Beschlussvorschlag:
Der Rat der Stadt
stellt fest, dass
a)
nach
Austritt eines Mandatsträgers aus der Allianz-Fraktion und Neugründung einer
Fraktion AfD die Mehrheitsverhältnisse in den Ausschüssen die
Kräfteverhältnisse im Rat nicht mehr zutreffend widergespiegelt werden und
beschließt die Auflösung und Neubesetzung der in § 3 Abs. 1 der
Zuständigkeitsordnung genannten Ausschüsse mit Ausnahme des Jugendhilfeausschusses
oder
b)
auch
nach Austritt eines Mandatsträgers aus der Allianz-Fraktion und Neugründung
einer Fraktion AfD die Mehrheitsverhältnisse in den Ausschüssen die
Kräfteverhältnisse im Rat noch zutreffend widergespiegelt werden.
Erläuterungen und Begründungen:
I. Ergebnis der Kommunalwahlen 2014
Nach dem
Ergebnis der Kommunalwahlen am 25. Mai haben sich im Rat der Stadt Hilden 6
Fraktionen gebildet:
SPDÂ Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â 16
Sitze
CDUÂ Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â 14
Sitze
Grüne                                4 Sitze
Allianz                                 3 Sitze
FDPÂ Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â 3 Sitze
BÃœRGERAKTIONÂ Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â 3 Sitze
Die in der konstituierenden Sitzung am 25. Juni
gebildeten Ausschüsse wurde entsprechend dem Zählverfahren nach Hare-Niemeyer
besetzt, d.h. sie spiegeln (spiegelten) diese Mehrheitsverhältnisse zu diesem
Zeitpunkt wider.
Im Oktober erklärte Rm. Prof. Dr. Bommermann (und einige
weitere, sachkundige Bürger der Allianz-Fraktion) den Austritt aus der
Allianz-Fraktion. Mit Wirkung zum
1.12.2014 zeigte Prof. Dr. Bommermann seinen Eintritt in die Wählergemeinschaft
AfD und zugleich Gründung einer Fraktion gemeinsam mit Rm Hoppe/AfD an.
Die
Mitgliedschaft in einem Ausschuss bleibt vom Austritt aus einer Fraktion grundsätzlich
unberührt. Das Ausschussmitglied verliert dadurch nicht den Ausschusssitz.
Der
Austritt aus der Fraktion kann aber die die politischen Mehrheitsverhältnisse
im Rat verändern. Dies kann für den Rat Anlass sein, zu prüfen, ob die
Mehrheitsverhältnisse im Ausschuss das politische Kräfteverhältnis im Rat
zutreffend wiederspiegelt (BVerwG Beschluss vom 10.12.2003, OVG NRW Urteil vom
15.9.2004).
Wird
festgestellt, dass der Ausschuss nicht mehr nach diesem Grundsatz besetzt ist,
ist der Ausschuss durch Mehrheitsbeschluss aufzulösen und dann entsprechend §
50 Absatz 3 GO NRW unter Beachtung des Grundsatzes spiegelbildlicher Abbildung
der Mehrheitsverhältnisse im Rat neu zu bilden.
Dies gilt nicht für den Jugendhilfeausschuss,
der kraft gesetzlicher Vorschrift für die gesamte Wahlzeit bestellt ist.
Dies gilt auch nicht für  Vertretungen
in Beiräten, Ausschüssen, Gesellschafterversammlungen, Aufsichtsräten oder
entsprechenden Organen juristischer Personen und Personenvereinigungen gem. §
113 GO NRW, so das Bundesverwaltungsgericht in einem Urteil vom 28.4.2010:
„Der Grundsatz der Spiegelbildlichkeit gilt nach Artikel
28 Abs. 1 Satz 2 Grundgesetz mit Blick auf seine Verwurzelung im
Demokratieprinzip verfassungsrechtlich zwingend für die Wahl zu den kommunalen
Vertretungsorganen und die Bildung ihrer Teil- und Hilfsorgane. Das sind
ausschließlich der Gemeinderat sowie die jeweiligen Ausschusses und Unterausschüsse. Zu diesen Organen zählen die nach 50 Abs.4
GO NRW (Anm.:
Verweis auf Vertretungen nach §§ 63 Abs. 2 und 113 GONRW) zu besetzenden Gremien nicht“
„Der Spiegelbildlichkeitsgrundsatz kommt insoweit nicht
zur Anwendung (OVG NRW Beschluss vom 26.4.2011)“.
II. Gründung der
AfD-Fraktion
Nach Fraktionsaustritt und Neugründung der AfD Fraktion
verteilen sich die Sitze im Rat jetzt wie folgt:
SPDÂ Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â 16
Sitze
CDUÂ Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â 14
Sitze
Grüne                                4 Sitze
FDPÂ Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â 3 Sitze
BÃœRGERAKTIONÂ Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â 3 Sitze
Allianz                                 2 Sitze
AfDÂ Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â 2 Sitze
In der konstituierenden Sitzung am 25.
