hier: Vorstellung der Ergebnisse/Preisträger-Entwürfe
Beschlussvorschlag:
Der Stadtentwicklungsausschuss nimmt die Ergebnisse des EUROPAN15-Wettbewerbes zur Kenntnis.
Erläuterungen und Begründungen:
EUROPAN15: Produktive
Städte 2
Auf der Basis der Sitzungsvorlage 61/215 und nach einem Vorbericht in der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am 21.11.2018 (SV 61/209) hat der Rat der Stadt Hilden am 12.12.2018 einstimmig die Teilnahme der Stadt Hilden an dem Wettbewerb EUROPAN 15 beschlossen.
Die Teilnahme der Stadt Hilden erfolgte dabei als Bestandteil der sog. „Bergischen Kooperation“ zusammen mit den Städten Ratingen, Solingen und Wülfrath.
Alle vier Städte stellten ein Plangebiet zur Verfügung und formulierten dazugehörige Aufgabenstellungen, die wiederum auf das Thema des Wettbewerbs EUROPAN15 „Produktive Städte 2: Ressourcen, Mobilität, Fairness“ abgestimmt waren.
Für die Teilnahme an dem Wettbewerb erhielt die „Bergische Kooperation“ eine Förderung des Bundes und Landes NRW in Höhe von 94.500 € (70% der anfallenden Kosten von 135.000 €). Für die einzelne Stadt verblieb ein Eigenanteil von 10.125€.
Die organisatorische Koordination übernahm die „Bergische Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH (BSW)“ aus Solingen.
Zur Regelung des internen Verhältnisses der vier Städte der „Bergischen Kooperation“ hat die Stadt Hilden mit ihren Kooperationspartnern eine Verwaltungsvereinbarung geschlossen. Auch mit der Organisation EUROPAN e.V. Deutschland gab es eine entsprechende Vereinbarung der Stadt Hilden. Die finanzielle Abwicklung des Projekts wurde bzw. wird durch die Stadt Hilden durchgeführt.
Der EUROPAN-Wettbewerb existiert seit 1988. Alle zwei Jahre gibt es eine neue thematische Aufgabenstellung.
Die „Bergische Kooperation“ hat an dem Wettbewerb EUROPAN 15 teilgenommen. Von dem Wettbewerb angesprochen sind Architekten, Stadtplaner, Landschaftsarchitekten und Designer in noch „jungen“ Büros bzw. zwischen Studium und Arbeit.
Diesmal gab es 47 Standorte in 12 europäischen Ländern, für die 901 Teams Planungsvorschläge einreichten.
Der Wettbewerb begann im Februar 2019, Wettbewerbsarbeiten konnten bis zum 28.07.2019 abgegeben werden.
Über den Stand des Wettbewerbes informierte die Verwaltung zuletzt im Rahmen der Sitzungsvorlage 61/247 (zum Aufstellungsverfahren des Bebauungsplanes 10C) in der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am 21.11.2019.
Nach entsprechender Begutachtung der Wettbewerbsbeiträge durch jeweils eine nationale Jury wurden im Dezember 2019 die Ergebnisse auf europäischer Ebene bekannt gegeben.
Die jeweiligen Preisträger teilen sich auf in „Preise“, „Runners-up“ und „besondere lobende Erwähnungen“. Auf Deutschland entfielen drei Preise und eine besondere Erwähnung, diese verteilten sich auf zwei Preise für Wettbewerbsbeiträge, die sich mit der Aufgabenstellung der „Bergische Kooperation“ auseinandersetzten, und einen Preis sowie eine besondere lobende Erwähnung für Beiträge, die sich mit dem Projekt der Stadt Selb (den anderen Teilnehmer aus Deutschland) beschäftigten.
Preisträger des
Projektes der „Bergischen Kooperation“
Als Wettbewerbsbeiträge wurden von der vier Städten der
Bergischen Kooperation drei Plakate erwartet.
· Auf dem 1. Plakat sollten die städtebaulichen und planerischen Grundlagen für eine nachhaltige Quartiersentwicklung in unserer Region dargelegt werden.
· Das 2. Plakat sollte darauf aufbauend jeweils ein grobes städtebauliches Gestaltungskonzept zu jedem der vier Standorte enthalten.
· Mit dem 3. Plakat sollten zwei Standorte etwas tiefergehender bearbeitet werden.
Der jeweilige Wettbewerbsbeitrag ist den Anhängen zu entnehmen.
Hier vorgestellt werden sollen nun die beiden Preise, die für ein Projekt in den vier Standorten der „Bergischen Kooperation“ vergeben wurden.
Preisträger 1:
„Bergisch Plugin“ (Erläuterung aus dem Bericht der deutschen Jury)
[Zitat: Anfang] Die
Aufgabenstellung, für vier Städte des Bergischen Landes südöstlich von
Düsseldorf mit unterschiedlicher Größe und Eigenart, übertragbare Elemente im
Kontext einer regionalen Entwicklung als auch der örtlichen baulichen
Gestaltung selbst zu entwickeln, ist eine systemische wie gestalterische
Herausforderung.
