Betreff
Bericht zu dem Projekt Starke Zeiten 2007
Vorlage
WP 04-09 SV 51/211
Aktenzeichen
III/51 UB/AF
Art
Mitteilungsvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Der Jugendhilfeausschuss nimmt den Bericht zur Kenntnis.

 


Erläuterungen und Begründungen:

 

Auch im Jahr 2007 fand die Jugendschutzaktion „Starke Zeiten“ statt. In ihrer zehnten Auflage bildete diese Aktion eine Basis der präventiven Arbeit in Hilden. Die Organisation und Arbeitsweise der Netzwerkveranstaltung „Starke Zeiten“ wurde an dieser Stelle bereits verschiedentlich vorgestellt. Aus diesem Grunde wird hier auf eine erneute konkrete Darstellung verzichtet. Allerdings soll der zielführende Grundgedanke nochmals erläutert werden. Dieser geht über die Zeitspanne der „Starken Zeiten“ hinaus und steht im Kontext zu den seit mittlerweile über 18 Jahren durchgeführten Jugendschutzwochen in Hilden.

 

Zielsetzung des Jugendschutzes ist die Förderung und Stärkung von Persönlichkeit und Selbstbewusstsein bei Kindern und Jugendlichen, die diese befähigen, Risiken und Gefährdungen in der Jugendphase aktiv zu bewältigen.

 

Diese Zielsetzung war auch im Jahr 2007 die bestimmende Größe bei der Auswahl und Zusammensetzung der einzelnen Projekte.

 

Zahlen, Daten und Fakten zu den „Starken Zeiten“ 2007

 

In diesem Jahr fanden elf offene Projekte, an denen 165 Kinder in verschiedenen Altersgruppen teilnahmen statt. Außerdem fanden sechs geschlossene Projekte mit rund 150 Kindern in verschiedenen OGATAS statt. Somit gibt es eine 1/1 Aufteilung zwischen den offenen Projekten und den, durch die OGATA Kinder belegten, Projekten. Der Trend einer stärkeren Einbeziehung der Projekte der offenen Ganztagsschulen hat sich somit fortgesetzt.

 

Während altbewährte Projekte wie „Miniaturwelten“, die „Waldgruppe“, „Hexenspass“ - ein Projekt für Hildener Mädchen - sowie die Sportangebote „Fußball“ und „Inliner“ wieder stattfanden, gab es in diesem Jahr auch wieder neue Projekte, die sich mit den aktuellen Themen unserer Zeit auseinander setzten:

 

Im Projekt „Lecker Fit“ galt es zum einen mit Hilfe einer Ernährungsberaterin Wissen über gesunde Nahrungsmittel und deren Zubereitung zu erlangen und zum anderen, unter Anleitung einer Motopädin, zu erleben, dass Bewegung und Sport Freude und Spaß mit sich bringen.

 

In dem Gestaltungsprojekt „Kleine Kinder, große Künstler“ hatten die Kinder die Gelegenheit ihrer Kreativität Ausdruck zu verleihen, sich z.B. an großen Leinwänden zu probieren und durch einen Besuch im Düsseldorfer Kunstmuseum Ideen zu sammeln und Einblicke in die Arbeiten „großer“ Künstler zu erlangen. Das Projekt endete mit einer Vernissage in der Cafeteria des Bürgerhauses.

 

Ein weiteres neues Projekt stellte das „Modelleisenbahn“ bauen dar. Fünf Tage lang wurde eine riesige Landschaft gestaltet, verschiedenste, aber auch eigene, Züge fahren gelassen und das Eisenbahnmuseum in Bochum besucht.

 

Um funkferngesteuerte Modellautos oder „RC-Car“ (Abkürzung für Radio Controlled Car, eigentlich aber „Remote Controlled Car“), ging es in einem weiteren Projekt. Diese Modellautos werden per Funk ferngesteuert. Die Kinder konnten, unter fachkundiger Anleitung, zwei Modelle zusammen bauen, eigene Fahrzeuge mitbringen, reparieren, stylen und tunen lassen. Es wurden Parcours entworfen und erprobt.

