Betreff
Maßnahmen im Kontext Schulabsentismus - Sachstandsbericht
Vorlage
WP 20-25 SV 51/094
Aktenzeichen
III/ 51 Scha
Art
Mitteilungsvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Der Schul- und Sportausschuss sowie der Jugendhilfeausschuss nehmen den Sachstand zu den aktuellen Maßnahmen im Kontext Schulabsentismus zur Kenntnis.


Erläuterungen und Begründungen:

 

Von den Schulleitungen weiterführender Schulen in Hilden wurde 2018 ein Bedarf für erweiterte Konzepte zum Umgang mit Schulabsentismus formuliert. Mehrere Maßnahmen wurden vorbereitet und umgesetzt. Mit Antrag vom 19.06.2019 beauftragte die CDU-Fraktion die Verwaltung mit der Erarbeitung eines Projektes gegen Schulabsentismus orientiert am Projekt „Zündstoff“. Über den Sachstand der Maßnahmen wurde mit der SV WP 14-20 SV 51/280 am 31.10.2019 im Schul- und Sportausschuss berichtet. Über die aktuelle Angebotsstruktur im Bereich Schulabsentismus wird nachfolgend berichtet.

 

Auswirkungen der Corona bedingten Einschränkungen

Durch die Corona-Epidemie und die damit einhergehenden Einschränkungen ab März 2020 haben sich die Rahmenbedingungen geändert. Der Schulunterricht fand über lange Zeit nicht oder nur sehr eingeschränkt in Präsenz statt. Die Teilhabemöglichkeiten am Distanzunterricht erwiesen sich als ungleich verteilt. Das Nachsehen hatten Schülerinnen und Schüler (SuS), die über keine ausreichende technische Ausstattung, kein ungestörtes Lernumfeld und nur unzureichende familiäre Unterstützung verfügten. In den Medien wurde teilweise bereits von einer „verlorenen Generation“ gesprochen. Untersuchungen zu den Folgen von Corona weisen ein differenziertes Bild aus: „Angesichts der Zahlen sei es jedoch nicht gerechtfertigt, pauschal von einer ‚verlorenen Generation‘ zu sprechen, findet Dr. Martin Bujard: „Rund zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen sind trotz mancher Schwierigkeiten relativ gut durch die bisherigen pandemiebedingten Einschränkungen gekommen. Es ist zu erwarten, dass sie in dieser Phase auch Kompetenzen hinsichtlich Digitalisierung und Selbständigkeit erworben haben.“ (Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, Webseite, 23.09.2021). Deutliche Auswirkungen der Corona Einschränkungen werden durchgehend bei den bereits belasteten Kindern und Jugendlichen festgestellt. Die Studienergebnisse decken sich mit ersten Rückmeldungen von einzelnen weiterführenden Schulen in Hilden Anfang des Schuljahres 2021/2022: Sorgen bereiten aktuell insbesondere die SuS, die schon zuvor als gefährdet in ihrer Entwicklung erschienen. Es bleibt abzuwarten, inwieweit sich diese Gruppe im Laufe des Schuljahres verändert.

 

Sachstandsbericht zu Angeboten und Maßnahmen im Kontext von Schulabsentismus

Trotz der Corona Einschränkungen wurde an Konzepten zum Thema Schulabsentismus weitergearbeitet. Zusätzliche Angebote wurden auf dem Weg gebracht.

 

Bestehende Module

 

Arbeitskreis Schulabsentismus

Der Arbeitskreis Schulabsentismus startete im Januar 2019 und tagte zuletzt am 21.09.2020, Eine Fortsetzung ist geplant.

Der Arbeitskreis setzt sich aus Vertretern der weiterführenden Schulen, Schulsozialarbeit, Beratungsstellen, Betreuungsprojekten („Zukunft Aktiv Gestalten“ und „Zündstoff“) und Gesundheitshilfe zusammen. Von Seiten der Gesundheitshilfe ist der Sozialpsychiatrische Dienst, der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst und die Ambulanz und Tagesklinik der Kinder- und Jugendpsychiatrie vertreten.

 

Multiprofessionelle Clearingrunde

Die Clearingrunde, in der schwierige Einzelfälle multiinstitutionell beraten werden, startete im März 2019 und findet in der Schulzeit einmal monatlich statt.

An der Beratung nehmen unter anderem teil: Schulvertreterinnen, Schulsozialarbeit, Psychologische Beratungsstelle, Allgemeiner Sozialdienst, Sozialpsychiatrischer Dienst, Jugendförderung, ZAG und Suchtberatung. Die Clearingrunden wurden während der Corona bedingten Einschränkungen digital fortgesetzt.

 

 

 

 

 

 

 

Projekt Zündstoff

Träger des Projektes Zündstoff ist der SKFM Erkrath e.V.. Zielgruppe des Projektes sind SuS zwischen 12 und 16 Jahren. Aus Hilden sind aktuell die Marie-Colinet-Sekundarschule und die Theresienschule Kooperationspartner des Projektes. Projektziel ist stets die Reintegration in die Regelschule. Die Schüler*innen werden in Kleingruppen von maximal 6 in den Hauptfächern unterrichtet und in der Werkstatt von einem Werkpädagogen angeleitet. Die Kosten für die Stadt Hilden betragen pro Halbjahr und Schüler/Schülerin 1.700,00 €. Für die Teilnahme am Projekt sind im städtischen Haushalt 10.200 € eingeplant.

