Beschlussvorschlag:
„Der
Jugendhilfeausschuss beschließt über den Einsatz der Mittel zur Fortführung des
Präventionsprojektes Click it im Rahmen der Haushaltsplanberatung.“
Erläuterungen und Begründungen:
Wie in der
Beschlussvorlage SV- Nr. 51/126
festgelegt, wurde im Jahr 2006/2007 folgendes Projekt durchgeführt:
Gefahren für Kinder und Jugendlichen im Internet
bzw. Chatraum
Seit Mitte der
90er Jahre ist die Internetkriminalität ein besonders beachtetes Thema der
Präventionsstelle der Stadt Hilden. Das Augenmerk wurde in den letzten Jahren besonders auf den
Bereich des Chattens gelegt.
Im Jahre 2006
wurde zu der Thematik „Sexuelle Anbahnung im Internet - Gefahren für Kinder und
Jugendliche“ in der Aula des Helmholtz- Gymnasiums eine
Multiplikatorenveranstaltung durchgeführt. Die Gastreferentin Beate Kraft-
Schöning referierte zum Thema „Sexueller Missbrauch im Internet“ und
informierte Eltern und pädagogische Fachkräfte darüber, welchen Gefahren Kinder
und Jugendliche im Internet ausgesetzt sein können. Im Anschluss an ihren
Vortrag chattete sie live im Internet und demonstrierte dem Publikum, wie man
als Erwachsener in wenigen Minuten im Chat auf Kinderseiten Kontakte zu Kindern
anbahnen kann.
In der
Öffentlichkeit erfuhr diese Veranstaltung eine positive Resonanz. Auf Antrag
der CDU Fraktion wurde das Amt für Jugend, Schule und Sport durch den
Jugendhilfeausschuss beauftragt, ein Konzept zur Fortbildung für Eltern und
pädagogische Fachkräfte sowie zur Sensibilisierung der Kinder und Jugendlichen
im Umgang mit dem Medium Internet bzw. dem Chatraum zu erstellen.
Präventionsarbeit mit Kindern und Eltern
1.
Die Aufführung des Theaterstücks „ Click it“ für
Schülerinnen und Schüler
2.
Informationsveranstaltungen für Eltern – und
Multiplikatoren
3.
Präventionsarbeit mit Schülerinnen und Schülern in
einzelnen Klassen
Referenten:
·
Sylke Rasel, Dipl.- Pädagogin
·
Ralf Billen Kriminalhauptkommissar , Kreispolizei
Mettmann
·
Susanne Hentschel, Dipl. Sozialpädagogin,
Präventionsstelle „Gewalt gegen Kinder und Jugendliche“
1. Präventionsprojekt:
Theaterstück: „Click it“ des Vereins Zartbitter aus Köln
„Das Theaterstück
„Click it“ des Vereins Zartbitter aus Köln handelt von der Faszination des Internets
bzw. des Chattens und setzt sich sensibel mit den Gefahren von Chaträumen
auseinander. Es beschreibt die mögliche Vereinsamung von Jungen und Mädchen im
Chat, am Beispiel des jungen Silvios, der durch eine dubiose Chatfreundschaft
mit einem vermeintlichen Gleichaltrigen bei einem geplanten Treffen mit diesem
in eine für ihn bedrohliche Situation gerät. Das Theaterstück vermeidet
jegliche Form von Panikmache und beinhaltet auch keine Gewaltdarstellungen auf
der Bühne. Die Vorgehensweisen von Täterinnen und Tätern sowie die Wirkung von
Gewaltdarstellungen auf Nutzerinnen und Nutzern werden in Szene gesetzt.“
Im September des
Jahres 2006 fand „Click it“ für die Schülerinnen und Schüler des Helmholtz- Gymnasiums
und der Fabry- Realschule in zwei aufeinander folgenden Veranstaltungen statt.
