Beschlussvorschlag:
„Der Jugendhilfeausschuss nimmt die
Projektplanung PALME zur Kenntnis.“
Erläuterungen und Begründungen:
Im Jahre 2006 plant
das Amt für Jugend, Schule und Sport im Rahmen der Prävention erzieherischer
Hilfen ein neues Präventionsprojekt PALME,
das für „Präventionsgruppe für allein erziehende Mütter geleitet von ErzieherInnen“
steht.
Zurzeit wächst in Deutschland etwa ein
Fünftel aller Kinder unter 18 Jahren in einer Einelternfamilie auf. Der Anteil
der allein Erziehenden an den Familien mit Kindern in Deutschland steigt
ständig. Allein erziehende Mütter und ihre Kinder sind in Deutschland einem
hohen Armutsrisiko ausgesetzt. Darüber hinaus sind diese Mütter psychisch im
Durchschnitt stärker beeinträchtigt als verheiratete Mütter. Die ökonomischen,
psychosozialen und gesundheitlichen Belastungen allein erziehender Mütter
können sich auf das Wohlbefinden und Verhalten ihrer Kinder auswirken. Trotz
zahlreicher Hinweise auf eine erhöhte psychische Beeinträchtigung allein
erziehender Mütter und ihrer Kinder wurden bisher kaum Unterstützungskonzepte
für diese Zielgruppe entwickelt und evaluiert.
In
einer Arbeitsgruppe der Universität Düsseldorf unter Leitung von Herrn
Prof. Franz wurde seit 1998 eine bindungsorientierte, supportive
(unterstützende), lösungsorientierte Gruppenintervention für allein erziehende
Mütter entwickelt und evaluiert. Das Gruppenkonzept beinhaltete die Vermittlung
von Sachinformationen, eine emotionszentrierte Bearbeitung typischer Konfliktthemen
sowie übende Elemente für Mutter und Kind, verteilt auf 15 Gruppensitzungen à
90 Minuten. Die Ziele der Intervention bestanden darin, die allein erziehenden
Mütter in der Bewältigung ihrer Lebenssituation zu unterstützen und ihnen zu
helfen, die Mehrfachbelastung (Trennung der Eltern, Einschulung) zu mildern,
der ihre Kinder ausgesetzt waren. An einer Subgruppe allein erziehender Mütter,
die aus einer großen epidemiologischen Stichprobe (Schuleignungsuntersuchung
der Stadt Düsseldorf im Jahre 1999) gewonnen wurde und per Zufall auf die
beiden Gruppen „Interventionsgruppe“ und „Warte- bzw. Kontrollgruppe“
aufgeteilt wurden, wurde diese Gruppenintervention für allein erziehende Mütter
evaluiert.
Auffällig war, dass es sich bei der
untersuchten Interventions- und Kontrollgruppe im Mittel um deutlich psychisch
beeinträchtigte allein erziehende Mütter mit relativ hohem Sozialstatus handelte;
sozial schwächere allein erziehende Mütter, selbst bei hohem psychischen
Beeinträchtigungsgrad, waren zu einer Teilnahme an der Gruppenintervention eher
nicht zu motivieren. Die Beeinträchtigung der Mutter reduzierte sich sowohl in
der Kontroll- als auch in der Interventionsgruppe über die drei Messzeitpunkte
hinweg. Auch die Mutter-Kind-Beziehung aus Sicht des Kindes sowie das
Selbstkonzept des Kindes und seine Konzentrationsfähigkeit verbesserten sich
bei beiden Untersuchungsgruppen über die Messzeitpunkte. Eine Untersuchung des
Interventionseffektes ergab, dass die Mütter, die an der Intervention
teilnahmen, eine im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant verbesserte
Beziehung zu ihrem Kind sowie positive Veränderungen bzgl. ihrer Befindlichkeit
angaben. Die subjektive Zufriedenheit der Mütter in der Interventionsgruppe mit
dem Inhalt und dem Ablauf war sehr hoch. Besonders hilfreich wurde die
Möglichkeit bewertet, sich über wichtige Themen mit anderen allein erziehenden
Müttern austauschen zu können. Das Angebot einer Kinderbetreuung wurde von den
Müttern als sehr wichtig beurteilt. Annähernd alle Mütter gaben an, wieder an
einer ähnlichen Gruppe teilnehmen zu wollen bzw. diese Gruppe weiter zu
empfehlen.
Diese Ergebnisse
überzeugten die Fachverwaltung. PALME kann neue Impulse in Hilden im Rahmen der
Frühförderung von Kleinkindern setzen. Diesen Stadtteilschwerpunkt haben sich ebenfalls zwei Stadtteilarbeitskreise in
Hilden gesetzt. Ziel auch hier, die frühe mögliche Hilfe für Eltern von
Kleinkindern, um deren Start ins Leben unter optimalen Bedingungen gestalten zu
können.
Nachdem schon seit Jahren die Zahl der Kinder
aus getrennten Ehen wächst, lässt sich parallel auch beobachten, dass die Zahl
der Kinder von allein Erziehenden, die auf Hilfen zur Erziehung angewiesen
sind, stetig steigt. Sie bewegt sich um 50 %.
PALME bietet hier die einmalige Chance, im
Vorfeld Hilfen an betroffene Mütter zu vermitteln, damit es gar nicht erst zu gravierenden
Problemen in der Erziehung kommt.
Das Projekt wurde wie oben skizziert in der
Stadt Düsseldorf mit einer Testgruppe erfolgreich
begonnen und hat dann eine Bundesförderung
zur Fortsetzung der Forschung erhalten.
Prof. Franz suchte zur Fortsetzung der Forschung
Modellstädte. Eine Modellstadt ist Neuss und nun ab 2006 auch Hilden.
Im Dezember wird Herr Prof. Franz den Leitungen
der Hildener Kindertageseinrichtungen das geplante Projekt vorstellen. Es
werden daran anschließend 10 Personen als Multiplikatoren, davon 5 weibliche
und 5 männliche geschult. Alle Personen sollen möglichst in Kindertageseinrichtungen
oder vergleichbaren Einrichtungen beschäftigt sein. Diese geschulten Personen
sollen dann als Duo in anderen Kindertageseinrichtungen Müttergruppen von bis zu 10 Teilnehmern in 20
Sitzungen als Elternkurs selbst begleiten. Dabei erhalten die Frauen
Informationsmaterial, Ordner und auch
Hausaufgaben.
Das Projekt soll durch einen Projektbeirat
unterstützt werden, hierzu werden gerne der Vorsitzende und seine
Stellvertreterin des Jugendhilfeausschusses angefragt.
Das gesamte Projekt wird mit ca. 10.000 € aus
dem Budget „Erzieherische Hilfen“, Ambulante Erziehungshilfen, finanziert. Das
langfristige Ziel soll sein, die Einsätze der Hilfe zur Erziehung gerade in getrennten
Familien zu senken und damit letztlich Kosten im Budget „Erzieherische Hilfen“
zu sparen. Die begleitende Evaluation
wird dies später prüfbar machen.
Günter Scheib
Finanzielle Auswirkungen |
Ja |
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Haushaltstelle: 4558.000.7601 |
Bezeichnung: Ambulante Erziehungshilfen |
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Kosten Folgekosten |
vorgesehen im |
Haushaltsjahr |
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Mittel sind in der Haushaltsplanung 2006
enthalten. |
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Finanzierung: |
Sichtvermerk Kämmerer |
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