Betreff
Entwicklung der Hauptschule in Hilden
- Auswirkungen auf die Mensaplanung
Vorlage
WP 09-14 SV 51/017
Aktenzeichen
III/51-Au
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag:

Der Rat der Stadt Hilden beschließt nach Vorberatung im Ausschuss für Schule und Sport:

1.      Der geplante Mensabau an der Theodor-Heuss-Hauptschule wird vorerst nicht errichtet.

2.      Die Anmeldezahlen für das nächste Schuljahr und die weitere Entwicklung der Schullandschaft werden abgewartet und zur Grundlage der weiteren Planung und Beratung gemacht.

3.      Die Essensversorgung erfolgt weiterhin im Jugendzentrum Area 51. Es wird dazu ein neues Konzept entwickelt, welches aufzeigt, wie der hohe logistische Aufwand bewältigt werden kann.

 

 

 


 

Erläuterungen und Begründungen:

 

 

Bisherige Entwicklung der Hildener Hauptschullandschaft:

 

Die Hildener Hauptschullandschaft

 

Die stetig geringer werdende Übergangsquote und die damit verbundene Schülerzahlentwicklung führten dazu, dass im März 2007 auf Initiative der Bezirksregierung der Beschluss zur Auflösung der Albert-Schweitzer Hauptschule gefasst werden musste. Zu diesem Zeitpunkt hatten beide Hauptschulen in Hilden schon seit einigen Jahren nur noch eine Eingangsklasse bilden können. Ab dem Schuljahr 2007/2008 wurden an der Schule keine neuen Schüler mehr aufgenommen. Zum Schuljahr 2009/2010 wurde der Schulbetrieb eingestellt und die Schule geschlossen.

Seit dem laufenden Schuljahr besteht lediglich eine Hauptschule, die Theodor-Heuss-Hauptschule (THS), am Standort Furtwänglerstr.

 

 

Von der Halbtagsschule zum Ganztag:

 

Im Jahr 2006 startete das Land die „Qualitätsoffensive für Hauptschulen“, die den Umbau der klassischen Halbtagsschule in den Ganztagsbetrieb vorsah.

Da beide Hildener Hauptschulen ein verstärktes Interesse zur Einführung des Ganztages bekundeten und auch der Schulträger diese Entwicklung begrüßte, erfolgte in der Ratssitzung vom 5.4.2006, nach Vorberatung im ASSS am 21.03.2006 der Beschluss zur Umwandlung der Hauptschulen in Ganztagshauptschulen. Beide Schulen konnten in der ersten Genehmigungsphase nicht berücksichtigt werden.

 

Einem erneuten Antrag zur Umwandlung der verbliebenen Theodor-Heuss-Hauptschule in eine Ganztagsschule wurde zum Schuljahr 2008/2009 stattgegeben. Die in jenem Schuljahr gebildeten zwei Eingangsklassen wurden sodann im rhythmisierten Ganztagsbetrieb, inklusive Mittagsverpflegung im Area 51, beschult. Die Gestaltung des Ganztages erfolgt dabei in enger Kooperation mit dem Sachgebiet Jugendförderung des Amtes für Jugend, Schule und Sport. Eine umfängliche Konzeption für eine gemeinsame Bildungspartnerschaft von Schule und Jugendförderung wurde in der Sitzung des ASSS am 11.12.2008 vorgestellt (SV 51/376).

 

 

Ursprüngliche Mensaplanung

 

Die THS verfügt über ein für den Ganztag grundsätzlich ausreichendes Raumangebot. Weder für den Unterricht, noch für außerschulische Angebote müssen zusätzliche Räumlichkeiten geschaffen werden. Ergänzt wird das schulische Raumprogramm durch die Ressourcen des städtischen Jugendzentrums Area 51, welches auf dem Gelände der Hauptschule liegt. Im Area 51 wird derzeit die Verpflegung der Schüler der 5. und 6 Klasse gewährleistet.

