Erläuterungen zum
Antrag:
Hildener
Kindertageseinrichtungen verzeichnen weiterhin hohe Ausfallzeiten, aufgrund von
fehlendem Personal, die damit nicht nur Quantität und Qualität der
Kinderbetreuung beeinträchtigen, sondern auch schwerwiegende Auswirkungen auf
die betroffenen Familien haben. Darüber hinaus belastet der Personalmangel auch
die Bestandbelegschaft, die weiterhin an zu großen Gruppengrößen leiden und die
Situation als sehr belastend empfinden.
Die Träger sind nach
dem KiBiz verpflichtet, für eine regelmäßige Betreuung und Förderung der Kinder
zu sorgen. Dennoch werden auch in den nächsten Jahren viele Kinder keinen
Betreuungsplatz finden sowie auch die regelmäßige Betreuung der Kinder nicht
sichergestellt werden kann.
Zu keinem Zeitpunkt
dürfen dringend benötigte KiTaneubauten an dem Argument des fehlenden Personals
scheitern.
Nach Gesprächen mit
zahlreichen Erziehern und Erzieherinnen im Stadtgebiet, sehen wir strukturellen
Verbesserungsbedarf, den wir angehen möchten, da sich unsere Kommune
unweigerlich im Wettbewerb mit den Nachbarkommunen befindet.
Wir bitten den
Jugendhilfeausschuss und den Rat der Stadt Hilden um entsprechende
Beschlussfassung.
Mit freundlichem Gruß,
Michael Hirsch-Herda
(Vorsitzender des Jugendamtselternbeirat)
Antragstext:
Maßnahmenpaket 1 zur Attraktivitätssteigerung
und verbesserten Mitarbeiterakquise
im Bereich der pädagogischen Fachkräfte
Nicht zuletzt die
Diskussionen um die KiTa Lortzingstraße dürfte erneut aufgezeigt haben, dass
Hilden Probleme hat: a.) zeitnah genügend geeignetes Fachpersonal einzustellen/zu
finden und b.) dieses Fachpersonal im ausreichenden Maße an die Stadt zu binden
bzw. altersbedingten Abgänge adäquat zu kompensieren, was bereits zur
politischen Infragestellung weiterer, dringend benötigter Neubauprojekte im
Kitabereich geführt hat. Da sich Quantität und Qualität der Betreuung
unweigerlich bedingen und das Thema des Personalmangels im Hildener Kitabreich
bereits vor Corona eine außerordentliche und dominierende Rolle gespielt hat
sowie auch bundesweit weiterhin eine dominierende Rolle spielen wird und sich
der Bedarf in den nächsten Jahren noch einmal deutlich erhöhen wird, stellt der
Jugendamtselternbeirat der Stadt Hilden folgenden Antrag:
Der Jugendhilfeausschuss beauftragt die
Verwaltung
1. mit
der kurzfristigen Einführung einer neuen, dezidierten Homepage, die sich
ausschließlich
an
Erzieher und Erzieherinnen richtet und als zentrales, übersichtliches, leicht
auffindbares Hub für aktuelle Stellenangebote, Vorstellung der einzelnen KiTas
und Konzepte sowie zur Vorstellung als Arbeitgeber eignet. Dieser Hub soll
zudem in Zusammenarbeit mit den einzelnen Trägern als weiteres, zentrales
Element zur Stellenfindung in Hilden dienen. Der Hub ist nicht als Webpage im
Rahmen des Internetauftritts der Stadt zu verstehen, sondern bekommt eine
eigenständige Domain. Die Anforderungen an die Seite möchten wir wie folgt
beschreiben:
a.)
übersichtlich gestaltet
b.)
freundliches, einladendes
Design
c.)
Einbettung von Mediencontent
wie Video und Bildern des potentiellen Arbeitsplatzes, so dass die
Interessenten sich ein umfassendes Bild machen können und direkt angesprochen werden.