Die Verfasser*innen
der Arbeit „Bergisch Plugin“ sind dieser Herausforderung hervorragend gerecht geworden.
Sie entwickeln Planungsprinzipien, die sich auf die übrigen zur Bergischen
Kooperation zählenden Städte verschiedener Art und Größe jeweils übertragen
lassen.
Die neun
vorgeschlagenen Prinzipien eignen sich ebenso für die Weiterentwicklung des Bestandes
wie für den Neubau. Sie sind klar beschrieben und in Systemskizzen so
abgeleitet, dass sie verständlich und anpassungsfähig sind. Zugleich verbinden
sie die theoretische Herleitung schlüssig mit praktischen möglichen Prozessen
der Umsetzung.
Trotz der Anwendung
in unterschiedlichen örtlichen Gegebenheiten ist erkennbar, dass sie den
heutigen Herausforderungen der Ökologie, Dichte, Mischnutzung, Mobilität und
Gestaltqualität gerecht werden. Die Auseinandersetzung mit dem innerstädtischem
Grün sowie der Gestaltung des öffentlichen Raumes in seiner Vielschichtigkeit
führt zu einem verbesserten städtebaulichen Ganzen.
Das wiederum kann -
bei aller Unterschiedlichkeit der Ausgangssituation - jeweils zu einer
Verbesserung der baulich-räumlichen Gestaltung und des Nutzungsgefüges führen
und damit Identität stiftend wirken.
Damit entsteht ein
Kreislauf: der Bestand (Denkmal oder Bestandsensemble) als ein die Identität
des Ortes stärkendes Element wird zur Stabilisierung des Umbruchs genutzt;
zugleich wird die Veränderung deutlich gemacht und ein Zukunftsbild zum
Ausdruck gebracht. Gestützt auf diese übertragbaren und dennoch spezifischen
und individuellen Prinzipien, ist den Verfasser*innen mit den „Plugins“ ein
überzeugendes Gesamtkonzept gelungen, wie man an den weiter ausgearbeiteten
Beispielen sehen kann. [Zitat: Ende]
Die ehemaligen Studierenden
schlagen für das Plangebiet in Hilden gemischte Wohn- und Gewerbebauten rund um
einen neuen Quartiersplatz vor. Daneben sollen in neuen Innenhöfen private
Grünflächen erhalten bzw. geschaffen werden.
Preisträger 2:
„The Productive Region“ (Erläuterung aus dem Bericht der deutschen Jury)
[Zitat:
Anfang] „The Productive Region“ überzeugt durch die Erarbeitung einer
ganzheitlichen Planungsstrategie ausgehend von den Europan 15-Themen:
ökologische Res
sourcen, neue Mobilität und Fairness in Verbindung mit einem regionalen
gemeinschaftlichen Ansatz für die Bergische Kooperation, der individuell auf
lokale Qualitäten und Potenziale der verschiedenen Standorte reagiert.
Die Arbeit vermittelt gleichzeitig Bilder, die für eine lebendige und
lebenswerte Region stehen. Die Strategie für die Region ist als logisches und
tragfähiges Konzept aufgebaut, das von übergreifenden Leitbildern ausgehend
einen Instrumentenkoffer zu den Themen Raum, Nutzung, Ökologie und Mobilität
anbietet.
Angewendet auf den jeweiligen Standort, findet das Konzept in vernetzten
Infrastrukturen und Kreislaufsystemen seine folgerichtige Umsetzung und Verortung. Die Strategie
erscheint sehr gut geeignet, um ein gemeinsames Qualitätsverständnis für die
künftige städtebauliche Entwicklung in der Region der Bergischen Kooperation zu
vermitteln.
Der Arbeit gelingt
es, die regionale Strategie auf unterschiedliche lokale Situationen planerisch
anzuwenden und daraus konkrete, städtebaulich tragfähige Konzepte zu
entwickeln, die vielseitige räumliche Angebote schaffen.
Die gewünschte
Nutzungsvielfalt und Nutzungsmischungen der produktiven Stadt werden mit lokalen
Besonderheiten und Traditionen verknüpft und ermöglichen so identitätsstiftende
Quartiere. Das System aus Nachbarschafts- und Quartierszentren ist ein guter
Beitrag zu ressourcensparenden gemeinschaftlichen Nutzungen.
Besonders positiv
erscheinen auch die für jeden Standort entwickelten schlüssigen
Mobilitätskonzepte, die Fuß- und Radverkehr in den Mittelpunkt stellen. Die
Gestaltung der Beispielgebiete nimmt Rücksicht auf die bisherigen
Entwicklungen. Auf dieser Basis werden urbane Räume mit unterschiedlicher
Dichte entworfen.
Die
Gebäudekubaturen, die Freiraum- und Infrastrukturen bleiben trotz der Anwendung
gleicher Planungsbausteine individuell und abwechslungsreich. Die Darstellung
der Details vermittelt glaubhaft und anschaulich die Atmosphäre von
nachhaltigen und lebendigen Nachbarschaften.
