Beschlussvorschlag:
Der Schul- und Sportausschuss sowie der Jugendhilfeausschuss nehmen den Sachstand zu den aktuellen Maßnahmen im Kontext Schulabsentismus zur Kenntnis.
Erläuterungen und Begründungen:
Von den Schulleitungen weiterführender
Schulen in Hilden wurde 2018 ein Bedarf für erweiterte Konzepte zum Umgang mit
Schulabsentismus formuliert. Mehrere Maßnahmen wurden vorbereitet und
umgesetzt. Mit Antrag vom 19.06.2019 beauftragte die CDU-Fraktion die
Verwaltung mit der Erarbeitung eines Projektes gegen Schulabsentismus
orientiert am Projekt „Zündstoff“. Über den Sachstand der Maßnahmen wurde mit
der SV WP 14-20 SV 51/280 am 31.10.2019 im Schul- und Sportausschuss berichtet.
Über die aktuelle Angebotsstruktur im Bereich Schulabsentismus wird nachfolgend
berichtet.
Auswirkungen
der Corona bedingten Einschränkungen
Durch die Corona-Epidemie und die damit
einhergehenden Einschränkungen ab März 2020 haben sich die Rahmenbedingungen
geändert. Der Schulunterricht fand über lange Zeit nicht oder nur sehr
eingeschränkt in Präsenz statt. Die Teilhabemöglichkeiten am Distanzunterricht
erwiesen sich als ungleich verteilt. Das Nachsehen hatten Schülerinnen und
Schüler (SuS), die über keine ausreichende technische Ausstattung, kein
ungestörtes Lernumfeld und nur unzureichende familiäre Unterstützung verfügten.
In den Medien wurde teilweise bereits von einer „verlorenen Generation“
gesprochen. Untersuchungen zu den Folgen von Corona weisen ein differenziertes
Bild aus: „Angesichts der Zahlen sei es jedoch
nicht gerechtfertigt, pauschal von einer ‚verlorenen Generation‘ zu sprechen,
findet Dr. Martin Bujard: „Rund zwei Drittel der Kinder und
Jugendlichen sind trotz mancher Schwierigkeiten relativ gut durch die
bisherigen pandemiebedingten Einschränkungen gekommen. Es ist zu erwarten, dass
sie in dieser Phase auch Kompetenzen hinsichtlich Digitalisierung und
Selbständigkeit erworben haben.“ (Bundesinstitut
für Bevölkerungsforschung, Webseite, 23.09.2021). Deutliche Auswirkungen der
Corona Einschränkungen werden durchgehend bei den bereits belasteten Kindern
und Jugendlichen festgestellt. Die Studienergebnisse decken sich mit
ersten Rückmeldungen von einzelnen weiterführenden Schulen in Hilden Anfang des
Schuljahres 2021/2022: Sorgen bereiten aktuell insbesondere die SuS, die schon zuvor
als gefährdet in ihrer Entwicklung erschienen. Es bleibt abzuwarten, inwieweit
sich diese Gruppe im Laufe des Schuljahres verändert.
Sachstandsbericht zu Angeboten
und Maßnahmen im Kontext von Schulabsentismus
Trotz der Corona Einschränkungen wurde an
Konzepten zum Thema Schulabsentismus weitergearbeitet. Zusätzliche Angebote wurden
auf dem Weg gebracht.
Bestehende Module
Arbeitskreis Schulabsentismus
Der Arbeitskreis Schulabsentismus startete im Januar 2019 und tagte
zuletzt am 21.09.2020, Eine Fortsetzung ist geplant.
Der Arbeitskreis setzt sich aus Vertretern der weiterführenden Schulen,
Schulsozialarbeit, Beratungsstellen, Betreuungsprojekten („Zukunft Aktiv
Gestalten“ und „Zündstoff“) und Gesundheitshilfe zusammen. Von Seiten der
Gesundheitshilfe ist der Sozialpsychiatrische Dienst, der Kinder- und
Jugendgesundheitsdienst und die Ambulanz und Tagesklinik der Kinder- und
Jugendpsychiatrie vertreten.
Multiprofessionelle Clearingrunde
Die Clearingrunde, in der schwierige Einzelfälle multiinstitutionell
beraten werden, startete im März 2019 und findet in der Schulzeit einmal
monatlich statt.
An der Beratung nehmen unter anderem teil: Schulvertreterinnen,
Schulsozialarbeit, Psychologische Beratungsstelle, Allgemeiner Sozialdienst,
Sozialpsychiatrischer Dienst, Jugendförderung, ZAG und Suchtberatung. Die
Clearingrunden wurden während der Corona bedingten Einschränkungen digital
fortgesetzt.
Projekt Zündstoff
Träger des Projektes Zündstoff ist der SKFM
Erkrath e.V.. Zielgruppe des Projektes sind SuS zwischen 12 und 16 Jahren. Aus
Hilden sind aktuell die Marie-Colinet-Sekundarschule und die Theresienschule
Kooperationspartner des Projektes. Projektziel ist stets die Reintegration in
die Regelschule. Die Schüler*innen werden in Kleingruppen von maximal 6 in den
Hauptfächern unterrichtet und in der Werkstatt von einem Werkpädagogen
angeleitet. Die Kosten für die Stadt Hilden betragen pro Halbjahr und
Schüler/Schülerin 1.700,00 €. Für die Teilnahme am Projekt sind im städtischen Haushalt
10.200 € eingeplant.
