Betreff
Das Sport- und Bewegungsmodell der Stadt Hilden - Bericht über die Ergebnisse von CHECK! und Re- CHECK! 2016
Vorlage
WP 14-20 SV 51/124
Aktenzeichen
III/51 - le
Art
Mitteilungsvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Der Ausschuss für Schule und Sport nimmt den Ergebnis- und Maßnahmenbericht zum Check! und Re-Check! 2016 zur Kenntnis.


Erläuterungen und Begründungen:

 

Das Sport- und Bewegungsmodell richtet sich unter ganzheitlichen Gesichtspunkten und dem Aspekt der Sport-, Bewegungs- und Gesundheitsförderung an die Kinder und Jugendlichen der Stadt Hilden und nimmt sich einerseits des Bewegungsmangels und der schlechter werdenden motorischen Leistungsfähigkeit der Heranwachsenden und andererseits ihrer sportlichen Talente an. Außerdem spielt die größer werdende Gewichtsproblematik bei der Planung und Umsetzung bedarfsorientierter Maßnahmen eine entscheidende Rolle. Daneben werden im Rahmen des Modells themenbezogene Einzel- und Familienberatungen durchgeführt, Schulen und Kindergärten in der Umsetzung gesundheitsorientierter Programme unterstützt und Sportvereine hinsichtlich ihrer Planung und Umsetzung von kooperativen kompensatorischen Angeboten mit Kita und Schule gefördert.

 

Das Netzwerk „Sport“ hat in den letzten Jahren an Größe gewonnen. Neben der Sportorganisation konnten kommerzielle Gesundheitsanbieter, Ärzte, Krankenkassen sowie andere Sachgebiete und Ämter der Stadt Hilden einbezogen werden. Selbstverständlich sind Schulen ebenso darin vernetzt wie Kindertageseinrichtungen. Als Kooperationspartner und zum Austausch vorhandener Daten sind benachbarte Kommunen und Städte von hoher Wichtigkeit. Die Zusammenarbeit und der Aufbau von Partnerschaften mit Religionsgemeinschaften und wirtschaftlichen Unternehmen sowie freien Trägern von Sport und Bewegung tragen weiter zum Ausbau des Netzwerks „Sport“ bei. Es ist gelungen, Partner im Kreis Mettmann, in der Stadt Düsseldorf, in den Universitäten Düsseldorf, Wuppertal und Ulm und im Medizinischen Dienst der Krankenkassen zu finden.

 

Wichtiger Baustein des Projektes ist nach wie vor der Motodiagnostische Komplextest - CHECK! und Re-CHECK! der auf wissenschaftlicher Basis und nach einheitlichen Standards mit Grundschulkindern in den zweiten und vierten Klassen durchgeführt wird. Prof. Dr. Theodor Stemper (Betriebseinheit Sportwissenschaft an der Bergischen Universität Wuppertal) betreut die Tests in Hilden und nimmt mit wissenschaftlichen Hilfskräften die Auswertung vor.

 

Neben dem CHECK! findet seit neun Jahren der Re-CHECK! statt. Kinder, die bereits in den zweiten Klassen getestet wurden, werden erneut in den vierten Klassen durch den gleichen Test geprüft. Durch die Retests werden die Wirkungen der Folgemaßnahmen transparent und erleichtern die ständige Verbesserung und Anpassung. Es kann ein allgemeiner Überblick über die körperliche Fitness der Hildener Kinder gewonnen werden und in die Planung sport-, schul- und gesundheitspolitischer Maßnahmen einbezogen werden.

 

Die diesjährige Testreihe fand im Zeitraum 29.02. – 18.03.2016 statt. Nach der Testung wurden die erhobenen Daten der Kinder in pseudonymisierter Form an die Bergische Universität Wuppertal zur Eingabe und elektronischen Auswertung weitergegeben.

 

Neben der Auswertung der körperlichen Leistungen kann die Auswertung der persönlichen Befragung zum Sport- und Freizeitverhalten u. a. auch die Vereinszugehörigkeit und Aktivität sowie sportbezogenen Wünsche der Kinder darlegen.

