Betreff
Bericht zur Projektplanung PALME
Vorlage
WP 04-09 SV 51/071
Aktenzeichen
III/51 Pa
Art
Mitteilungsvorlage

Beschlussvorschlag:

 

„Der Jugendhilfeausschuss nimmt die Projektplanung PALME zur Kenntnis.“

 


Erläuterungen und Begründungen:

 

Im Jahre 2006 plant das Amt für Jugend, Schule und Sport im Rahmen der Prävention erzieherischer Hilfen ein neues Präventionsprojekt PALME, das für „Präventionsgruppe für allein erziehende Mütter geleitet von ErzieherInnen“ steht.

 

Zurzeit wächst in Deutschland etwa ein Fünftel aller Kinder unter 18 Jahren in einer Einelternfamilie auf. Der Anteil der allein Erziehenden an den Familien mit Kindern in Deutschland steigt ständig. Allein erziehende Mütter und ihre Kinder sind in Deutschland einem hohen Armutsrisiko ausgesetzt. Darüber hinaus sind diese Mütter psychisch im Durchschnitt stärker beeinträchtigt als verheiratete Mütter. Die ökonomischen, psychosozialen und gesundheitlichen Belastungen allein erziehender Mütter können sich auf das Wohlbefinden und Verhalten ihrer Kinder auswirken. Trotz zahlreicher Hinweise auf eine erhöhte psychische Beeinträchtigung allein erziehender Mütter und ihrer Kinder wurden bisher kaum Unterstützungskonzepte für diese Zielgruppe entwickelt und evaluiert.

 

In  einer Arbeitsgruppe der Universität Düsseldorf unter Leitung von Herrn Prof. Franz wurde seit 1998 eine bindungsorientierte, supportive (unterstützende), lösungsorientierte Gruppenintervention für allein erziehende Mütter entwickelt und evaluiert. Das Gruppenkonzept beinhaltete die Vermittlung von Sachinformationen, eine emotionszentrierte Bearbeitung typischer Konfliktthemen sowie übende Elemente für Mutter und Kind, verteilt auf 15 Gruppensitzungen à 90 Minuten. Die Ziele der Intervention bestanden darin, die allein erziehenden Mütter in der Bewältigung ihrer Lebenssituation zu unterstützen und ihnen zu helfen, die Mehrfachbelastung (Trennung der Eltern, Einschulung) zu mildern, der ihre Kinder ausgesetzt waren. An einer Subgruppe allein erziehender Mütter, die aus einer großen epidemiologischen Stichprobe (Schuleignungsuntersuchung der Stadt Düsseldorf im Jahre 1999) gewonnen wurde und per Zufall auf die beiden Gruppen „Interventionsgruppe“ und „Warte- bzw. Kontrollgruppe“ aufgeteilt wurden, wurde diese Gruppenintervention für allein erziehende Mütter evaluiert.

 

Auffällig war, dass es sich bei der untersuchten Interventions- und Kontrollgruppe im Mittel um deutlich psychisch beeinträchtigte allein erziehende Mütter mit relativ hohem Sozialstatus handelte; sozial schwächere allein erziehende Mütter, selbst bei hohem psychischen Beeinträchtigungsgrad, waren zu einer Teilnahme an der Gruppenintervention eher nicht zu motivieren. Die Beeinträchtigung der Mutter reduzierte sich sowohl in der Kontroll- als auch in der Interventionsgruppe über die drei Messzeitpunkte hinweg. Auch die Mutter-Kind-Beziehung aus Sicht des Kindes sowie das Selbstkonzept des Kindes und seine Konzentrationsfähigkeit verbesserten sich bei beiden Untersuchungsgruppen über die Messzeitpunkte. Eine Untersuchung des Interventionseffektes ergab, dass die Mütter, die an der Intervention teilnahmen, eine im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant verbesserte Beziehung zu ihrem Kind sowie positive Veränderungen bzgl. ihrer Befindlichkeit angaben. Die subjektive Zufriedenheit der Mütter in der Interventionsgruppe mit dem Inhalt und dem Ablauf war sehr hoch. Besonders hilfreich wurde die Möglichkeit bewertet, sich über wichtige Themen mit anderen allein erziehenden Müttern austauschen zu können. Das Angebot einer Kinderbetreuung wurde von den Müttern als sehr wichtig beurteilt. Annähernd alle Mütter gaben an, wieder an einer ähnlichen Gruppe teilnehmen zu wollen bzw. diese Gruppe weiter zu empfehlen.

 

Diese Ergebnisse überzeugten die Fachverwaltung. PALME kann neue Impulse in Hilden im Rahmen der Frühförderung von Kleinkindern setzen. Diesen Stadtteilschwerpunkt haben sich  ebenfalls zwei Stadtteilarbeitskreise in Hilden gesetzt. Ziel auch hier, die frühe mögliche Hilfe für Eltern von Kleinkindern, um deren Start ins Leben unter optimalen Bedingungen gestalten zu können.

 

Nachdem schon seit Jahren die Zahl der Kinder aus getrennten Ehen wächst, lässt sich parallel auch beobachten, dass die Zahl der Kinder von allein Erziehenden, die auf Hilfen zur Erziehung angewiesen sind, stetig steigt. Sie bewegt sich um 50 %.

 

 

 

PALME bietet hier die einmalige Chance, im Vorfeld Hilfen an betroffene Mütter zu vermitteln, damit es gar nicht erst zu gravierenden Problemen in der Erziehung kommt.

 

Das Projekt wurde wie oben skizziert in der Stadt Düsseldorf  mit einer Testgruppe erfolgreich begonnen  und hat dann eine Bundesförderung zur Fortsetzung der Forschung erhalten.

 

Prof. Franz suchte zur Fortsetzung der Forschung Modellstädte. Eine Modellstadt ist Neuss und nun ab 2006 auch Hilden.

 

Im Dezember wird Herr Prof. Franz den Leitungen der Hildener Kindertageseinrichtungen das geplante Projekt vorstellen. Es werden daran anschließend 10 Personen als Multiplikatoren, davon 5 weibliche und 5 männliche geschult. Alle Personen sollen möglichst in Kindertageseinrichtungen oder vergleichbaren Einrichtungen beschäftigt sein. Diese geschulten Personen sollen dann als Duo in anderen Kindertageseinrichtungen  Müttergruppen von bis zu 10 Teilnehmern in 20 Sitzungen als Elternkurs selbst begleiten. Dabei erhalten die Frauen Informationsmaterial, Ordner und auch  Hausaufgaben.

Das Projekt soll durch einen Projektbeirat unterstützt werden, hierzu werden gerne der Vorsitzende und seine Stellvertreterin des Jugendhilfeausschusses angefragt.

 

Das gesamte Projekt wird mit ca. 10.000 € aus dem Budget „Erzieherische Hilfen“, Ambulante Erziehungshilfen, finanziert. Das langfristige Ziel soll sein, die Einsätze der Hilfe zur Erziehung gerade in getrennten Familien zu senken und damit letztlich Kosten im Budget „Erzieherische Hilfen“ zu sparen.  Die begleitende Evaluation wird dies später prüfbar machen.

 

 

 

 

Günter Scheib

 


Finanzielle Auswirkungen

Ja

 

Haushaltstelle:

4558.000.7601                         

Bezeichnung:

Ambulante Erziehungshilfen

Kosten                                    

 

Folgekosten                             

vorgesehen im

 

 

Haushaltsjahr

 

 

Mittel  sind in der Haushaltsplanung 2006 enthalten.

Finanzierung:    

Sichtvermerk Kämmerer