Betreff
Sachstandsbericht der Psychologischen Beratungsstelle
Vorlage
WP 20-25 SV 51/251
Art
Mitteilungsvorlage

Beschlussvorschlag:

Der Jugendhilfeausschuss nimmt den Sachstandsbericht der Psychologischen Beratungsstelle zur Kenntnis.

 

 


Erläuterungen und Begründungen:

 

Die Psychologische Beratungsstelle ist ein ambulantes Angebot der Hilfe zur Erziehung

gem. §28 SGB VIII.

 

Auf der Basis einer Verein­barung der Städte Hilden und Haan sichert die Beratungsstelle seit 1996 die Versorgung aller Hildener und Haaner Bürger*innen mit Erziehungs-, Familien- und Schulpsychologischer Bera­tung sowie flankierend mit präventiven Vorträgen und offenen Sprechzeiten vor Ort in den Kitas und den Familienzentren.

 

Familienkonflikte bis hin zu Trennungen, psychische Belastungen von Eltern oder Kindern, Ent­wicklungskrisen des Kindes, (schulische) Leistungsprobleme, soziale und emotionale Schwie­rig­keiten des Kindes, aber auch Regulationsprobleme von Säuglingen und Kleinkindern sind die Hauptanliegen, mit denen Familien in die Beratung kommen.

 

Gewalt und sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche stehen im Fokus der angegliederten Gewaltpräventionsstelle in Hilden.

Mit Beginn des Jahres 2023 kam die Stelle für spezialisierte Beratung bei sexualisierter Gewalt hinzu.

 

Sachstandsbericht: Personelle Situation und deren Auswirkung auf Wartezeiten

 

Die Psychologische Beratungsstelle befindet sich seit Anfang des Jahres 2023 zeitgleich in einer starken personellen Umbruchsituation sowie einer inhaltich-fachlichen Erweiterungsphase.

 

Die personelle Situation hatte auch deutliche Auswirkungen auf die Wartezeiten für Hildener und Haaner Bürger*innen.

Der Anteil der Klienten, die innerhalb von 2 Wochen ihr erstes Gesprächsangebot erhielten, sank in diesem Jahr im Vergleich zum letzten um 7%; der Anteil der Klienten, die bis zu 4 Wochen warteten, sank um 13%; der Anteil der Klienten mit bis zu 8 Wochen Wartezeit sank um 4%; der Anteil der Klienten mit Wartezeiten über 8 Wochen stieg hingegen um 25%.

 

Trotz der angespannten Personalsituation konnte das Team der Psychologischen Beratungsstelle weiterhin ein gut erreichbares und akzeptiertes Angebot für die Hildener Bürger*innen vorhalten.

Ziel der Beratungsstelle wird es sein, den Umstand der längeren Wartezeiten wieder sukzessive umzukehren.

 

Die vakante Leitungsstelle wird zum 01.01.2024 neu besetzt.

 

 

Gewaltpräventionsstelle und die neu geschaffene Stelle für spezialisierte Beratung bei sex. Gewalt:

 

Das Land NRW hat sich zum Ziel gesetzt, die Hilfen für von sexualisierter Gewalt betroffene oder bedrohte Kinder und Jugendliche deutlich zu verbessern. Um eine gute Erreichbarkeit für die Familien und damit einen niedrigschwelligen Zugang zu gewährleisten, wurden in Erziehungs- und Familienberatungsstellen zusätzliche Personalressourcen geschaffen, die zu 80% vom Land gefördert werden.

Die Psychologische Beratungsstelle beschäftigt seit dem 1.1.23 für 19,5 Stunden/Woche eine gut ausgebildete Fachkraft für die spezialisierte Beratung bei sexualisierter Gewalt.

Ziel der Fachstelle ist die Ausweitung von Prävention, Intervention und Begleitung für Betroffene von sexualisierter Gewalt, außerdem der Auf- und Ausbau von gut funktionierenden Netzwerken.

