Betreff
Strukturen und Wirkungen der Hildener Integrationsarbeit seit 2005
Vorlage
WP 09-14 SV 50/079
Aktenzeichen
III/50.2/wo
Art
Mitteilungsvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Der Integrationsrat und der Sozialausschuss nehmen den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis.


Erläuterungen und Begründungen:

 

Das Strategiepapier „Integration ist machbar!“ wurde nach umfassenden Vorarbeiten und Bestandsaufnahmen und intensiven Beratungen im damaligen Integrationsbeirat und im Fachausschuss vom Rat der Stadt am 29.06.2005 einstimmig beschlossen.

 

Auf der letzten Seite des Strategiepapiers heißt es

 

„Damit liegen nunmehr Leitlinien und handlungsfeldbezogene Zielsetzungen vor, die in ein geregeltes und strukturiertes Umsetzungsverfahren und in ein konkretes Maßnahmenprogramm mit definierten Umsetzungsverantwortlichkeiten übergeführt werden, das zudem mit einer kontinuierlichen Berichterstattung und einer Umsetzungskontrolle verbunden wird. Das Strategiepapier ist eine geeignete und wirksame Grundlage, um die Integration in Hilden nachhaltig zu fördern. … Es gilt nicht für, sondern mit den ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern die Integration voranzubringen. … Aus diesem Grunde werden der Integrationsbeirat und der Ausschuss für Schule, Sport und Soziales den weiteren Prozess intensiv begleiten.“

 

Anhand dieses Fazits, der im Strategiepapier genannten „Leitlinien für die künftige Integrationsförderung“ und der genannten Handlungsfelder, wird im Folgenden dargestellt, inwiefern das Strategiepapier „Integration ist machbar!“ tatsächlich umgesetzt wurde – speziell auch unter dem Gesichtspunkt „von Projekten zu dauerhaften Strukturen – Integration vor Ort“, was das Motto der Bundeskonferenz Integration 2012 in Wiesbaden war.

 

 In diesem Sinne wurden nach der Verabschiedung des Strategiepapiers zunächst innerhalb der Verwaltung neue Strukturen geschaffen – als Grundlage für eine Neuausrichtung („Steuerung und Vernetzung“) der stadtweiten Integrationsarbeit:

 

·         es wurde ein Integrationsbüro eingerichtet,

·         das Sozialamt wurde umbenannt in „Amt für Soziales und Integration“,

·         seit dem Jahr 2006 wird vom Rat der Stadt jährlich der „Maßnahmenkatalog Integration“ verabschiedet, ein Paket von Maßnahmen und Projekten, aus dem alle Akteure der Integrationsarbeit Fördermittel für ihre Planungen beantragen können – gemäß der im Strategiepapier genannten Handlungsfelder,

·         die Amtsleitungen wurden durch den Bürgermeister zu Integrationsbeauftragten ihrer Ämter ernannt,

·         es wurde die Stelle eines interkulturellen Beraters eingerichtet,

·         in der Bücherei widmet sich eine Kollegin dezidiert dem Thema „Integration“,

·         mit der Ausbildungsleitung wurde vereinbart, dass jeder Auszubildendenjahrgang ein Fortbildungsmodul in interkultureller Kompetenz erhält,

·         es wurde ein Internet-Integrationsportal geschaffen,

·         der Rat der Stadt verabschiedete im Jahr 2007 einstimmig die Einführung des „Förderpreises Integration“,

·         die Richtlinien für die zweckgebundene Förderung der Migrantenvereine wurden im Sinne des Strategiepapiers verändert.

 

Alle hier genannten Strukturen sind „vitale“ Komponenten der Hildener Integrationsförderung, deren Sinn und Nutzen sich regelmäßig bestätigt.

 

Der personellen Ausstattung der Verwaltung hinsichtlich „Integration“ im Amt für Soziales und Integration (Integrationsbüro), im Amt für Jugend Schule und Sport (interkultureller Berater) und im Kulturamt (Mitarbeiterin für Integration in der Stadtbücherei) stehen zahlreiche Gruppen, Vereine, Initiativen, andere Verwaltungsbereiche und Einzelpersonen gegenüber, die durch ihr Engagement beweisen, dass sie sich der Integrationsarbeit verpflichtet fühlen. Beispielhaft seien hier folgende Akteure und Initiativen genannt:

 

  • der Integrationsrat
  • der Beirat für Flüchtlings-, Vertriebenen- und Spätaussiedlerfragen
  • die Migrationsberatung für Erwachsene (MBE, durchgeführt durch den Caritasverband für den Kreis Mettmann)
  • die förderungswürdigen Migrantenvereine in der Stadt Hilden

 

Ø  PHILIA Griechisch Deutscher Freundeskreis Hilden e.V.

