Betreff
Antrag der Fraktion Bündnis90/Die Grünen vom 26.01.2022:
Prüfung des Einbaus von Flüsterasphalt oder lärmoptimierten Asphalts im Zuge der Fahrbahndeckenerneuerung der Niedenstraße
Vorlage
WP 20-25 SV 66/037
Aktenzeichen
IV / 66.1 / 1297 / Sm.
Art
Antragsvorlage

Erläuterungen zum Antrag:

 

Die Verwaltung möge prüfen, ob im Rahmen der Fahrbahnerneuerung südliche Niedenstraße im Jahr 2022 Flüsterasphalt oder Lärmoptimierter Asphalt eingebaut werden kann.

Die Niedenstraße ist durch den LKW und KFZ-Verkehr stark belastet.

Die Materialien würden deutlich zu einer Lärmreduktion beitragen.


Antragstext:

 

Der südliche Abschnitt der Niedenstraße soll 2022 eine Fahrbahnerneuerung erhalten.

Die Fraktion B 90/ Die Grünen beantragt die Prüfung des Einbaus von Flüsterasphalt oder lärmoptimierten Asphalt zur Reduzierung der Lärmemissionen.


Stellungnahme der Verwaltung:

 

Mit dem als Anlage 1 beigefügten Antrag hat die Fraktion Bündnis´90 / Die Grünen eine Prüfung beantragt, ob für die Erneuerung der Fahrbahndecke auf dem südlichen Abschnitt der Niedenstraße sogenannter Flüster- oder lärmoptimierter Asphalt zum Einsatz kommen kann, um Lärmemissionen des Straßenverkehrs zu reduzieren.

 

Grundlegendes:

 

Die Möglichkeit, auch im innerstädtischen Bereich Lärmoptimierten Asphalt (LOA) bzw. Offenporigen Asphalt (OPA) zum Einsatz bringen zu können, wird und wurde in der Vergangenheit durch das Tiefbau- und Grünflächenamt geprüft.

Hier wird unter anderem auf den Bürgerantrag gem. § 24 Gemeindeordnung NRW aus 2010 (WP 09-14 SV 66/038) verwiesen. Dort wurde detailliert die Frage geprüft, ob auf einem Teilbereich der Grünstraße / Baustraße sog. Flüsterasphalt zum Einsatz kommen könnte.

Im Ergebnis dieser Prüfung wurde dieser Antrag durch den Stadtentwicklungsausschuss abgelehnt.

 

Wesentliche Faktoren der Lärmbelastung sind die Verkehrsstärke und die Lärmemissionen der Fahrzeuge aber auch, dass Verhalten der Fahrzeugführenden.

Die von Kraftfahrzeugen ausgehenden Geräusche sind hauptsächlich Antriebsgeräusche (Drehzahlabhängig) und das Reifen-Fahrbahn-Abrollgeräusch (geschwindigkeitsabhängig).

Bei Pkw mit klassischem Verbrennungsmotor (über 97 % der Hildener KfZ) ist bei konstanter Geschwindigkeit - je nach Fahrbahnoberfläche und Gang - das Reifen-Fahrbahn-Abrollgeräusch ab etwa 30 km/h dominant, bei Lastkraftwagen ab etwa 60 km/h.

 

Seit Jahren wird an Asphaltbelägen mit lärmmindernden Eigenschaften geforscht. Wegen der technischen Randbedingungen war und ist der Einsatz von offenporigen Asphalte aber praktisch auf Autobahnen begrenzt. Im kommunalen Straßenbau ist das Material nur bei Straßen mit zulässigen Geschwindigkeiten von 50 km/h und mehr und bei grundlegendem Neubau der Straßenbeläge einsetzbar, da bei dieser neuen Bauweise nach Angabe der Uni-Bochum im Regelfall nicht nur die Asphaltdeckschicht, sondern auch die darunterliegende Asphaltbinderschicht mit ausgetauscht werden muss (dies ist bei der konventionellen Bauweise nicht die Regel).

 

Zur Herstellung lärmreduzierender Straßenoberflächen stehen unterschiedliche Materialien zur Verfügung.

Folgende Materialien werden in Hilden eingesetzt:

·         Splittmastixasphalt (SMA)

·         Lärmarmer Splittmastixasphalt (SMA LA)

Splittmastixasphalt zeichnet sich durch eine erhöhte Nutzungsdauer, hohe Verformungsbeständigkeit, gute Griffigkeit und auch einer bestimmten Lärmminderung aus. Gegenüber dem SMA wird der SMA LA nach Einbau nur mit feinerem Material „abgestreut“. Die hierzu vorliegende Literatur geht davon aus, dass, im Vergleich zu einer Referenzfahrbahnoberfläche einer anderen Mischgutsorte, diejenige aus Splittmastixasphalt (SMA 11) eine Verringerung des Reifenabrollgeräuschs von -2 dB(A) bewirken kann.

