Betreff
Erweiterung der Öffnungszeiten städtischer Jugendfreizeiteinrichtungen
Vorlage
WP 04-09 SV 51/005
Aktenzeichen
III/51 RK
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag:

 

„Der Jugendhilfeausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis und stimmt dem vorgeschlagenen zusätzlichen Veranstaltungsangebot am Wochenende zu. Zu den Haushaltsplanberatungen für das Jahr 2006 soll ein Erfahrungsbericht vorgelegt werden.“

 

 


 

Erläuterungen und Begründungen:

 

In der Sitzung des Rates am 13.10.2004 stellte die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen die als Anlage beigefügte Anfrage zur Verlängerung der Öffnungszeiten in städtischen Jugendfreizeiteinrichtungen, die mit Schreiben vom 12.11.2004 – ebenfalls als Anlage beigefügt – beantwortet wurde. Das darin angekündigte Ergebnis einer vom Jugendparlament initiierten Umfrage bei den weiterführenden Schulen in Hilden liegt nunmehr vor und wird im Rahmen dieser Sitzungsvorlage vorgestellt.

 

Prinzipiell ist in diesem Zusammenhang festzustellen, dass die Angebote und damit auch die Angebotszeiten einem ständigen Wandlungsprozess unterworfen sind.

Die ethisch gelebten Muster der Jugendlichen werden immer differenzierter und verändern sich in kürzer andauernden Zyklen. Jugendkulturen, Jugendcliquen können über Jahre nachgefragt werden (z.B. Hip-Hop/Breakdance Szene), können aber auch sehr kurzfristig auftauchen und wieder verschwinden (z.B. Tamagotchiszene). Sobald sich eine Szene gesellschaftlich kulturell etabliert (z.B. Skater, Computerspielszene), wird sie von Jugendlichen der nachfolgenden Generationen nicht mehr als „hip“ empfunden und von den meisten jüngeren Jugendlichen gemieden. Diese suchen sich als Konsequenz etwas Neues. Die Angebote der offenen Jugendarbeit haben sich in Hilden derart positioniert, dass sowohl die junge Szene als auch etablierte Szenen angesprochen werden.

 

Zugleich weist der Sozialraum, das Umfeld, in dem die Jugendlichen sich bewegen, deutliche Variationen auf. So wird ein Tanzangebot im „Area 51“ am Nachmittag eher das nähere Umfeld der Jugendlichen im Hildener Norden ansprechen, als ein Filmangebot, dass eine größere Anzahl von Jugendlichen in der gesamten Stadt anspricht.

Diesen Sozialraum berücksichtigend werden in der offenen Jugendarbeit die unterschiedlichsten Gruppen von Jugendlichen angesprochen, um ihnen ein Angebot zu machen. Das heißt auch, dass alle Möglichkeiten der Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden, um ein breites Spektrum an Jugendlichen zu erreichen und eine Rückmeldung zu bekommen.

 

Die Erfahrungen, die in der Vergangenheit speziell in Hilden mit den Öffnungszeiten gesammelt wurden, sind sehr unterschiedlich. Von 1997 – 1999 hatte z.B. der Kinder- und Jugendtreff „Kleefer Hof“ dreimal pro Woche den offenen Bereich bis 22.00 Uhr geöffnet. Nach der anfänglichen Begeisterung zeigte sich schnell, dass in der Zeit von 21.00 bis 22.00 Uhr eher wenige Jugendliche in der Einrichtung blieben, so dass nach 1 Jahr von dieser Öffnungszeit abgerückt wurde und wieder um 21.00 Uhr geschlossen wurde. In 1999 wurde ein Angebot im „Jueck“ an verschiedenen Samstagen gemacht, welches nach einer Erprobung nach einem viertel Jahr aufgrund der geringen Besucherzahlen eingestellt wurde.

Anders zeigte sich die Motivation der Jugendlichen, wenn ein spezielles Angebot durchgeführt wurde. Gemeinsame Kochangebote, Übernachtungsaktionen, Filmnächte usw. führten dazu, dass Jugendliche die Einrichtung auch nach 21.00 Uhr frequentierten. Diese Erfahrung bestätigt sich auch heute noch. Wenn ein qualifiziertes Angebot durchgeführt wird, ist die Teilnahme von Jugendlichen wesentlich höher, in der Einrichtung auch an Wochenenden zu bleiben, als eine Öffnungszeit ohne spezielles Angebot (OT). So gehören heute noch z.B. Themennächte, LAN-Parties, Fußballturniere über Nacht und vieles andere mehr zum Repertoire der regelmäßigen Angebote der offenen Jugendarbeit.

 

Ebenso schnell wechseln Interessen von Jugendlichen. Eine Sportaktion, die in 2004 mit großer Teilnehmerzahl durchgeführt wurde, kann in 2005 keine Bedeutung mehr haben. So hat die Jugendarbeit schnell zu reagieren, um ein alternatives Angebot zu realisieren. Dieser Prozess hat dazu geführt, dass in der offenen Jugendarbeit bestimmte Qualitätsstandards installiert worden sind, um eine ständige Selbstevaluation zu gewährleisten. Zum Standard gehört eine regelmäßige Abfrage bei Jugendlichen in den Jugendeinrichtungen über Bedarfe, sowie das Erfassen von Besucherzahlen, worüber regelmäßig im Jugendhilfeausschuss berichtet wird. Die Gesamtzahl der Besucherinnen und Besucher einer Jugendeinrichtung kann aber

 

 

 

immer nur ein Kriterium für Qualität sein. Die Vergleichbarkeit von einem Discoangebot und einem Gruppenangebot ist daher nicht gegeben, Qualität ist immer in Abhängigkeit von Themen, Strukturen und Zielen zu sehen.