 

 

 

 

 

 

Zwei Aktionen fanden auch in diesem Jahr wieder auf dem Abenteuerspielplatz statt, die hier exemplarisch näher erläutert werden:

 

 

Zum einen das „Bauernhof“ – Projekt, an dem 16 Mädchen und 2 Jungen teilnahmen. Die Gruppe fand sich sehr schnell zusammen und zeichnete sich, durch gegenseitige Annahme, Rücksicht und Freude im Erleben miteinander, aus. Im Mittelpunkt der Woche standen die Tiere des Abenteuerspielplatzes. Die Kinder lernten durch das Streicheln und das Kuscheln mit den Tieren primär einen behutsamen Umgang, Vorsicht und Rücksichtnahme. Sekundär übernahmen sie u.a. durch den täglichen Tierdienst und das Reinigen der Ställe Verantwortung für die Tiere. Durch dieses ganzheitliche Erleben hatten die Kinder die Möglichkeit,  nicht nur die Tiere zu nutzen, sondern ihnen auf diesem Wege auch etwas zurückzugeben.

 

An einem Vormittag wurde der Bauernhof der Familie Breloh besucht und die Kinder erhielten dadurch noch vielfältigere Einblicke in das Leben auf dem Bauernhof. Frau Breloh zeigte den Kindern liebevoll die, auf dem Hof lebenden Tiere, die Maschinen, die zur täglichen Arbeit genutzt werden und berichtete von ihrem Alltag auf dem Bauernhof.

 

Angereichert wurde das Programm durch das Umweltmobil des Bundes für Naturschutz. Frau Dott kam mit dem Jugendumweltmobil für einen Vormittag und bastelte mit den Kindern Karten aus Naturmaterialien, sie lernten unter fachlicher Anleitung verschiedenste Pflanzen und Tiere zu bestimmen. Am letzten Tag bereiteten die Kinder ein leckeres Bauernfrühstück, mit selbstgebackenen Brötchen, Eiern und selbstgemachter Marmelade zu.

 

Die zweite Gruppe auf dem Abenteuerspielplatz stellten die „Huckleberry Finn“s dar. Dieses Projekt sollte, in Anlehnung an die Geschichte rund um „Huckleberry Finn“, das Kindern im Alter von 6-12 Jahren ermöglichen, echte Abenteuer zu erleben und durch den Kontakt zur und die Auseinandersetzung mit der Natur nicht alltägliche Erfahrungen zu sammeln, die ihr Selbstbewusstsein und die Persönlichkeit stärken.

 

Schwerpunkte stellten u.a. Schnitzen, Kokeln am Lagerfeuer, Bauen an den Buden des Abenteuerspielplatzes und Gruppenbewegungsspiele dar.

 

Einzelne Aktionen, wie Stockbrot am Lagerfeuer, Reiten auf den Pferden des Abenteuerspielplatzes, oder die Gelegenheit, mit Hilfe eines Baumpflegers, bis hoch in die Baumkuppe zuklettern, rundeten die Aktion ab. An einem weiteren Tag konnten die Kinder, mit Frau Dott vom Jugendumweltmobil, eigene Tippis im Wald bauen und am letzten Tag wurde gemeinsam eine Gemüsesuppe zubereitet und zum Abschluss auf dem Lagerfeuer gekocht.

 

Die Gruppe setzte sich aus 16 Jungen und 4 Mädchen zusammen und war bereits am ersten Buchungstag ausverkauft, was zeigte, dass Abenteuer- und Naturerleben bei den Kindern, besonders den Jungs, beliebt und bei den Eltern erwünscht war.

 

Im Verlauf des Projektes wurde sehr schnell deutlich, dass die Zielgruppe der Jungen im Alter von 6-8 Jahre sehr bewegungsfreudig und lebendig ist. Diese Voraussetzung führte dazu, dass es den Jungen  schwer fiel, in Ruhe, mit Ausdauer und Konzentration eine Tätigkeit zum Ende zu bringen. Das Verständnis für soziales Miteinander und ein Regelbewusstsein war bei den meisten Jungen unzureichend ausgeprägt, was ein Indiz für eine mangelnde Erziehungsfähigkeit von Eltern sein könnte.