Ø  Circolo Italo-Tedesco Hilden (CITH) e.V.

Ø  Jugoslawisch Deutscher Kulturverein Hilden e.V.

Ø  Marokkanischer Freundeskreis e.V.

Ø  Kath. Portugiesische Gemeinde e.V.

Ø  Slowenischer Kultur– und Sportverein Maribor e.V.

Ø  Spanischer Familienverein in der Stadt Hilden e.V.

Ø  DITIB - Türkische Islamische Gemeinde zu Hilden e.V.

Ø  WiD - Wir in Deutschland e.V.

 

  • das Familienbildungswerk des Deutschen Roten Kreuz
  • die Volkshochschule Hilden-Haan
  • der Elternverband für Chancengleichheit e.V.
  • der Bildungs- und Erziehungsverein Hand in Hand e.V.
  • das Integrationscafé für Senioren
  • der Christlich-Muslimische Dialog
  • das Projekt „Lernpaten“

 

Die  Tätigkeitsfelder der genannten Gruppierungen wurden ausführlich im Integrationsbericht des Jahres 2011 dargestellt. Diese stellen im Großen und Ganzen die personellen Ressourcen der Hildener Integrationsarbeit dar, bzw. sind Multiplikatoren.

 

Ihre Aktivitäten und ihre Kooperation werden zu einem großen Teil durch Mittel ermöglicht, die aus dem „Maßnahmenkatalog Integration“ bereitgestellt werden, der vom Integrationsbüro verwaltet wird. Aus dem „Maßnahmenkatalog Integration“ werden gemäß der Integrationsziele und Handlungsfelder, die im Strategiepapier „Integration ist machbar!“ definiert sind (Seite 26), Projekte oder Maßnahmen gefördert, die hauptsächlich oder in einem Nebenaspekt die Integration von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte bewirken.

 

Integrationsziele und Handlungsfelder laut Strategiepapier „Integration ist machbar!“:

 

  1. Sprachförderung und Chancengleichheit
  2. Stadtteilorientierte Förderung der Integration
  3. Interkulturelle Initiativen und interkulturelle Zusammenarbeit
  4. Integrationsförderung im Sport
  5. Interkulturelle Weiterentwicklung der Seniorenarbeit
  6. Interkulturelle Ausrichtung der Verwaltung
  7. Politische Partizipation

 

 

Diese Art der Förderung stellte sicher, dass das Strategiepapier bei der Planung der Integrationsarbeit tatsächlich bis heute maßgeblich blieb.

 

Seit dem Jahr 2006 wurden bis heute mehr als 120 Maßnahmen und Projekte aufgrund eines entsprechenden Antrags, nach Vorschlag des Integrationsbüros, Vorberatung im Integrationsrat und Beschluss des Sozialausschusses gefördert.

 

Sie sind sehr unterschiedlicher Art und Natur, wenden sich an verschiedene Zielgruppen, manche wurden in mehreren Jahren gefördert, andere nur einmalig – alle hatten die Intention, die gesellschaftliche Partizipation von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zu verbessern. In den letzten Jahren hatte der Maßnahmenkatalog Integration ein jährliches Volumen von ca. € 23.000,--

 

Neben dem „Maßnahmenkatalog Integration, der von der Stadt Hilden bereitgestellt wird, gab es in den Jahren ab 2006 eine weitere wichtige finanzielle Ressource zur Gestaltung der Integrationsarbeit: Durch die Förderung des Landes Nordrhein-Westfalen im Rahmen von KOMM-IN NRW Projekten konnte die Stadt Hilden 6 themenbezogene Projekte (zzgl. ein Kooperationsprojekt) durchführen, wofür insgesamt € 205.000,-- zur Verfügung standen.

 

 

KOMM IN NRW Projekte der Stadt Hilden mit Fördersummen:

 

2006/07: Integration ist machbar,                                                                            € 60.000,--

 

2007/08: Bildung und Erziehung im Kindesalter,                                                     € 45.000,--

 

2008/09: Partizipation durch stadtteilorientierte MultiplikatorInnennetzwerke,         € 20.000,--

 

2009/10: integr@tionline,                                                                                          € 15.000—

 

2010/11: Integration ist Bewegung,                                                                           € 35.000,--

 

2011/12: Miteinander in Wohnquartieren gestalten                                                 € 30.000,--

2011/12: Qualifizierte Berufsperspektiven für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte schaffen  (in Kooperation mit der Stadt Monheim)

gesamt:                                                                                                                    € 205.000,--

 

 

 

Auch die Themenschwerpunkte der KOMM-IN NRW Projekte hatten einen inhaltlichen Rückbezug zu den Handlungsfeldern des Strategiepapiers.

