Betreff
Förderprojekt „Verstehen und verstanden werden - Miteinander leben mit Demenz“ in Hilden
Vorlage
WP 09-14 SV 50/089
Aktenzeichen
III/50 Kl.
Art
Mitteilungsvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Der Sozialausschuss nimmt die Ausführung der Verwaltung zur Kenntnis.

 


Erläuterungen und Begründungen:

 

Demenz – Herausforderung für Kommunen

 

In Hilden leben derzeit Schätzungen zufolge ungefähr 900 Menschen, die von einer demenziellen Erkrankung betroffen sind. Die Prognosen bis 2030 gehen von einer weiteren Steigerung der Anzahl der Betroffenen um ca. 53% aus, was einer Gesamtzahl von knapp 1400 Hildener Bürgern entsprechen würde, die an einer Demenz leiden.[1] Betroffen sind allerdings auch die direkten Angehörigen, die oft stark unter dem geistigen Abbau und dem veränderten Verhalten leiden und durch die Erkrankung sehr belastet werden.

 

Aber auch die Nachbarn, Freunde und alle, die mit den betroffenen Menschen in Berührung kommen, sind mit oft unverständlichem Verhalten konfrontiert. Unsicherheit im Umgang mit den Erkrankten bis hin zu Unverständnis für die Situation und das oftmals situativ nicht angepasste Verhalten sowie die speziellen Bedürfnisse demenziell erkrankter Menschen sind daher häufige Reaktionen. Dies kann Begegnungen im Einzelhandel betreffen, aber auch mit Passanten, Behörden oder der Polizei. Letztendlich ist die Gesamtgesellschaft gefordert, sich mit dem Thema Demenz auseinander zu setzen und sich aktiv auf die zunehmende Anzahl derjenigen einzustellen, die von einer demenziellen Erkrankung betroffen sind. Dazu gehört, die Krankheit und die damit verbundenen Folgen und Veränderungen zu verstehen und somit auch einen für alle Beteiligten adäquaten Umgang mit den Erkrankten und dem Thema Demenz zu erlernen. Dazu gehört aber auch, nicht nur über die Menschen zu reden, die betroffen sind, sondern deren Stimme auch hörbar bzw. öffentlich zu machen und die Partizipation am öffentlichen Leben zu fördern.

 

 

Sachstand der aktuellen Demenzarbeit in Hilden

 

Die Stadt Hilden hat sich die Verbesserung der Lebensbedingungen von Menschen mit Demenz und deren Angehörigen schon seit vielen Jahren als wichtiges Ziel gesetzt. In einer durch die Stadt koordinierten Arbeitsgruppe (AG Demenz) treffen sich regelmäßig Vertreter aus Heimen, Nachbarschaftszentren und ehrenamtlichen Gruppierungen und arbeiten seit Jahren erfolgreich an einer Vernetzung untereinander sowie der Realisierung gemeinsamer Projekte. Aus der AG Demenz hervorgegangen ist beispielsweise der Demenz-Info-Tag, der seit 2009 alle zwei Jahre stattfindet und gebündelte Informationen in Form von Vorträgen und Infoständen für Interessierte bereitstellt. Durch die kontinuierliche Zusammenarbeit in der Arbeitsgruppe Demenz ist im Laufe der Zeit eine Arbeitsatmosphäre entstanden, in der gemeinsam und ohne Konkurrenz zwischen den Einrichtungen an dem Thema „Weiterentwicklung der Demenzarbeit“ gearbeitet werden kann.

 

In Hilden gibt es darüber hinaus eine gut ausgebaute und vielfältige Landschaft an Betreuungs-, Beratungs- und Unterstützungsangeboten. Hierzu gehören Betreuungsgruppen, Demenzberatung in verschiedenen Stadtteilen, eine Tagespflegeeinrichtung sowie eine Selbsthilfegruppe und Betreuungsmöglichkeiten in der eigenen Wohnung.

 

Im Bereich Schulungen werden halbjährlich in Kooperation von Volkshochschule und städtischem Seniorenbüro 30stündige Qualifizierungskurse zur Betreuung von Menschen mit Demenz angeboten. Der achte Kurs dieser Art beginnt im April 2013. Die Kurse richten sich an Ehrenamtliche, die in niedrigschwelligen Angeboten tätig werden möchten sowie an Angehörige. Auch das Hildener Demenz-Info-Center bietet regelmäßige Wochenendkurse an.

 

Eine Kontaktaufnahme zwischen der Arbeitsgruppe Demenz und dem Integrationsrat mit dem Ziel, die Hilfsangebote und Schulungen auch bei Menschen mit Migrationshintergrund bekannter zu machen und in Kooperation sinnvolle Strategien hierzu zu entwickeln, erfolgte im letzten Jahr. Seitdem besteht Kontakt zu einigen Vertretern der Migrationsvereine und der Vorsitzenden des Integrationsrats. Bei einer gemeinsamen Sitzung in diesem Jahr wurden die Kontakte weiter vertieft und erste Ideen zur Umsetzung des oben genannten Ziels entwickelt.

 

 

Förderprojekt „Verstehen und verstanden werden – Miteinander leben mit Demenz“

 

Die Stadt Hilden möchte diese Aktivitäten und bisherigen Entwicklungen noch weiter ausbauen und ergänzen. Mit dem Projekt „Verstehen und verstanden werden – Miteinander leben mit Demenz“ werden weitere Maßnahmen auf den Weg gebracht, die Hilden noch demenzfreundlicher machen und die bisherige Arbeit sinnvoll ergänzen sollen.