Im August des
Jahres 2007 sahen die Schülerinnen und Schüler der Katholischen –Theresien - Realschule für
Mädchen, der beiden städtischen Hauptschulen
Albert - Schweitzer und
Theodor-Heuss - Schule, des Evangelischen- Dietrich – Bonhoeffer -
Gymnasiums, der Evangelischen - Wilhelmine- Fliedner- Realschule und der Ferdinand
– Lieven - Förderschule das Theaterstück „Click it“ an zwei aufeinander
folgenden Unterrichtstagen mit insgesamt vier Aufführungen.
Es wurde im Rahmen
von sechs Veranstaltungen den Schülerinnen und Schülern der Klassen 6 – 8 in
2006 bzw. im Jahre 2007 der Klassen 6 + 7 der genannten Schulen vorgeführt.
Alle Aufführungen
fanden in der Aula des
Helmholtz-Gymnasiums in einem Gesamtzeitrahmen von täglich jeweils 10.00
- 14.00 Uhr statt. Jede Veranstaltung dauerte 60 Minuten. Nach der jeweiligen
Theateraufführung wurde für die jungen Zuschauerinnen und Zuschauer eine
dreißigminütige Diskussion angeboten, die die pädagogisch geschulten
Schauspieler leiteten.
Das Theaterstück
fand eine große Resonanz bei Kindern und Lehrern. Allerdings konnten die Diskussionen
nicht immer durchgehend geführt werden, da die Gruppe der Kinder sehr groß war
und es demzufolge auch zur Unruhe kam, so dass die Thematik nicht tiefer gehend
besprochen werden konnte.
Insgesamt wurden
ca. 1600 Schülerinnen und Schüler
erreicht.
Nach den zwei
Veranstaltungen im Jahr 2006 wurden im Rahmen des weiteren Theaterangebotes
konzeptionelle Änderungen vorgenommen. Es zeigte sich, dass die Anzahl der
Kinder zu hoch und die Altersstruktur zu unterschiedlich war. So wurden
zugunsten des Präventionsanspruchs des Theaterstückes im Folgejahr die Schülerinnen und Schüler
zweier Jahrgänge der 6 + 7 angesprochen.
Den Schulen wurde
im Rahmen der Präventionsarbeit angeboten, bei Bedarf mit den Schülerinnen und
Schülern der benannten Klassen das Theaterstück im Rahmen des Unterrichtes zu
reflektieren.
2. Eltern- Multiplikatorenarbeit
Begleitend zum
Theaterstück wurden Informationsveranstaltungen für die Eltern der Kinder oben
genannter Schuljahre angeboten. Diese Abendveranstaltungen fanden in den jeweiligen
Schulen statt. Leider konnten zwei Veranstaltungen wegen mangelnder Teilnahme
interessierter Eltern sowie technischer Probleme in der Schule nicht
durchgeführt werden.
Im Rahmen der
Veranstaltung gab es als Basisinformation Vorträge in Form von Power – point -
Präsentationen zum Thema „Möglichkeiten und Gefahren des Internets „ bzw.
Chattens sowie zu Gewaltdarstellungen auf Handys.
Im Anschluss
hieran konnten die Eltern teils durch einen Live- Chat oder anhand einer
weiteren Power – point - Präsentation mitverfolgen oder erfahren, was ihre
Kinder möglicherweise täglich im Chat erleben können. Hier wurde deutlich,
welch’ hohen Aufklärungsbedarf die betroffenen Eltern, teilweise auch
Lehrerinnen und Lehrer zu dieser Thematik haben. Auch wenn sie von den möglichen
Gefahren für ihre Kinder grundsätzlich wissen, fehlen ihnen noch wesentliche
Basisinformationen. Die Besorgnis der Eltern wurde in lebhaften Diskussionen
mit den Referenten deutlich. In der Eltern- und Lehrerschaft wurde der Wunsch
nach weiteren Informationen und Schulungen formuliert. Besonderes Interesse
wurde an Veranstaltungen für Multiplikatoren in kleineren Rahmen angemeldet. Es
wurden gezielt Workshops angefragt, in denen Eltern und Lehrern der Umgang und
die Risiken des Internets bzw. Chattens vermittelt werden sollen.
Eine oft noch zu
wenig beachtete Problematik im Chat stellt das „Mobbing“ dar. Im Rahmen der Beratungsarbeit
der Präventionsstelle konnte dies im letzten Jahr verstärkt beobachtet werden.