 

Die KOMM-IN Projekte haben eine Laufzeit von deutlich unter einem Jahr und sind sehr stark durchstrukturiert. Es werden Interviews geführt, es finden Workshops statt – dazu wird einen Begleitausschuss gebildet, eine Abschlussveranstaltung durchgeführt etc.

 

Die Umsetzung dieses theoretischen Ãœberbaus in die Praxis ist dabei durchweg gut gelungen.

Alle Beteiligten der Jahre haben dabei immer wieder geäußert, dass die im Rahmen von KOMM-IN Projekten entstandenen Kontakte einen unschätzbaren Wert darstellen.

 

Das KOMM-IN Projekt z.B. des Jahres 2010/11 „Integration ist Bewegung“ hatte zwei voneinander unabhängige Themenschwerpunkte: Sport und Einbürgerung.

Die jeweiligen Projekt-Dokumentationen geben Aufschluss darüber, welche Vernetzungsprozesse in den Verläufen des Projekts stattgefunden haben.

Im Ergebnis kann konstatiert werden, dass in den Sportvereinen und in der Integrationsarbeit das Thema „Sport und Integration“ seit dem Projekt einen höheren Stellenwert besitzt – es wird in den Köpfen der Akteure mit gedacht und berücksichtigt.

So wurden im Anschluss an das Projekt Kurse für „sportferne“ Gruppen angeboten:

Ein Kurs wurde von der Hildener AT für männliche türkische Senioren angeboten, ein anderer Kurs wurde für marokkanische Frauen installiert.

Im Rahmen des „Checks“ – einer Erhebung zum Thema Sport an Grundschulen – wird seit dem KOMM-IN Projekt dezidierter auf den Migrationshintergrund eingegangen. Der „Check“ lieferte Zahlen, die in den Integrationsbericht des Jahres 2011 eingingen, der, analog zu einem Monitoring-System, Entwicklungen dokumentieren soll.

Zum Themenschwerpunkt „Einbürgerung“: Bereits im Integrationsbericht des Jahres 2011 ist nachzulesen, dass die Anzahl der Einbürgerungen noch im Jahr des Projekts deutlich zunahm, sodass bereits im Monat September des Jahres 2011 mit 104 Einbürgerungen die Zahl des Jahres 2010 (100) übertroffen worden war.

 

Auch das KOMM-IN Projekt des Jahres 2011/12 wurde „zweigleisig“ durchgeführt, genau gesagt wurden zwei Projekte durchgeführt, wobei die Stadt Hilden bei einem Projekt als Kooperationspartner der Stadt Monheim partizipierte.

 

In beiden Projekten waren überwiegend Seniorinnen und Senioren mit Migrationshintergrund die Adressaten.

Im Monheimer Projekt ging es dabei um die Bereiche „Gesundheit und Pflege“ und die interkulturelle Öffnung der entsprechenden Einrichtungen, im Hildener Projekt ging es um die Partizipation von älteren Migrantinnen und Migranten im Freizeitbereich.

 

Wie beim Projekt des Vorjahres sind es auch hier die Kontakte und die „Verankerung einer Idee in den Köpfen“, die von den Projektbeteiligten als besonders wichtig erachtet werden.

 

An die „Beseitigung der Unkenntnis“ (im KOMM-IN Projekt)  z.B.

  • über die Möglichkeiten und Chancen, die Pflegeberufe bieten,
  • darüber, welche Dienste speziell Seniorinnen und Senioren zur Verfügung stehen,
  • darüber, welche Potentiale von Nachbarschaftszentren ausgehen,
  • über die vielfältigen professionellen und ehrenamtlichen Systeme, die sich speziell an ältere Menschen richten,

 

knüpfen entsprechende Initiativen an:

Die Bildung von neuen ZWAR-Nachbarschaftsgruppen wird den Aspekt der Integrationsförderung aufgreifen –  die Bildung einer multikulturellen Gruppe ist intendiert.

An die Kooperation des Seniorenzentrums Stadt-Hilden mit dem italienischen-deutschen Kulturverein zur Austragung eines Frühlingsfestes wird das Integrationsbüro anknüpfen.

Andere Migrantenvereine werden motiviert, sich in ähnlicher Weise zu engagieren, wobei den Mitgliedern das Haus und die Abläufe dort gezeigt werden soll, wobei auch die Berufsfelder erläutert werden.

 

Eine entsprechende Absprache zwischen Integrationsbüro und Seniorenzentrum hat stattgefunden, die auch beinhaltete, dass man auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Integrationskurse der Volkshochschule Hilden-Haan zugehen wird. Der stellvertretende Leiter der VHS war diesbezüglich bereits in das KOMM-IN Projekt einbezogen worden.