 

Um erneut die aktuellen Bedarfe der Jugendlichen abzufragen, was für das Jugendkulturjahr routinemäßig schon eingeplant war, hat das Jugendparlament Hilden eine Umfrage in der ersten und zweiten Novemberwoche an allen fortführenden Schulen initiiert und durchgeführt. Diese Umfrage wurde im Jugendparlament am 16.12.04 vorgestellt.

 

Insgesamt sind 820 Fragebögen ausgewertet worden.

Dazu ist es wichtig zu erwähnen, dass 291 Befragte in der Altersgruppe unter 14 Jahren sind, und somit noch keinen Jugendtreff regelmäßig besuchen konnten, da konzeptionell in den Jugendeinrichtungen erst mit Besucherinnen und Besuchern ab 14 Jahren regelmäßig gearbeitet wird.

Als Ergebnis der Umfrage ist der deutliche Trend abzuleiten, dass Jugendliche weiterhin Partys, Feiern, Sport und das Internet als Angebotsschwerpunkte in ihrer Freizeit suchen. Wichtig ist, dass diese Informationen über Zeitungen, Freunde und das Internet bezogen werden. Auch Plakate und Flyer werden als Informationsquelle genutzt.

Bei den Besuchszeiten an Wochentagen bestätigt sich die Erfahrung aus der Vergangenheit, dass 81% der Befragten die Öffnungszeit bis 20 Uhr nutzen. Der Schwerpunkt liegt hier zwischen 16 und 18 Uhr. Die Zeit nach 20 Uhr ist für die Mehrheit der Jugendlichen eher uninteressant.

Anders sieht dies am Wochenende aus. Hier wurde der Wunsch deutlich, ein Angebot an einem Samstag in regelmäßiger Form zu erhalten. Dabei ist es der eindeutige Wunsch der Befragten, eine Discoveranstaltung durchzuführen.

 

Die Ergebnisse sind ausführlich in der Power Point Präsentation enthalten, die als Anlage angefügt ist.

 

Eine Erweiterung der Öffnungszeiten in einer Jugendfreizeiteinrichtung am Wochenende, z.B. am Samstag von 17 – 22 Uhr, würde bezogen auf insgesamt 40 Samstage in einem Kalenderjahr zusätzliche Personal- und Sachkosten von insgesamt 15.000 € erfordern. Damit ist der Einsatz einer erforderlichen hauptamtlichen Fachkraft und einer Honorarkraft eingeschlossen. Eine Öffnung in diesem Zeitumfang sowohl samstags als auch sonntags verlangt somit zusätzliche Mittel in Höhe von 30.000 €.

 

Eine solche Erweiterung der Öffnungszeit lässt sich allerdings im Jahr 2005 nicht realisieren. Durch das Jugendkulturjahr wird bereits eine Vielzahl an Terminen sowohl während der Woche als auch am Wochenende mit den unterschiedlichsten Projekten, Konzert- und Kleinkunstveranstaltungen und Vermietungen belegt. Auch der Wegfall eines Öffnungstages während der Woche zur Finanzierung eines regelmäßigen Angebotes am Wochenende kann in diesem Jahr nicht verwirklicht werden, da ansonsten der festgelegte Veranstaltungskatalog des Jugendkulturjahres nicht möglich wird.

 

Die Umfrage des Jugendparlamentes hat ergeben, dass am Wochenende vorwiegend Disco-Veranstaltungen gewünscht werden. Verwaltungsseitig ist daher beabsichtigt diesen Wunsch zu berücksichtigen und nach den Sommerferien 2005 pro Monat eine Disco-Veranstaltung am Wochenende in der Jugendeinrichtung „Area 51“  für die Altersgruppe der 14 – 16 jährigen anzubieten. Es wird von bis zu 150 Besucherinnen und Besuchern pro Veranstaltung ausgegangen. Unter Berücksichtigung der Kosten für DJ’s, Sicherheitskräfte, Personal, Werbekosten etc. müsste jede Veranstaltung mit 1.000 € subventioniert werden.

Das Jugendamt wird diese fünf Veranstaltungen zusätzlich in den Angebotskatalog des Jugendkulturjahres integrieren und versuchen, die Finanzierung im Rahmen des Gesamtbudgets für das Jugendkulturjahr sicherzustellen.

 

 

 

 

Ohnedies werden in diesem Jahr 50 Projekte durch die Fachkräfte des Jugendamtes begleitet, organisiert und unterstützt. Es wurde zudem eine Landesförderung für ein Nachmittagsangebot für 10-14jährige in Zusammenarbeit mit der benachbarten Hauptschule beantragt, um Projekte in den Bereichen Musik, Tanz und Bewegung einzurichten. An drei Nachmittagen in der Woche soll spätestens nach den Osterferien ein

Angebot mit der Landesförderung entstehen, das auch zu einer Erweiterung der Öffnungszeiten um allein 9 Stunden während der Woche führt.

 

Die Erfahrungen mit diesen beiden Angeboten – Discoveranstaltungen am Wochenende und Erweiterung des Nachmittagsangebotes – sollten abgewartet  und Ende 2005 ausgewertet werden. Auf der dann vorhandenen Grundlage sollte in enger Abstimmung mit dem Jugendparlament über eine kontinuierliche Erweiterung der Öffnungszeiten am Wochenende beraten und entschieden werden.

 

 

 

 

 

 

 

Günter Scheib

 



 

Finanzielle Auswirkungen

Ja

 

Haushaltstelle:

4515.6001                             

Bezeichnung:

Freizeitarbeit

Kosten                                   

5.000 €                                  

vorgesehen im

 

 

Haushaltsjahr

2005

 

Mittel stehen nicht zur Verfügung

Finanzierung: im Rahmen des Budgets für das Jugendkulturjahr

Sichtvermerk Kämmerer