Es gab in diesem Zusammenhang Beratungsgespräche mit Kindern und Jugendlichen
und deren Eltern. Hier zeigte sich teilweise ein hoher Grad an psychischen
Belastungen bei den Betroffenen. Ebenfalls zeigte sich Informationsbedarf bei
Eltern und Lehrern zu dieser Thematik.
Zum Ende der
Veranstaltungen hatten die Eltern die Möglichkeit, vom Referententeam erstellte
Flyer zu unterschiedlichen Themen zu erhalten. Dies waren Adressen- und
Literaturlisten für Eltern, hilfreiche Internetadressen zu Filtersystemen und
Schutzsoftware für den PC, als auch kind- und jugend-
gerechte
Infoblätter für den sicheren Umgang mit dem Chat. Darüber hinaus wurde ein
Büchertisch zu dieser Thematik bereitgestellt.
Es wurden
insgesamt ca. 280 interessierte
Personen erreicht.
Die Erfahrungen
aus den durchgeführten Veranstaltungen haben gezeigt, wie wichtig die Schulung
von Eltern und Multiplikatoren ist, um den Umgang mit dem Internet bzw. dem Chat oder der Nutzung des Handys für
Kinder sicherer zu machen. Weitere Eltern- und Lehrerschulungen wurden von
allen Schulen angefragt.
3. Präventionsarbeit
mit Kindern
Das Angebot der
Nachbereitung mit den Schülerinnen und Schülern hat bislang das Dietrich - Bonhoeffer
- Gymnasium sehr engagiert angenommen. Es wurden mit der Präventionskraft des
Amtes für Jugend, Schule und Sport Gespräche zum Thema „Chatten“ mit den
Klassen 6 + 7 durchgeführt. Die Erfahrung im Kontakt mit den Kindern hat
gezeigt, dass diese eine große Offenheit für Gespräche über den Umgang mit dem
Internet und anderen Medien haben, wenn sie als „Experten“ angesprochen und
ernst genommen werden.
In diesem Rahmen
wurden ca. 240 Schülerinnen und Schüler nach ihrem Chatverhalten befragt. Es
stellte sich heraus, dass ca. 80% der befragten Kinder bereits chatten, mit
einer durchschnittlich Chatdauer zwischen dreißig Minuten und 1 ½ Stunden pro
Tag. Sie nutzen überwiegend die so genannten „Freundechats“ z.B. ICQ oder MSN. Hier bekommen die Nutzerinnen und Nutzer nur
Zugang über die Aufnahme in eine Freundliste. Die Kinder haben die Wahl, den Interessenten
für die Aufnahme in die Liste nach Überprüfung anzunehmen oder abzulehnen. Die
Idee der Sicherheitsüberprüfung durch die Nutzerinnen und Nutzer erscheint
sinnvoll, ist jedoch fraglich in Bezug auf den unzureichenden Erfahrungsschatz
der Kinder. Die Schülerinnen und Schüler berichteten, dass sie auch bereits von
ihnen fremden Personen im „Freundechat“ angesprochen wurden und unliebsame
Erfahrungen machten, sogar beleidigt wurden, oder sogar zu Gesprächen mit der
Webcam aufgefordert wurden. Eine große Anzahl der befragten Kinder berichteten
ebenfalls über ihre negativen Erfahrungen bei „Knuddels“.
Ein großer Teil
der Schülerinnen und Schüler hält sich zurzeit auch im Schülerverzeichnis auf.
Diese Seite existiert seit einigen Monaten und bietet Kindern die Möglichkeit,
sich im Netz zu treffen und sich dort auszutauschen. Da sie nur durch
persönliche Einladungen Zugang zum Schülerverzeichnis bekommen können, gilt es
als relativ sicher. Aber dieser Schutz scheint nicht ausreichend zu sein, da
auch mögliche Täter sich Zugang über Einladungen verschaffen können. Daher gilt
auch hier für Eltern und Kinder, sehr vorsichtig mit persönlichen Informationen
zu sein. Bei näherer Betrachtung der hier genannten „Freundeschats“ sind die
Bemühungen der Anbieter positiv zu bewerten, aber eine hundertprozentige
Sicherheit kann nicht gewährleistet werden. Hier sind Eltern, Anbieter und Pädagogen
gefragt, die Kinder umfassend aufzuklären.
