Beschlussvorschlag:
Der Ausschuss für
Schule und Sport nimmt den Bericht über das Sport- und Bewegungsmodell sowie die
Ergebnisse CHECK! und Re-CHECK! 2019 zur Kenntnis.
Erläuterungen und Begründungen:
Das Sport- und Bewegungsmodell der Stadt Hilden
richtet sich unter ganzheitlichen Gesichtspunkten und dem Aspekt der Sport-,
Bewegungs- und Gesundheitsförderung an die Kinder und Jugendlichen der Stadt
Hilden und nimmt sich einerseits des Bewegungsmangels, der Verbesserung der
motorischen Leistungsfähigkeit der Heranwachsenden und andererseits ihrer
sportlichen Talente an. Außerdem spielen individuelle und allgemeine Gewichtsproblematiken
bei der Planung und Umsetzung bedarfsorientierter Maßnahmen eine entscheidende
Rolle. Der Präventionsgedanke und die damit einhergehende Idee der Verbesserung
von Lebensqualität sind bei der Umsetzung des Projektes von wesentlicher
Bedeutung.
Folgende Leitmotive stehen für die
Erreichung des Ziels der Sport-, Bewegungs- und Gesundheitsförderung:
· Sport für Alle
· Individuelle
Förderung von Kindern und Jugendlichen
· Sport- und
Gesundheitsförderung im außerschulischen Bereich
· Kinder,
Jugendliche und junge Erwachsene zu (neuem) Sport motivieren
· Einbindung sozial
Benachteiligter und Bildungsferner
· Mehr Chancen für
Mädchen und Frauen im Sport
· Talentförderung
· Integration
· Inklusion
Die Möglichkeiten, die sich Kindern und
Jugendlichen durch Sport und Bewegung z.B. hinsichtlich ihrer
Konzentrationsfähigkeiten und des Aggressionsabbaus bieten, sollen neben der
Förderung der motorischen Fähigkeiten und Fertigkeiten durch die Vernetzung
innerhalb der Hildener Sportlandschaft gestärkt werden. Daneben besitzt die
Beratungsleistung für Familien zu den Themen Sport, Bewegung sowie gesunde
Ernährung und deren Auswirkungen einen hohen Stellenwert. Auch die
Vereinsunterstützung und die Verbesserung der Quote von Sportaktiven spielen
eine entscheidende Rolle. Die Bindung an Sportvereine soll durch die enge
Zusammenarbeit mit den Hildener Sportorganisationen gefördert werden.
Gesundheitspotentiale werden erhöht und gebündelt.
Es finden Elternfortbildungen statt. Schulen
und Kindergärten werden in der Umsetzung gesundheitsorientierter Programme
unterstützt und Sportvereine hinsichtlich ihrer Planung sowie Umsetzung von
kooperativen kompensatorischen Angeboten mit Kita und Schule gefördert. Das
Netzwerk „Sport“ hat in den letzten Jahren an Größe gewonnen. Neben der
Sportorganisation sind kommerzielle Gesundheitsanbieter, Ärzte, Krankenkassen
sowie andere Sachgebiete und Ämter der Stadt Hilden involviert.
Selbstverständlich sind Schulen ebenso darin vernetzt wie
Kindertageseinrichtungen.
Als Kooperationspartner und zum Austausch
vorhandener Daten sind benachbarte Kommunen und Städte von hoher Wichtigkeit.
Es ist gelungen, Partner im Kreis Mettmann, in der Stadt Düsseldorf, in den Universitäten
Düsseldorf, Wuppertal, Essen und Ulm sowie im Medizinischen Dienst der
Krankenkassen zu finden. Durch Rückkopplungen im Rahmen einer
Qualitätssicherung, haben alle Beteiligten jederzeit die Möglichkeit, sowohl
die Vernetzungsstrukturen als auch die Inhalte der Angebote zu optimieren und
anzupassen. Durch die hohe Anpassungsfähigkeit der Maßnahmen im Rahmen des
Projektes ist es möglich, jederzeit neue Angebote zu generieren und in Settings
zu implementieren sowie sich an bestehende Netze anzudocken.
