Beschlussvorschlag:
„Der Kulturausschuss nimmt den Bericht zum Musikschulprojekt „Jedem Kind
ein Instrument“ zur Kenntnis.
Erläuterungen und Begründungen:
Im Rahmen des
Kulturhauptstadtprogramms 2010 wird für das Ruhrgebiet ein außergewöhnliches
Musikprojekt „Jedem Kind ein Musikinstrument“ möglich. Über 200.000
Grundschulkinder erhalten vier Jahre lang Unterricht, erteilt von 39
öffentlichen Musikschulen in den Schulräumen. Günstige Gebühren, kostenlose
Musikinstrumente und ein Gebührenerlass für Einkommensschwache sorgen dafür,
dass jedes Kind mitmachen kann. Fast 50 Millionen Euro sollen vom Land, der
Kulturstiftung des Bundes und privaten Förderern aufgebracht werden.
Das Interesse im
Ruhrgebiet ist sehr groß. Seit dem Jahre 2003 gibt es in Bochum mit diesem Projekt
Erfahrungen. „Jedem Kind ein Instrument“ heißt dort: 50 Prozent der
Schülerinnen und Schüler verschiedener Grundschulen beteiligen sich an diesem
Projekt. Ziel des gesamten Projektes ist es den Musikschulen einen nachhaltigen
Impuls zur Entwicklung einer veränderten Zukunftsperspektive zu geben. Immer
höhere Gebühren für ein immer eingeschränkteres Angebot kann keine Erfolgsstrategie
sein. Wichtig ist eine umfassende Breitenförderung, um allen Kindern die Chance
zur Entwicklung der musikalischen Persönlichkeit zu bieten. Die Musikschule der
Zukunft könnte damit auf einer erheblich breiteren Basis ruhen und einen
stärkeren Beitrag zur Musikalisierung in der Breite leisten. Von daher ist
„Jeki“ ein herausragendes Zukunftsprojekt.
Die Musikschule
Hilden hat sich schon seit einiger Zeit mit diesen Zielsetzungen beschäftigt
und ein eigenes Konzept zur Umsetzung entwickelt. Damit könnte es gelingen,
auch unabhängig von der derzeit allein auf das Ruhrgebiet beschränkten
Förderung frühzeitig in Hilden ein ähnliches Projekt zu verwirklichen, das
exakt den Zielsetzungen des kürzlich fortgeschriebenen Strategiepapiers Kultur
entspricht.
Hildener „Jeki“ Projekt
Zielsetzungen
Alle
Kinder der 1. und 2. Klassen der Hildener Grund- und Förderschulen sollen die
Möglichkeit haben, sich mit Instrumenten vertraut zu machen, miteinander zu
musizieren und in ihrer Schule Instrumentalunterricht zu erhalten - das ist das
Ziel der städtischen Musikschule, das 2012 erreicht sein soll. Mit Hilfe von privaten
Sponsoren will die Musikschule für dieses Projekt die benötigten Gelder zum
Ankauf der Instrumente zur Verfügung stellen. Jedes Grundschulkind soll dadurch
die Möglichkeit haben, intensive Erfahrungen mit einem Musikinstrument zu
machen. Wir können uns heute auf zahlreiche anerkannte Studien stützen, die zu
dem übereinstimmenden Ergebnis kommen, dass die Musik durch ihre vielfältige
Wirkungsweise positiv Einfluss auf die Entwicklung unserer Kinder nimmt und im
Besonderen auch Fähigkeiten wie Konzentration, Ausdauer, Lern- und
Ãœbebereitschaft, soziale Aufmerksamkeit, Ausgeglichenheit, innere Beweglichkeit
u.a. fördert, die Grundlage für Lernerfolge in allen Schul- und Lebensbereichen
der Kinder sind. In der Diskussion „nach Pisa“ ist deutlich geworden, dass
nicht nur die mathematisch naturwissenschaftliche Bildung gefördert werden
muss. Auch die sensorischen Fähigkeiten und die Schlüsselkompetenzen des
sozialen Verhaltens sind in einer modernen und zukunftsorientierten Bildung
unverzichtbar und müssen verstärkt gefördert werden. Was in der „bildungssensiblen“
Phase des Grundschulalters versäumt wurde, kann später nicht mehr ohne weiteres
erreicht werden. Andererseits ist die Lage des Musikunterrichts an den Grundschulen
geradezu desolat: es sind kaum Musiklehrer vorhanden und der selten
stattfindende Musikunterricht wird in aller Regel zwar mit großem Engagement –
aber fachfremd erteilt. Die besten pädagogischen Wirkungen hat Musikunterricht,
wenn die Kinder unmittelbar mit einem Musikinstrument umgehen und versuchen,
damit Musik zu machen. Davon ist die Mehrzahl der Grundschulen aber weit entfernt.
Die
Musikschule Hilden ist davon überzeugt, dass bereits der einjährige Kontakt mit
einem Musikinstrument - ein Jahr vorbereitet - tiefe positive Wirkungen auf die
Kinder hat. Die Erfahrung, sich mit einem Instrument auseinander zu setzen,
Widerstände zu überwinden, mit den eigenen Händen und dem eigenen Atem Musik zu
formen und gemeinsam mit anderen zu lernen, ist überaus wertvoll. Nicht zuletzt
wird das musikalische Leben in einer Grundschule durch die Einbindung der
Musikinstrumente nachhaltig gestärkt und fachfremd unterrichtende Lehrer werden
unterstützt. Die Musikschule legt den Unterricht so an, dass nach zwei Jahren
ein Abschluss erreicht ist. Die Kinder beherrschen dann das Musikinstrument
natürlich noch nicht annähernd. Sie können aber eine Melodie spielen und
entscheiden, ob sie auf diesem Weg fortfahren wollen. Danach kann der
Instrumentalunterricht in der Musikschule oder privat aufgenommen werden.