Juni hat der Rat die nachfolgenden Ausschüsse gebildet und die
Größen wie folgt festgelegt:
|
|
Ausschuss |
Größe (Anzahl Rm/ sachk.Bürger) |
Haupt- und Finanzausschuss |
17 |
Wahlausschuss |
8 |
Ausschuss für Kultur und Heimatpflege |
12 (8/4) |
Paten- und Partnerschaftsausschuss |
12 (7/5) |
Personalausschuss |
12 (7/5) |
Rechnungsprüfungsausschuss |
12 |
Schul- und Sportausschuss |
12 (8/4) |
Sozialausschuss |
12 (7/5) |
Stadtentwicklungsausschuss |
17 (12/5) |
Umwelt- und Klimaschutzausschuss |
12 (8/4) |
Wahlprüfungsausschuss |
12 (8/4) |
Wirtschafts- und Wohnungsbauförderungsausschuss |
12 (10/2) |
Die nachfolgende Tabelle stellt die tatsächliche Sitzverteilung nach
mehreren Fraktionsaustritten und Fraktionsneugründung (unter Berücksichtigung
von „Fraktionsaustritten“ sachkundiger Bürger)  und die
entsprechend dem Zählverfahren nach Hare-Niemeyer rechnerische Verteilung der
Sitze nach Auflösung und Neubildung der Ausschüsse gegenüber:
A. 17er Ausschüsse:
Haupt- und Finanzausschuss und Stadtentwicklungsausschuss |
|
|
|
|
Momentane
Sitzverteilung |
Verteilung
nach Fraktionsaustritten und Fraktionsneugründung gem.
Hare-Niemeyer |
|
SPD |
6 |
6 |
|
CDU |
6 |
5 |
-1 |
Grüne |
2 |
2 |
|
Allianz |
1 |
1 |
|
FDP |
1 |
1 |
|
Bürgeraktion |
1 |
1 |
|
AfD |
0 |
1 |
+1 |
|
|
|
|
B. 12er Ausschüsse:
Ausschuss für Kultur- und Heimatpflege Schul- und Sportausschuss Sozialausschuss |
|
|
|
|
Momentane
Sitzverteilung |
Verteilung
nach Fraktionsaustritten und Fraktionsneugründung gem.
Hare-Niemeyer |
|
SPD |
4 |
4 |
|
CDU |
4 |
4 |
|
Grüne |
1 |
1 |
|
Allianz |
0 |
(1) |
(+1) |
FDP |
1 |
1 |
|
Bürgeraktion |
1 |
1 |
|
AfD |
0 |
(1) |
(+1) |
Fraktionslos * |
1 |
0 |
-1 |
Der 12. Sitz würde per Los zwischen den Fraktionen
Allianz und AfD ermittelt
* ehemalige sachk. Bürger der Allianz-Fraktion
(Prof. Dr. B. Haupt, Dr. H. Haupt und Frau H. Limbart)
Ausschuss für Umwelt- und Klimaschutz Paten- und Partnerschaftsausschuss Wahlprüfungsausschuss Wirtschafts- und Wohnungsbauförderungsausschuss |
|||
|
Momentane
Sitzverteilung |
Verteilung
nach Fraktionsaustritten und Fraktionsneugründung gem.
Hare-Niemeyer |
|
SPD |
4 |
4 |
|
CDU |
4 |
4 |
|
Grüne |
1 |
1 |
|
Allianz |
1 |
(1) |
(-1) |
FDP |
1 |
1 |
|
Bürgeraktion |
1 |
1 |
|
AfD |
0 |
(1) |
(+1) |
fraktionslos |
0 |
0 |
|
Der 12. Sitz würde per Los zwischen den Fraktionen
Allianz und AfD ermittelt
Personalausschuss Rechnungsprüfungsausschuss |
|
|
|
|
Momentane
Sitzverteilung |
Verteilung
nach Fraktionsaustritten und Fraktionsneugründung gem.
Hare-Niemeyer |
|
SPD |
4 |
4 |
|
CDU |
4 |
4 |
|
Grüne |
1 |
1 |
|
Allianz |
0 |
(1) |
(+1) |
FDP |
1 |
1 |
|
Bürgeraktion |
1 |
1 |
|
AfD* |
1 |
(1) |
(-1) |
fraktionslos |
0 |
0 |
|
Der 12. Sitz würde per Los zwischen den Fraktionen
Allianz und AfD ermittelt
* ehemaliges Mitglied der Allianz-Fraktion (Prof.
Dr. R. Bommermann
C. 8er Ausschuss:
Wahlausschuss |
|
|
|
|
Momentane
Sitzverteilung |
Verteilung
nach Fraktionsaustritten und Fraktionsneugründung gem.
