Beschlussvorschlag:
Der Integrationsrat und der Sozialausschuss nehmen den Bericht der Verwaltung zur Integrationsarbeit in der Stadt Hilden zur Kenntnis.
Erläuterungen und Begründungen:
Verleihung der Förderpreise Integration für
die Jahre 2020 und 2021:
Am 15. Juni 2022
wurden in der Hildener Stadtbücherei der 13. und der 14. Förderpreis
Integration der Stadt Hilden verliehen. Da die Verleihung im Jahr 2021 für das
Jahr 2020 pandemiebedingt nicht stattfinden konnte, wurden nun an einem Abend
die Preise für zwei Jahre verliehen. Die Verleihung wurde von Herrn Bürgermeister
Dr. Pommer vorgenommen.
Preisträgerinnen und
Preisträger für das Jahr 2020 waren die Flüchtlingslotsen in der Stadt Hilden -
eine Gruppe von ca. 10 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern.
Die Nominierung
erläuterte ihr Engagement:
„Anfangs übernahmen
sie vor allen Dingen die Aufgabe, Flüchtlinge bei Behördengängen zu begleiten
und sie beim Ausfüllen der vielen Formulare zu unterstützen. Dies tuen sie bis
heute, doch sind im Laufe der Zeit viele weitere Angebote hinzugekommen. Ein
Schwerpunkt der heutigen Arbeit liegt in der „Nachsorge“, wie sie es selbst
ausdrücken. Sie helfen bei der Suche nach einem Arbeits- oder Ausbildungsplatz,
stellen mit den Jobsuchenden Bewerbungsunterlagen zusammen, üben
Vorstellungsgespräche, helfen bei der Wohnungssuche und dabei, im
Krankheitsfall die richtige medizinische Betreuung zu finden – um nur einige
Beispiele zu nennen.“
Es bleibt lediglich
zu erwähnen, dass sich dieses Engagement bis heute fortsetzt.
Für das Jahr 2021
hatte die Jury für eine Teilung des Preises votiert:
Die Preise erhielten
Herr Thomas Ertner (Auto Service Ertner GmbH) und Frau Ingrid Tödtmann und Herr
Faraj Younan für ihr Projekt „Vorleseabenteuer“.
Aus der
Nominierung für Herrn Ertner:
„Er hat in seinem
Betrieb, einem Auto-Service, zwei im Amtsdeutsch sogenannten „unbegleiteten
minderjährigen Ausländern“ die Möglichkeit gegeben, dort eine Ausbildung zu
machen. Und auch wenn die Abschlussprüfungen nicht erfolgreich verlaufen
sollten, sichert er den jungen Menschen eine Anstellung zu. Er begleitet und
unterstützt die jungen Männer mit seinem Engagement über das normale
Ausbildungsverhältnis heraus. (…) Durch diesen Einsatz gab er zwei jungen
Menschen ein Ziel. Zwei junge Menschen, die, weit weg von zu Hause, alleine und
mit teils unbekannten Erlebnissen und Erfahrungen belastet, fremd in einem Land
und einem System eine Chance durch ihn bekamen.“
Aus der
Nominierung für Frau Tödtmann und Herr Younan:
„Mit ihrem
Vorleseabenteuer auf Deutsch und Arabisch bringen sie Kindern nicht nur die beiden
Sprachen näher, sondern auch Kinderaugen zum Strahlen. (…) Seit 2016
veranstaltet die Stadtbücherei Hilden das „Vorleseabenteuer“ in der Regel jeden
2. Samstag im Monat. 10 Kinder sitzen im Schnitt in der Vorleseecke der
Stadtbücherei und lauschen den Worten der beiden. Sie beginnt mit der ersten
Seite eines Kinderbuches auf Deutsch und öffnet mit ihrer ruhigen Art das Tor
zu einem neuen Abenteuer. Er schließt mit dergleichen Seite auf Arabisch an.
Seine Gestik, Tonlage und schwungvolle Art des Vorlesens begeistert die Kinder.
Auch, wenn sie die Sprache nicht verstehen, so erleben sie diese jedoch und
finden sich ab Seite 2 bereits mitten in der Geschichte. Sie ist geborene
Hildenerin und las ihren Kindern und Enkelkindern immer schon mit Leidenschaft vor.
Er floh vor dem Bürgerkrieg aus Syrien und lebt seit Juli 2015 in Hilden. Beide
sind ein gelungenes Beispiel für Integration in vielerlei Hinsicht. Beide sind
mit ihrem Vorleseabenteuer eine Symbiose eingegangen, die ihresgleichen
sucht.“.
