Betreff
Baumscheiben und Pflaster in der Mittelstr, Antrag (mündlich) der CDU-Fraktion vom 6.6.07 / Anfrage der BA-Fraktion vom 6.6.07
Vorlage
WP 04-09 SV 66/092
Aktenzeichen
66.1
Art
Beschlussvorlage

 

Beschlussvorschlag:

 

Der Stadtentwicklungsausschuss nimmt die Erläuterungen der Verwaltung zur Kenntnis. Sie wird beauftragt, dem Ausschuss bis zur Einbringung des Haushaltes 2008 in einer Sitzungsvorlage ein endgültiges technisches und finanzielles Konzept zur Thematik „Baumscheiben und Pflaster in der Mittelstr“ vorzulegen.

 

 


 

Erläuterungen und Begründungen:

 

Ein Bürger der Stadt Hilden hat die Verwaltung mit Schreiben vom 2.6.07 auf aus seiner Sicht unzuträgliche optische und straßenbautechnische Punkte in der Mittelstraße hingewiesen (s. Anlage1). Als Kopie ist dieses Schreiben auch an die im Rat vertretenen Parteien sowie die Stadtmarketing Hilden GmbH geschickt worden. Die Verwaltung hat darauf mit Schreiben vom 13.6.07 geantwortet (s. Anlage 2).

 

In der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses vom 6.6.07 hat die BA-Fraktion zur gleichen Thematik eine Anfrage eingebracht (s. Anlage 3) und die CDU-Fraktion einen mündlichen Antrag zur Darstellung des Sachverhaltes gestellt.

 

In Ergänzung zu den Ausführungen im o.a. Antwortschreiben und auch den Ausführungen auf Seite 9 der SV 66/090-City- und Lichtkonzept- wird der Sachverhalt wie folgt dargestellt.

 

Baumscheiben

In der Mittelstr befinden sich 100 Baumstandorte. Beim damaligen Bau der Mittelstraße in den 80-er Jahren sind alle Baumscheiben gleichartig angelegt worden:

Aus Betonkantensteinen, welche die Abgrenzung zum umgebenden Klinkerpflaster bilden, wurde ein 1,5mx1,5m großer Rahmen für eine Pflanzgrube gebildet. Die Oberkante des Rahmens liegt 2cm tiefer als das Klinkerpflaster. Auf diesen Rahmen ist ein den Baumstamm einfassendes vierteiliges Rost aus Gusseisen verlegt. Zum Stammschutz sind runde Baumschutzgitter aus Metall auf dem Rost verschraubt. Die Pflanzgrube ist bis Unterkante Rost mit Substrat verfüllt.

Diese Bauweise ist bei den Freiraumplanern bundesweit auch heute noch in stark von Fußgängern frequentierten Bereichen (wie z.B. Fußgängerzonen) gängige Praxis. Es ist eine flächensparende Bauweise (gerade vor Schaufensterfronten wichtig), welche auch optisch hochwertig hergestellt werden kann.

 

Allerdings ist die Bauweise bei der in Hilden gewählten Form mit einem Nachteil verbunden, welcher auch von dem o.a. Bürger angesprochen worden ist:

Naturgemäß wächst in den Öffnungen der Roste zwischen Baumschutzgitter und Baumstamm Unkraut, da dieser Bereich ja nicht begangen werden kann. Die Öffnungen sind aus gestalterischen Gründen und zur Regenwasserversickerung gewünscht. Weiterhin sammelt sich in diesem Bereich von Fußgängern weggeworfener Abfall.

 

Die Reinigung ist äußerst personal- und zeitaufwendig. Da die Kehrmaschine diesen Bereich nicht erreichen kann, werden kontinuierlich bei der Straßenreinigung dort handbediente Laub- und Kehrichtpuster eingesetzt. Bis auf Kleinmüll wie z.B. Zigarettenkippen kann der Abfall damit beseitigt werden. Für die Beseitigung von Unkraut müssen die Schutzgitter abgeschraubt und die Roste entfernt werden. Das Unkraut muss dann in mühsamer Handarbeit beseitigt und oberflächig neues Substrat aufgebracht werden. Danach sind Roste und Gitter wieder zu montieren. Aus der praktischen Erfahrung des Bauhofes ist hier mit 3 Stunden Arbeitsaufwand pro Standort zu rechnen.