Die
Landesprojekte KommSport und Sportplatz Kommune:
Die Sportverwaltung der Stadt Hilden hat
sich im Jahr 2014 in Kooperation mit dem Stadtsportverband Hilden zur Teilnahme
an der Landesinitiative KommSport beworben und mit 32 anderen Städten
den Zuschlag erhalten. Analog zum Sport- und Bewegungsmodell der Stadt Hilden
zielt dieses Projekt neben der Durchführung einer Fitnesstestung in der
Hauptsache darauf ab, sowohl motorisch schwachen als auch talentierten Kindern
die Möglichkeit zu geben, in zielgerichteten Sport- und Bewegungsangeboten
ganzheitlich und individuell gefördert zu werden. Die Kinder erhalten in
Kooperation mit Sportvereinen die Möglichkeit, sich auszuprobieren. Auch die
Schwimmförderung außerhalb des Unterrichts in der Schule kann darüber gefördert
werden. Aufgrund der durch das Projekt zur Verfügung stehenden Mittel, war es
dem Sportbüro möglich, zusätzliche Maßnahmen zur ganzheitlichen Förderung der
Kinder zu implementieren. Viele weitere sportliche Zusammenschlüsse sind
entstanden. Darüber hinaus gab das Projekt Anlass für die Planung und Umsetzung
neuer Maßnahmen und Ideen. Grundsätzlich war das Projekt auf 3 Jahre (2015 -
2017) angelegt. Für 2018 konnte eine weitere finanzielle Förderung erwirkt
werden.
Für die Jahre 2019-2022 wurde von der
Staatskanzlei NRW und dem Landessportbund NRW das Folgeprojekt Sportplatz Kommune initiiert, welches
an das Projekt KommSport angeknüpft hat. Neben der strukturellen und
konzeptionellen Entwicklung zur kommunalen Sportentwicklung sollten durch das
neue Projekt praxisorientiertere, also im Ergebnis mehr bzw. zusätzliche und
passgenauere Angebote zur Sport- und Bewegungsförderung geschaffen werden. Die
Stadt Hilden konnte sich als „Alt-Standort“ auch zur Teilnahme an diesem
Projekt erfolgreich bewerben. Für das Jahr 2019 wurde eine letzte finanzielle
Förderung zugesagt. Ab dem Jahr 2020 ist eine „passive“ Involvierung mit der
Teilnahme an Austauschforen und Workshops möglich.
Folgende Projekte konnten durch die zusätzliche
Finanzierung des Landessportbundes NRW e.V. im Jahr 2019 besonders erfolgreich umgesetzt bzw.
ausgebaut werden:
1. Open Sunday
Um allen Kindern die Möglichkeit zu bieten, sich am Wochenende bewegen
zu können, wurde im Jahr 2019 das Projekt „Open Sunday“ ins Leben gerufen. In
Kooperation mit der Hildener Allgemeinen Turnerschaft und dem Verein
„Integration durch Sport und Bildung e.V. haben an ausgewählten Sonntagen Grundschulkinder für
drei Stunden die Möglichkeit, kostenfrei und ohne Vereinsbindung unter
fachlicher Betreuung in nicht genutzten Turnhallen Sport zu treiben, bzw. sich
zu bewegen. 6-8 qualifizierte Übungsleiterinnen und Übungsleiter sowie
ausgebildete Sporthelferinnen und Sporthelfer werden eingesetzt. In der
„Halbzeitpause“ gibt es Obst und Getränke, die Kinder lernen verschiedene
Sportarten kennen und es werden Regeln des gemeinsamen Sporttreibens und des
Respektes gelehrt. Es ist ein offenes und integratives sowie inklusives
Bewegungsangebot und es nehmen immer zwischen 40 und 80 Kinder teil. Viele
Kinder besuchen den Open Sunday regelmäßig und teilen ihre (Vor)Freude gerne
mit.
2. Schwimmförderung
Die Hildener
Schwimmförderung ist eng mit dem Sport- und Bewegungsmodell in Hilden
verknüpft. Ziel ist es nachhaltige Strukturen zu schaffen, durch die die
Akteure der Stadt in der Lage sind, die Schwimmerquote bei Grundschulkindern in
Hilden zu erhöhen. Die Schwimmförderung beinhaltet die Wassergewöhnung von
Vorschulkindern in Kindertageseinrichtungen, das Angebot außerschulischer
Schwimmförderkurse, die Unterstützung von Schwimmunterricht in der Schule, die
Durchführung eines Schwimmfähigkeitstests in allen dritten Klassen. Alle
Lehrkräfte, die an Schulen das Schwimmen unterrichten haben jederzeit die
Möglichkeit, Empfehlungen an Familien für die Schwimmförderung des Sportbüros
auszusprechen. Im Jahr 2019 fanden außer in den Schulferien mit zwei Kitas
Wassergewöhnungs-, und 3x pro Woche Schwimmförderkurse für Grundschulkinder und
Kinder bis zu den 6. Klassen statt, die durchgehend ausgelastet waren.