 

Die Familien und Schulen wurden über die Testergebnisse informiert und werden regelmäßig auf Sportangebote bzw. Bewegungs- und Förderangebote, die die individuellen Stärken und Schwächen der Kinder berücksichtigen, aufmerksam gemacht. Die Angebote sind in den Sportvereinen verankert oder werden an zentralen Punkten zusätzlich durchgeführt. Die Familien haben zudem die Möglichkeit, jederzeit das Angebot zur individuellen Beratung in den Bereichen Sport, Bewegung, Freizeit, Talentförderung und Ernährung in Anspruch zu nehmen.


CHECK!: Ergebnisse 2. Klassen:

 

Getestet wurden 485 von 544 „möglichen“ Zweitklässlern. Die Daten von 425 Kindern (87,6 % von 485) konnten ausgewertet werden. Gründe für nicht auswertbare Fälle waren entweder nicht unterschriebene Einverständniserklärungen, fehlende Angaben, Krankheit oder Abwesenheit aus anderen Gründen.

 

29 Kinder der zweiten Klassen (6,8 %) sind sportlich talentiert, 44 Kinder (10,4 %) haben motorische Defizite und 352 Kinder (82,8 %) befinden sich im motorisch „normalen“ Bereich.

 

5,4 % der Kinder sind adipös (krankhaft fettleibig) und 9,9 % der Kinder übergewichtig. 5,4 % der Kinder sind mager.

 

 

Re – CHECK!: Ergebnisse 4. Klassen:

 

In den vierten Klassen wurden 442 von 482 „möglichen“ Kindern getestet. Die Daten von 398 (90 % von 442) Kindern konnten ausgewertet werden.

 

62 Kinder der vierten Klassen (16,6 %) sind sportlich talentiert, 54 Kinder (11,8 %) haben motorische Defizite und 282 Kinder (71,6 %) befinden sich im motorisch „normalen“ Bereich.

 

6,5 % (die gleichen Kinder im Jahr 2014 mit 7,3 %) der Viertklässler sind adipös (krankhaft fettleibig) und 12,3 % der Kinder übergewichtig. 1,3 % der Viertklässler sind mager. 

 

Die Kinder der vierten Klassen geben mit 68,1 % an, Mitglied in einem Sportverein zu sein. Die Kinder des gleichen Jahrgangs gaben 2014 noch mit 57 % an, Sport im Verein zu betreiben. In den zweiten Klassen von 2016 sind 60,9 % der getesteten Kinder Sportvereinsmitglied.

 

Im Rahmen des Sport- und Bewegungsmodells der Stadt Hilden sind wichtige Maßnahmen und Förderangebote in Kooperation mit Sportvereinen und anderen Sportanbietern entstanden, werden fortgeführt und ständig weiter entwickelt:

 

  1. Motopädie/Bewegungsförderung

 

Seit Beginn des Sport- und Bewegungsmodells finden zentral Angebote für motorisch schwache Kinder statt. Es werden Kinder eingeladen, bei denen aufgrund verschiedener Diagnoseverfahren zu erkennen ist, dass motorische Schwächen vorhanden sind. Der inklusive Gedanke spielt hier eine besondere Rolle. Ein Diagnoseverfahren ist der Motodiagnostische Komplextest CHECK!. Weitere Angebote finden zentral und auf Anfrage an den Schulen und Kindertagesstätten statt.

 

2.    Talentförderung

 

Ebenfalls seit Beginn des Sport- und Bewegungsmodells findet eine Talentförderung für sportlich begabte Kinder statt. Talentsichtungstage der Sportvereine helfen den Kindern und Familien, sich zu orientieren.

 

3.    Reitsport/Voltigieren

 

Die Maßnahme findet rotierend an allen Schulen statt. Durch das Angebot „Voltigieren“ wird den Kindern nicht nur motorisch geholfen, sondern auch der Umgang mit anderen Lebewesen/Tieren nahe gebracht. Besonders Kinder mit erhöhtem Förderbedarf können unter dem Stichwort „Inklusion“ hervorragend unterstützt werden. Es wird besonders darauf geachtet, dass die Gruppen heterogen aufgebaut sind. An einer städtischen Kita wird ebenfalls Voltigieren angeboten.