 

Das Land NRW legte im vergangenen Jahr das so genannte 1000 Schulen Investitionsprogramm auf. Pro Ganztagsschule stellt das Land hierbei 100.000 € zur Schaffung von Mensen und Aufenthaltsräumen zur Verfügung. Von den Kommunen wird ein Eigenanteil in mindestens gleicher Höhe erwartet.

An dieses Programm anknüpfend, beauftragte das Amt für Gebäudemanagement das Architekturbüro Pagelhenn, einen Mensabau für die Theodor-Heuss-Hauptschule zu konzipieren. Die Planungen sahen vor, auf einer Bruttogeschossfläche von 612 m² 120 Schülerplätze im Mensabereich und ein Foyer von 102 m² zu schaffen.

Die zum damaligen Zeitpunkt veranschlagten Kosten beliefen sich auf 1,7 Millionen €. Nach der entsprechenden Vorberatung im Ausschuss für Schule, Sport und Soziales stimmte der Rat der Stadt in seiner Sitzung am 17.12.2008 dieser Planung zu.

 

 

Angepasste Mensaplanung

 

Nachdem die Anmeldezahlen im Februar 2009 auf zunächst nur 19 Schülerinnen und Schüler sanken (Stand 30.10. 23 Schüler), also die erwartete Zweizügigkeit nicht realisiert werden konnte und auch die Bildung einer Eingangsklasse kurzfristig fraglich erschien, wurde die Mensaplanung modifiziert.

Mit Schreiben vom 27.02.2009 wurden die Fraktionen über die vorläufigen Anmeldezahlen informiert und die Mensaplanung wurde in der Folge den aktuellen Gegebenheiten angepasst. Die neue Planung sah einen Umbau innerhalb der bestehenden Kubatur vor, welche mit Finanzmitteln in Höhe von 700.000 € realisiert werden könnte.

 

Die veränderte Planung wurde vom Rat in seiner Sitzung am 24.06.2009 beschlossen. Mit der Abwicklung der Maßnahme wurde die IGH - Infrastrukturgesellschaft Hilden – beauftragt.

 

 

Aktueller Stand der Planung und Durchführung des Mensabaues

 

Der Zeitplan der derzeitigen Mensaplanung sieht wie folgt aus:

4    bis 15.11.2009    Fertigung der Genehmigungsplanung als Grundlage für den Bauantrag

4    bis 15.12.2009    Ausstellung der Baugenehmigung

4    bis 31.01.2010    Fertigung der Leistungsbeschreibungen, Einholung von Angeboten, Nachverhandlungen, Auftragsvergaben

4    ab 01.02.2010 - Durchführung der Baumaßnahme

 

Anhand der Zeitschiene wird deutlich, dass der Baubeginn vor den Anmeldungen zum Schuljahr 2010/2011 liegt, welche vom 22. bis 26. Februar erfolgen werden.

 

 

Schülerzahlentwicklung

 

Die Schülerzahlen sind bedingt durch den demographischen Wandel seit Jahren in der Tendenz rückläufig. Die in den vergangenen Jahren noch durch stärkere Schwankungen gekennzeichnete Schülerzahlentwicklung weist eine sinkende Tendenz auf.

 

Neben einer stetig abnehmenden Schülerzahl kommt es zu einer rapide absinkenden Übergangsquote zur Hauptschule (siehe Tabelle 1).

Waren es im Schuljahr 2001/2002 noch 17,3% der Schüler, die von der Grundschule an die Hauptschule wechselten, hatte sich im Schuljahr 2005/2006 die Quote bereits mehr als halbiert (8,1%). Im aktuellen Schuljahr 2009/2010 hat eine erneute Reduktion um fast die Hälfte stattgefunden. Die aktuelle Übergangsquote liegt derzeit bei 4,7%, d.h. 24 Kinder besuchen die 5. Klasse der Theodor-Heuss-Schule.