Es soll über virtuelle 3D Begehung der jeweiligen Kitas nachgedacht werden.
d.)
Ausreichende Einbettung in
verschiedene Suchmaschinenalgorithmen.
e.)
Schaffung eines ausreichenden
und leicht auffindbaren Feedbackkanals, was sowohl den Hub betrifft, als auch
den Bewerbungsprozess an sich,
2. Zur
Ausarbeitung und Ausführung einer Imagekampagne, die sich der Eröffnung des
Hubs anschließt oder dieser vorausgeht. Diese soll ebenfalls auf dem Hub
dargestellt werden,
3. Der
Schaffung eines sofortigen Feedbackkanals bei Bewerbungseingang. Aktuell gibt
es kein unmittelbares und nur ein stark zeitverzörgertes Feedback nach
abgeschickter Bewerbung, was zur kritischen Unsicherheit und Umorientierung der
Bewerberin/ des Bewerbers führen kann und bereits geführt hat. Die Bewerber und
Bewerberinnen müssen sofort bei Bewerbungseingang adäquat abgeholt und betreut
werden.
4. Mit
der Vereinfachung des Bewerbungs- und der Schaffung eines
Speedbewerbungsprozesses. Die Einstiegshürde wird so vereinfacht und
komfortabler gestaltet. Die Userexperience steigt. Zudem würde man sich an
andere Träger und die Marktsituation anpassen.
5. Zur
Nutzung aller populären Bewerbungsportale wie zum Beispiel Stepstone bei Ausschreibung
der Stellen im fachpädagogischen Bereich und unter Einbezug aller sozialen
Netzwerke
6. Die
allgemeine Beschleunigung der Prozesse in den Fokus zu nehmen. Beispielsweise
benötigt
die Ausarbeitung und Aushändigung der Arbeitsverträge aktuell eine zu lange
Zeitperiode, die zu erstem Frust mit dem Arbeitgeber führen könnte bzw. auch
schon zu Nichtantritten geführt hat.
Stellungnahme der
Verwaltung:
Die Akquise und Personalbindung von erzieherischem Personal in den städtischen Kindertagesstätten steht im Fokus der Personalverwaltung sowie des Fachamtes und wird bereits mit unterschiedlichen Strategien und Instrumenten begleitet, die im Folgenden dargestellt werden.
Die Verwaltung sieht derzeit nicht das Problem, die Rekrutierung erfolgreich abzuschließen und den benötigten Stellenumfang gemäß KiBiz vertraglich zu vereinbaren. Vor größere Herausforderungen und für die Eltern durch Leistungseinschränkungen wie z. B. Gruppenzusammenlegungen sowie im Einzelfall verkürzte Betreuungszeiten bemerkbar sind eine ansteigende Fluktuation sowie kurzfristige und daher schwer zu kompensierende Krankheitsausfälle. Diese Problemstellung lässt sich nicht mit dem vorgeschlagenen Maßnahmenpaket im Bereich der Rekrutierung auflösen. Hier sind weitere Maßnahmen der Mitarbeitendenbindung und des Betrieblichen Gesundheitsmanagements zu ergreifen. Gegen eine vor dem Hintergrund des Wertewandels sinkende Arbeitgebertreue und hierdurch bedingte häufigere Arbeitgeberwechsel helfen aber auch die in diesem Kontext zu treffenden Maßnahmen nicht vollumfänglich.
Zu den einzelnen Antragspunkten wird wie folgt Stellung genommen:
Zu Ziffer 1)
Die Einführung einer zusätzlichen neuen Webseite, die sich ausschließlich an Erzieher*innen richtet, ist nicht zielführend. Die Verwaltung würde hiermit redundante Strukturen schaffen, die einen deutlich erhöhten Pflegeaufwand verursachen. Letztlich würde bei gleichem Ressourcen-Einsatz (personelle Kapazitäten in der Personalverwaltung und im Fachamt) weniger Output erzielt werden. Zudem wäre angesichts geringerer Zugriffszahlen und damit verbundener Suchalgorithmen im Gegensatz zur städtischen Webseite und zum städtischen Karriereportal unklar, wie potenzielle Bewerber*innen diese Website / dieses Portal auffinden würden.
