Betreff
Familienberichterstattung 2020 - Aktueller Sachstand
Vorlage
WP 14-20 SV 51/270
Art
Mitteilungsvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Der Jugendhilfeausschuss nimmt den aktuellen Sachstand zur Familienberichterstattung 2020 zur Kenntnis.


Erläuterungen und Begründungen:

 

 

Am 07.11.2018 beschloss der Jugendhilfeausschuss eine Fortschreibung der im Jahre 2010 erstmalig aufgelegten Familienberichterstattung für Hilden. Auftragnehmerin für die Familienberichterstattung 2020 ist die Faktor Familie GmbH mit Sitz in Bochum. Das Institut mit dem umfänglichen, überregional anerkannten familienpolitischen Erfahrungsschatz hatte bereits den ersten Familienbericht für Hilden erstellt. Die Familienberichterstattung setzt sich übergeordnet aus 5 Modulen zusammen:

 

(1)  Vorstudie – Qualifizierung des Fragebogens

(2)  Zusammenstellung (sozialraumbezogener) Zahlen, Daten und Fakten für Hilden

(3)  Durchführung der Familienbefragung und Erstellung eines Tabellenbandes

(4)  Vertiefender Analysen, Erstellung eines integrierten Familienberichtes

(5)  Entwicklung von Handlungsempfehlungen (Bestandteil des Familienberichtes)

 

Kooperationspartner von Seiten der Stadt Hilden für die Begleitung des gesamten Verfahrens und zuständig für die Lieferung des von Faktor Familie benötigten Materials ist das Bildungs- und Planungsbüro des Amtes für Jugend, Schule und Sport. Die Module (1) und (3) wurden bereits erfolgreich begleitet – der zu Modul 3 gehörige Tabellenband ist in Arbeit. Der vorliegende Zwischenbericht gibt einen Einblick in den aktuellen Sachstand.

 

Modul 1 ) Vorstudie – Qualifizierung des Fragebogens

Der Familienbericht 2020 soll eine gute Basis für fachliche und politische Weichenstellungen der nächsten Jahre sein. Neben der Wiederholung einiger Fragestellungen aus dem Jahre 2010 soll es außerdem gelingen, familienrelevante Themen bedarfsgerecht weiterzuentwickeln. Der Familienbericht 2010 hat wichtige, übergeordnete Handlungsfelder definiert. In der Familienberichterstattung 2020 soll es nun auch um die Überprüfung der bisher in die Wege geleiteten Maßnahmen und um Konkretisierung gehen. Diese Detailschärfe erfordert eine Fokussierung auf bestimmte Altersgruppen. War es im Jahre 2010 noch eine Stichprobe aller Familien mit Kindern unter 18 Jahren, so handelt es sich bei der aktuellen  Familienbefragung um eine Vollerhebung aller Familien mit Kindern unter 11 Jahren.

 

Die Familienbefragung trägt den Titel „Gesund aufwachsen in Hilden“. Das Querschnittsthema Gesundheit findet dabei seinen Anklang vor allem bei den Schwerpunkten:

 

-      Wirtschaftliche Situation / Kinderarmutsprävention

-      Entlastung und Unterstützung  von Familien

-      Psychische Belastung / Stressbewältigung

-      Ernährung und Ernährungsbildung

-      Umweltbildung

-      Freizeitgestaltung / Bewegung

-      Lebensqualität in Hilden und im direkten  Wohnumfeld

 

Für die Qualifizierung des Fragebogens versuchte das Bildungs- und Planungsbüro (nachfolgend BuP), möglichst transparent und durchlässig für Ideen und Wünsche vorzugehen. Die Entwürfe wurden in zahlreichen Netzwerken und Arbeitskreisen  präsentiert, gemailt, dialogisch mit einzelnen Akteuren durchgegangen. Es wurden zahlreiche Rückmeldungen eingepflegt und der Fragebogen in einer extra einberufenen Arbeitsgruppe mehrfach überarbeitet. Zu dieser „Arbeitsgemeinschaft Familienbefragung“, gehörten die Fachberatungen Kita und OGS, der Planungsstab des BuP und das Familienbüro Stellwerk. Die Familienbefragung wurde unter anderem mit folgenden Fachkreisen bzw. Einzelpersonen erörtert:

