Betreff
Fortführung des Präventionsprojektes Gefahren im Internet: Click it
Vorlage
WP 04-09 SV 51/312
Aktenzeichen
III/51 He/rk
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag:

 

„Der Jugendhilfeausschuss beschließt über den Einsatz der Mittel zur Fortführung des Präventionsprojektes Click it im Rahmen der Haushaltsplanberatung.“

 

 


 

Erläuterungen und Begründungen:

 

Wie in der Beschlussvorlage SV- Nr. 51/126  festgelegt, wurde im Jahr 2006/2007 folgendes Projekt durchgeführt:

 

Gefahren für Kinder und Jugendlichen im Internet bzw. Chatraum

 

Seit Mitte der 90er Jahre ist die Internetkriminalität ein besonders beachtetes Thema der Präventionsstelle der Stadt Hilden. Das Augenmerk  wurde in den letzten Jahren besonders auf den Bereich des Chattens gelegt.

Im Jahre 2006 wurde zu der Thematik „Sexuelle Anbahnung im Internet - Gefahren für Kinder und Jugendliche“ in der Aula des Helmholtz- Gymnasiums eine Multiplikatorenveranstaltung durchgeführt. Die Gastreferentin Beate Kraft- Schöning referierte zum Thema „Sexueller Missbrauch im Internet“ und informierte Eltern und pädagogische Fachkräfte darüber, welchen Gefahren Kinder und Jugendliche im Internet ausgesetzt sein können. Im Anschluss an ihren Vortrag chattete sie live im Internet und demonstrierte dem Publikum, wie man als Erwachsener in wenigen Minuten im Chat auf Kinderseiten Kontakte zu Kindern anbahnen kann.

In der Öffentlichkeit erfuhr diese Veranstaltung eine positive Resonanz. Auf Antrag der CDU Fraktion wurde das Amt für Jugend, Schule und Sport durch den Jugendhilfeausschuss beauftragt, ein Konzept zur Fortbildung für Eltern und pädagogische Fachkräfte sowie zur Sensibilisierung der Kinder und Jugendlichen im Umgang mit dem Medium Internet bzw. dem Chatraum zu erstellen.

 

 

Präventionsarbeit mit Kindern und Eltern

 

 

1.                  Die Aufführung des Theaterstücks „ Click it“ für Schülerinnen und Schüler

2.                  Informationsveranstaltungen für Eltern – und Multiplikatoren

3.                  Präventionsarbeit mit Schülerinnen und Schülern in einzelnen Klassen

 

            Referenten:

 

·         Sylke Rasel, Dipl.- Pädagogin         

·         Ralf Billen Kriminalhauptkommissar , Kreispolizei Mettmann        

·         Susanne Hentschel, Dipl. Sozialpädagogin, Präventionsstelle „Gewalt gegen Kinder und Jugendliche“

 

 

1.         Präventionsprojekt: Theaterstück: „Click it“ des Vereins Zartbitter aus Köln

 

„Das Theaterstück „Click it“ des Vereins Zartbitter aus Köln handelt von der Faszination des Internets bzw. des Chattens und setzt sich sensibel mit den Gefahren von Chaträumen auseinander. Es beschreibt die mögliche Vereinsamung von Jungen und Mädchen im Chat, am Beispiel des jungen Silvios, der durch eine dubiose Chatfreundschaft mit einem vermeintlichen Gleichaltrigen bei einem geplanten Treffen mit diesem in eine für ihn bedrohliche Situation gerät. Das Theaterstück vermeidet jegliche Form von Panikmache und beinhaltet auch keine Gewaltdarstellungen auf der Bühne. Die Vorgehensweisen von Täterinnen und Tätern sowie die Wirkung von Gewaltdarstellungen auf Nutzerinnen und Nutzern werden in Szene gesetzt.“

 

 

 

Im September des Jahres 2006 fand „Click it“ für die Schülerinnen und Schüler des Helmholtz- Gymnasiums und der Fabry- Realschule in zwei aufeinander folgenden Veranstaltungen statt.