 

In der dargestellten Weise hatten alle bisherigen KOMM-IN Projekte für die Integrationsarbeit der Stadt Hilden einen prägenden Charakter.

 

Die Wirkungen und Erfolge der Hildener Integrationsarbeit wurden im Integrationsbericht Jahr 2011 in Zahlen und Fakten zusammengefasst und erläutert. U.a. heißt es dort:

 

„Die Instrumentarien und Strukturen, die seit der Umsetzung des Strategiepapiers „Integration ist machbar!“ auf den Weg gebracht wurden, haben wirkungsvoll die Integration von zugewanderten Menschen gefördert. Neben dieser individuellen Förderung ist ein Netzwerk von Akteuren entstanden, die der Integration in Hilden ein Gesicht geben und die dazu beitragen, dass in Hilden Weltoffenheit gelebt wird.“

 

Diese Vernetzung, zu der auch die drei Hildener Integrationskonferenzen der Jahre 2007 bis 2009 maßgeblich beitrugen, „dass man sich kennt“, hat nicht zuletzt dazu geführt, dass in Hilden eine offene Debatte zum Thema Salafismus stattfinden konnte, und man mit dem Runden Tisch kurzfristig eine Struktur schaffen konnte, in der man sich - zusammen - nicht nur diesem Thema widmen konnte, sondern die sich perspektivisch verschiedenen Themen zuwenden wird. Durch die Kooperation der islamischen Vereine zeichnet sich derzeit eine sehr gute Zusammenarbeit ab.

 

Der zunehmende Stellenwert des Themas Integration hat dazu geführt, dass in den letzten Jahren weitere Initiativen von Migranten entstanden sind, die Aspekte der Integration in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellen: Philia e.V., WiD e.V., aber auch der Bildungs- und Erziehungsverein Hand in Hand e.V. sind Beispiele dafür, dass Migrantenorganisationen einen Paradigmenwechsel vollzogen haben.

 

Die Integrationsarbeit in Hilden vollzieht sich öffentlich. Die Gremien Integrationsrat und Sozialausschuss werden durch Sitzungsvorlagen und Dokumentationen informiert, das Integrationsbüro betreibt Öffentlichkeitsarbeit (u.a. durch einen Newsletter), außerdem wurde im Jahr 2011 erstmalig ein Integrationsbericht veröffentlicht, der Elemente eines Monitorings beinhaltet. Dementsprechend ist auch eine kontinuierliche Fortsetzung geplant.

 

Die Hildener Integrationsarbeit hat in den letzten Jahren zugenommen und keinesfalls an „Fahrt“ abgenommen. Bei der Änderung der Richtlinien für die Förderung der Migrantenvereine wurde (wieder einmal) ausdrücklich Bezug auf die Handlungsfelder des Strategiepapiers genommen.

 

Dementsprechend kann gefolgert werden, dass das Strategiepapier „Integration ist machbar!“ nach wie vor einen wichtigen Eckpfeiler der Integrationsarbeit darstellt, auf dessen Grundlage weiterhin mit Kreativität und Engagement aufgebaut wird.

 

 

 

gez. Horst Thiele

 

 


Finanzielle Auswirkungen  

 

Finanzielle Auswirkungen (ja/nein)

 

Produktnummer / -bezeichnung

 

 

Investitions-Nr./ -bezeichnung:

 

 

Haushaltsjahr:

 

Pflichtaufgabe oder

freiwillige Leistung/Maßnahme

Pflicht-

aufgabe

 

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freiwillige

Leistung

 

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Die Mittel stehen in folgender Höhe zur Verfügung:

Kostenträger

Bezeichnung

Konto

Bezeichnung

Betrag €

 

 

 

 

 

 

Der Mehrbedarf besteht in folgender Höhe:

Kostenträger

Bezeichnung

Konto

Bezeichnung

Betrag €

 

 

 

 

 

 

Die Deckung ist gewährleistet durch:

Kostenträger

Bezeichnung

Konto

Bezeichnung

Betrag €

 

 

 

 

 

Stehen für den o. a. Zweck Mittel aus entsprechenden Programmen des Landes, Bundes oder der EU zur Verfügung? (ja/nein)

ja

 

(hier ankreuzen)

nein

 

(hier ankreuzen)

Freiwillige wiederkehrende Maßnahmen sind auf drei Jahre befristet.

Die Befristung endet am: (Monat/Jahr)

 

 

Wurde die Zuschussgewährung Dritter durch den Antragsteller geprüft – siehe SV?

ja

 

(hier ankreuzen)

nein

 

(hier ankreuzen)

Finanzierung:

 

Vermerk Kämmerer

 

Gesehen Klausgrete