Der Festakt wurde
musikalisch von der Pianistin Olena Tepper begleitet. Das Buffet wurde, wie
bereits bei den vorherigen Verleihungen, vom Internationalen Frauentreff in der
Stadt Hilden beigesteuert.
Allen Beteiligten
sei an dieser Stelle noch einmal gedankt.
Anerkennung der Richtlinien zur Vergabe von
Mitteln aus dem "Maßnahmenkatalog Integration" und zur Zusammenarbeit
der Stadt Hilden mit dem "Netzwerk der Hildener Migrantenvereine"
Diese neuen
Richtlinien, die der Rat am 14.12.2021 nach Vorberatung im Integrationsrat, im
Sozialausschuss und im Ausschuss für Finanzen und Beteiligungen verabschiedet
hatte, sehen vor, dass die Migrantenvereine, die bis dato der „Liste der
förderungswürdigen Migrantenvereine in der Stadt Hilden (gemäß der alten
Richtlinien) angehören in das „Netzwerk der Hildener Migrantenvereine“
überführt werden, sofern sie die neuen Richtlinien per Unterschrift anerkennen.
Alle Vereine gaben
diese Erklärung ab:
- PHILIA Griechisch-Deutscher Freundeskreis Hilden e. V.
- Jugoslawisch-Deutscher Kulturverein Hilden e. V.
- Islamisch Marokkanisches Kulturzentrum e. V.
- DITIB Türkische Islamische Gemeinde zu Hilden e. V
- WiD - Wir in Deutschland e. V.
- Spanischer Familienverein in der Stadt Hilden e. V.
- Uniao Portuguesa Hilden e. V.
- Slowenischer Kultur- und Sportverein Maribor
Neben der
Kooperation und Initiativen zur Integration, die von dem Netzwerk ausgehen
soll, ist die Mitgliedschaft darin für die Vereine auch die Voraussetzung zum
Erhalt des jährlichen Globalzuschusses in Höhe von € 500,--.
Der Verein Komma
e.V., der sich bereits im Integrationsrat vorgestellt hat und der sich derzeit
sehr intensiv und kooperativ engagiert, strebt eine zukünftige Mitgliedschaft
im Netzwerk an, die der Integrationsrat in der ersten Sitzung im Jahr 2023
beschließen könnte.
Komma e.V. führt
derzeit folgende Angebote durch:
- Einmal pro Woche 3 Stunden Beratung im Rahmen der Spendenausgabe
im Seniorenzentrum Hummelsterstraße
- Ein Betreuungsangebot für Kinder im Vorschulalter “Mini-Kita”, mit
geringen bzw. fehlenden Deutschkenntnissen. Alters- und den Fähigkeiten
der Kinder entsprechend, bereitet eine erfahrene Honorarkraft die Treffen
vor und führt diese mithilfe einer Begleitung durch, welche vor allem als
Übersetzungs- und Unterstützungskraft dient, um die Sprachbarriere zu
umgehen. Gleichzeitig werden die Kinder, welche meist über keinerlei
Deutschkenntnisse verfügen, spielerisch an die deutsche Sprache
herangeführt. So erhalten die Kinder neben den wichtigen Kompetenzen
(soziale/personale/ lernmethodische Kompetenz) einen Grundwortschatz der
deutschen Sprache, mithilfe dessen der Start in Kita oder Schule deutlich
erleichtert wird.
- Einen Kreativ-Treff für Kinder mit geringen bzw. fehlenden
Deutschkenntnissen. In einer Gruppe mit maximal 10 Teilnehmenden werden
die Kinder an die Arbeit mit unterschiedlichen Materialien und Werkzeugen
herangeführt und erhalten in einer ungezwungenen und gewohnten Umgebung
Grundkenntnisse der deutschen Sprache. Die Gruppe wird von zwei
Honorarkräften zweisprachig begleitet und ermöglicht durch den hohen
Personalschlüssel eine individuelle Betreuung mit einem hohen Grad an
Empathie für die Bedürfnisse der Kinder, welche teilweise Fluchterfahrung
mit sich bringen.
- Ein Sprach-Café für neu geflüchtete Menschen mit nur geringen bzw.
fehlenden Sprachkenntnissen. Es handelt sich um ein niederschwelliges
Sprachförderangebot für Erwachsene. In der gewohnten Umgebung und
ungezwungenen Atmosphäre erhalten die Teilnehmer*innen die Möglichkeit,
Grundkenntnisse der deutschen Sprache zu erlangen. Dabei orientiert sich
die Honorarkraft an dem Lerntempo und den Interessen der Teilnehmenden.