Im August des Jahres 2007 sahen die Schülerinnen und Schüler der  Katholischen –Theresien - Realschule für Mädchen, der beiden städtischen Hauptschulen  Albert - Schweitzer und  Theodor-Heuss - Schule, des Evangelischen- Dietrich – Bonhoeffer - Gymnasiums, der Evangelischen - Wilhelmine- Fliedner- Realschule und der Ferdinand – Lieven - Förderschule das Theaterstück „Click it“ an zwei aufeinander folgenden Unterrichtstagen mit insgesamt vier Aufführungen.

Es wurde im Rahmen von sechs Veranstaltungen den Schülerinnen und Schülern der Klassen 6 – 8 in 2006 bzw. im Jahre 2007 der Klassen 6 + 7 der genannten Schulen vorgeführt.

Alle Aufführungen fanden in der Aula des  Helmholtz-Gymnasiums in einem Gesamtzeitrahmen von täglich jeweils 10.00 - 14.00 Uhr statt. Jede Veranstaltung dauerte 60 Minuten. Nach der jeweiligen Theateraufführung wurde für die jungen Zuschauerinnen und Zuschauer eine dreißigminütige Diskussion angeboten, die die pädagogisch geschulten Schauspieler leiteten.

Das Theaterstück fand eine große Resonanz bei Kindern und Lehrern. Allerdings konnten die Diskussionen nicht immer durchgehend geführt werden, da die Gruppe der Kinder sehr groß war und es demzufolge auch zur Unruhe kam, so dass die Thematik nicht tiefer gehend besprochen werden konnte.

Insgesamt wurden ca. 1600 Schülerinnen und Schüler erreicht.

Nach den zwei Veranstaltungen im Jahr 2006 wurden im Rahmen des weiteren Theaterangebotes konzeptionelle Änderungen vorgenommen. Es zeigte sich, dass die Anzahl der Kinder zu hoch und die Altersstruktur zu unterschiedlich war. So wurden zugunsten des Präventionsanspruchs des Theaterstückes  im Folgejahr die Schülerinnen und Schüler zweier Jahrgänge der  6 + 7  angesprochen.

Den Schulen wurde im Rahmen der Präventionsarbeit angeboten, bei Bedarf mit den Schülerinnen und Schülern der benannten Klassen das Theaterstück im Rahmen des Unterrichtes zu reflektieren.

 

 

2. Eltern- Multiplikatorenarbeit

 

Begleitend zum Theaterstück wurden Informationsveranstaltungen für die Eltern der Kinder oben genannter Schuljahre angeboten. Diese Abendveranstaltungen fanden in den jeweiligen Schulen statt. Leider konnten zwei Veranstaltungen wegen mangelnder Teilnahme interessierter Eltern sowie technischer Probleme in der Schule nicht durchgeführt werden.

Im Rahmen der Veranstaltung gab es als Basisinformation Vorträge in Form von Power – point - Präsentationen zum Thema „Möglichkeiten und Gefahren des Internets „ bzw. Chattens sowie zu Gewaltdarstellungen auf Handys.

Im Anschluss hieran konnten die Eltern teils durch einen Live- Chat oder anhand einer weiteren Power – point - Präsentation mitverfolgen oder erfahren, was ihre Kinder möglicherweise täglich im Chat erleben können. Hier wurde deutlich, welch’ hohen Aufklärungsbedarf die betroffenen Eltern, teilweise auch Lehrerinnen und Lehrer zu dieser Thematik haben. Auch wenn sie von den möglichen Gefahren für ihre Kinder grundsätzlich wissen, fehlen ihnen noch wesentliche Basisinformationen. Die Besorgnis der Eltern wurde in lebhaften Diskussionen mit den Referenten deutlich. In der Eltern- und Lehrerschaft wurde der Wunsch nach weiteren Informationen und Schulungen formuliert. Besonderes Interesse wurde an Veranstaltungen für Multiplikatoren in kleineren Rahmen angemeldet. Es wurden gezielt Workshops angefragt, in denen Eltern und Lehrern der Umgang und die Risiken des Internets bzw. Chattens vermittelt werden sollen.