 

Die Fallzahl der im Projekt Zündstoff betreuten Kinder und Jugendlichen entwickelte sich wie folgt:

2016

2017

2018

2019

2020

2021 (bis 30.06.21)

2

3

4

2

1

2

 

Zurzeit erscheint die Schaffung eines Angebotes wie Zündstoff in Hilden aus Sicht der Verwaltung, auch in Hinblick auf die Haushaltslage, nicht zielführend. Ein Angebot mit ca. 8 Plätzen würde nach erster grober Schätzung mehr als 80.000 € kosten. Ein derartiges Projekt müsste voraussichtlich pauschal über die Stadt Hilden finanziert werden, wodurch das finanzielle Belegungsrisiko bei der Stadt liegen würde. In die Kalkulation ist die notwendige Beschulung noch nicht berücksichtigt. Die kontinuierliche Beschulung ist schwierig herzustellen, da dies nur über die Abordnung von Lehrkräften aus Schulen oder den Einsatz zusätzlichen Lehrpersonals sicherzustellen ist.

 

 

Neue Module

 

„RESTART Back2school“

Seit April 2020 gibt es ein multiprofessionelles Beratungsangebot für Familien und deren Kinder zum Thema Schulabsentismus. Das Beratungsangebot wurde gemeinsam von der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie,-psychotherapie und Psychosomatik des LVR-Klinikums Düsseldorf (KJP) und der Stadt Hilden entwickelt.

Die Beratungen finden einmal monatlich in den Räumlichkeiten des Jugendclubs der SPE Mühle statt. Das Beratungsteam setzt sich aus jeweils einer Fachkraft der KJP, der Alfred-Adler-Schule und der Sozialen Dienste der Stadt Hilden zusammen. Nach der erfolgreichen Erprobungsphase seit April 2021 wird das Angebot nun breiter beworben.

 

„Aufholprogramm nach Corona für Kinder und Jugendliche“: Einrichtung einer Vollzeitstelle zur Begleitung, Vermittlung und Beratung von SuS und deren Familien

Die Stadt Hilden erhält im Rahmen des Aufholprogrammes nach Corona für Kinder und Jugendliche 237.871,11 €. Für Sozialarbeit im schulischen Kontext stehen hiervon 174.000 € zur Verfügung. Der Förderzeitraum erstreckt sich vom 01.06.2021 - 31.12.2022.  

Eine neue Beratungs- und Vermittlungsvollzeitstelle, wird über diese Mittel, an der Schnittstelle zwischen Jugendhilfe und Bildung, geschaffen werden. Das Aufgabenprofil umfasst einzelfallorientierte Beratung und Unterstützung von SuS, Vermittlung zu weiterführenden Hilfen, Unterstützung beim Übergang Schule/ Beruf und die Beratung und Unterstützung von Fachkräften. Im Fokus stehen dabei vor allem benachteiligte Kinder und Jugendliche mit hohem Unterstützungsbedarf. Gleichzeitig werden Finanzmittel aus dem Aufholprogramm für die Installierung von gezielten Einzelfallbegleitungen eingesetzt. Dies umfasst auch Begleitungen in Fällen von Schulabsentismus.

Die Vollzeitstelle wird über Bildung³ eingerichtet und auf dem Campusgelände Holterhöfchen verortet. Das Angebot richtet sich prinzipiell an alle SuS aus Hilden. Das neue Angebot wird eng verzahnt mit dem erfolgreichen Projekt „Zukunft Aktiv Gestalten“ (ZAG).

ZAG ist ein Kooperationsprojekt zwischen der Bildung³ gGmbH und der Kinder- und Jugendförderung der Stadt Hilden. Im Rahmen des ESF-Modellprogramms „Jugend stärken im Quartier“ unterstützt das Projekt ZAG seit 2015 (vorrangig) Hildener Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14 - 26 Jahren mit besonderem Förderbedarf beim Übergang von der Schule in den Beruf.

 

Jugendberufsagentur

Die Jugendberufsagentur in Hilden konnte nach mehreren coronabedingten Verschiebungen am 01.09.2021 ihre Arbeit aufnehmen. Die Jugendberufsagentur wird durch die Kinder- und Jugendförderung koordiniert. Die Rückmeldungen sind durchweg positiv. 

Jugendberufsagenturen unterstützen junge Menschen unter 25 Jahren beim Übergang in Ausbildung und Arbeit mit ihrem Beratungs- und Integrationsangebot. Jugendhilfe, Agentur für Arbeit und Jobcenter bündeln ihre Beratungskompetenzen und Angebote, um zeitnah einzelfallorientierte Angebote für junge Menschen zu erstellen.

 

Zusammenfassung

Auch während der Corona Einschränkungen wurden die bestehenden Angebote im Kontext Schulabsentismus angepasst und fortgesetzt. Darüber hinaus wurden

 

·        mit dem Beratungsangebot „RESTART“ back2school“ der KJP in Kooperation mit der Stadt Hilden,

·        der Einrichtung einer zusätzlichen Beratungs- und Vermittlungsstelle und der Schaffung eines Pools für Einzelfallhilfen aus dem Aufholprogramm und

·        dem erfolgreichen Start der Jugendberufsagentur

 

drei neue Angebote aufgebaut.

 

 

gez.

in Vertretung

 

Sönke Eichner

1. Beigeordneter