Betreff
Bericht der Verwaltung zum Thema städt. Bäume -(aktueller Zustand, Kriterien für Neupflanzungen , geeignete Bewässerungsmethoden )
Vorlage
WP 14-20 SV 66/151
Aktenzeichen
66.3 Bäume
Art
Mitteilungsvorlage

Beschlussvorschlag:

 

„Der Ausschuss für Umwelt- und Klimaschutz nimmt den Bericht zum Zustand der städtischen Bäume zur Kenntnis“.

 

 

 

 

 


Erläuterungen und Begründung:

 

Die Verwaltung hat im Rahmen der Ausschusssitzung vom 12.06.2019 zugesagt, in der nächsten Sitzung einen Bericht über das Thema Stadtbäume vorzulegen.

 

Nachdem bereits das Frühjahr und der Sommer im Jahr 2018 durch hohe Temperaturen bei gleichzeitiger lang anhaltender Trockenheit geprägt waren, sind im Jahr 2019 im Frühjahr und Sommer erneut extrem hohe Temperaturen bei gleichzeitig ausbleibenden Niederschlägen zu verzeichnen. Die im Herbst/ Winter erfolgten Niederschläge haben das Defizit nicht ausgleichen können, so dass in den Vegetationsflächen die Folgen der Trockenheit sichtbar sind. Dies gilt auch für den städtischen Baumbestand.

 

Im Stadtwald sind es insbesondere Fichten und Birken, teilweise aber auch Buchen, die von der Trockenheit betroffen sind und Schädigungen aufweisen. Bei den Fichten kommt zusätzlich noch der Befall durch den Borkenkäfer hinzu, der dazu führt, dass ein Teil der Bäume abstirbt. Die anderen Bäume reagieren auf die Trockenheit mit der Bildung von Totholz. Durch die Entfernung von Totholz wie auch durch die Fällung von abgestorbenen Bäumen ist deshalb ein vermehrter Unterhaltungsaufwand zu leisten. Ebenso betroffen sind die Neupflanzungen, von denen bereits 70 Prozent eingegangen sind. Hier wird in großem Umfang eine Nachpflanzung erforderlich werden. Langfristig wird dies dazu führen, dass die Zusammensetzung des Waldes sich ändern wird. Bestimmte Baumarten (Fichte und Birke) werden nach und nach verschwinden, andere Arten, die besser mit Trockenheit und Hitze klarkommen, werden sie ersetzen. So zum Beispiel die Traubeneiche.

 

Das Land Nordrhein-Westfalen hat im letzten Jahr ein neues Waldbaukonzept erstellt, welches die Entwicklung standortgerechter und strukturierter Mischbestände fördern sowie die verschiedenen ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Waldfunktionen sicherstellen soll. Die darin enthaltenen waldbaulichen Empfehlungen zielen auch besonders darauf, die Stabilität und die Resilienz der Wälder im Klimawandel zu erhöhen sowie die forstwirtschaftlichen Risiken zu verringern.

 

Auch im innerstädtischen Bereich sind die Auswirkungen der sich abzeichnenden Klimaveränderungen (längere Trockenperioden, erhöhte Strahlungsenergie, unregelmäßige Niederschläge sowie längere und trockenere Sommer) feststellbar. Dies gilt sowohl für die Bäume in den Grünanlagen, als auch für die Straßenbäume. Hier sind besonders Birken und Eschen, aber auch Fichten betroffen. Neben den Trockenschäden am Blattwerk ist vor allem eine deutliche Zunahme von Totholz zu verzeichnen. Auch ist im Einzelfall das Absterben von Bäumen feststellbar. Bei den Straßenbäumen sind zudem fast immer noch weitere negative Einflüsse gegeben (Temperaturextrema aufgrund hoher Versiegelung im Umfeld, kleinere Pflanzgrube und dadurch bedingte geringere Wasserspeicherkapazität sowie reduzierter Sauerstoffgehalt der Bodenluft, Streusalzeintrag, mechanische Beschädigungen durch Kfz,  Wurzelbeschädigungen durch Leitungsverlegungen und Straßenbauarbeiten). In jüngster Zeit kommt auch die steigende Anzahl unterschiedlicher Baumkrankheiten bzw. Schädlinge hinzu (Rußrindenkrankheit beim Ahorn, Platanenblattwelke, Miniermotte, Eichenprozessionsspinner, Gespinstmotte…), die vermehrt auftreten, sich ausbreiten und damit den vorhandenen Baumbestand weiter schwächen.