Die Fallzahl der im Projekt Zündstoff
betreuten Kinder und Jugendlichen entwickelte sich wie folgt:
2016 |
2017 |
2018 |
2019 |
2020 |
2021 (bis 30.06.21) |
2 |
3 |
4 |
2 |
1 |
2 |
Zurzeit erscheint die Schaffung eines
Angebotes wie Zündstoff in Hilden aus Sicht der Verwaltung, auch in Hinblick
auf die Haushaltslage, nicht zielführend. Ein Angebot mit ca. 8 Plätzen würde nach
erster grober Schätzung mehr als 80.000 € kosten. Ein derartiges Projekt müsste
voraussichtlich pauschal über die Stadt Hilden finanziert werden, wodurch das
finanzielle Belegungsrisiko bei der Stadt liegen würde. In die Kalkulation ist
die notwendige Beschulung noch nicht berücksichtigt. Die kontinuierliche
Beschulung ist schwierig herzustellen, da dies nur über die Abordnung von Lehrkräften
aus Schulen oder den Einsatz zusätzlichen Lehrpersonals sicherzustellen ist.
Neue Module
„RESTART Back2school“
Seit April 2020 gibt es ein multiprofessionelles Beratungsangebot für
Familien und deren Kinder zum Thema Schulabsentismus. Das Beratungsangebot
wurde gemeinsam von der Abteilung für Kinder- und
Jugendpsychiatrie,-psychotherapie und Psychosomatik des LVR-Klinikums Düsseldorf
(KJP) und der Stadt Hilden entwickelt.
Die Beratungen finden einmal monatlich in den Räumlichkeiten des
Jugendclubs der SPE Mühle statt. Das Beratungsteam setzt sich aus jeweils einer
Fachkraft der KJP, der Alfred-Adler-Schule und der Sozialen Dienste der Stadt
Hilden zusammen. Nach der erfolgreichen Erprobungsphase seit April 2021 wird das
Angebot nun breiter beworben.
„Aufholprogramm nach Corona für Kinder und Jugendliche“: Einrichtung
einer Vollzeitstelle zur Begleitung, Vermittlung und Beratung von SuS und deren
Familien
Die Stadt Hilden erhält im Rahmen des Aufholprogrammes nach Corona für
Kinder und Jugendliche 237.871,11 €. Für Sozialarbeit
im schulischen Kontext stehen hiervon 174.000 € zur
Verfügung. Der Förderzeitraum erstreckt sich vom 01.06.2021 - 31.12.2022.
Eine neue Beratungs- und Vermittlungsvollzeitstelle, wird über diese
Mittel, an der Schnittstelle zwischen Jugendhilfe und Bildung, geschaffen
werden. Das Aufgabenprofil umfasst einzelfallorientierte Beratung und
Unterstützung von SuS, Vermittlung zu weiterführenden Hilfen, Unterstützung
beim Übergang Schule/ Beruf und die Beratung und Unterstützung von Fachkräften.
Im Fokus stehen dabei vor allem benachteiligte Kinder und Jugendliche mit hohem
Unterstützungsbedarf. Gleichzeitig werden Finanzmittel aus dem Aufholprogramm
für die Installierung von gezielten Einzelfallbegleitungen eingesetzt. Dies
umfasst auch Begleitungen in Fällen von Schulabsentismus.
Die Vollzeitstelle wird über Bildung³ eingerichtet und auf dem Campusgelände
Holterhöfchen verortet. Das Angebot richtet sich prinzipiell an alle SuS aus
Hilden. Das neue Angebot wird eng verzahnt mit dem erfolgreichen Projekt
„Zukunft Aktiv Gestalten“ (ZAG).
ZAG ist ein Kooperationsprojekt zwischen der Bildung³ gGmbH und der Kinder-
und Jugendförderung der Stadt Hilden. Im Rahmen des ESF-Modellprogramms „Jugend
stärken im Quartier“ unterstützt das Projekt ZAG seit 2015 (vorrangig) Hildener
Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14 - 26 Jahren mit besonderem
Förderbedarf beim Übergang von der Schule in den Beruf.
Jugendberufsagentur
Die Jugendberufsagentur in Hilden konnte
nach mehreren coronabedingten Verschiebungen am 01.09.2021 ihre Arbeit aufnehmen.
Die Jugendberufsagentur wird durch die Kinder- und Jugendförderung koordiniert.
Die Rückmeldungen sind durchweg positiv.
Jugendberufsagenturen unterstützen junge
Menschen unter 25 Jahren beim Übergang in Ausbildung und Arbeit mit ihrem
Beratungs- und Integrationsangebot. Jugendhilfe, Agentur für Arbeit und
Jobcenter bündeln ihre Beratungskompetenzen und Angebote, um zeitnah
einzelfallorientierte Angebote für junge Menschen zu erstellen.
Zusammenfassung
Auch während der Corona Einschränkungen
wurden die bestehenden Angebote im Kontext Schulabsentismus angepasst und
fortgesetzt. Darüber hinaus wurden
·
mit
dem Beratungsangebot „RESTART“ back2school“ der KJP in Kooperation mit der
Stadt Hilden,
·
der
Einrichtung einer zusätzlichen Beratungs- und Vermittlungsstelle und der
Schaffung eines Pools für Einzelfallhilfen aus dem Aufholprogramm und
·
dem
erfolgreichen Start der Jugendberufsagentur
drei neue Angebote aufgebaut.
gez.
in Vertretung
Sönke Eichner
1. Beigeordneter