 

-      Amt für Jugend, Schule und Sport mit allen Sachgebieten einzeln und im Gremium

-      Kulturamt

-      Amt für Soziales und Integration

-      Stadtentwicklung

-      Gesundheitsamt Mettmann (SG Gesundheitsförderung)

-      Kindertagesstätten

-      Grundschulen

-      OGS

-      AG Wohlfahrt

-      Offene Kinder- und Jugendarbeit (AG 78)

-      „Kind im Stadtteil“ Netzwerke (Kita, GS, OGS, ASD, PB)

-      Qualitätszirkel „Gesund aufwachsen in Hilden“

 

Die Faktor Familie GmbH hat die zusammengetragenen Ergebnisse und Skizzen in mehreren Arbeitssitzungen mit dem BuP an sozialwissenschaftliche Standards angepasst. Der Fragebogen wurde von 5 verschiedenen Personen zur Probe ausgefüllt und daraufhin fachlich abschließend qualifiziert.

 

Im April 2019 luden Faktor Familie und BuP gemeinsam zu einer Feedbackrunde der politischen Fraktionen und stimmberechtigten Mitglieder der freien Träger, Vereine, Verbände des Jugendhilfeausschusses ein. Hier wurde der Fragebogen ausführlich besprochen und Gelegenheit gegeben, über Inhalte und die Art der Fragen zu diskutieren. An diesem Abend wurde der neue Fragebogen sehr positiv bewertet – es gab keine wesentlichen Änderungswünsche.

 

 

Fragebogendesign im Vergleich 2010 und 2020

 

 

2010

 

2020

Finanzielle Situation von Familien

Zusätzlich finanzielle Fördermöglichkeiten bekannt?

Installation Familienbüro / Stellwerk

Bekanntheit & Nutzung Familienbüro / Stellwerk (Wünsche)

Installation Familienportal (online)

Bekanntheit & Nutzung Online-Familienportal HI-KE

Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Weiterentwicklung: Persönliche Einschätzung

Psychische Gesundheit/Stressbewältigung

Gründe Kita-Wahl?

Betrachtung der Übergänge & deren Gestaltung

Betreuungsbedarf

Betreuungssituation und Betreuung passgenau?

Wohnzufriedenheit/Wohnsituation

Lebensqualität und Umweltbewusstsein

im Stadtteil/in Hilden gesamt

Ernährung nicht berücksichtigt

 

Rolle der Ernährung und Ernährungsbildung

Vereine & Freizeitaktivitäten

 

Bewegungsmöglichkeiten und Freizeitgestaltung

 

Keine Entwicklungsfragen

Fragen zur gesunden Entwicklung des Kindes

 

 

 

Modul 3) Durchführung der Familienbefragung / Erstellung eines Tabellenbandes

Die Familienbefragung wurde in 6 Wochen von Anfang Juni bis Mitte Juli 2019 (letzter Tag vor den Sommerferien) durchgeführt. Der Fragebogen umfasst mit  67 Fragestellungen einen ähnlichen Umfang wie bereits im Jahre 2009 (74 Fragen). Dies ist im oft stressigen Familienalltag und vor allem bei Sprach- und Verständnisschwierigkeiten eine große Herausforderung. Es wurde deshalb im Vorfeld intensiv überlegt, wie eine größtmögliche Barrierefreiheit hergestellt werden kann.

 

Abgestimmt mit den fachlichen Akteuren in allen Hildener Kindertagesstätten, in den Moscheen, Kultureinrichtungen und im Flüchtlingsbereich wurden Wahlurnen zum Einwurf der Befragung aufgestellt. Die Grundschulen erklärten sich zudem bereit, den Fragebogen in der Postmappe der Kinder einzusammeln. Eltern hatten somit neben dem klassischen Postweg  weitere niedrigschwellige Möglichkeiten, den Fragebogen abzugeben.