Eine oft noch zu wenig beachtete Problematik im Chat stellt das „Mobbing“ dar. Im Rahmen der Beratungsarbeit der Präventionsstelle konnte dies im letzten Jahr verstärkt beobachtet werden. Es gab in diesem Zusammenhang Beratungsgespräche mit Kindern und Jugendlichen und deren Eltern. Hier zeigte sich teilweise ein hoher Grad an psychischen Belastungen bei den Betroffenen. Ebenfalls zeigte sich Informationsbedarf bei Eltern und Lehrern zu dieser Thematik. 

Zum Ende der Veranstaltungen hatten die Eltern die Möglichkeit, vom Referententeam erstellte Flyer zu unterschiedlichen Themen zu erhalten. Dies waren Adressen- und Literaturlisten für Eltern, hilfreiche Internetadressen zu Filtersystemen und Schutzsoftware für den PC, als auch kind- und jugend-

 

gerechte Infoblätter für den sicheren Umgang mit dem Chat. Darüber hinaus wurde ein Büchertisch zu dieser Thematik bereitgestellt.

Es wurden insgesamt ca. 280 interessierte Personen erreicht.

Die Erfahrungen aus den durchgeführten Veranstaltungen haben gezeigt, wie wichtig die Schulung von Eltern und Multiplikatoren ist, um den Umgang mit dem Internet  bzw. dem Chat oder der Nutzung des Handys für Kinder sicherer zu machen. Weitere Eltern- und Lehrerschulungen wurden von allen Schulen angefragt.

 

 

3. Präventionsarbeit mit Kindern

 

Das Angebot der Nachbereitung mit den Schülerinnen und Schülern hat bislang das Dietrich - Bonhoeffer - Gymnasium sehr engagiert angenommen. Es wurden mit der Präventionskraft des Amtes für Jugend, Schule und Sport Gespräche zum Thema „Chatten“ mit den Klassen 6 + 7 durchgeführt. Die Erfahrung im Kontakt mit den Kindern hat gezeigt, dass diese eine große Offenheit für Gespräche über den Umgang mit dem Internet und anderen Medien haben, wenn sie als „Experten“ angesprochen und ernst genommen werden.

In diesem Rahmen wurden ca. 240 Schülerinnen und Schüler nach ihrem Chatverhalten befragt. Es stellte sich heraus, dass ca. 80% der befragten Kinder bereits chatten, mit einer durchschnittlich Chatdauer zwischen dreißig Minuten und 1 ½ Stunden pro Tag. Sie nutzen überwiegend die so genannten „Freundechats“  z.B. ICQ oder MSN.  Hier bekommen die Nutzerinnen und Nutzer nur Zugang über die Aufnahme in eine Freundliste. Die Kinder haben die Wahl, den Interessenten für die Aufnahme in die Liste nach Überprüfung anzunehmen oder abzulehnen. Die Idee der Sicherheitsüberprüfung durch die Nutzerinnen und Nutzer erscheint sinnvoll, ist jedoch fraglich in Bezug auf den unzureichenden Erfahrungsschatz der Kinder. Die Schülerinnen und Schüler berichteten, dass sie auch bereits von ihnen fremden Personen im „Freundechat“ angesprochen wurden und unliebsame Erfahrungen machten, sogar beleidigt wurden, oder sogar zu Gesprächen mit der Webcam aufgefordert wurden. Eine große Anzahl der befragten Kinder berichteten ebenfalls über ihre negativen Erfahrungen bei „Knuddels“.

Ein großer Teil der Schülerinnen und Schüler hält sich zurzeit auch im Schülerverzeichnis auf. Diese Seite existiert seit einigen Monaten und bietet Kindern die Möglichkeit, sich im Netz zu treffen und sich dort auszutauschen. Da sie nur durch persönliche Einladungen Zugang zum Schülerverzeichnis bekommen können, gilt es als relativ sicher. Aber dieser Schutz scheint nicht ausreichend zu sein, da auch mögliche Täter sich Zugang über Einladungen verschaffen können. Daher gilt auch hier für Eltern und Kinder, sehr vorsichtig mit persönlichen Informationen zu sein. Bei näherer Betrachtung der hier genannten „Freundeschats“ sind die Bemühungen der Anbieter positiv zu bewerten, aber eine hundertprozentige Sicherheit kann nicht gewährleistet werden. Hier sind Eltern, Anbieter und Pädagogen gefragt, die Kinder umfassend aufzuklären.