Die im Antrag benannten Anforderungen werden auch mit der bisherigen Infrastruktur bedient:
Erst vor kurzem hat die Stadt mit viel Aufwand den Launch der neuen städtischen Webseite durchgeführt. Direkt über die Startseite der städtischen Webseite kommt man über einen prominent platzierten Button zu den städtischen Stellenangeboten auf dem Karriereportal. Das Karriereportal wird im laufenden Betrieb und ohne zusätzliche Ressourcen aktuell überarbeitet. Es ist geplant, mehr Informationen über eine Beschäftigung bei der Stadt und die damit verbundenen Benefits darzustellen. Es ist weiterhin beabsichtigt, Mitarbeitendenvideos zu drehen und auf dem Karriereportal einzubinden. Der Bereich des erzieherischen Personals in Kindertagesstätten soll selbstverständlich dort vertreten sein.
Das Karriereportal ist Spiegelbild der bei der Stadt Hilden eingesetzten Bewerbungsmanagement-Software Rexx-Recruitment. Die in der Software hinterlegten Stellenausschreiben werden automatisch in das Karriereportal eingebunden. Die Software der Firma Rexx bietet die Funktionalität, dass alle gängigen Suchalgorithmen automatisch angesprochen werden. Googelt man beispielsweise den Begriff „Erzieherin Hilden“, taucht die Dauerausschreibung für erzieherisches Personal direkt auf. Gibt man den Begriff „Stellenangebote Erzieherin“ von einem PC oder Handy mit Standort Hilden ein, tauchen die Stellenangebote von Hilden ebenfalls direkt auf. Die Software greift auf ca. 20 Suchmaschinen, z. B. Indeed, Kimeta usw. zu.
In jeder Stellenausschreibung sind sowohl Ansprechpartner*innen des Fachamtes als auch der Personalverwaltung genannt und stehen potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern für Rückfragen und Feedback zur Verfügung. Die personellen Kapazitäten für die Auswertung und Beantwortung eines Feedbackkanals sind nicht vorhanden, Nicht-Reaktion führt zu Unzufriedenheit der Nutzenden.
Es geht häufig sehr positives Feedback der Bewerbenden zum Bewerbungsprozess ein.
Zu Ziffer 2)
Aktuell ist keine Imagekampagne geplant. Hierfür müssten deutlich größere Ressourcen eingeplant werden, entweder über das Personalkostenbudget in Form von Stellenanteilen mit entsprechenden fachlichen Anforderungen oder als Sachmittel mittels externer Vergabe an eine Medienagentur.
Zu Ziffer 3)
Es gibt aktuell keine zeitliche Verzögerung beim Bewerbungseingang. Bei Bewerbung via Online-Bewerbung über das Karriereportal erfolgt unmittelbar nach Absenden der Bewerbung eine automatische, individualisierte Systembestätigung über den Bewerbungseingang. Bei im Einzelfall notwendiger manueller Nachpflege der Bewerbung, z. B. bei Einreichung via Post oder E-Mail, durch den Personalservice wird ebenfalls sofort nach Nachpflege eine Eingangsbestätigung versendet. Stellenbesetzungsverfahren werden sehr beschleunigt durchgeführt. Noch vor Ende der Bewerbungsfrist werden Auswahlgespräche terminiert und umgehend nach Beendigung der Bewerbungsfrist entweder bei ausreichender Eignung zum Gespräch eingeladen oder eine Absage versendet. Bewerbende werden abgeholt: Gespräche und Hospitationsangebote, um Kitas und Konzepte kennenzulernen. Dies dient auch der Mitarbeitendenbindung.
