Beschlussvorschlag:
„Der Jugendhilfeausschuss nimmt den Bericht
der Verwaltung zur Kenntnis und stimmt dem vorgeschlagenen zusätzlichen
Veranstaltungsangebot am Wochenende zu. Zu den Haushaltsplanberatungen für das
Jahr 2006 soll ein Erfahrungsbericht vorgelegt werden.“
Erläuterungen und Begründungen:
In der Sitzung des Rates am 13.10.2004
stellte die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen die als Anlage beigefügte Anfrage
zur Verlängerung der Öffnungszeiten in städtischen Jugendfreizeiteinrichtungen,
die mit Schreiben vom 12.11.2004 – ebenfalls als Anlage beigefügt – beantwortet
wurde. Das darin angekündigte Ergebnis einer vom Jugendparlament initiierten
Umfrage bei den weiterführenden Schulen in Hilden liegt nunmehr vor und wird im
Rahmen dieser Sitzungsvorlage vorgestellt.
Prinzipiell ist in diesem Zusammenhang
festzustellen, dass die Angebote und damit auch die Angebotszeiten einem
ständigen Wandlungsprozess unterworfen sind.
Die ethisch gelebten Muster der Jugendlichen
werden immer differenzierter und verändern sich in kürzer andauernden Zyklen.
Jugendkulturen, Jugendcliquen können über Jahre nachgefragt werden (z.B.
Hip-Hop/Breakdance Szene), können aber auch sehr kurzfristig auftauchen und
wieder verschwinden (z.B. Tamagotchiszene). Sobald sich eine Szene
gesellschaftlich kulturell etabliert (z.B. Skater, Computerspielszene), wird
sie von Jugendlichen der nachfolgenden Generationen nicht mehr als „hip“
empfunden und von den meisten jüngeren Jugendlichen gemieden. Diese suchen sich
als Konsequenz etwas Neues. Die Angebote der offenen Jugendarbeit haben sich in
Hilden derart positioniert, dass sowohl die junge Szene als auch etablierte
Szenen angesprochen werden.
Zugleich weist der Sozialraum, das Umfeld, in
dem die Jugendlichen sich bewegen, deutliche Variationen auf. So wird ein
Tanzangebot im „Area 51“ am Nachmittag eher das nähere Umfeld der Jugendlichen
im Hildener Norden ansprechen, als ein Filmangebot, dass eine größere Anzahl
von Jugendlichen in der gesamten Stadt anspricht.
Diesen Sozialraum berücksichtigend werden in
der offenen Jugendarbeit die unterschiedlichsten Gruppen von Jugendlichen
angesprochen, um ihnen ein Angebot zu machen. Das heißt auch, dass alle
Möglichkeiten der Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden, um ein breites Spektrum
an Jugendlichen zu erreichen und eine Rückmeldung zu bekommen.
Die Erfahrungen, die in der Vergangenheit
speziell in Hilden mit den Öffnungszeiten gesammelt wurden, sind sehr
unterschiedlich. Von 1997 – 1999 hatte z.B. der Kinder- und Jugendtreff
„Kleefer Hof“ dreimal pro Woche den offenen Bereich bis 22.00 Uhr geöffnet.
Nach der anfänglichen Begeisterung zeigte sich schnell, dass in der Zeit von
21.00 bis 22.00 Uhr eher wenige Jugendliche in der Einrichtung blieben, so dass
nach 1 Jahr von dieser Öffnungszeit abgerückt wurde und wieder um 21.00 Uhr
geschlossen wurde. In 1999 wurde ein Angebot im „Jueck“ an verschiedenen Samstagen
gemacht, welches nach einer Erprobung nach einem viertel Jahr aufgrund der
geringen Besucherzahlen eingestellt wurde.
