- Informationen zum Hamburger BHKW und Berliner BHKW -
Beschlussvorschlag:
„Der Ausschuss für Umwelt- und Klimaschutz nimmt die Ausführungen der Verwaltung zum Hamburger Blockheizkraft und Berliner Blockheizkraftwerk zur Kenntnis.“
Erläuterungen und Begründungen:
Die SPD-Fraktion hat in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt- und Klimaschutz vom 22.02.2010 den als Anlage beigefügten Antrag gestellt.
Einleitend einige grundsätzliche Ausführungen zur Funktionsweise und zur Wirtschaftlichkeit eines Blockheizkraftwerks (BHKW):
Grundvoraussetzung für einen wirtschaftlichen Betrieb von BHKW ist neben einem vorhandenen Strombedarf auch ein über das ganze Jahr möglichst kontinuierlicher Wärmebedarf. Dabei ist eine Laufzeit des BHKW von mindestens 5000 h/Jahr anzustreben. Das entspricht einer Betriebszeit von ca. 13,5 h/Tag.
Die Leistung eines BHKW ist am Wärmebedarf der Warmwasserbereitung im Sommerhalbjahr auszurichten und kann im Bereich von 10 % bis etwa 30 % des benötigten Gesamtwärmebedarfs (Spitzenleistung) liegen. Der verbleibende Wärmebedarf muss durch einen Heizkessel gedeckt werden, der allerdings zusätzliche Kapital- und Betriebskosten verursacht. Der anfallende Strom sollte möglichst selbst genutzt werden können. Prinzipiell besteht zwar die Möglichkeit des Stromverkaufs, wegen des geringeren Erlöses wird jedoch mit jeder verkauften Kilowattstunde Strom die Wirtschaftlichkeit verschlechtert. Bei einer Wirtschaftlichkeitsberechnung geht man derzeit von einer Lebensdauer von etwa 10 Jahren aus
Der Ertrag des BHKW- Einsatzes ergibt sich aus
▪ den eingesparten Strombezugskosten (vermiedener
Strombezug),
▪ dem evtl. Erlös aus dem Stromverkauf (Überschuss) an den
Stromversorger (Zuschläge ergeben sich aus dem KWK- Gesetz),
▪ den vermiedenen Netznutzungsentgelten (die Durchleitung von
Strom der Vorlieferanten durch das Netz des regionalen Stromversorgers
verringert sich),
▪ der erstatteten Mineralölsteuer (z.B. Brennstoff Erdgas für
BHKW ist mineralölsteuerbefreit)
▪ der vermiedenen Stromsteuer und
▪ ggf. den Einsparungen für Brennstoff und Hilfsenergie der
konventionellen Wärmeerzeugung.
Vom Ertrag sind die
jährlichen Betriebskosten, verursacht durch den Einsatz des BHKW, also die
▪ Brennstoffkosten,
▪ Hilfsenergiekosten (Eigenbedarf),
▪ Schornsteinfegergebühren,
▪ ggf. Versicherungen und
▪ die Instandhaltungs- und Wartungskosten
abzuziehen.
Dieses Betriebsergebnis
des BHKW- Einsatzes ist um die jährlichen Kapitalkosten für die
▪ Anschaffung des BHKW,
▪ ggf. eines Pufferspeichers,
▪ den Umbau einer Abgasanlage,
▪ den hydraulischem Umbau der Anlage (hydraulischer Abgleich
sowie
▪ der Maßnahmen zur Stromeinspeisung
zu mindern.
Zu den angefragten BHKW-Typen kann folgendes ausgesagt werden:
1. Hamburger BHKW
Bei dem Hamburger BHKW handelt es sich um das sog. „ZuhauseKraftwerk“, welches in Kooperation von LichtBlick und VW vertrieben wird. LichtBlick ist ein unabhängiger bundesweiter Energieanbieter für Ökostrom und Gas; VW ist ein Automobil Hersteller mit Sitz in Wolfsburg.
