Betreff
Musikschulprojekt - „Jeki“ - Jedem Kind ein Instrument
Vorlage
WP 04-09 SV 41/053
Art
Mitteilungsvorlage

Beschlussvorschlag:

 

„Der Kulturausschuss nimmt den Bericht zum Musikschulprojekt „Jedem Kind ein Instrument“ zur Kenntnis.

 

 


Erläuterungen und Begründungen:

 

 

Im Rahmen des Kulturhauptstadtprogramms 2010 wird für das Ruhrgebiet ein außergewöhnliches Musikprojekt „Jedem Kind ein Musikinstrument“ möglich. Über 200.000 Grundschulkinder erhalten vier Jahre lang Unterricht, erteilt von 39 öffentlichen Musikschulen in den Schulräumen. Günstige Gebühren, kostenlose Musikinstrumente und ein Gebührenerlass für Einkommensschwache sorgen dafür, dass jedes Kind mitmachen kann. Fast 50 Millionen Euro sollen vom Land, der Kulturstiftung des Bundes und privaten Förderern aufgebracht werden.

 

Das Interesse im Ruhrgebiet ist sehr groß. Seit dem Jahre 2003 gibt es in Bochum mit diesem Projekt Erfahrungen. „Jedem Kind ein Instrument“ heißt dort: 50 Prozent der Schülerinnen und Schüler verschiedener Grundschulen beteiligen sich an diesem Projekt. Ziel des gesamten Projektes ist es den Musikschulen einen nachhaltigen Impuls zur Entwicklung einer veränderten Zukunftsperspektive zu geben. Immer höhere Gebühren für ein immer eingeschränkteres Angebot kann keine Erfolgsstrategie sein. Wichtig ist eine umfassende Breitenförderung, um allen Kindern die Chance zur Entwicklung der musikalischen Persönlichkeit zu bieten. Die Musikschule der Zukunft könnte damit auf einer erheblich breiteren Basis ruhen und einen stärkeren Beitrag zur Musikalisierung in der Breite leisten. Von daher ist „Jeki“ ein herausragendes Zukunftsprojekt.

 

Die Musikschule Hilden hat sich schon seit einiger Zeit mit diesen Zielsetzungen beschäftigt und ein eigenes Konzept zur Umsetzung entwickelt. Damit könnte es gelingen, auch unabhängig von der derzeit allein auf das Ruhrgebiet beschränkten Förderung frühzeitig in Hilden ein ähnliches Projekt zu verwirklichen, das exakt den Zielsetzungen des kürzlich fortgeschriebenen Strategiepapiers Kultur entspricht.

 

 

Hildener „Jeki“ Projekt

 

 

Zielsetzungen

Alle Kinder der 1. und 2. Klassen der Hildener Grund- und Förderschulen sollen die Möglichkeit haben, sich mit Instrumenten vertraut zu machen, miteinander zu musizieren und in ihrer Schule Instrumentalunterricht zu erhalten - das ist das Ziel der städtischen Musikschule, das 2012 erreicht sein soll. Mit Hilfe von privaten Sponsoren will die Musikschule für dieses Projekt die benötigten Gelder zum Ankauf der Instrumente zur Verfügung stellen. Jedes Grundschulkind soll dadurch die Möglichkeit haben, intensive Erfahrungen mit einem Musikinstrument zu machen. Wir können uns heute auf zahlreiche anerkannte Studien stützen, die zu dem übereinstimmenden Ergebnis kommen, dass die Musik durch ihre vielfältige Wirkungsweise positiv Einfluss auf die Entwicklung unserer Kinder nimmt und im Besonderen auch Fähigkeiten wie Konzentration, Ausdauer, Lern- und Übebereitschaft, soziale Aufmerksamkeit, Ausgeglichenheit, innere Beweglichkeit u.a. fördert, die Grundlage für Lernerfolge in allen Schul- und Lebensbereichen der Kinder sind. In der Diskussion „nach Pisa“ ist deutlich geworden, dass nicht nur die mathematisch naturwissenschaftliche Bildung gefördert werden muss. Auch die sensorischen Fähigkeiten und die Schlüsselkompetenzen des sozialen Verhaltens sind in einer modernen und zukunftsorientierten Bildung unverzichtbar und müssen verstärkt gefördert werden. Was in der „bildungssensiblen“ Phase des Grundschulalters versäumt wurde, kann später nicht mehr ohne weiteres erreicht werden. Andererseits ist die Lage des Musikunterrichts an den Grundschulen geradezu desolat: es sind kaum Musiklehrer vorhanden und der selten stattfindende Musikunterricht wird in aller Regel zwar mit großem Engagement – aber fachfremd erteilt. Die besten pädagogischen Wirkungen hat Musikunterricht, wenn die Kinder unmittelbar mit einem Musikinstrument umgehen und versuchen, damit Musik zu machen. Davon ist die Mehrzahl der Grundschulen aber  weit entfernt.

 

 

Die Musikschule Hilden ist davon überzeugt, dass bereits der einjährige Kontakt mit einem Musikinstrument - ein Jahr vorbereitet - tiefe positive Wirkungen auf die Kinder hat. Die Erfahrung, sich mit einem Instrument auseinander zu setzen, Widerstände zu überwinden, mit den eigenen Händen und dem eigenen Atem Musik zu formen und gemeinsam mit anderen zu lernen, ist überaus wertvoll. Nicht zuletzt wird das musikalische Leben in einer Grundschule durch die Einbindung der Musikinstrumente nachhaltig gestärkt und fachfremd unterrichtende Lehrer werden unterstützt. Die Musikschule legt den Unterricht so an, dass nach zwei Jahren ein Abschluss erreicht ist. Die Kinder beherrschen dann das Musikinstrument natürlich noch nicht annähernd. Sie können aber eine Melodie spielen und entscheiden, ob sie auf diesem Weg fortfahren wollen. Danach kann der Instrumentalunterricht in der Musikschule oder privat aufgenommen werden.