 

4.    Tanz/Gymnastik

 

Angebote wie Jazztanz, Hip Hop, Cheerleading unterstützen besonders die Mädchen in der positiven Entwicklung des Ausdrucks und des Selbstbewusstseins. Motorische Fähigkeiten werden durch Tanz-AGs gefördert und helfen als Grundlage zur Durchführung anderer Sportarten.

 

5.    Ballsportarten/Rückschlagsportarten

 

Um die Vielseitigkeit und Ganzheitlichkeit des Sport- und Bewegungsmodells zu wahren und besonders zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls, finden ebenfalls AGs in den Sportarten Fußball, Basketball, Handball, Tennis, Volleyball etc. statt.

 

6.    Fortbildungsveranstaltungen

 

Um den Ansprüchen der Lehrerschaft bzw. der Erzieherinnen gerecht zu werden, werden regelmäßig Fortbildungsveranstaltungen zu den Themen Ernährung, Bewegung und Psyche, Ringen und Raufen, Didaktik und Methodik etc. durchgeführt bzw. durch Weiterleitung von Angeboten durch den Kreis bekannt gemacht. Den Familien und allen beteiligten Schulen geht regelmäßig eine überarbeitete Liste der Hildener Sportvereine und anderer Sportanbieter, die Angebote für Kinder und Jugendliche haben, zu.

 

Alle Maßnahmen und Veranstaltungen werden durch regelmäßigen Informationsfluss und stetigen Austausch begleitet. Die Planung/Durchführung der Angebote ist ein sich ständig ändernder Prozess und passt sich den Umständen, Voraussetzungen, Gegebenheiten und Bedarfen der beteiligten Personen an.

 

7.    Schwimmförderung/Wassergewöhnung

 

Seit dem Jahr 2007 wird die Schwimmförderung/Wassergewöhnung von Verwaltungsseite ausgebaut. Erprobte Module, die einen Mehrwert für die Wassergewöhnung in der Kita und für den Ausbau der Schwimmfähigkeit Hildener Grundschulkinder herbeiführen, sind:

 

·        ausgebautes Kurssystem

o   Erweiterung der Kurse durch mehr Einheiten und den Ausbau der Wasserzeiten

o   Intensivere Betreuung durch Sporthelfer und weitere Übungsleiterinnen und Übungsleiter

o   Schaffung zusätzlicher Transportmöglichkeiten für Kindertageseinrichtungen

o   Vertretungsregelungen über Assistentenpool

 

·        Qualifizierung

o   Zusatzqualifizierung der Übungsleiterinnen und Übungsleiter

o   Fortbildung für Erzieherinnen und Erzieher

o   Fortbildung für Lehrkräfte

o   Fortbildung für Eltern

 

·        Unterstützung im Schwimmunterricht

o   Schwimmfachkräfte sind im Schwimmunterricht der Schulen vertreten

o   Hilfe im gebundenen Ganztag und bei „Inklusionskindern“

o   Empfehlungspapier für Lehrkräfte zur Weiterleitung von Nichtschwimmern an das Sportbüro

 

·        Schwimmtest in den Grundschulen

o   Objektive Wahrnehmung durch „Externe“

o   Einladung zu Schwimmförderkursen

 

·        Öffentlichkeitsarbeit

o   Kalender

o   Plakat für Kindertageseinrichtungen „Wir haben es geschafft“

o   Erstellung und Druck von Flyern zur Information und Aufklärung

 

KommSport

 

Die Sportverwaltung der Stadt Hilden hat sich im Jahr 2014 in Kooperation mit dem Stadtsportverband Hilden zur Teilnahme an der Landesinitiative KommSport beworben und mit 32 anderen Städten den Zuschlag erhalten. Neben der Durchführung einer Fitnesstestung zielt dieses Projekt in der Hauptsache darauf ab, motorisch schwachen Kindern die Möglichkeit zu geben, in zielgerichteten Sport- und Bewegungsangeboten ganzheitlich und individuell gefördert zu werden. Sportlich begabte Kinder erhalten daneben ebenfalls die Möglichkeit, sich auszuprobieren.

 

Aufgrund der durch das Projekt zur Verfügung stehenden Mittel, ist es dem Sportbüro möglich, zusätzliche Maßnahmen zur ganzheitlichen Förderung der Kinder zu implementieren.

 

gez. Birgit Alkenings

Bürgermeisterin