Betreff
Bericht zur aktuellen Situation der Hilfen zur Erziehung
Vorlage
WP 04-09 SV 51/343
Aktenzeichen
III/51 Scha
Art
Mitteilungsvorlage

Beschlussvorschlag:

 

„Der Jugendhilfeausschuss nimmt den Bericht zur aktuellen Situation der Hilfen zur Erziehung zur Kenntnis.“

 


Erläuterungen und Begründungen:

 

Der Jugendhilfeausschuss hat die Verwaltung beauftragt, regelmäßig über die Situation des Kinderschutzes und der Hilfen zur Erziehung zu berichten.

 

Mit dem vorliegenden Sachstandsbericht gibt die Verwaltung den aktuellen Stand bekannt.

 

Fallzahlentwicklung im Bereich der Hilfen zur Erziehung

 

Nach der nun vorliegenden kompletten Auswertung des Jahres 2007 sind die Fallzahlen im Bereich der Hilfen zur Erziehung von 2006 auf 2007 um 25,72 % gestiegen (von 311 auf 391 Fälle). Die Anzahl der ambulanten Fälle weist eine Steigerung von 47,5% aus (von 99 auf 146 Fälle). Die Anzahl der Kindeswohlgefährdungsanzeigen erhöhte sich um 7% (von 69 auf 74 Fälle).

 

 

 

 

Zeitreihenvergleich der gesamten Fälle im Jahr

 

 

 

 

Die Entwicklung der HzE-Fälle setzt sich in 2008 fort. Die Fallbelastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist erheblich gestiegen. Die Steigerung der Fallzahlen vollzieht sich insbesondere im Bereich der ambulanten (§27,2 SGB VIII) und stationären Hilfen (§34 SGB VIII):

 

Laufende Fälle zum Stichtag

 

 

Fallzahl Februar 2007

Fallzahl Februar 2008 (März 2008)

Ambulant (§ 27,2 SGB VIII)

55

86 (90)

Stationär (§ 34 SGB VIII)

29

45 (50)

 

Auch in anderen Kommunen steigen die Fallzahlen an. Der Anstieg begründet sich in höheren Aufwendungen für den Kinderschutz und Prävention und einem demographischen Hoch im Jugendbereich. Da auch weiterhin mit hohen Aufwendungen für mehr Sicherheit und frühere Hilfen zu

rechnen ist, wird diese Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit anhalten. Im März 2008 wurde mit 256 laufenden Hilfen zur Erziehung ein neuer Höchstwert erreicht.

 

 

Der starke Fallanstieg wirkt sich auf zwei zentrale Bereiche aus:

 

1. Fallbelastung

Der Allgemeine Soziale Dienst ist auf Grund der gestiegenen Fallzahl, trotz der seit 01.07.08 bereitgestellten zusätzlichen Personalressourcen, stark belastet. Um die Kernaufgaben des Kindesschutzes und der Hilfesteuerung aufrechterhalten zu können, wurden die Sprechzeiten vormittags um eine halbe Stunde verkürzt und für März und April 2008 darüber hinaus zur Sicherung der Arbeitsabläufe Überstunden in Höhe von jeweils 20 Stunden pro Vollzeitstelle angeordnet.

Zu dem wurde die Organisationsabteilung gebeten, aufgrund des erheblich gestiegenen Arbeitsaufwandes die Personalausstattung mit dem Ziel einer weiteren Verstärkung zu überprüfen.

 

2. Mögliche Überschreitung des Finanzrahmens für Hilfen zur Erziehung

Den Haushaltsanmeldungen für 2008 lag eine Prognose über stark steigende Fallzahlen zu Grunde. Auf dieser Basis wurde der Haushaltsansatz 2008 für Hilfen zur Erziehung um 508.000€ gegenüber 2007 erhöht. Die derzeitige Fallentwicklung übertrifft allerdings die erwartete Fallsteigerung. Neue Heimunterbringungen, die in den nächsten Monaten möglicherweise erfolgen müssen, würden zwangsläufig zu Mehrausgaben führen. Sollte die aktuelle Entwicklung anhalten, würden auch Mehrausgaben im Bereich der ambulanten Hilfe entstehen. Die weitere Entwicklung muss abgewartet werden.