Hare-Niemeyer |
|
SPD |
3 |
3 |
|
CDU |
2 |
3 |
(+1) |
Grüne |
1 |
1 |
|
Allianz |
1 |
0 |
-1 |
FDP |
1 |
1 |
(-1) |
Bürgeraktion |
0 |
1 |
(+1) |
AfD |
0 |
|
|
fraktionslos |
0 |
|
|
Der 7. und 8. Sitz würde per Los zwischen den
Fraktionen CDU, FDP und Bürgeraktion ermittelt. Bei der Erstbesetzung im Juni
war auf Grund des Kommunalwahlergebnisses darüber hinaus auch die
Allianz-Fraktion im Lostopf
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass bei Auflösung und anschließender Neubildung gemäß dem
Zählverfahren nach Hare-Niemeyer
Ø in den beiden 17er
Ausschüssen die CDU-Fraktion einen Sitz abgeben und die AfD-Fraktion einen Sitz
dazu bekommen würde,
Ø in den 12er
Ausschüssen je nach Losentscheid die
Allianz oder die AfD-Fraktion einen Sitz dazu bekommen könnte oder abgeben müsste,
Ø im Wahlausschuss
je nach Losentscheid die Fraktionen CDU und Bürgeraktion einen Sitz dazu
bekommen könnte, die FDP-Fraktion dagegen einen Sitz verlieren könnte.
III. Ausschussvorsitze
Die
Durchführung eines erneuten „Zugreifverfahrens“ im Hinblick auf die Besetzung
der Ausschutzvorsitze bzw. stell. Ausschussvorsitze
nach § 58 Abs. 5 GO NRW ist auch bei einer Auflösung nicht erforderlich, wenn
der Ausschuss gleich wieder neu gebildet wird und
keine wesentliche Veränderung des Aufgabenzuschnitts und der übertragenen
Entscheidungskompetenzen gegeben ist
Hierzu ein Auszug aus der Kommentierung zu § 50 Abs. 4 GO NRW Rehn, Cronauge, von
Lennep, Knirsch:
4.
Durch Abs. 6 wird klargestellt, dass das Verfahren zur
Besetzung der Ausschussvorsitze nach Abs. 5 wiederholt werden muss, wenn
während der WahlÂzeit des Rates Änderungen vorgenommen werden, die sich auf die
Zahl der Ausschüsse oder ihren Aufgabenbestand auswirken. Genannt werden in
diesem Zusammenhang die Bildung neuer Ausschüsse sowie die (ersatzlose)
Auflösung und die wesentliche Veränderung des Aufgabenbestandes bestehender AusÂschüsse.
Der Gesetzgeber hat sich dabei von der Vorstellung leiten lassen, dass die im
Rat vertretenen Fraktionen und Gruppen bei der Ausübung des Zugriffs von der im
Zeitpunkt der erstmaligen Bildung der Ausschüsse bestehenden Struktur ausgehen.
Diese bildet gewissermaßen die Geschäftsgrundlage für die Auswahl der einzelnen
Ausschussvorsitze. Jede nachträgliche Änderung durch Neubildung, Auflösung oder
Verlagerung wesentlicher Aufgaben bewirkt eine Änderung dieser
Geschäftsgrundlage und berührt daher den durch Absatz 6 geÂsetzlich verankerten
Minderheitenschutz. Daraus folgt, dass im Falle einer nachträglichen Änderung
zunächst eine erneute Einigung der Fraktionen über die Verteilung der von der Änderung betroffenen Ausschussvorsitze
angestrebt werden muss. Wird dieser Einigung nicht von einem Fünftel der
Ratsmitglieder widersprochen, so können die vereinbarten Umbesetzungen vorgenommen
werden. Kommt eine Einigung zwischen den Fraktionen nicht zustande oder wird
ihr von einer entsprechend qualifizierten Ratsminderheit widersprochen, so muss
grundsätzlich das gesamte Zugreifverfahren wiederholt werden (Held u. a., Erl.
10 zu § 58).
Mit der erneuten Durchführung des Zugreifverfahrens
verlieren alle bisherigen Ausschussvorsitzenden kraft Gesetzes ihr Amt, ohne
dass es einer besonderen Abwahl bedürfte, die ohnehin mit dem gesetzlichen
Minderheitenschutz nicht vereinbar wäre. Eine Auflösung im Sinne von Abs. 6 ist nur eine
ersatzlose Auflösung. Denn nur dies bewirkt eine Veränderung der
Ausschuss-Struktur. Wird hingegen ein Ausschuss nach seiner Auflösung gleich
wieder neu gebildet, ist das Zugreifverfahren nicht neu durchzuführen; dies
entspricht der ständigen Beratungspraxis des Nordrhein-Westfälischen Städte-
und Gemeindebundes (vgl. Mitt. StGB NRW vom 5. November 1992, lfd. Nr. 500,
dort unter Ziff. 4.), wurde vom VG Gelsenkirchen, Urteil vom 16. Juli 1993,
NWVB1. 1994, 179) bestätigt und entspricht der herrschenden Meinung (Held u.
a., Erl. 10 zu § 58; Beckmann, a.a.O.).
IVÂ
Weitere Beratungen
Sollte der Rat feststellen, dass sich die Kräfteverhältnisse
im Rat auch durch die Gründung der AfD-Fraktion ausreichend in den Ausschüssen
widerspiegelt, entfallen die unter TOP 6.1.1 vorgesehenen Wahlen zur
Neubesetzung der Ausschüsse. Im anderen Fall wären die Wahlen zur Umbesetzung
(TOP 6.1.3) obsolet.
gez.
Birgit Alkenings