3.
Talentförderung
Die gezielte Sporttalentförderung des Sportbüros wurde
bereits im Jahr 2015 initiiert. In Kooperation mit Hildener Sportvereinen
werden Kinder, die beim CHECK! und Re-CHECK!
gute sportliche Leistungen gezeigt haben, zu dem neunmonatigen Projekt
eingeladen. Im vierwöchigen Rhythmus lernen die Kinder in verschiedenen Sportarten
leistungsorientiertes Training kennen. Die Vereine haben die Möglichkeit, sich
und die Sportart zu präsentieren und bei Interesse der Familien, neue Vereinsmitglieder
zu gewinnen.
CHECK!
und Re-CHECK! 2019
Grundlegender Baustein für die Förderung der
Kinder und der Implementierung zielgerichteter Maßnahmen ist der
Motodiagnostische Komplextest - CHECK! und Re-CHECK!, der auf
wissenschaftlicher Basis und nach einheitlichen Standards mit Grundschulkindern
in den zweiten und vierten Klassen durchgeführt wird. Herr Prof. Dr. Theodor
Stemper (Betriebseinheit Sportwissenschaft an der Bergischen Universität
Wuppertal) betreute bis 2018 die Tests in Hilden und nahm mit
wissenschaftlichen Hilfskräften die Auswertung der erhobenen Daten vor. Im Jahr
2019 wurden die Testung und Erhebung sowie Eingabe der Daten durch das
Sportbüro der Stadt Hilden durchgeführt. Herr Prof. Dr. Stemper stand weiterhin
beratend zur Verfügung. Das Sportamt der Stadt Düsseldorf hat aufgrund des dort
zur Verfügung stehenden Computerprogramms die Auswertung der Daten vorgenommen.
Die Planung und Umsetzung sowie Auswertung der wissenschaftlich fundierten
Testung und Re-Testung ist auf einen jährlichen Rhythmus ausgerichtet. Es ist
möglich, den Familien durch die begleitenden Maßnahmen, Werkzeuge zur eigenen
Sport- und Bewegungsmotivation an die Hand zu geben. Nur auf Grundlage von
individuellen Testergebnissen können Maßnahmen wirken. Darüber hinaus kann ein
allgemeiner Überblick über die körperliche Fitness der Hildener Kinder gewonnen
werden und in die Planung sport-, schul- und gesundheitspolitischer Maßnahmen
einbezogen werden.
Die Testreihe 2019 fand im Zeitraum 18.03. –
02.04.2019 statt. Die Hildener Allgemeine Turnerschaft hat das Sportbüro durch
die Zurverfügungstellung von qualifizierten Testern umfassend unterstützt.
Neben der Erhebung der körperlichen Leistungen werden die Kinder und Familien
zum Sport- und Freizeitverhalten sowie auch zur Vereinszugehörigkeit und
Aktivität befragt. Die Familien und Schulen wurden über die Testergebnisse
informiert und werden regelmäßig auf Sportangebote bzw. Bewegungs- und
Förderangebote, die die individuellen Stärken und Schwächen der Kinder berücksichtigen,
aufmerksam gemacht. Die Angebote sind meist in den Sportvereinen verankert oder
werden an zentralen Punkten zusätzlich durchgeführt. Die Familien haben zudem
die Möglichkeit, jederzeit das Angebot zur individuellen Beratung in den
Bereichen Sport, Bewegung, Freizeit, Talent- und Schwimmförderung,
Gesundheitsförderung und Ernährung in Anspruch zu nehmen.
Ergebnisse
2019
CHECK!: Ergebnisse 2. Klassen:
Die Daten von 462 Grundschulkindern aus 8
Grundschulen konnten ausgewertet werden. Das entspricht einem Anteil von 86 %
der Grundschulkinder in den 2. Klassen. Gründe für nicht auswertbare Fälle
waren zum Beispiel nicht vorhandene Einverständniserklärungen oder unzureichende
Angaben der Familien.