 

Seit dem Bau der Fußgängerzone sind an einigen Baumstandorten Änderungen an der Ausstattung vorgenommen worden:

Es wurden Baumschutzgitter an solchen Standorten demontiert, wo keine Gefährdungen für den Baumstamm durch angelehnte Fahrräder o.ä. bestehen (das ist in der Regel dort, wo Bänke oder Fahrradständer am Baum vorhanden sind).

Roste wurden dort entfernt, wo durch Wurzelwachstum eine Anhebung des Rostrahmens und/oder des Rostes entstanden ist. Hier wurde durch die Rostentfernung die Unfallgefahr beseitigt.

Weiterhin wurden an einzelnen Stellen beim Ersatz abgängiger Bäume Baumscheiben mit Hochborden und Pflanzbeet angelegt.

Derzeit werden von der Verwaltung Verbesserungsmöglichkeiten zum optischen Erscheinungsbild auf 3 Wegen gesehen:

-Der Bereich Axlerhof soll im Herbst 2008 saniert werden. Dabei werden auch die jetzigen Bäume entfernt und durch eine andere Art ersetzt. Wegen der geringen Straßenbreite werden begehbare Baumscheiben mit Baumrosten angelegt. Diese haben eine spezielle Konstruktion, um Verunreinigungen weniger in Erscheinung treten zu lassen und leichter beseitigen zu können. Dazu wird das Substrat in der Pflanzgrube 10cm tiefer als das Rost eingefüllt. Darauf wird ein Schutzflies verlegt.

Unkraut kann sich so nur wesentlich schwerer ansiedeln. Zigarettenkippen o.ä. sind oberflächig nicht sichtbar. Da keine Baumschutzgitter installiert werden, können die Roste zu Reinigungszwecken leicht geöffnet und das komplette Flies mit darauf liegenden Fremdstoffen ausgetauscht werden.

-An einigen Baumstandorten der Mittelstr werden die Baumschutzgitter und teilweise auch die Baumroste entfernt. Hierdurch ist eine einfache Reinigung der Baumscheibe möglich. Bei Entfernung der Roste verbleibt allerdings an dieser Stelle eine offene „Erdfläche“. Solche Standortsituationen gibt es heute bereits z.B. vor der Sparkasse.

-An anderen Standorten werden Baumschutzgitter und Baumrost entfernt, eine Aufkantung aus Stahl in Größe der Baumscheibe installiert und dieses „Hochbeet“ bepflanzt.

 

Eine im ersten Anschein vielleicht denkbare Bepflanzung der jetzigen Gitter/Rost Konstruktion funktioniert nach hiesigen Erfahrungen nicht. Der Erdbereich um den Baum ist so verdichtet, das eingesetzte Pflanzen nicht einwurzelt. Dies gilt auch bei Entfernung des Rostes. Wobei dann noch erschwerend der fehlende Betretungsschutz dieser Pflanzung hinzukommt.

 

Nach Erstellung einiger Probestandorte soll im Herbst eine Besichtigung durch den Ausschuss erfolgen, um eine Entscheidung über die Umsetzung in der ganzen Fußgängerzone herbeizuführen. Bei einer entsprechenden Mittelbereitstellung könnte die Realisierung in 2008/2009 erfolgen.

 

Derzeit wird davon ausgegangen, dass bei insgesamt 50 % der Bäume in der Mittelstr die Lösung mit Hochbeet in Frage kommt. Dies sind 50 Standorte. Bei max. 1.000€ pro Baum wären dies insgesamt 50.000€.

Die Lösung wie im Axlerhof lässt sich nur bei Abgang eines Baumes und Neupflanzung realisieren. Sie ist damit Teil einer langfristigen Betrachtung und kann bezüglich des Jahresmittelbedarfes nicht kalkuliert werden.

 

 

Pflaster

Grundsätzlich ist anzumerken, dass als Standardbauweise im Pflasterbau nicht die Verfüllung der Fugen mit Zement- oder Kunststoffmörtel anzusehen ist, sondern die Fugenfüllung mit Sand. Ein Problem entsteht bei dieser Standardbauweise bezüglich der Fugenstabilität allerdings beim Einsatz von saugenden Kehrmaschinen. Erschwerend kommt in der Mittelstr die 11-malige Reinigung pro Woche hinzu.