 

Schuljahr

Schülerzahl gesamt

Schüler an HS

Übergangs-quote

2001/2002

632

109

17,3%

2002/2003

574

79

13,8%

2003/2004

611

91

14,9%

2004/2005

507

55

10,8%

2005/2006

479

39

8,1%

2006/2007

473

34

7,2%

2007/2008

562

40

7,1%

2008/2009

536

40

7,5%

2009/2010

508

24

4,7%

Tabelle 1_ Schülerzahlen und Übergangsquoten Hauptschule ab Schuljahr 01/02 bis 09/10

 

Festzustellen ist, dass sich der erhoffte Schülerzuwachs durch die Einführung des Ganztagsbetriebes bislang nicht bestätigte.

 

Die Erfahrungen der letzten 9 Schuljahre lassen eine recht valide Prognose hinsichtlich der künftigen Übergangsquote zu. Es muss davon ausgegangen werden, dass die Übergangsquote auf dem derzeitigen Niveau stagniert, bzw. noch weiter sinkt.

 

Orientiert man sich an der aktuellen Übergangsquote und setzt diese in Relation zu den Gesamtschülerzahlen, ergibt dies für die künftigen Jahre folgendes Bild (siehe Tabelle 2):

 

Schuljahr

Schülerzahl gesamt

Übergangs-quote

Schüler an HS Klasse 5

2010/2011

485

4,7%

22,8

2011/2012

465

4,7%

21,9

2012/2013

466

4,7%

21,9

2013/2014

466

4,7%

21,9

2014/2015

415

4,7%

19,5

2015/2016

494

4,7%

23,2

2016/2017

456

4,7%

21,4

2017/2018

471

4,7%

22,1

2018/2019

446

4,7%

21,0

Tabelle 2_ Schüler in Eingangsklasse der HS, bei Übergangsquote 4,7% bis 2018/2019

 

Weitere Faktoren, welche die Schülerzahl verstärken oder verringern, können nicht prognostiziert und einbezogen werden. Dazu zählen unter anderem die Anzahl der Kinder, die am Ende der 4. Klasse in die Förderschule wechseln und etwaige Zu- und Wegzüge.

 

Unterstellt man eine Stabilisierung der Übergangsquote wird deutlich, dass die künftigen Eingangsklassen in den kommenden Jahren immer um einen Wert von ca. 21-22 Schülern liegen werden.

Um eine Eingangsklasse bilden zu können, sind gemäß § 6 Abs. 4 der Verwaltungsvorschriften zur VO zu § 93 Abs. 2 Schulgesetz (AVO-Richtlinien 2007/08 AVO-RL) mindestens 18 Schülerinnen und Schüler erforderlich.

Diese Zahl wird laut Prognose in den kommenden Jahren knapp erreicht. Bereits marginale Veränderungen der Rahmenbedingungen (Abnahme der Grundschulempfehlungen für die Hauptschule, verstärkte Aufnahme an der Gesamtschule, Wegzug von Familien etc.) könnten zu einer weiteren Reduktion der Übergangsquote und somit zu einer  Unterschreitung der erforderlichen Mindestzahl führen.

 

Schüler- und Hauptschulentwicklung im Kreis und im Land

 

Die Hildener Entwicklung ist in ihrem Ausmaß sicherlich deutlicher als in anderen Kommunen, liegt jedoch im bundes- und landesweiten Trend.  Lag die Übergangsquote im Land zu Beginn des Jahrtausends noch bei ca. 20%, so sank die Quote im laufenden Schuljahr auf 14,5%. In 73 Kommunen in NRW lag im Schuljahr 2008/9 die Übergängerquote zur Hauptschule bereits unter zehn Prozent.

 

Ähnliche Entwicklungen sind im Kreis Mettmann zu beobachten, wobei es deutliche stadtspezifische Unterschiede gibt. Abbildung 1 zeigt den Rückgang der Hauptschüler im Kreis Mettmann im Zeitfenster ab dem Schuljahr 2001/2002.