Anders zeigte sich die Motivation der
Jugendlichen, wenn ein spezielles Angebot durchgeführt wurde. Gemeinsame
Kochangebote, Übernachtungsaktionen, Filmnächte usw. führten dazu, dass
Jugendliche die Einrichtung auch nach 21.00 Uhr frequentierten. Diese Erfahrung
bestätigt sich auch heute noch. Wenn ein qualifiziertes Angebot durchgeführt
wird, ist die Teilnahme von Jugendlichen wesentlich höher, in der Einrichtung
auch an Wochenenden zu bleiben, als eine Öffnungszeit ohne spezielles Angebot
(OT). So gehören heute noch z.B. Themennächte, LAN-Parties, Fußballturniere
über Nacht und vieles andere mehr zum Repertoire der regelmäßigen Angebote der
offenen Jugendarbeit.
Ebenso schnell wechseln Interessen von
Jugendlichen. Eine Sportaktion, die in 2004 mit großer Teilnehmerzahl
durchgeführt wurde, kann in 2005 keine Bedeutung mehr haben. So hat die Jugendarbeit
schnell zu reagieren, um ein alternatives Angebot zu realisieren. Dieser
Prozess hat dazu geführt, dass in der offenen Jugendarbeit bestimmte
Qualitätsstandards installiert worden sind, um eine ständige Selbstevaluation
zu gewährleisten. Zum Standard gehört eine regelmäßige Abfrage bei Jugendlichen
in den Jugendeinrichtungen über Bedarfe, sowie das Erfassen von Besucherzahlen,
worüber regelmäßig im Jugendhilfeausschuss berichtet wird. Die Gesamtzahl der
Besucherinnen und Besucher einer Jugendeinrichtung kann aber
immer nur ein Kriterium für Qualität sein.
Die Vergleichbarkeit von einem Discoangebot und einem Gruppenangebot ist daher
nicht gegeben, Qualität ist immer in Abhängigkeit von Themen, Strukturen und Zielen
zu sehen.
Um erneut die aktuellen Bedarfe der
Jugendlichen abzufragen, was für das Jugendkulturjahr routinemäßig schon
eingeplant war, hat das Jugendparlament Hilden eine Umfrage in der ersten und
zweiten Novemberwoche an allen fortführenden Schulen initiiert und
durchgeführt. Diese Umfrage wurde im Jugendparlament am 16.12.04 vorgestellt.
Insgesamt sind 820 Fragebögen ausgewertet
worden.
Dazu ist es wichtig zu erwähnen, dass 291
Befragte in der Altersgruppe unter 14 Jahren sind, und somit noch keinen
Jugendtreff regelmäßig besuchen konnten, da konzeptionell in den Jugendeinrichtungen
erst mit Besucherinnen und Besuchern ab 14 Jahren regelmäßig gearbeitet wird.
Als Ergebnis der Umfrage ist der deutliche
Trend abzuleiten, dass Jugendliche weiterhin Partys, Feiern, Sport und das
Internet als Angebotsschwerpunkte in ihrer Freizeit suchen. Wichtig ist, dass
diese Informationen über Zeitungen, Freunde und das Internet bezogen werden.
Auch Plakate und Flyer werden als Informationsquelle genutzt.
Bei den Besuchszeiten an Wochentagen
bestätigt sich die Erfahrung aus der Vergangenheit, dass 81% der Befragten die
Öffnungszeit bis 20 Uhr nutzen. Der Schwerpunkt liegt hier zwischen 16 und 18
Uhr. Die Zeit nach 20 Uhr ist für die Mehrheit der Jugendlichen eher
uninteressant.
Anders sieht dies am Wochenende aus. Hier
wurde der Wunsch deutlich, ein Angebot an einem Samstag in regelmäßiger Form zu
erhalten. Dabei ist es der eindeutige Wunsch der Befragten, eine
Discoveranstaltung durchzuführen.
Die Ergebnisse sind ausführlich in der Power
Point Präsentation enthalten, die als Anlage angefügt ist.