Die Kinder berichteten über die Reaktionen ihrer Eltern nach der vorausgegangenen Informationsveranstaltung. Diese würden nun verstärkter auf effektive Filtersysteme und Schutzsoftware für die Internetnutzung ihrer Kinder achten.

Darüber hinaus war die Thematik Mobbing im Netz den Kindern ebenfalls vertraut. Einige der Befragten hatten bereits Erfahrungen hierzu oder waren  über Vorfälle im Freundeskreis informiert.

 

Geplant und terminiert für November ist ein Gesprächsnachmittag mit jugendlichen Chattern in der Jugendeinrichtung „Jueck“. In diesem Zusammenhang erhalten die Kinder die Gelegenheit ihr eigenes Chatverhalten zu reflektieren und sich über den sicheren Umgang mit dem Chat zu informieren bzw. sich auszutauschen.

 

Begleitend zum Projekt „Gefahren im Internet“ erhalten 12 Mädchen zwischen 12 und 15 Jahren die Gelegenheit, im November an einem Wen - Do - Selbstbehauptungskurs teilzunehmen, der in Kooperation mit der Gleichstellungsstelle für Frauen und Männer und der Jugendeinrichtung am Weidenweg (JAW) durchgeführt wird.

 

4. Ausblick

 

So entwickelten sich aus den Erfahrungen der Jahre 2006 und 2007 die Überlegungen, das Projekt auch im nächsten Jahr wieder durchzuführen.

Dabei sollte mit einem stärkeren Fokus auf die intensive Schulung von Multiplikatoren (Eltern und Lehrer) in Kleingruppen eingegangen werden. Ausreichend erscheint es, größere Elterninformationsveranstaltungen wie oben beschrieben z.B. zusammengefasst in 2 -3 Veranstaltungen für alle weiterführenden Schulen anzubieten.

 

Im Rahmen des „Interkulturellen Austausches“ mit marokkanischen Eltern im Oktober 2007 wurde deutlich, dass bei ihnen ein grundsätzlicher Informationsbedarf zu den Themen „Gewalt im Chat und auf Handys“ besteht. Darüber hinaus wurde der Wunsch nach separaten Schulungen zur Qualifizierung für Mütter und Väter genannt.

Der Bedarf an Weiterbildung zum Thema „Gefahren im Chat und Gewalt auf Handys“ wurde auch von Mitarbeitern der Hildener Jugendeinrichtungen angemeldet.

 

Das Theaterangebot „ Click it“ für die Schülerinnen und Schüler sollte auch im nächsten Jahr durchgeführt werden, da hierdurch eine große Gruppe von jungen Menschen angesprochen werden kann.

 

Darüber hinaus sollte das Chatangebot für Mädchen, im Alter von 12-15 Jahren, welches seit dem Jahre 2006  Bestand hat, weitergeführt werden. Die Planung für das nächste Jahr sieht vor, Jungen in dieser Altersgruppe in das Projekt mit einzubinden.

 

 

 

 

Günter Scheib

 

 



 

Finanzielle Auswirkungen:

ja

 

Produktnummer:

060201

Bezeichnung: 

Förderung der Kinder- und Jugendarbeit

Mittel stehen zur Verfügung:

nein

 

Investitions-Nr.:

 

 

Haushaltsjahr

Auszahlung

Einzahlung

Investitions-haushalt

Beschreibung 

ja/nein

2008

5.600

 

nein

Kosten für Gage Zartbitter, Referenten, Multiplikatoren für Schulungen für Eltern als auch Schulklassen und Jugendliche

 

 

 

 

„Click it“ ca. 3350.- €

 

 

 

 

Honorare für Referenten ca. 2250.- € für Multiplikatorenarbeit und die Arbeit mit Schülern

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sichtvermerk Kämmerer