Betreff
Kommunale Offene Kinder- und Jugendarbeit, Sachstand
Vorlage
WP 20-25 SV 40/013
Art
Mitteilungsvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Der Jugendhilfeausschuss nimmt die Sitzungsvorlage zur kommunalen Offenen Kinder- und Jugendarbeit zur Kenntnis.


Erläuterungen und Begründungen:

 

Kinder- und Jugendarbeit nach §11 SGB VIII ist nach wie vor zwingend notwendig. Diese Form der Arbeit bietet jungen Menschen einen geschützten Raum, in dem sie sich entfalten, ihre Interessen entdecken und ihre Fähigkeiten entwickeln können. Durch die offene Arbeit werden soziale Kontakte gefördert, die Selbstständigkeit gestärkt und die Persönlichkeitsentwicklung unterstützt. Es ist wichtig, dass junge Menschen die Möglichkeit haben, außerhalb von Schule und Familie ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten und sich mit Gleichaltrigen auszutauschen. Die offene Kinder- und Jugendarbeit leistet einen wertvollen Beitrag zur Förderung der sozialen Integration und zur Prävention von Problemen wie Sucht, Gewalt oder Kriminalität. Daher ist sie auch in Zeiten des technologischen Fortschritts und der digitalen Kommunikation unverzichtbar.

 

Im Folgenden findet sich ein kurzer Überblick über die kommunale offene Kinder- und Jugendarbeit, ohne vollständig zu sein.

 

Jugendparlament (JuPa):

 

Das Jugendparlament Hilden hat in den letzten Monaten wichtige Schritte unternommen, um die Partizipation der Jugendlichen in unserer Stadt zu stärken. Dazu wurde das Rede- und Antragsrecht erfolgreich implementiert, was den Jugendlichen die Möglichkeit gibt, ihre Anliegen direkt in die politische Agenda einzubringen.

Ein weiteres großes Projekt war die Anschaffung und Installation der App "Between the lines" Diese ermöglicht es den Jugendlichen bei psychische Probleme oder Krisen, sich mittels eines modernen Mediums Zugang zu Informationen über ein breitgefächertes Hilfssystem zu verschaffen.

Des Weiteren haben die Mitglieder des Jugendparlaments das „kommunalpolitische Praktikum“ genannt (Kompra) mit organisiert und sich darüber hinaus in einem Gesprächstreff mit der Polizei über sicherheitsrelevante Themen ausgetauscht.

Ein Ortswechsel, nämlich der Umzug des JuPas in das Area 51, hat dazu geführt, dass nun auch die Zusammenarbeit mit den Jugendlichen vor Ort besser funktioniert und so die Partizipation weiter gestärkt wird.

Erstmalig hatten die jungen Parlamentarier in diesem Jahr eine Delegation aus den Niederlanden in Hilden zu Gast. Dieser Austausch ermöglichte es den Jugendlichen, Einblicke in die Jugendarbeit und -politik eines anderen Landes zu gewinnen und neue Perspektiven zu entwickeln.

Die klassischen Projekte wie Neuwahl der jungen Parlamentarier, Schulungswochenende mit dem Bürgermeister, Speeddebating, "Workshop unter Palmen“ und Alkohol- und Vape Testkäufe mit Unterstützung des Ordnungsamtes wurden ebenfalls in 2023 durchgeführt.

 

 

 

Kinderparlament (KiPa):

 

Das Kinderparlament leistet wertvolle Arbeit bei der Förderung der Partizipation von Kindern und der Stärkung ihrer Rechte. Die im Folgenden genannten Aktivitäten sind nur ein Auszug aus den vielfältigen Projekten, die das Kinderparlament durchführt.

So hat sich das KiPa in 2023 intensiv mit dem Thema Kinderrechte auseinandergesetzt und arbeitet weiterhin an der Umsetzung des Kinderrechteplatzes. Dieser Platz soll als Ort der Begegnung und Sensibilisierung für die Rechte der Kinder gelten.