 

Auch wenn das Musikinstrument nicht weiter erlernt wird, haben die Kinder doch sehr konkret und sehr eindringlich eine kulturelle Praxis erfahren. Sehr viele Grundschulkinder können auf diesem Weg die Musik kennen lernen.

 

Grundzüge des Projekts

Das Projekt dauert jeweils zwei Jahre: im ersten Jahr werden die Kinder auf den instrumentalen Unterricht vorbereitet. Sie lernen Musikinstrumente kennen und üben sich in den Grundlagen der Musik.

Im zweiten Jahr erhält jedes Kind ein Musikinstrument seiner Wahl (soweit möglich), das es mit nach Hause nehmen kann.

 

Die Lehrer der Musikschule kommen zum Unterricht in die Grundschule. Die Gruppengröße liegt bei ca. zwölf Kindern. In einigen Grundschulen wird vereinbart, dass der Unterricht gemeinsam mit dem Grundschullehrer oder der Grundschullehrerin erteilt wird. Es kann sich eine Form des „Team-Teaching“ entwickeln. Das betrifft allerdings nur das jeweils erste Projektjahr. Mit jeder Grundschule wird vereinbart, welche Instrumente konkret angeboten werden. Die gesamte Palette in jeder Grundschule anzubieten ist aus organisatorischen Gründen nicht möglich.

 

Mit jeder einzelnen Grundschule muss geklärt werden, ob und in welcher Weise das Konzept in den Stundenplan integriert werden kann. Das Projekt ist völlig unabhängig von den Bemühungen um die „Offene Ganztagsschule“ zu sehen und ist völlig frei von den dort geltenden finanziellen Bedingungen.

 

Die Vorstellung, allen Kindern ein Instrument in die Hand zu geben, muss in der Praxis eine Wunschvorstellung bleiben, da nicht alle Kinder diese Förderung erhalten wollen. Daher sind die Planungen pragmatisch davon ausgegangen, dass 60 bis 70% der Kinder in der Zielgruppe erreicht werden. Die Teilnahme an diesem Projekt kostet monatlich pro Kind € 25. Der finanzielle Beitrag kann im ersten Projektjahr auf € 15 gesenkt werden, wenn eine ganze Schulklasse teilnimmt und eine Lehrkraft der Grundschule den Musikschullehrer unterstützt (Team-Teaching, s.o.). Im zweiten Projektjahr liegt die Größe der Gruppen zwischen drei und sechs Kindern. Die Teilnahme ist für Kinder von ALG II- und Sozialhilfeempfängern beitragsfrei.

 

Über die Unterstützer soll außerdem ein Fonds zur Verfügung gestellt werden, um das Entgelt in sozialen Härtefällen ermäßigen zu können. Kein Kind soll aus finanziellen Gründen ausgeschlossen sein.

 

Nach Ende des zweijährigen Projekts macht die Musikschule den Kindern, die weiterhin ein Musikinstrument erlernen wollen, ein Angebot. Für den Ankauf der Musikinstrumente und für die Zuschüsse für finanzschwache Familien wird mit einem Finanzierungsvolumen von jährlich € 36.000 gerechnet. Die Unterstützer stellen hierfür eigene Mittel zur Verfügung und setzen sich mit dafür ein, Spender, weitere Unterstützer und im Kreis überregionaler Stiftungen Finanzierungspartner für dieses Projekt zu finden.

 

Die Stadt Hilden stellt organisatorische Kapazitäten in der Musikschulleitung für die personelle und sachliche Koordination des Projekts, die Lehrkräfte und die erforderlichen Unterrichtsräume in den Grundschulen zur Verfügung.

 

 

Rahmenbedingungen

Das Entgelt für den Unterricht soll kostendeckend sein. Im Hinblick auf den geplanten Kleingruppenunterricht kann das von den Familien zu zahlende Entgelt auf € 25 monatlich festgesetzt werden. Damit sind die Personalkosten für den Unterricht sowie die Instrumentenmiete und -versicherung gedeckt.

 

Mit der Unterstützung durch private Sponsoren müssen die Kosten für den Kauf der Instrumente gedeckt werden.  Ein Start des Projektes könnte zum Schuljahr 2008/2009 erfolgen. Es kann damit in Hilden gelingen, ein musikpädagogisches Projekt der Musikschule von erheblichem Umfang durch mutiges Engagement privater Geldgeber oder einer Stiftung zu initiieren.

 

Für Hilden gilt wie auch in der Ursprungsstadt Bochum der Anspruch auf Kostendeckung durch die Unterrichtsentgelte. Durch noch zu findende Unterstützer sollen die Kosten für die Anschaffung der erforderlichen Instrumente in Höhe von insgesamt 177.000 €uro (für alle Grund- und Förderschulen) aufgebracht werden. Ein 5-teiliger Stufenplan könnte in 2008 mit 2 Grundschulen beginnen und hat dann 2012 alle 10 Grund- und die Förderschule integriert.

 

Von Seiten der Landesregierung ist beabsichtigt, das Projekt „Jedem Kind ein Instrument“ über die auf das Ruhrgebiet begrenzte Modellversuchsphase hinaus zu fördern und dadurch auf andere Städte in Nordrhein-Westfalen zu übertragen. Somit könnte auch ab dem Schuljahr 2011/2012 eine Landesförderung möglich sein.

 

Eine Zusammenfassung der wesentlichen Fakten wird durch eine Power-Point-Präsentation in der Sitzung vorgestellt.

 

 

 

Günter Scheib