 

Die Präventionsarbeit im Bereich sexualisierter Gewalt („Gewaltpräventionsstelle“) ist seit 1989 in Hilden ein wichtiger und etablierter Fachbereich. 

In Kooperationen mit Schulen und Kindergärten werden Kinder und Jugendlichen darin unterstützt, ihre Gefühle ernst zu nehmen, sich ihres Rechts auf körperliche, seelische und sexuelle Unversehrtheit bewusst zu werden und sich in Notsituationen Hilfe zu suchen.

Die Präventionsarbeit wirkt damit gezielt den Strategien von Täter*innen entgegen, die den Kindern durch erzwungene Geheimhaltung die Chance nehmen wollen, sich zu öffnen und Hilfe zu bekommen.

 

Bis zum 15. September dieses Jahres wurden bereits 15 Projekte vorwiegend an Grundschulen, aber auch in Kindertagesstätten durchgeführt und damit insgesamt knapp 400 Kinder erreicht.

Alle Projekte liefen über mehrere Tage und wurden in enger Kooperation mit den jeweiligen Lehrkräften und den OGS-Fachkräften umgesetzt.

 

Die neu geschaffene Stelle für spezialisierte Beratung setzt ihren Schwerpunkt auf die Intervention und die Begleitung von betroffenen Kindern, Jugendlichen und ihren Bezugspersonen.

Sie wird niederschwellig, fachlich fundiert und kurzfristig angeboten.

Unabhängig von den sonst existierenden Wartezeiten in der Beratungsstelle gilt für alle Anfragen im Bereich sexualisierte Gewalt, dass die Wartezeit auf einen ersten Termin nicht länger als 14 Tage betragen soll.

 

Folgende Hilfestellungen werden angeboten:

 

          psychosoziale Diagnostik

          Stabilisierung und Trauma spezifische Beratung

          Psychotherapie (in begründeten Einzelfällen und in enger Kooperation mit dem ASD)

          Beratung und Begleitung von Bezugspersonen

          Beratung und Entscheidungshilfe für Fachkräfte

 

Im Zeitraum von Januar bis Mitte September 2023 konnte insgesamt 21 Familien ein Hilfsangebot durch die spezialisierte Beratung gemacht werden.

Bis auf wenige Ausnahmen ging es immer um den Verdacht auf sexualisierte Gewalt oder bereits bestätigte Fälle.

 

Zwei betroffene Kinder werden aktuell längerfristig psychotherapeutisch versorgt. In allen Fällen wurde eng mit den beteiligten Institutionen (dem Allgemeinen Sozialen Dienst, der Fachstelle Kinderschutz, dem Pflegekinderdienst, den Kindergärten, den Schulen etc.) kooperiert.

Zusätzlich wurden 11 Fachkräfte in Sorge um die ihnen anvertrauten Kinder fachlich beraten sowie Fach- und Elternvorträge angeboten.

 

Durch die Einrichtung der Stelle „spezialisierte Beratung bei sexualisierter Gewalt“ schließt die Stadt Hilden eine wichtige Lücke in der Versorgung und Begleitung betroffener Kinder und Jugendlicher.

Die enge Verzahnung zwischen Prävention und Intervention ist gerade im Bereich sexualisierter Gewalt von enormer Bedeutung. Nur wenn Kinder wissen, dass sie reden dürfen, kann man ihnen auch helfen. Und wenn sie sich dann öffnen, müssen sie erleben, dass sie und ihre Bezugspersonen nicht allein sind und es ortsnah auch ein entsprechendes Beratungs- und Hilfsangebot gibt.

 

Die Zahlen zeigen, dass im Berichtszeitraum für das Jahr 2023 - trotz personeller Neubesetzung der Präventionsstelle und trotz struktureller Neuschaffung der Stelle „spezialisierte Beratung“ - bereits viele Kinder, Jugendliche, Eltern und Fachkräfte erreicht und unterstützt werden konnten.

 

 

gez.

Dr. Claus Pommer

Bürgermeister