Wirkungsprinzip des Hamburger BHKW ist, dass die einzelnen dezentralen, intelligent gesteuerten BHKWs miteinander vernetzt werden. Dies können bis zu 100.000 Stück sein, die zentral gesteuert durch LichtBlick Hamburg dann Strom erzeugen, wenn die Nachfrage hoch und das Angebot gering ist. Betrieben werden diese BHKW’s ausschließlich mit durch LichtBlick geliefertem Gas.
Der Vertrieb für das BHKW ist in Hamburg angelaufen und startete im April 2010 auch in Berlin und in der Region Wolfsburg, Braunschweig und Salzgitter. Die ersten Installationen dieser BHKW werden in Hamburg im Sommer 2010 vorgenommen, in Berlin und der Region Wolfsburg, Braunschweig und Salzgitter ab Oktober 2010. In 2011 soll der Vertrieb dann Schritt für Schritt auf weitere Regionen ausgeweitet werden.
2. Berliner-
BHKW
Beim Berliner BHKW handelt es sich um ein so genanntes Micro-BHKW, dessen
elektrische Leistung 1 kW beträgt, die thermische Leistung 7 KW. Ein
großvolumiger Pufferspeicher ergänzt in der Regel die
Wärmeversorgung. Bevorzugtes Einsatzgebiet sollen Einfamilienhäuser sein. Vertriebsbereich
ist der Berliner Raum.
Zusammenfassung und Wertung
Der Einsatz von BHKW-Modulen für
Heizung, Brauchwasserbereitung und zur Stromerzeugung scheint naheliegend und
effizient. Doch wegen des gleichzeitigen Anfalls von Strom und Wärme in oft
nicht bedarfsgerechter Höhe sind wirtschaftliche Einsatzgrenzen zu beachten.
Besonders dort, wo Strom und Wärme möglichst
zeitgleich benötigt werden, ist der Einsatz von BHKW ökonomisch und ökologisch
unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen (KWK- Gesetz interessant. Einen
entsprechenden Strom- und Wärmebedarf als Grundlast (z. B. Warmwasserbereitung)
findet man das gesamte Jahr in der Regel in:
- Hotels,
Pensionen, Restaurants, Heimen, Sanatorien, Krankenhäusern, Rehabilitationseinrichtungen
- Schwimmbädern
- Gewerbebetrieben,
wie z. B. Fleischereien, Wäschereien, Autowaschanlagen, Brauereien
- Mehrfamilienhäusern,
Wohnsiedlungen mit Nahwärmsystem
- landwirtschaftlichen
Betrieben
Sehr gut lassen sich BHKW auch einsetzen,
wenn für Kälteprozesse Wärme genutzt werden kann, z. B. mit
Absorptionskältemaschinen. Dies kann der Fall sein in Supermärkten und Einkaufszentren
sowie in bestimmten Gewerbebetrieben.
Nur bedingt geeignet sind
▪ alle anderen zentral beheizten
Gebäude.
Da viele durch die Stadt Hilden bewirtschaftete Gebäude
nicht die o. g. Rahmenbedingungen eines über das gesamte Jahr gleichbleibenden
und ausreichenden Grundbedarfs (z.B. Schulen und Turnhallen wegen des
diskontinuierlichen Bedarfes (Ferien), keine zentrale Warmwasserversorgung)
erfüllen, ist dort eine Installation nicht zu empfehlen. Hier sei auch der
Artikel „Erfahrungen aus Sanierungsprojekten der Energieforschung“ des BINE
Informationsdienst der FIZ Karlsruhe GmbH, welche vom Bundesministerium für
Wirtschaft und Technologie gefördert und auch über die Energieagentur Wuppertal
verbreitet wird, zitiert: “Ein BHKW ist nicht
geeignet, da eine Schule keinen kontinuierlichen Stromverbrauch aufweist und im
Sommer keine Wärme benötigt“.
Der
Einsatz in anderen durch die Stadt Hilden bewirtschafteten Gebäuden sollte
individuell geprüft werden.
Die Stadtwerke Hilden erklärte auf Anfrage, dass derzeit
keine BHKW-Einbauten oder Kopplungen von BHKW´s geplant sind. Eine individuelle
Zusammenarbeit beim gewünschten Einbau eines BHKW sei aber möglich.
gez. Horst Thiele
Bürgermeister