 

Die für 2008 eingeplanten Einnahmen werden voraussichtlich erzielt, so dass hier im Gegensatz zu 2007 keine Deckungslücke entsteht.

 

 

 

 

 

Weitere Entwicklungen im Bereich Hilfen zur Erziehung

 

-          Die Babybegrüßungsbesuche verlaufen sehr erfolgreich. 94% der Eltern werden erreicht. Über 80% der Familien äußern sich sehr positiv bis begeistert.

-          Das Kinderschutzsystem Hilden entwickelt sich weiter. Mit den Kooperationsvereinbarungen mit der Erwachsenenpsychiatrie und der Gesundheitshilfe ist Hilden weiterhin eine der führenden Städte im Bereich Kindesschutz. Das Kinderschutzsystem Hilden ist eines von sechs Modellprojekten, welches in einem neuen Buch des Institutes für Soziale Arbeit in Münster, das zum Deutschen Jugendhilfetag in Essen (16. -18.06.08) erscheint, vorgestellt wird.

-          Die erste Auswertung des Institutes e/l/s zur Zielereichungsquote im Bereich der Hilfen zur Erziehung liegt vor: Danach werden in über 80% aller im Projekt erfassten Hilfen zur Erziehung die Zielbereiche

o        Förderung der Entwicklung des Kindes

o        Förderung der Erziehungskompetenz

o        Lösung familiärer Probleme

o        Situationsklärung (Clearing / Diagnostik)

zum Teil oder vollständig erreicht. Lediglich im Zielbereich „Verbesserung der familiären Beziehungen“ wird ein geringer Wirkungsgrad erzielt.

-          Mit dem Programmheft „HILDA“ werden erstmals die Kursangebote aller Anbieter für Familien in Hilden zentral und leicht zugänglich aufbereitet.

-          Das Projekt „PALME“ für Alleinerziehende der Heinrich-Heine-Universität ist in Hilden erfolgreich getestet worden und findet inzwischen bundesweites Interesse. Das Projekt wird fortgesetzt.

-          In insgesamt vier Veranstaltungen wurden alle Polizeibeamte der hiesigen Wache über das Kinderschutzverfahren der Sozialen Dienste informiert.

-          Am 17.06.08 findet eine trägerübergreifende Fortbildung zum Thema „Misshandlung, sexueller Missbrauch und Vernachlässigung von Kindern" mit Frau Kuntz vom Institut für Rechtsmedizin der Universität Mainz statt.

-          Im Sommer startet eine Gruppe für junge Väter und Mütter auf dem Abenteuerspielplatz in Hilden, initiiert und begleitet von Mitarbeiterinnen des Allgemeinen Sozialen Dienstes. Das Angebot schließt eine bestehende Lücke im Bereich der frühen Förderung.

 

Fazit

 

Die Entwicklung der Fallzahlen im Bereich der Hilfen zur Erziehung weist eine erhebliche Steigerung auf. Die zentralen Maßnahmen für den Kinderschutz und die grundlegende wirtschaftliche Steuerung sind sichergestellt. Die aktuelle Personalausstattung wird in nächster Zeit überprüft werden.

 

Die Fallzahlentwicklung übertrifft die Prognose, die der Finanzplanung für 2008 zugrunde lag. Trotz der mit dem Haushalt 2008 zusätzlich zur Verfügung gestellten Mittel für den Bereich Hilfen zur Erziehung, könnten weitere Ausgaben erforderlich werden.

 

 

 

Günter Scheib

 


Finanzielle Auswirkungen:

ja

 

Produktnummer:

060301

Bezeichnung: 

Bereitstellung von Hilfen innerhalb und außerhalb von Familien

Mittel stehen zur Verfügung:

nein

 

Investitions-Nr.:

 

 

Haushaltsjahr

Auszahlung

Einzahlung

Investitions-haushalt

Beschreibung 

ja/nein

2008

4.380.760

 

nein

 

 

 

 

    

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sichtvermerk Kämmerer