Eine Erweiterung der Öffnungszeiten in einer
Jugendfreizeiteinrichtung am Wochenende, z.B. am Samstag von 17 – 22 Uhr, würde
bezogen auf insgesamt 40 Samstage in einem Kalenderjahr zusätzliche Personal-
und Sachkosten von insgesamt 15.000 € erfordern. Damit ist der Einsatz einer erforderlichen
hauptamtlichen Fachkraft und einer Honorarkraft eingeschlossen. Eine Öffnung in
diesem Zeitumfang sowohl samstags als auch sonntags verlangt somit zusätzliche
Mittel in Höhe von 30.000 €.
Eine solche Erweiterung der Öffnungszeit
lässt sich allerdings im Jahr 2005 nicht realisieren. Durch das
Jugendkulturjahr wird bereits eine Vielzahl an Terminen sowohl während der
Woche als auch am Wochenende mit den unterschiedlichsten Projekten, Konzert-
und Kleinkunstveranstaltungen und Vermietungen belegt. Auch der Wegfall eines
Öffnungstages während der Woche zur Finanzierung eines regelmäßigen Angebotes
am Wochenende kann in diesem Jahr nicht verwirklicht werden, da ansonsten der
festgelegte Veranstaltungskatalog des Jugendkulturjahres nicht möglich wird.
Die Umfrage des Jugendparlamentes hat
ergeben, dass am Wochenende vorwiegend Disco-Veranstaltungen gewünscht werden.
Verwaltungsseitig ist daher beabsichtigt diesen Wunsch zu berücksichtigen und
nach den Sommerferien 2005 pro Monat eine Disco-Veranstaltung am Wochenende in
der Jugendeinrichtung „Area 51“ für die
Altersgruppe der 14 – 16 jährigen anzubieten. Es wird von bis zu 150
Besucherinnen und Besuchern pro Veranstaltung ausgegangen. Unter
Berücksichtigung der Kosten für DJ’s, Sicherheitskräfte, Personal, Werbekosten
etc. müsste jede Veranstaltung mit 1.000 € subventioniert werden.
Das Jugendamt wird diese fünf Veranstaltungen
zusätzlich in den Angebotskatalog des Jugendkulturjahres integrieren und
versuchen, die Finanzierung im Rahmen des Gesamtbudgets für das
Jugendkulturjahr sicherzustellen.
Ohnedies werden in diesem Jahr 50 Projekte
durch die Fachkräfte des Jugendamtes begleitet, organisiert und unterstützt. Es
wurde zudem eine Landesförderung für ein Nachmittagsangebot für 10-14jährige in
Zusammenarbeit mit der benachbarten Hauptschule beantragt, um Projekte in den
Bereichen Musik, Tanz und Bewegung einzurichten. An drei Nachmittagen in der
Woche soll spätestens nach den Osterferien ein
Angebot mit der Landesförderung entstehen,
das auch zu einer Erweiterung der Öffnungszeiten um allein 9 Stunden während
der Woche führt.
Die Erfahrungen mit diesen beiden Angeboten –
Discoveranstaltungen am Wochenende und Erweiterung des Nachmittagsangebotes –
sollten abgewartet und Ende 2005
ausgewertet werden. Auf der dann vorhandenen Grundlage sollte in enger
Abstimmung mit dem Jugendparlament über eine kontinuierliche Erweiterung der
Öffnungszeiten am Wochenende beraten und entschieden werden.
Günter Scheib
Finanzielle
Auswirkungen |
Ja |
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Haushaltstelle: 4515.6001 |
Bezeichnung: Freizeitarbeit |
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Kosten 5.000 € |
vorgesehen im |
Haushaltsjahr 2005 |
|
Mittel stehen
nicht zur Verfügung |
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Finanzierung: im Rahmen des Budgets für das Jugendkulturjahr |
Sichtvermerk
Kämmerer |
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