Betreff
Islamismus/ Salafismus in Nordrhein-Westfalen, Präventionsprogramm „Wegweiser“
Vorlage
WP 09-14 SV 50/099
Aktenzeichen
III/50.2/wo
Art
Mitteilungsvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Der Integrationsrat nimmt den Bericht von Frau Strunk, Mitarbeiterin des Verfassungsschutzes des Landes  Nordrhein-Westfalen, zu den Themen Islamismus / Salafismus und das Präventionsprogramm „Wegweiser“ zur Kenntnis.

 


Erläuterungen und Begründungen:

 

Im Jahr 2010 wurde bekannt, dass Mitglieder des Vereins „Einladung zum Paradies“, eine Gruppierung, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird, in Hilden zu verschiedenen Zeiten Vorträge abgehalten hatten. Die Verwaltung recherchierte, wann, wo und unter welchen Umständen dies ermöglicht worden war.

 

Junge Erwachsene des damaligen Marokkanischen Freundeskreises e.V. hatten  Vortragsabende organisiert, zu dem auch Redner eingeladen wurden, die dem o.g. Verein „Einladung zum Paradies“ zuzurechnen sind.

 

Nach intensiven Gesprächen mit den Vorsitzenden der drei Hildener Moscheegemeinden Ditib – Türkisch-Islamische Gemeinde zu Hilden e.V., Islamische Gemeinde e.V., Islamisch-Marokkanisches Kulturzentrum e.V. (vormals Marokkanischer Freundeskreis e.V.) kam am 22.01.2011 erstmals der Runde Tisch gegen Extremismus zusammen, dem mehrere Vertreterinnen und Vertreter der islamischen Vereine, Vorsitzende und stellvertretende Vorsitzende des Integrationsrates, Bürgermeister, Sozialdezernent, Amtsleitungen und Integrationsbüro angehörten. Dabei distanzierten sich die Moscheegemeinden einhellig von salafistischen bzw. islamistischen Tendenzen. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer unterzeichneten eine Erklärung gegen Extremismus jeglicher Art.

Bis heute folgten zwei weitere Sitzungen des Runden Tisches, die am 26.11.2011 und am 11.04.2013 stattfanden. Weitere Treffen sind im Jahresturnus verabredet.

 

Die Sitzungen des Runden Tisches wurden bei Arbeitskreistreffen vorbereitet, wobei zum Teil junge Erwachsene anwesend waren. Auch diese distanzierten sich von religiösem Extremismus und räumten ein, dass es ein Fehler gewesen sei, bestimmte Redner nach Hilden eingeladen zu haben. Die Arbeitskreistreffen verdeutlichten zudem Folgendes:

 

Ein Großteil der Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Muslime mit Migrationshintergrund hat keine ausreichenden Kenntnisse der Muttersprachen seiner Eltern, um die Predigten und Abläufe beim Freitagsgebet zu verstehen.

 

Trotz der Sprachprobleme in der Vermittlung religiöser Themen auf Türkisch oder Arabisch bleibt es für diese Gruppe eine seltene Erfahrung, in deutscher Sprache über den Islam informiert zu werden. Wenn die Möglichkeit dazu besteht, stellt sich zumeist  großes Interesse ein.

 

Das Internet ist daher auch bei diesem Thema zu einem wichtigen Medium geworden. Im Internet (bzw. der Video-Plattform „youtube“) finden sich zahllose Beiträge zum Thema „Islam“ in deutscher Sprache. Diese Beiträge erregen Aufmerksamkeit bei muslimischen Jugendlichen, die zwar „islamisch sozialisiert“ sind – deren Wissen von der Religion jedoch stark eingeschränkt und traditionalistisch („Volksfrömmigkeit“) ist, sofern ihre Familien aus  sogenannten „bildungsfernen Schichten“ stammen. Nicht selten prägen zudem negative Zuschreibungen der Umwelt das eigene Religionsverständnis mit.

 

Im Internet sind nicht nur Beiträge zum Islam in deutscher Sprache verfügbar. Dort treten zudem „Gelehrte“ auf, deren Ausdruck und Jargon denen der Jugendkultur entsprechen, gepaart mit traditionellen Floskeln in arabischer Sprache. Dies kann bei jungen Muslimen eine Faszination auslösen, auch, wenn es sich um unseriöse, sektiererische oder extremistische Quellen handelt.

 

In der heutigen Sitzung des Integrationsrates informiert eine Mitarbeiterin des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes über salafistische bzw. islamistische Gruppierungen in NRW und stellt das Präventionsprogramm „Wegweiser“ vor.

 

"Wir wollen verhindern, dass Jugendliche in die salafistische Szene hinein geraten. Und befindet sich jemand bereits in der Szene, will "Wegweiser" einen möglichen Weg hinaus aufzeigen … Wir schaffen zurzeit ein Netzwerk mit kommunalen und privaten lokalen Partnern. Dazu gehören neben Schulen, Sozialämtern und Jugendberatungsstellen auch Moscheevereine und Imame. Diese sind besonders wichtig, weil sie glaubwürdig vermitteln können, dass religiöser Fanatismus und Gewalt nicht zum Islam gehören".

(Landesinnenminister Ralf Jäger auf der Homepage seines Ministeriums)

 

 

 

 

Gez. Horst Thiele