Die räumliche
Antwort für das Gebiet Wülfrath-Düssel, mit einer äußerst dichten Bebauung auf
den bestehenden Siedlungsdruck zu reagieren, wird kritisch hinterfragt. [Zitat:
Ende]
Im Wettbewerbsbeitrag spielt das Hildener Projekt nur eine untergeordnete Rolle. Unter anderem wird vorgeschlagen, an der Bahnhofsallee eine neue Quartiersgarage zu schaffen und im Blockinnenbereich neben einem kleinen öffentlichen Platz Wohn- und Gewerbebauten zu entwickeln.
Weiterer Beitrag, der
zur engeren Wahl der lokalen Jury gehörte:
In der Vorauswahl der deutschen Jury befand sich eine weitere Arbeit, die dem Stadtentwicklungsausschuss nicht vorenthalten werden soll.
Es handelt sich um die Arbeit „Co-productive Cities: Living Lab“.
Da diese Arbeit keinen Preis und keine besondere lobende Erwähnung erhalten hat, wird hier zur Erläuterung der Text der regionalen Jury zur Vorstellung verwendet:
[Zitat:
Anfang] Die
Arbeit Living-Lab Bergische Kooperation zeichnet sich durch eine systematische
Herangehensweise aus, die in erster Instanz mit Hilfe von sechs ausgewählten
Prinzipien eine regionale Strategie zum Umgang mit Quartiersentwicklungen
erreichen will: MIV-freie Quartiere, grüne Quartiere, multifunktionale und
wenig versiegelte Freiflächen (Schwammstadt), eine positive Energiebilanz,
experimenteller Umgang mit Baustoffen und Baukonstruktionen und vor allem auch
der Erhalt und Ausbau identitätsstiftender Elemente im Bestand.
Diese Grundprinzipien
sollen – begleitet durch einen mehrstufigen Planungsprozess, der regional und
lokal gesteuert werden soll – unter Einbeziehung lokaler und regionaler Akteure
und mit zielgruppengerechten Beteiligungsformaten an allen vier Standorten
angewendet werden.
Die Anwendung wird
in den vier skizzenhaften Standortvorschlägen überzeugend erprobt und für zwei
Standorte entsprechend detailliert. Dabei zeigen die Verfasser einen
ausgeprägten städtebaulichen Gestaltungswillen, der sich in differenzierten
Raumqualitäten und Adressbildungen niederschlägt.
Die Verfasser
machen damit deutlich, dass der gewählte systematische Ansatz im Grundsatz
übertragbar auf unterschiedliche Raumsituationen ist und damit einen regionalen
‚Fahrplan‘ für zukunftsfähige Quartiersentwicklungen mit unterschiedlichen
Schwerpunktsetzungen ermöglicht, ohne dass die Individualität der einzelnen Standorte
verloren geht. [Zitat: Ende]
Auch die drei Tafeln dieses Beitrages sind der Sitzungsvorlage als Anhang beigefügt.
Bewertung:
Es stellt sich nun die Frage, wie es mit den Entwürfen weitergeht bzw. welche Rolle die Ergebnisse des EUROPAN15-Wettbewerbes für die weitere Entwicklung des Bebauungsplanes Nr. 10C haben können.
Als abschließendes Element des Teilnahmeprozesses an EUROPAN 15 steht nun noch ein Workshop mit den beiden Preisträgern aus.
Dieser Workshop wird für alle vier als „Bergische Kooperation“ teilnehmenden Städte Ratingen, Solingen, Wülfrath und Hilden gemeinsam durchgeführt werden.
Wann und wo diese Veranstaltung stattfinden wird, ist zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Sitzungsvorlage noch nicht bekannt.
Es wird von Frühjahr 2020 ausgegangen; die Organisation wird wiederum die Bergische Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (BSW) übernehmen. Sollte zur Sitzung der Verwaltung mehr bekannt sein, wird hierzu berichtet werden.
Vom Ergebnis der Wettbewerbsbeiträge her kann inhaltlich festgehalten werden, dass diese gegenüber dem bisherigen städtebaulichen Entwurf höhere Anteile an privaten und öffentlichen Frei- und Grünflächen im Blockinneren vorsehen. Auch wird der Baublock „durchlässiger“ im Sinne von Verbindungswegen für Fußgänger und Fahrradfahrer.
In dem o.g. Workshop gilt es zu prüfen, inwieweit sich diese Vorstellungen mit den konkreten Vorgaben vor Ort in Einklang bringen lassen.
Es sei an dieser Stelle an die bisher bereits durch den STEA diskutierten Ideen für den Bereich der Poststraße 35/37 (mit Ortsbesichtigung) und die aktuelle Sitzungsvorlage 61/268 erinnert, die sich mit einem Antrag für das Eckgrundstück Bahnhofsallee/ Benrather Straße beschäftigt.
Gez.
B. Alkenings