 

Das Projekt wird mit Fördermitteln aus dem Programm „Menschen mit Demenz in der Kommune“ der Robert-Bosch-Stiftung in Höhe von 12.700 € gefördert. Die Stadt Hilden wurde aus über 150 Bewerbungen als eine von 29 Städten ausgewählt, die Fördermittel aus dem Programm erhalten werden.

 

Bei dem Programm „Menschen mit Demenz in der Kommune“ werden lokale Projekte unterstützt, in denen Demenz als gesamtgesellschaftliches Thema aufgegriffen und zivilgesellschaftliche Aktivitäten zur Begleitung und Beteiligung von Menschen mit Demenz angestoßen und umgesetzt werden.

 

Das Projekt setzt dabei auf zwei Ebenen an. Zum einen sollen diejenigen Personen und Bevölkerungsgruppen, die ein Gefühl des „Verstanden werden“ vermitteln können, in Kurzschulungen über die Grundlagen der Krankheit und den Umgang mit den Betroffenen informiert werden. Hierzu gehören Berufsgruppen, die dazu beitragen können, dass Menschen mit Demenz weiterhin am öffentlichen Leben teilnehmen wie Verkäufer, Taxifahrer oder Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Mit einem Demenz-Button für alle teilnehmenden Unternehmen soll nach außen sichtbar gemacht werden, dass sich mit dem Thema auseinandergesetzt wurde. Eine intensivere Schulung ist für eine Gruppe von Menschen mit Migrationshintergrund geplant, die das Erlernte als Multiplikatoren in ihre Communities tragen.

 

Zum anderen gibt das Projekt Menschen mit Demenz eine Stimme. Hierzu werden in Kooperation mit Schulen Begegnungen zwischen Schülern und Menschen mit Demenz initiiert. Die Schüler sammeln „O-Töne“ der Begegnungen, die dann in der Stadt an zentraler Stelle als „Baum der Wünsche“ ausgestellt werden. Durch die Ausstellung dieser „Stimmen der Demenz“ wird die Lebenssituation der Betroffenen den Hildener Bürgern zugänglich gemacht.

 

Koordiniert wird das Projekt durch das Seniorenbüro der Stadtverwaltung Hilden.
Als Projektpartner konnten das Demenz-Info-Center e.V., das evangelische Seniorenbüro, die gemeinnützigen Seniorendienste „Stadt Hilden“ GmbH, das Seniorenzentrum Dorotheenpark GmbH, das Nachbarschaftszentrum „Jungbrunnen“ und das Nachbarschaftszentrum St. Marien gewonnen werden.
Die am Projekt beteiligten Institutionen sind ein Teil der Mitglieder der Arbeitsgruppe Demenz, die sich bereit erklärt haben, sich an der Projektplanung und Projektdurchführung aktiv zu beteiligen. Die beteiligten Projektpartner halten alle bereits Angebote im Bereich der Demenzarbeit in Form von Betreuungsgruppen, Beratungsangeboten oder Angehörigengruppen vor und sind daher erfahren in der Entwicklung von Projekten für Menschen mit Demenzkranken. Auf den aus den Kursen entstandenen Referentenpool kann bei der Planung der Schulungen für die Berufsgruppen zurückgegriffen werden.

 

Der Projektzeitraum geht von März 2013 bis August 2014. Die offizielle Auftaktveranstaltung findet im Rahmen des diesjährigen Demenz-Info-Tages, der am 20.04.13 im Bürgerhaus stattfindet, statt.

 

 

Gez. Horst Thiele



[1] Quelle: IT.NRW - Berechnung des Kreises Mettmann nach Dr. H. Bickel, Psychiatrische Klinik und Poliklinik TU München


 

Finanzielle Auswirkungen  

 

Finanzielle Auswirkungen (ja/nein)

ja

Produktnummer / -bezeichnung

050201

Hilfen in bes. Lebenslagen

Investitions-Nr./ -bezeichnung:

 

 

Haushaltsjahr:

2013

Pflichtaufgabe oder

freiwillige Leistung/Maßnahme

Pflicht-

aufgabe

 

(hier ankreuzen)

freiwillige

Leistung

X

(hier ankreuzen)

 

 

Die Mittel stehen in folgender Höhe zur Verfügung:

Kostenträger

Bezeichnung

Konto

Bezeichnung

Betrag €

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Mehrbedarf besteht in folgender Höhe:

Kostenträger

Bezeichnung

Konto

Bezeichnung

Betrag €

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Deckung ist gewährleistet durch:

Kostenträger

Bezeichnung

Konto

Bezeichnung

Betrag €

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Stehen für den o. a. Zweck Mittel aus entsprechenden Programmen des Landes, Bundes oder der EU zur Verfügung? (ja/nein)

ja

 

(hier ankreuzen)

nein

X

(hier ankreuzen)

Freiwillige wiederkehrende Maßnahmen sind auf drei Jahre befristet.

Die Befristung endet am: (Monat/Jahr)

 

 

Wurde die Zuschussgewährung Dritter durch den Antragsteller geprüft – siehe SV?

ja

X

(hier ankreuzen)

nein

 

(hier ankreuzen)

Finanzierung:

 

Die Stadt Hilden erhält Zuschüsse – im Gegenzug muss die Stadt die Projekte mit vorhandenem Personal durchführen.

 

Vermerk Kämmerer

 

Gesehen Klausgrete