Zu Ziffer 4)
Die Anforderungen an Stellenbesetzungsverfahren im öffentlichen Dienst, garantiert durch Art. 33 Absatz 2 des Grundgesetzes, sind auch bei Auswahlverfahren für Beschäftigte in Kindertagesstätten einzuhalten. Damit kommt z. B. ein Speedbewerbungsprozess nicht in Frage, da er z. B. die Nichteinhaltung von Bewerbungsfristen o. Ä. konterkarieren würde. Wie oben bereits beschrieben, werden die Stellenbesetzungsverfahren sehr beschleunigt und bewerber*innenorientiert durchgeführt.
Zu Ziffer 5)
Die Stellenausschreibungen werden entsprechend der zur Verfügung stehenden Ressourcen größtmöglich verbreitet. Es bestehen insbesondere keine finanziellen Ressourcen, um alle Stellenausschreibungen in kostenpflichtigen Medien zu inserieren, eine Stellenausschreibung auf Stepstone kostet beispielsweise 1.300 € netto - die Stadt führt jährlich ca. 120 Stellenbesetzungsverfahren durch. Angesichts der Haushaltslage muss hier entsprechend priorisiert werden. Stellenausschreibungen werden in kostenpflichtigen Medien inseriert, soweit sich ein Nichterfolg auf den kostenfreien Verbreitungswegen abzeichnet. Es konnte nicht festgestellt werden, dass die Stadt keine Bewerbungen mehr von Erzieher*innen erhält. Über Dauerausschreibungen gehen regelmäßig Bewerbungen ein. Der Nutzen des vorgenannten Ressourceneinsatzes ist zudem fraglich. Erzieher*innen, die sich nach Hilden bewerben möchten, kennen mögliche Veröffentlichungswege sehr genau.
Zur Verkürzung von Vakanzzeiten und Sicherstellung der Besetzung der Stellen wurden folgende Instrumente in den letzten Jahren eingeführt:
- Es besteht ein sog. Pool-Konzept für Erzieher*innen der städtischen Kindertagesstätten. Auf diesen 12 zusätzlichen Stellen, die nach KiBiz nicht erforderlich wären, werden Erzieher*innen unbefristet eingestellt, um z. B. längere Ausfallzeiten wegen Erkrankungen, Mutterschutzzeiten oder Elternzeiten abzudecken. Über diesen Weg können zumeist auch nahtlos vakant werdende Planstellen in den einzelnen Kindertagesstätten nachbesetzt werden.
- Zudem gibt es zwei Stellen für Springer*innen, die bei kurzfristigeren Vakanzen (z. B. Kurzzeiterkrankungen o. Ä.) einsetzbar sind.
- Es gibt 11 Ausbildungsstellen (ab 2024 sogar 13 Ausbildungsstellen), auf denen PIA’s bzw. Praktikant*innen im Anerkennungsjahr ausgebildet werden, die nach der Ausbildung dann unbefristet bei der Stadt übernommen werden.
- Es erfolgt eine Öffnung von Erzieher*innenstellen für Kinderpfleger*innen, soweit dies nach den geltenden Regularien möglich ist (nach Austausch mit dem LVR).
Zu Ziffer 6)
Der gesamte Bewerbungsprozess bei der Stadt Hilden verläuft durch Umstellung der Abläufe und Stärkung der Personalverwaltung in den letzten Jahren sehr schnell. Die Verfahrensdauer beträgt fünf bis sechs Wochen von der Ausschreibung über die Auswahl der Kandidaten, die Durchführung der Auswahlverfahren, das Anfordern fehlender Unterlagen, die Klärung von Kündigungsfristen, des Einstellungstermins, sowie der Erfahrungsstufe, die Beteiligung des Personalrates, bis hin zur Zusage/Absage. Arbeitsverträge von Neueinstellungen werden priorisiert bearbeitet.
Klimarelevanz:
keine