Auch
wenn das Musikinstrument nicht weiter erlernt wird, haben die Kinder doch sehr
konkret und sehr eindringlich eine kulturelle Praxis erfahren. Sehr viele
Grundschulkinder können auf diesem Weg die Musik kennen lernen.
Grundzüge des Projekts
Das
Projekt dauert jeweils zwei Jahre: im ersten Jahr werden die Kinder auf den
instrumentalen Unterricht vorbereitet. Sie lernen Musikinstrumente kennen und
üben sich in den Grundlagen der Musik.
Im
zweiten Jahr erhält jedes Kind ein Musikinstrument seiner Wahl (soweit
möglich), das es mit nach Hause nehmen kann.
Die
Lehrer der Musikschule kommen zum Unterricht in die Grundschule. Die
Gruppengröße liegt bei ca. zwölf Kindern. In einigen Grundschulen wird
vereinbart, dass der Unterricht gemeinsam mit dem Grundschullehrer oder der
Grundschullehrerin erteilt wird. Es kann sich eine Form des „Team-Teaching“
entwickeln. Das betrifft allerdings nur das jeweils erste Projektjahr. Mit
jeder Grundschule wird vereinbart, welche Instrumente konkret angeboten werden.
Die gesamte Palette in jeder Grundschule anzubieten ist aus organisatorischen
Gründen nicht möglich.
Mit
jeder einzelnen Grundschule muss geklärt werden, ob und in welcher Weise das
Konzept in den Stundenplan integriert werden kann. Das Projekt ist völlig
unabhängig von den Bemühungen um die „Offene Ganztagsschule“ zu sehen und ist
völlig frei von den dort geltenden finanziellen Bedingungen.
Die
Vorstellung, allen Kindern ein Instrument in die Hand zu geben, muss in
der Praxis eine Wunschvorstellung bleiben, da nicht alle Kinder diese Förderung
erhalten wollen. Daher sind die Planungen pragmatisch davon ausgegangen, dass
60 bis 70% der Kinder in der Zielgruppe erreicht werden. Die Teilnahme an
diesem Projekt kostet monatlich pro Kind € 25. Der finanzielle Beitrag kann im
ersten Projektjahr auf € 15 gesenkt werden, wenn eine ganze Schulklasse teilnimmt
und eine Lehrkraft der Grundschule den Musikschullehrer unterstützt
(Team-Teaching, s.o.). Im zweiten Projektjahr liegt die Größe der Gruppen
zwischen drei und sechs Kindern. Die Teilnahme ist für Kinder von ALG II- und
Sozialhilfeempfängern beitragsfrei.
Ãœber
die Unterstützer soll außerdem ein Fonds zur Verfügung gestellt werden, um das
Entgelt in sozialen Härtefällen ermäßigen zu können. Kein Kind soll aus
finanziellen Gründen ausgeschlossen sein.
Nach
Ende des zweijährigen Projekts macht die Musikschule den Kindern, die weiterhin
ein Musikinstrument erlernen wollen, ein Angebot. Für den Ankauf der
Musikinstrumente und für die Zuschüsse für finanzschwache Familien wird mit
einem Finanzierungsvolumen von jährlich € 36.000 gerechnet. Die Unterstützer
stellen hierfür eigene Mittel zur Verfügung und setzen sich mit dafür ein,
Spender, weitere Unterstützer und im Kreis überregionaler Stiftungen Finanzierungspartner
für dieses Projekt zu finden.
Die
Stadt Hilden stellt organisatorische Kapazitäten in der Musikschulleitung für
die personelle und sachliche Koordination des Projekts, die Lehrkräfte und die
erforderlichen Unterrichtsräume in den Grundschulen zur Verfügung.
Rahmenbedingungen
Das
Entgelt für den Unterricht soll kostendeckend sein. Im Hinblick auf den
geplanten Kleingruppenunterricht kann das von den Familien zu zahlende Entgelt
auf € 25 monatlich festgesetzt werden. Damit sind die Personalkosten für den
Unterricht sowie die Instrumentenmiete und -versicherung gedeckt.
Mit
der Unterstützung durch private Sponsoren müssen die Kosten für den Kauf der
Instrumente gedeckt werden. Ein Start
des Projektes könnte zum Schuljahr 2008/2009 erfolgen. Es kann damit in Hilden gelingen,
ein musikpädagogisches Projekt der Musikschule von erheblichem Umfang durch
mutiges Engagement privater Geldgeber oder einer Stiftung zu initiieren.
Für
Hilden gilt wie auch in der Ursprungsstadt Bochum der Anspruch auf Kostendeckung
durch die Unterrichtsentgelte. Durch noch zu findende Unterstützer sollen die
Kosten für die Anschaffung der erforderlichen Instrumente in Höhe von insgesamt
177.000 €uro (für alle Grund- und Förderschulen) aufgebracht werden. Ein
5-teiliger Stufenplan könnte in 2008 mit 2 Grundschulen beginnen und hat dann
2012 alle 10 Grund- und die Förderschule integriert.
Von Seiten der Landesregierung ist
beabsichtigt, das Projekt „Jedem Kind ein Instrument“ über die auf das
Ruhrgebiet begrenzte Modellversuchsphase hinaus zu fördern und dadurch auf andere
Städte in Nordrhein-Westfalen zu übertragen. Somit könnte auch ab dem Schuljahr
2011/2012 eine Landesförderung möglich sein.
Eine
Zusammenfassung der wesentlichen Fakten wird durch eine
Power-Point-Präsentation in der Sitzung vorgestellt.
Günter Scheib