Aus straßenbautechnischer Sicht wäre daher der Verzicht auf den Einsatz der o.a. Kehrmaschine ideal. Dies ist allerdings als illusorisch zu bezeichnen, da kaum praktikable Alternativen vorliegen, um bei vergleichbarer Wirtschaftlichkeit die gleiche Reinigungswirkung wie jetzt zu erzielen. So ist die Handreinigung sicher weder personell noch finanziell darstellbar. Die Stadt Bielefeld (hier hat sich der STEA ja eine Fußgängerzone mit Natursteinpflaster einmal angesehen) hat eine Kehrmaschine umgebaut, um die Saugwirkung zu reduzieren. Die Ergebnisse sind nach dortiger Angabe nicht eindeutig überzeugend: Zigarettenkippen bleiben liegen und erfordern Beikehrereinsatz, Fugensandaustrag soll im verminderten Umfang trotzdem stattfinden.

 

Der Frage der Fugenbehandlung z.B. nach Aufbrüchen für Leitungen oder Straßenreparaturen kommt daher erhöhtes Gewicht zu. Flächen die noch in ihrem ursprünglichen Verlegezustand aus den 80-er Jahren sind, haben in der Regel kein Problem mit der Fugenstabilität. Hier hat sich über die Jahre durch Moose und organisches Material ein stabiler Fugenschluss ergeben. Hier sollte man tunlichst keine Änderung im Sinne von Einbau von Kunststoffverfugungen vornehmen.

Anders sieht es in den Bereichen aus, wo Leitungsbau stattgefunden hat. Hier hat sich nach den Erfahrungen insbesondere bei den großflächigen Maßnahmen der SWH in 2007 gezeigt, dass die Wiederherstellung des alten Zustandes (mit Sandverfugung) nicht erfolgreich ist. Hier wird eine Kunststoffmörtelverfugung künftig standardmäßig zumindest in den Natursteinbändern nötig sein. Hier wird auch noch bei den in 2007 hergestellten Flächen entsprechend nachgearbeitet.

 

Weiterhin gibt es Flächen, wie z.B. vor dem Bürgerhaus, in denen sich bei Natursteinpflaster alte Kunststoffverfugungen gelöst haben und tiefe Fugen entstanden sind. Auch hier wird man Instandsetzungen mit Kunststoffverfugungen einsetzen müssen.

 

Für solche Instandsetzungen sind aber einige logistische und finanzielle Besonderheiten zu beachten. So müssen die Fugen zuerst mit Hochdruckreinigern tief freigelegt werden. Zum Schutz der Fußgänger und Fassaden müssen die zu bearbeitenden Flächen mit Schutztafeln abgesperrt werden. Ggfls. kommen wegen Außennutzungen (Gastronomie o.ä.) auch nur bestimmte Zeitfenster in Betracht. Nach einem vorliegenden Angebot zum Bereich Bürgerhaus ist auch mit recht hohen Kosten von bis zu ca 50€/m2 zu verfugender Fläche zu rechnen. Allein die Fläche vor dem Bürgerhaus ist mit 15.000€ veranschlagt.

So etwas sprengt natürlich das Instandhaltungsbudget für Verkehrsflächen, welches für die gesamte Stadt Hilden bei rd. 250.000€ liegt.

 

 

Fazit

Der Verwaltung sind die problematischen Bereiche in der Mittelstr nicht nur hinreichend bekannt, sondern sie sieht dafür auch Lösungsmöglichkeiten. Das Ziel ist hier natürlich die langfristige Sicherstellung einer optisch und technisch attraktiven Fußgängerzone. Entsprechende Möglichkeiten wurden aufgezeigt.

 

Die aus den Lösungen resultierenden finanziellen Aufwendungen sind im Rahmen der bestehenden Instandhaltungsbudgets allerdings nicht leistbar.

Die Verwaltung schlägt vor, eine Planung und Kostenkalkulation auf der Basis der Vorschläge zu erstellen und dem Ausschuss zur Entscheidung vorzulegen.

 

 

 

 

 

Günter Scheib

 

 


 

Finanzielle Auswirkungen:

ja  (bei Realisierung)

 

Produktnummer:

120101

 

Bezeichnung: 

Verkehrsflächen und Brücken

 

Mittel stehen zur Verfügung:

nein

 

Investitions-Nr.:

 

 

Haushaltsjahr

Auszahlung

Einzahlung

Investitions-haushalt

Beschreibung 

€

€

nein

 

2008ff

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sichtvermerk Kämmerer