 

Die volle lärmreduzierende Wirkung wird nur bei homogenen Oberflächen (Deckschichten) garantiert.

 

Bei den meisten lärmreduzierenden Fahrbahnbelägen lässt die Lärmminderung mit dem Alter und der Anzahl der Überfahrungen nach.

 

Eine Zusammenstellung dieser Kriterien sind den beiliegenden Unterlagen zur Veranstaltung der Bundesvereinigung der Straßenbau- und Verkehrsingenieure (VSVI) bzw. der Bundesanstalt für Straßenwesen (bast) zu entnehmen (siehe Anlage 2, Auszug Vortrag bast).

 

Rahmenbedingungen Niedenstraße:

 

Bei der Sanierungsmaßnahme Niedenstraße handelt es sich um eine reine Fahrbahndeckenerneuerung. Bei dieser werden nur 4 cm Asphaltfahrbahndecke abgefräst und im Anschluss wieder eine neue Decke aufgebracht. Tiefergehende Eingriffe in den Fahrbahnoberbau sind technisch nicht erforderlich und somit auch nicht vorgesehen.

 

Die Niedenstraße weist im Vergleich zu anderen Straßen in Hilden einen höheren Anteil an LKW-Verkehr auf.

 

Bewertung:

 

Das Ergebnis der Prüfung kann unter Beachtung der o.g. Rahmenbedingungen wie folgt zusammengefasst werden:

 

·         Der Einsatz von lärmoptimiertem Asphalt ist nur auf Straßen erfolgsversprechend, deren zulässige Höchstgeschwindigkeit mehr als 30 km/h bzw. 60 km/h bei verstärktem LKW-Verkehr beträgt, da erst ab dieser Geschwindigkeit das Reifen-Fahrbahn-Abrollgeräusch den Lärm der Motoren übersteigt.

 

·         Die offeneren Poren des lärmoptimierten Asphalts verschmutzen im Laufe der Nutzungsdauer. Um eine langanhaltende abmindernde Wirkung zu erhalten, müssen die Poren im Asphalt durch schnelle Überrollbewegungen der Fahrzeugreifen „ausgesaugt“ werden; dieser Effekt kann nur auf Straßen mit einer entsprechend hohen zulässigen Höchstgeschwindigkeit erreicht werden (klassifizierte Straßen, Bundesautobahnen).

 

·         Die Homogenität der Deckschicht wird in innerstädtischen Straßen durch Aufgrabungen für Versorgungsträgerleitungen (Gas, Wasser, Strom, Internet, etc.) häufig zerstört.

Bereits bei Einsatz traditioneller Asphaltarten, ist eine gleichwertige Wiederherstellung der Straßenaufbrüche sehr schwierig und bringt die beauftragten Tiefbaufirmen an deren technische Leistungsgrenze, um eine ordnungsgemäße Wiederherstellung der Versorgungsträgeraufbrüche zu erreichen.

 

·         Ein grundhafter Austausch der Asphaltdeckschicht bedingt auch wesentliche Änderungen der Fahrbahnentwässerung. Bedingt durch die gewünschte Offenporigkeit, wird das Regenwasser nicht oberhalb, sondern in unterhalb der Asphaltdecke angeordneten Schichten abgeleitet, so dass entsprechend spezielle Randeinfassungen zur Entwässerung erforderlich sind (siehe Anlage 2).
Die ist im Rahmen der geplanten Sanierungsmaßnahme bereits aus finanziellen Gründen nicht vorgesehen.

 

·         Bedingt durch die offenporige Struktur des Asphalts besteht in der Deckschicht der Fahrbahn in Folge der überdurchschnittlichen Belastung einer kommunalen Erschließungsstraße durch Stop-and-Go-Verkehr sowie Abbiegevorgängen der LKW die Gefahr von punktuellen Kornausbrüchen.

 

 

Aufgrund dieser Bewertung, den Erfahrungen mit der Mischgutsorte „Splittmastixasphalt, SMA“ und deren Wirtschaftlichkeit, beabsichtigt die Verwaltung, den südlichen Teil der Niedenstraße mit einer neuen Fahrbahndeckschicht aus lärmarmen Splittmastixasphalt (SMA LA) auszubilden.

 

 

gez.

Dr. Claus Pommer

Bürgermeister

 

 

 

Klimarelevanz:

 

Bei Verwendung einer handelsüblichen Mischgutsorte (Splittmastixasphalt SMA) entstehen keine, über das erforderliche Maß hinausgehenden, Klimaauswirkungen.