 

Es war schwierig, den Jungen aufzuzeigen, wie wichtig Grenzen und Regeln, gerade beim Erleben von Abenteuern sind, um sich und die Anderen zu schützen, z.B. Schubsen am Lagerfeuer. Besonders fiel auf, dass die Jungen scheinbar nicht gelernt haben zuzuhören. Auch die, mit den Kindern, erstellten Regeln wurden beständig gebrochen und die Woche war geprägt durch eine unruhige und sich selbst störende Gruppendynamik. Konflikte und Streit der Jungen untereinander standen auf der Tagesordnung. Durch die Gruppenstärke war schon ein gemeinsames Gespräche bzgl. Regeln, Tagesablauf, Absprachen etc. nur schwierig möglich, und nur durch sehr deutliche Ansprachen umsetzbar.

 

Auffallend war allerdings, dass sich das Verhalten der Jungen und die Konzentrationsfähigkeit veränderten, sobald sie in einer Kleingruppe, beispielsweise zum Schnitzen zusammenkamen, das gegenseitige Stören und Behindern fiel weg, und es entstanden konstruktive  Dinge und Gespräche.

 

Darauf reagierten die Betreuer, indem sie die Gruppe vermehrt in Kleingruppen einteilten, den Bewegungsradius der Kinder einschränkten, klare Regeln erstellten und bei deren Verletzung mit Auszeiten sanktionierten.

 

Ähnliche Rückmeldungen ergaben sich auch aus anderen Projekten, die mit der gleichen Altersgruppe gearbeitet haben.

 

 

Perspektive 2008

 

Für die Planung des kommenden Jahres bleibt festzuhalten, dass jüngere Zielgruppen und insbesondere Jungen, einen feststehenden Rahmen mit klaren Regeln benötigen.  

 

Es muss hier aber nicht von einem standarisierten Betreuungsschlüssel ausgegangen werden, sondern jedes Projekt muss situations-, themen-, orts- und zielgruppenabhängig geprüft  und mit einem spezifischen Betreuerschlüssel ausgestattet werden.

 

So werden z.B. für die Sportangebote, wie „Fußball“, „Inliner“ oder auch das Zirkusprojekt „Zirkus Konfetti“ viele Kinder für die Umsetzung des Projekts benötigt. Solche  Projekte haben ihre feststehenden Regeln und finden zumeist in einer Sporthalle statt und sind durch die Rahmenbedingungen strukturiert und begrenzt. Hier ist es durchaus möglich 20 Kinder mit 2 Betreuern oder Betreuerinnen zu begleiten

 

Anders ist die Gruppengröße und der Betreuerschlüssel der Kreativ-Projekte zu gestalten. Um die Kinder beispielsweise beim Modellbau anzuleiten, zu begleiten und zu motivieren bedarf es eines hohen Betreuungsschlüssels. In diesen Projekten müssen die Kinder mit Konzentration und Ruhe arbeiten, deswegen sollte die Kinderanzahl überschaubar sein, bzw. mit mehr Betreuern agiert werden.

 

Eine besondere Situation stellen die Projekte auf dem Abenteuerspielplatz dar. Zum einen motivieren sie die Kinder zum Experimentieren und Entdecken, zum anderen muss aber die Sicherheit der Kinder gewährleistet werden. Dies kombiniert mit den oben beschriebenen pädagogischen Herausforderungen, macht eine intensive Betreuung der teilnehmenden Kinder notwendig.

 

 

Situation bei der Anmeldung

 

Die Anmeldung zu den Projekten der Starken Zeiten wurde auch in diesem Jahr an einem Sonntag,  im Rahmen einer kleinen Party organisiert. Dabei wurde das Nachbarschaftsfest des Jugendzentrums am Weidenweg für das Anmeldeprozedere genutzt. Bei traumhaftem Spätsommerwetter und mit zahlreichen Aktionen versehen kamen rund 200 Nachbarn und Anmeldewillige zu diesem Event.

 


Die Stimmung war gut und locker, nahezu jedes Kind hat einen Platz im Wunschprojekt erhalten.

Die hier gesammelten positiven Erfahrungen sollen auch im kommenden Jahr genutzt werden.

 

Die genauen Rahmendaten zu den Starken Zeiten 2008 werden - wie üblich - in der Sitzungsvorlage „Planungen im Jugendschutz“ dargelegt.

 

 

 

 

 

Günter Scheib