Weiterhin wurden in regelmäßigen Sitzungen und Treffen der Kinder für sie wichtige Themen diskutieren. Hier wurde dann auch geklärt, welche Projekte sich aus den aktuellen Überlegungen der Kinder ergeben könnten. Diese Sitzungen bieten den Kindern die Möglichkeit, ihre Meinung zu äußern und aktiv an der Gestaltung ihrer Lebensumgebung teilzuhaben.

So entstand z.B. die Zusammenarbeit mit der Biostation Haus Bürgel. Gemeinsam wurde dann ein Hochbeet angelegt. Dieses Projekt fördert das Verständnis für ökologische Zusammenhänge und ermöglicht den Kindern, praktische Erfahrungen im Bereich des nachhaltigen Gärtnerns zu sammeln. Gleichzeitig konnten so Themen des Umweltschutzes und Klimawandels aufgegriffen werden.

Darüber hinaus wurde den Kindern des Kinderparlaments eine Resilienz Schulung angeboten. Diese vermittelte den Kindern wichtige Fähigkeiten zur Bewältigung von Herausforderungen und zur Stärkung ihrer psychischen Widerstandsfähigkeit.

Auch ein Interviewtraining wurde den Kipa-Kindern angeboten. Hier konnten sie lernen, ihre Interessen und Meinungen angemessen zu kommunizieren und sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Selbstverständlich gab es auch in diesem Jahr Aktionen, die einfach nur Spaß gemacht machen z.B. eine große Kinderdisco, die im Area stattfand oder auch der Besuch der Kinderparlamentarier aus der Partnerstadt Nove Mesto.

Letzteres ermöglicht es den Kindern aus beiden Städten, kulturelle Erfahrungen auszutauschen und ihre interkulturelle Kompetenz zu stärken.

 

 

 

Jugendtreff am Weidenweg (JaW):

 

Das JaW hat sich für dieses Jahr dem Thema „gesund aufwachsen in Hilden“ gewidmet. Hier ist nicht nur die physische Gesundheit gemeint, sondern auch die psychische.

In dem Zusammenhang wurde dann auch die Ausstellung "Klang meines Körpers" präsentiert, die sich mit dem Thema Essstörungen befasst. Die Klassen der weiterführenden Schulen waren eingeladen mit ihren Lehrkräften diese Ausstellung zu besuchen und im Anschluss mit geschulten Fachkräften dieses Thema zu bearbeiten.

Ergänzend wurden diverse Bewegungsangebote vorgehalten. So z.B. die Ferienprogramme unter dem Titel „Tralafitti-mit dem Bike durch die City“ und spezielle Sportangebote für Mädchen, die eine Physiotherapeutin anbietet. Leider ist die Halle bekannter Maßen derzeit nicht nutzbar, was die Aktivitäten des JaWs im Bereich „Bewegung“ stark beeinträchtigt. Dennoch wurden zahlreiche Aktivitäten wie offene Treffs, Kochangebote, die Herstellung von Futterhäuschen für Vögel, der Bau einer Reifenbank und Elternabende zum Thema Medien erfolgreich umgesetzt. Ausflüge in die nähere Umgebung sowie ein Workshop zum Thema Energydrinkkonsum rundeten das Programm ab. Manche Projekte konnten auch in Kooperationen mit dem Kinderparlament durchgeführt werden.

 

 

 

Spielmobil:

 

Traditionsgemäß hat sich das Spielmobil in 2023 auch wieder an vielen Veranstaltungen und Festen wie z.B. dem Tag der offenen Tür in der Kaserne, dem Kinder- und Jugendkultursommerfest, dem Schulfest der Marie-Colinet-Sekundarschule und Veranstaltungen zum Weltkindertag beteiligt.

Zusätzlich fanden regelmäßige Einsätze im Stadtgebiet Hilden und auch in den Offenen Ganztagsschulen statt. 

Leider sind seit geraumer Zeit keine Indoor- Spielmobileinsätze mehr möglich, da die Halle am Weidenweg gesperrt ist.