 

Neben dem offiziellen Brief gab es eine freundlich gestaltete zusätzliche Argumentation, um Eltern von der Wichtigkeit ihrer Stimme zu überzeugen (siehe Anlage). Das Stellwerk bot eine Ausfüllhilfe in Extraschichten an, die als kleiner Gutschein ebenfalls mit den Anschreiben versandt wurde. Die hierfür reservierten Tage waren restlos ausgebucht, so dass zusätzliche Termine eingerichtet werden mussten. Auch zwischendurch wurde Familien geholfen, wenn es die Zeit erlaubte. Dies war eine logistische Leistung, denn das gemeinsame Durchgehen des Fragebogens dauerte im Schnitt anderthalb Stunden. Insgesamt wurde die ausführliche Begleitung des Stellwerks von rund 36 Familien in Anspruch genommen.

 

Mittels Plakaten wurden die Familienbefragung und das Unterstützungsangebot in allen Einrichtungen beworben. Zusätzlich gab es Artikel in der Presse, sowie Werbung über Facebook. Auf der Homepage der Stadt Hilden wurde eine Kachel eingerichtet. So konnten alle wesentlichen Dokumente (auch von Ehrenamtlichen und Unterstützern) eingesehen werden.

Nach der Befragungshalbzeit wurden alle Familien erneut angeschrieben und um Teilnahme an der Befragung gebeten. Rund 24 Familien meldeten sich daraufhin beim BuP mit der Bitte, den Fragebogen erneut zugesandt zu bekommen.

 

Insgesamt haben von den 3.547 angeschriebenen Familien 1.174 Familien geantwortet.

Dies entspricht einem Rücklauf von 33,1 Prozent. Dabei ergibt der Rücklauf nach Stadtteilen eine repräsentative Verteilung. Die Rücklaufquote und Qualität des Datensatzes ist laut Faktor Familie insgesamt sehr zufriedenstellend. Zumal die Beteiligung an einer Vollbefragung prozentual in der Regel nicht an eine Stichprobe heranreicht. In der Anlage sind allererste Ergebnisse von Faktor Familie zusammengefasst. Der Tabellenband wird voraussichtlich  im letzten Quartal 2019 fertiggestellt.

 

 

Ausblick

 

Leider wurde der Antrag, Mittel aus dem Präventionsgesetz für die Ausbildung einer Gesamtstrategie der Gesundheitsförderung für Familien in Hilden zu bekommen, abschlägig beschieden. Deshalb kann das Bildungs- und Planungsbüro nach wie vor lediglich im Rahmen der vorhandenen personellen Ressourcen agieren und die Entstehung der Familienberichterstattung bestmöglich betreuen. Grundsätzlich verfolgt das Bildungs- und Planungsbüro weiterhin das Ziel, Maßnahmen des gesunden Aufwachsens in Hilden partizipativ, bedarfs- und bedürfnisgerecht in den verschiedenen Settings bzw. Lebenswelten zu unterstützen und weiterzuentwickeln. Für dieses Vorhaben bilden der Tabellenband und die Familienberichterstattung mit ihren Handlungsempfehlungen eine wichtige Grundlage.

 

Die nächsten Schritte auf dem Weg zum Familienbericht 2020 werden nun sein:

 

·        die Fertigstellung des Tabellenbandes zum Ende des Jahres

·        die Präsentation der Ergebnisse vor Ort in Hilden durch  Faktor Familie

·        die vertiefende Analyse unter Einbeziehung sozialräumlicher Daten

und überregionaler Studien durch Faktor Familie

·        in 2020: Expertengremien und Diskussionen zur Entwicklung von

Handlungsempfehlungen

 

Der Familienbericht  wird voraussichtlich nach den Sommerferien  2020 fertiggestellt und veröffentlicht.

 

 

gez.

Birgit Alkenings