22 Kinder der zweiten Klassen (4,8 %) sind
sportlich talentiert, im Jahr 2018 waren es 5,8 % der getesteten Kinder. 67
Kinder (14,5 %) haben motorische Defizite, das ist fast doppelt so viel wie im
Jahr 2018. Die folgende Tabelle (1) stellt eine Übersicht über die in den
Jahren 2011 - 2019 ermittelten motorischen Ergebnisse in den zweiten Klassen
dar.
6,7 % (2018 6,7 %) der Kinder waren im Jahr
2019 adipös (krankhaft fettleibig) und 5,8 % (2018 8,8%) der Kinder
übergewichtig.
Tabellarische Übersicht (2) des adipösen und
übergewichtigen Anteils der Kinder in den zweiten Klassen (2011 - 2019):
Norm |
KIGGS |
Hilden CHECK! |
|||||||||
2001 |
2006 |
2011 |
2012 |
2013 |
2014 |
2015 |
2016 |
2017 |
2018 |
2019 |
|
Übergew. |
7,0 % |
8,7 % |
8,6 % |
10,1 % |
7,8 % |
9,1 % |
10,0 % |
9,9 % |
7,8 % |
8,8 % |
5,8 % |
adipös |
3,0 % |
6,3 % |
4,3 % |
6,3 % |
3,0 % |
7,9 % |
5,8 % |
5,4 % |
5,0 % |
6,7 % |
6,7 % |
Gesamt |
10,0 % |
15,0 % |
12,9 % |
16,4 % |
10,8 % |
17,0 % |
15,8 % |
15,3 % |
12,8 % |
15,5 % |
12,5 % |
Re - CHECK!: Ergebnisse 4. Klassen:
In den vierten Klassen wurden die Daten von 399
(85 %) Kindern konnten
ausgewertet werden.
36 Kinder der vierten Klassen (9 %) sind
sportlich talentiert, 48 Kinder (12 %) haben motorische Defizite und 315 Kinder
(79 %) befinden sich im motorisch „normalen“ Bereich.
Die folgende Tabelle (3) stellt eine
Übersicht über die in den Jahren 2016 - 2019 ermittelten motorischen Ergebnisse
in den vierten Klassen dar.
Vergleicht man Tabelle (1) mit Tabelle (3)
ist zu erkennen, dass die motorische Leistungsfähigkeit der Kinder, die 2017 in
den zweiten Klassen getestet wurden, sich im Jahr 2019 im Bereich der
Bewegungsförderung um 2,1 Prozentpunkte verschlechtert hat. Im Rahmen der
Evaluation bis Anfang des Jahres 2021 sollte dieser Trend, soweit es möglich
ist, genauer erörtert werden. Kinder, die an bewegungsorientierten
Förderprogrammen der Stadt Hilden teilgenommen haben und deren Testergebnisse
direkt verglichen werden, zeigen hingegen in den Jahren 2017 bis 2019 deutliche
motorische Leitungsverbesserungen.
5,5 % (2017 5% in den zweiten Klassen) der
Viertklässler waren im Jahr 2019 adipös. 10 % der Viertklässler (2017 7,8 % in
den zweiten Klassen) sind übergewichtig. In Zahlen bedeutet dies:
2017 (2. Klassen): 56 Kinder waren gesamt
stark übergewichtig
2019 (4. Klassen): 62 Kinder waren gesamt
stark übergewichtig
Auch hier sollte im Rahmen der Evaluation
ermittelt werden, woran sich der Trend festmachen lässt. Kinder, die sich in
individueller Betreuung befinden und durch Programme der Stadt Hilden
unterstützt werden, haben nach Rücksprache mit den Familien und
Übungsleiter/innen Erfolge zu verzeichnen.
Die Kinder der vierten Klassen gaben 2019
mit 60,1 % an, Mitglied in einem Sportverein zu sein. Die Kinder des gleichen
Jahrgangs gaben 2017 noch mit 61,5 % an, Sport im Verein zu betreiben. In den zweiten
Klassen von 2019 sind 63,6 % der getesteten Kinder Sportvereinsmitglied.
gez.
Birgit Alkenings