Deshalb wird ab Mitte Oktober ein kleines Ersatz-Angebot in den Räumen des Jugendtreffs organisiert. So kann auch in der Schlecht-Wetter-Zeit ein Angebot mit dem Material des Spielmobils in geschmälerter Form vorgehalten werden Das volle Potential des Spielmobils kann allerdings so nicht ausgeschöpft werden.

Für den Herbst rundet eine große Bewegungsoffensive in Kooperation mit Mitmachzirkus für Kinder und ihre Eltern das Bewegungsangebot des Spielmobils ab.

 

 

 

Area 51:

 

Das Area 51 hat in den letzten Monaten - neben den im Rahmen der normalen Öffnungszeiten stattfinden offenen Angeboten - zahlreiche Veranstaltungen und Aktivitäten für Kinder und Jugendliche organisiert und ausgerichtet. Dazu gehören das Kinder- und Jugendkultursommerfest in Kooperation mit dem Kulturamt, welches ein voller Erfolg war. Der Klassiker Baukastenferien in den Sommerferien wurde in 2023 in drei Wochen durchgeführt und war innerhalb kürzester Zeit ausgebucht.

Darüber hinaus wurden Oster- und Herbstferien-Kreativwochen angeboten, in denen die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer handwerkliche Fähigkeiten erlernen konnten.

Ein Highlight war das erstmalig in Hilden durchgeführte Rockkonzert für Kinder mit der Band „Randale“. Diese Band macht Rockmusik mit deutschen Texten, die Kinder und auch Erwachsene ansprechen. Kinder in Begleitung ihrer Eltern konnten hier erleben, wie es sich anfühlt auf einem „echten Rockkonzert“ zu sein.

Außerdem lud das Area 51 zum Figurentheater in die Furtwänglerstraße 2b ein und präsentierte Pipi Langstrumpf.

Das Projekt "neanderland TUNES" im Rahmen des Kreis Mettmann-Contests am 04.11. steht noch aus.

Ebenso die geplante Kinder Kino Woche im Dezember. 

 

 

 

Campus Offene Tür (OT):

 

Die Campus OT befindet sich in den Räumen der Marie-Colinet-Sekundarschule und die Sozialpädagog*innen arbeiten eng mit den Ganztags- und Lehrkräften zusammen.

Neben täglich vielfach stattfindenden Beratungsgesprächen zu Themen wie: Schulverweigerung, Drogenmissbrauch, Probleme mit den Eltern, Sexualität, Verhalten, Jugendkriminalität, uvm, bietet die OT unterschiedliche offene Angebote. Dazu gehören: interkulturelle Kochangebote, Selbstbehauptungstraining im Rahmen der Mädchenarbeit, Kreativ- und Sportangebote, Kooperationen mit dem Jugendclub Mühle, Ferienaktionen, Ausflüge, Spieleabende, etc.

Neben Präventionsprojekten zum Thema Alkohol und Drogen, werden auch Info-Abende für Eltern zum Thema Vape Konsum angeboten.

 

Am 25.08 fand erstmalig das „Einrichtungs-Hopping“ in Hilden statt. Involviert waren - neben den städtischen Jugendeinrichtungen - auch die freien Träger SPE Mühle, Freizeitgemeinschaft (ASP) und das Jugendhaus der ev. Kirchengemeinde. An diesem Freitagnachmittag und -abend hatten alle diese Einrichtungen zeitgleich geöffnet und stellten sich mit ihren jeweiligen Angeboten vor. Ein Pendelbus-Verkehr war über die Kinder-und Jugendförderung organisiert und transportierte die jungen Interessierten zu den verschiedenen Einrichtungen. Sehr viele Kinder und Jugendliche nutzen die Gelegenheit, unverbindlich und komprimiert das vielfältige Angebot der Jugendeinrichtungen in Hilden kennenzulernen. Deshalb soll das „Einrichtungs-Hopping“ auf jeden Fall wiederholt werden.

 

 

 

ZAG - Beratungsangebot

„ZAG“ (Zukunft Aktiv Gestalten) ist die gemeinsame Beratungskooperation der Bildung³ gGmbH und der Jugendberatung der Stadt Hilden, welche bereits seit 2015 besteht und bis Mitte 2022 in weiten Teilen aus ESF-Projektfördermitteln („Jugend stärken im Quartier“) finanziert wurde.