 

Abbildung 1: Entwicklung der Hauptschulschülerzahlen im Kreis Mettmann seit 2001/2002

 

Dieser Abwärtstrend macht sich auch in Schulschließungen bemerkbar. Von den zu Beginn des Zeitraums bestehenden 16 Hauptschulen wurden Anfang diesen Schuljahres zwei geschlossen (Hilden und Ratingen). Zum Ende des laufenden Schuljahres stehen zwei weitere Hauptschulen zur Schließung an (Velbert und Heiligenhaus). Die einzig verbleibende Hauptschule in Ratingen ist ebenfalls im nächsten Schuljahr von einer Schließung bedroht.

 

Die Übergangsquoten im Kreis liegen zwischen 2% und dem Landesdurchschnitt von aktuell 14,5%.

 

Der gerade veröffentlichte Bildungsreport NRW bestätigt den Trend, dass immer weniger Schüler auf die Hauptschule gehen. Im Vergleich zum Schuljahr 2008/2009 ist die Übergangsquote um 7,1% landesweit gesunken und hat mit rund 216.000 Schülern einen Tiefstand erreicht. Im Jahr1980 wechselten noch über 40% der Viertklässler zur Hauptschule, heute sind es 14,5%. Die Übergangsquoten zeichnen allerdings ein auffällig heterogenes Bild: während in den kreisfreien Städten teilweise nur noch 3 – 5% zur Hauptschule wechselten, sind es im Sauerland noch bis 28%. Auch im Kreis Mettmann gibt es deutliche Unterschiede.

 

Die Bertelsmannstiftung hat in ihrer aktuell publizierten Studie richtigerweise darauf hingewiesen, dass der Druck auf die Schulform Hauptschule weiter wachsen wird. Nach der Landtagswahl ist demzufolge mit neuen schulreformerischen Überlegungen und gesetzlichen Änderungen des jetzt dreigliedrigen Schulsystems zu rechnen.

 

Die Unsicherheitsfaktoren der Hauptschulentwicklung in Hilden sind größer geworden.

 

Aus diesem Grund schlägt die Verwaltung folgende Vorgehensweise vor:

 

1.      Der geplante Mensabau an der Theodor-Heuss-Hauptschule wird vorerst nicht errichtet.

2.      Die Anmeldezahlen für das nächste Schuljahr und die weitere Entwicklung der Schullandschaft werden abgewartet und zur Grundlage der weiteren Planung und Beratung gemacht.

3.      Die Essensversorgung erfolgt weiterhin im Jugendzentrum Area 51. Es wird dazu ein neues Konzept entwickelt, welches aufzeigt, wie der hohe logistische Aufwand bewältigt werden kann.

 

 

 

 

Horst Thiele

 



Finanzielle Auswirkungen

 

Produktnummer

011302/011303

Bezeichnung

Neubau einer Mensa

Investitions-Nr.:

 

 

Mittel stehen zur Verfügung:

 

 

 

Haushaltsjahr:

2009

 

 

 

Der Mehrbedarf besteht für folgendes Produkt:

Kostenstelle

Kostenträger

Konto

Betrag €

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Deckung ist durch folgendes Produkt gewährleistet:

Kostenstelle

Kostenträger

Konto

Betrag €

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Finanzierung:

 

Die bisher entstandenen Aufwendungen für die Planungen etc. sind an die Infrastrukturentwicklungsgesellschaft Hilden mbH zu erstatten, weil es aus „NKF-Gesichts-punkten“  keine Investition mehr ist. Die Kosten werden zurzeit ermittelt.

Ggfl. muss der Beschluss in der Ratssitzung am 16. Dezember 2009 hinsichtlich einer überplanmäßigen Mittelbereitstellung erweitert werden.  

 

 

Vermerk Kämmerer:

 

 

Gez. Klausgrete

 

 

 



Personelle Auswirkungen

Nein