Die Kinder
berichteten über die Reaktionen ihrer Eltern nach der vorausgegangenen
Informationsveranstaltung. Diese würden nun verstärkter auf effektive
Filtersysteme und Schutzsoftware für die Internetnutzung ihrer Kinder achten.
Darüber hinaus war
die Thematik Mobbing im Netz den Kindern ebenfalls vertraut. Einige der Befragten
hatten bereits Erfahrungen hierzu oder waren über Vorfälle im Freundeskreis informiert.
Geplant und
terminiert für November ist ein Gesprächsnachmittag mit jugendlichen Chattern
in der Jugendeinrichtung „Jueck“. In diesem Zusammenhang erhalten die Kinder die
Gelegenheit ihr eigenes Chatverhalten zu reflektieren und sich über den
sicheren Umgang mit dem Chat zu informieren bzw. sich auszutauschen.
Begleitend zum
Projekt „Gefahren im Internet“ erhalten 12 Mädchen zwischen 12 und 15 Jahren
die Gelegenheit, im November an einem Wen - Do - Selbstbehauptungskurs
teilzunehmen, der in Kooperation mit der Gleichstellungsstelle für Frauen und
Männer und der Jugendeinrichtung am Weidenweg (JAW) durchgeführt wird.
4. Ausblick
So entwickelten
sich aus den Erfahrungen der Jahre 2006 und 2007 die Überlegungen, das Projekt
auch im nächsten Jahr wieder durchzuführen.
Dabei sollte mit
einem stärkeren Fokus auf die intensive Schulung von Multiplikatoren (Eltern
und Lehrer) in Kleingruppen eingegangen werden. Ausreichend erscheint es,
größere Elterninformationsveranstaltungen wie oben beschrieben z.B.
zusammengefasst in 2 -3 Veranstaltungen für alle weiterführenden Schulen
anzubieten.
Im Rahmen des
„Interkulturellen Austausches“ mit marokkanischen Eltern im Oktober 2007 wurde
deutlich, dass bei ihnen ein grundsätzlicher Informationsbedarf zu den Themen
„Gewalt im Chat und auf Handys“ besteht. Darüber hinaus wurde der Wunsch nach
separaten Schulungen zur Qualifizierung für Mütter und Väter genannt.
Der Bedarf an
Weiterbildung zum Thema „Gefahren im Chat und Gewalt auf Handys“ wurde auch von
Mitarbeitern der Hildener Jugendeinrichtungen angemeldet.
Das Theaterangebot
„ Click it“ für die Schülerinnen und Schüler sollte auch im nächsten Jahr
durchgeführt werden, da hierdurch eine große Gruppe von jungen Menschen
angesprochen werden kann.
Darüber hinaus
sollte das Chatangebot für Mädchen, im Alter von 12-15 Jahren, welches seit dem
Jahre 2006 Bestand hat, weitergeführt
werden. Die Planung für das nächste Jahr sieht vor, Jungen in dieser
Altersgruppe in das Projekt mit einzubinden.
Günter Scheib
Finanzielle Auswirkungen: |
ja |
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Produktnummer: |
060201 |
Bezeichnung: |
Förderung der
Kinder- und Jugendarbeit |
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Mittel stehen zur Verfügung: |
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Investitions-Nr.: |
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Haushaltsjahr |
Auszahlung |
Einzahlung |
Investitions-haushalt |
Beschreibung |
€ |
€ |
ja/nein |
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2008 |
5.600 |
|
nein |
Kosten für Gage Zartbitter, Referenten, Multiplikatoren für Schulungen
für Eltern als auch Schulklassen und Jugendliche |
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„Click it“ ca. 3350.- € |
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Honorare für Referenten ca. 2250.- € für Multiplikatorenarbeit und die
Arbeit mit Schülern |
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Sichtvermerk Kämmerer |