ca. 1.000
Beschäftigte) sowie 3M und die HDI-Versicherung (jeweils mehr als 800
Beschäftigte). Mit diesen beiden Unternehmen finden in den nächsten Monaten
persönliche Termine statt. In der Vergangenheit meldeten die Unternehmen
keinen Bedarf, können bei dieser Gelegenheit aber erneut dazu befragt werden.
Der
Kindergarten am Finanzamt ist kein Betriebskindergarten, sondern wird als
"normaler" städtischer Kindergarten betrieben.
In
der Vergangenheit bestand seitens größerer Hildener Unternehmen auch auf
städtische Nachfrage kein Interesse oder schlicht nicht die Möglichkeit
Betriebskindergärten zu führen. In den dicht bebauten Industriegebieten haben
zahlreiche Unternehmen keine geeigneten Flächen, um Kindergärten mit
passenden Außenflächen auf dem Betriebsgelände einzurichten. Auch
sicherheitsrelevante Gründe können eine besondere Hürde darstellen (z. B. bei
den Betrieben der chemischen Industrie wie Akzo Nobel). Die Herausforderung,
geeignete Flächen und Fachkräfte zu finden, besteht für die verschiedenen
Formen der Betreuungsreinrichtungen gleichermaßen.
2. Hildener
Unternehmen mit bestehenden Betriebskindergärten und deren Kooperationspartner
für die Trägerschaft als „Best Practice“-Ansprechpartner für andere Unternehmen gewinnen.
Eine
Vermittlung an die SPE Mühle bzw. Qiagen kann jederzeit erfolgen, wenn ein Unternehmen
Interesse bekundet.
3. in Erfahrung
bringen, ob hierzu aktuell Fördermöglichkeiten des Bundes oder Landes bestehen
Die
Zuschüsse für Betriebskindergärten sind identisch mit den Zuschüssen für die
übrigen Kindergärten. Alle erhalten die gleichen Landesmittel. Zusätzlichen
Zuschüsse bestehen nicht.
4. untersuchen,
inwieweit bestehende Bildungsstandorte zu Co-Living-Spaces werden können,
indem
Büroinfrastrukturen in unmittelbarer Nähe dazu angeboten werden. Hierfür sollen
sowohl
bestehende als auch
mögliche neue Infrastrukturen in die Untersuchung mit einbezogen werden.
Co-Living-Spaces
beschreiben üblicherweise ein gemeinschaftliches Wohnen auf Zeit in urbanen
Räumen. Das "Co" in Co-Living bedeutet Community, weshalb im Zentrum
des Wohnkonzeptes das Miteinander steht.
Co-Working-Spaces
sind zeitlich flexibel anmietbare Arbeitsplätze bzw. Arbeitsräume, die Menschen
verschiedenster Disziplinen sowie verschiedener Unternehmen oder auch
Soloselbständige miteinander teilen.
Co-Working-Spaces
werden entsprechend der Nachfrage überwiegend in Großstädten und teils in
Mittelstädten angeboten. In Hilden besteht ein Angebot an der Elberfelder
Straße 43.
https://coworkland.de/de/spaces/perk-innovation-gmbh
Zwei frühere Co-Working Spaces an der Schwanenstraße 22 und an der Bahnhofsallee 11 wurden mangels Auslastung nicht fortgeführt.
Darüber hinaus bestehen Angebote für einzeln anmietbare Büroräume in Hilden (z. B. Walder Straße, Dieselstraße, Im Hülsenfeld).
gez.
Dr. Claus Pommer
Bürgermeister