Für diese Angebote
erhält der Verein eine Sachkostenpauschale, die zum Teil von einer Zuwendung
des Landes Nordrhein-Westfalen gedeckt ist und zum anderen Teil aus den Spenden
finanziert wird.
Einige der
Migrantenvereine waren an dem „13.
Internationalen Kinderfest der Musikschule“ beteiligt, welches am 19. Juni
am Holterhöfchen stattfand und bei bestem Wetter sehr gut besucht wurde.
Im Rahmen der
Aktionswochen „Hilden. Gemeinsam
verschieden. Aktionen für mehr Vielfalt & Inklusion“ wurden für das
Projekt „Galerie voller bunter Gesichter“ zahlreiche Menschen mit
Migrationshintergrund fotografiert, die sich mit den Zielen des Projekts sehr
gerne und gut identifizieren können. Neben dem Aushang der Plakate in der
Mittelstraße werden die Bilder auf den social-media-Kanälen der Stadt zu sehen sein,
wie auch abschließend in einer Ausstellung.
Ziel der Aktionen
ist es insgesamt, die Vielfalt in Hilden darzustellen und dafür zu werben.
„Europäische Heimat - ein Fotoprojekt für
Jugendliche“ ist der Titel
eines Projektes, für das das Wilhelm-Fabry-Museum eine Förderung in Höhe von €
4.600,-- von der Kulturstiftung der Länder erhält.
Das Projekt soll
Kindern und Jugendlichen aus verschiedenen Ländern den Gedanken eines
erweiterten und differenzierten Heimatbegriffs mittels der Fotografie als
multilinguales Ausdrucksmedium vermitteln.
Die Teilnehmenden
aus der Ukraine, anderen Ländern und aus Hilden erkunden die Stadt Hilden und
halten mit subjektivem Blick fest, was für sie bemerkenswert an diesem urbanen
Raum ist. Gleichzeitig integrieren Jugendliche aus der Ukraine ihre von dort mitgebrachten
Bilder ihrer Heimat.
So entstehen mehrere
Städteporträts, die in einer Ausstellung zusammengefasst werden. Dabei lernen
die Teilnehmenden ebenfalls Fotografien zu editieren und in Bildern Geschichten
zu erzählen. Die Jugendlichen erfahren ihr neues und ihr altes Lebensumfeld aus
einer neuen Perspektive und lernen gleichzeitig durch ein begleitendes Coaching
den Umgang mit einem relevanten Medium.
Durchführungszeitraum
des Projektes ist der Herbst 2022.
Senior/innen treffen Senior/innen
Auf Initiative des
Seniorenwohnstift „Haus Horst“ findet seit Kurzem ein Austausch von
Senior/innen der Einrichtung mit Senior/innen der Hildener
Flüchtlingsunterkünfte statt.
Seit Juni findet
mindestens einmal pro Monat ein Austausch statt, bei dem Kennenlernen,
Kaffeetrinken und Spielen im Mittelpunkt stehen. An den Treffen nehmen
insgesamt 7-8 Personen teil.
Auch außer dieser
Aktivität sind weitere Aktivitäten für Senior/innen geplant. Die
sozialpädagogischen Fachkräfte, die für die Unterbringung der Flüchtlinge
zuständig sind, haben hierzu Kontakt mit verschiedenen Nachbarschaftszentren
aufgenommen. Mit der Kirchengemeinde St. Marien ist ein
„Meditationsspaziergang“ geplant und mit dem Nachbarschaftszentrum der Arbeiterwohlfahrt
Kreativangebote.
Integrationskurse bei der VHS
Die Volkshochschule
Hilden Haan bietet seit Ende Juni Integrationskurse auf „unbürokratische“ Art
und Weise an: Eine Meldebescheinigung und ein Pass reichen zur Anmeldung aus -
unabhängig von einem Aufenthaltstitel. Stand Ende September 2022 finden bei der
VHS 12 Integrationskurse mit jeweils 15-20 Teilnehmer/innen statt. In einem
dieser Integrationskurs findet eine Alphabetisierung statt.
Außerdem werden
derzeit 2 Erstorientierungskurse (20 Teilnehmer/innen) und ein
Alphabetisierungskurs für Flüchtlinge ohne asylrechtliche Anerkennung (14
Teilnehmer/innen) durchgeführt.
In Vertretung
gez.
Sönke Eichner
1.Beigeordneter