 

Im Hinblick auf die sich ändernden klimatischen Anforderungen an die Baumstandorte, wurden die Pflanzempfehlungen wie etwa die GALK-Straßenbaumliste (GALK = GartenAmtsLeiter-Konferenz) angepasst bzw. es wurden völlig neue Empfehlungen erarbeitet (z.B. Zukunftsbaumliste der Stadt Düsseldorf). Dabei sind diese Listen nicht statisch zu verstehen, sondern müssen auch zukünftig aufgrund der  gemachten Erfahrungen weiter entwickelt und angepasst werden.

 

Bei den Neuanpflanzungen im Stadtgebiet Hilden wurden in den letzten Jahren deshalb auch vermehrt Baumarten gepflanzt, die nach heutiger Einschätzung besser an die sich ändernden klimatischen Bedingungen, angepasst sind (Ahorn, Amberbaum, Hopfenbuche, Säulen-, bzw. Pyramidenhainbuche…). Jedoch zeigen die jüngsten Erfahrungen, dass auch bei prinzipiell gut geeigneten „Zukunftsbäumen“ wie etwa dem Baumhasel, in Einzelfällen mit Totalausfällen gerechnet werden muss.

 

Weiterhin wird bei der Neuanlage von Straßenbaumstandorten im Hinblick auf die spätere Versorgung des Baumes mit Wasser und Bodenluft versucht, eine möglichst optimale Pflanzgrube zu erstellen (Empfehlung gem. Regelwerk mind. 12m3). In der Realität ist dies jedoch aufgrund der örtlich vorhandenen Beschränkungen (Stellplätze, Zufahrten, vorh. Leitungen) kaum möglich.

 

Der Zentrale Bauhof gießt die Jungbäume (generell bis zu 3 Jahren). Das Tiefbau- und Grünflächenamt stellt dafür jeweils eine aktuelle Gießliste zur Verfügung. Diese Bäume sollen mindestens 1x wöchentlich mit jeweils mindestens 100 Liter bewässert werden. Damit das Gießwasser nicht oberflächlich abläuft, werden je nach Beschaffenheit der Baumscheibe je Baum rund 10 Minuten Gießzeit benötigt. Sind bei älteren Bäumen Trockensymptome erkennbar werden auch diese im Einzelfall gewässert.

 

Fachlich macht nur die kontinuierliche Sicherstellung dieser „Mindestgießquote“ Sinn. Nur damit ist den Bäumen geholfen, da darüber eine Mindestversorgung erfolgt. Einmalaktionen sind in Bezug auf Baumerhaltung sinnlos und ggfls. kontraproduktiv, da der Baum zusätzlichen Stresssituationen ausgesetzt wird.

 

Aufgrund der eingeschränkten technischen und personellen Ausstattung kann dies jedoch nicht flächig erfolgen. Dem Zentralen Bauhof stehen bisher ein Gießfahrzeug mit Pumpeneinheit und Gießarm sowie ein Trecker mit Anhänger und Wasserfass zur Verfügung. Im September kommt für einen vorhandenen Geräteträger noch ein weiteres Fass mit Pumpeneinheit und Gießarm dazu. Bei den Gießfahrzeugen kann die Wasserabgabemenge und die Fließgeschwindigkeit eingestellt werden, so dass kontrolliert ausreichend Wasser dosiert abgegeben werden kann.

 

Das Tiefbau- und Grünflächenamt lässt außerdem seit einiger Zeit bei Neupflanzungen von Bäumen einen Gießrand anbringen.

 

  

 

Der Gießrand verhindert das Abfließen des Wassers in andere Beetbereiche.

 

Bei neugepflanzten Jungbäumen ist im Regelfall das Erdreich noch so beschaffen, dass das Gießwasser gut in den Boden eindringt und den Wurzelbereich der Jungbäume gut erreicht.  Das Anbringen von Gießsäcken ist hier nicht erforderlich. Der Vorteil der Gießsäcke liegt in einer längerfristigen, langsameren Abgabe des Gießwassers, so dass auch verfestigte und stark durchwurzelte Böden nach und nach durchdrungen werden können. 

 

Die städtische Feuerwehr steht zwar für Sondereinsätze zum Themenfeld „Bäume gießen“ zur Verfügung und wurde sowohl 2018 als auch 2019 auch tätig. Ein dauerhafter und kontinuier­licher Einsatz, wie er für eine nachhaltige Unterstützung der Bäume erforderlich wäre, ist jedoch nicht möglich, da dies die Möglichkeiten von ehrenamtlichen, berufstätigen Einsatzkräften überfordern würde. Außerdem darf die vorrangige Aufgabe „Leben sichern und retten“ nicht gefährdet werden.

 

 

In Vertretung

 

Norbert Danscheidt

 

1. Beigeordneter