Ende 2022 hat der Rat der Stadt Hilden Gelder für den Fortbestand der überaus erfolgreichen Kooperation bewilligt, welche Bildung³ als örtlicher Träger der Jugendberufshilfe erhält, was eine nachhaltige Weiterführung der gemeinsamen Arbeit ermöglicht.

Ziel von ZAG ist es, Jugendliche und junge Volljährige aus Hilden im Alter von 14 bis 25 Jahren zu unterstützen, die mit unterschiedlichen Problemen im Übergang von der Schule in den Beruf zu kämpfen haben. Darüber hinaus besetzt ZAG eine wichtige Schnittstelle hinsichtlich des Übergangsmanagements im Hildener Bildungsnetzwerk und ist u.a. auch personell in der gemeinsamen rechtskreisübergreifenden Beratung mit der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter MEaktiv durch die Jugendberufsagentur involviert.

Nachdem das Hauptaugenmerk in der Vergangenheit vor allem auf jungen Menschen mit erhöhtem individuellen Förderbedarf lag, liegt der Fokus nun verstärkt auf Schülerinnen und Schülern, die Hilfestellung bei der Planung ihres weiteren Bildungsweges, ihrer beruflichen Zukunftsplanung oder der Entwicklung verschiedener Anschlussperspektiven benötigen.
Möglicherweise gilt es dabei, zunächst persönliche Hemmnisse der Jugendlichen anzugehen und zu beseitigen oder etwaige Unsicherheiten zu überwinden.
Auch lassen sich zunehmend persönliche Verunsicherungen oder gar schulverweigerndes Verhalten bei jungen Menschen beobachten, welche insb. durch die Folgen der Pandemie eine neue Dimension erfahren haben. Diesen Problematiken will ZAG im gemeinsamen Verbund mit Schule, Schulsozialarbeit und diversen Netzwerkpartnern begegnen.

Anfang 2023 hat ZAG allen weiterführenden Schulen in Hilden sowie der Bettine-von-Arnim-Gesamtschule das Angebot einer regelmäßigen Beratung vor Ort gemacht.
Die Marie-Colinet-Sekundarschule war (neben dem Förderzentrum Mitte und der Wilhelmine-Fliedner-Gesamtschule) die erste Schule, welche das Angebot angenommen hat. Seither ist ZAG mit Personal an drei Tagen in der Woche jeweils eineinhalb Stunden in der MCS präsent und steht für Beratungsgespräche zur Verfügung.
Wenn notwendig, werden auch weiterführende Termine an der Johann-Vaillant-Straße (Sitz der Bildung³ gGmbH) oder im Area 51 (Jugendberatungsstelle) angeboten, z.B. bei der meist zeitaufwändigen Erstellung von Bewerbungsunterlagen.

 

 

Fazit:

 

Das Fazit zu allen Projekten und Angeboten der offenen Kinder- und Jugendarbeit ist äußerst positiv. Die vielfältigen Projekte und Angebote haben einen positiven Einfluss auf das Leben junger Menschen. Sie bieten ihnen nicht nur eine sinnvolle Freizeitgestaltung, sondern fördern auch ihre persönliche Entwicklung, ihre sozialen Kompetenzen und ihre Integration in die Gesellschaft.

Die offene Kinder- und Jugendarbeit ermöglicht es jungen Menschen, ihre Interessen und Talente zu entdecken und auszuleben. Sie bietet ihnen einen geschützten Raum, in dem sie sich entfalten können, ohne Leistungsdruck oder Bewertung. Durch die verschiedenen Aktivitäten und Projekte werden sie ermutigt, ihre eigenen Stärken zu erkennen und ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln.
Indem  jungen Menschen in Hilden alternative Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung angeboten und sie in ihrer persönlichen Entwicklung unterstützt werden, werden Risikofaktoren reduziert und positive Lebensperspektiven gefördert.

 

 

 

gez.

Dr. Claus Pommer

Bürgermeister