Beschlussvorschlag:
Der
Jugendhilfeausschuss nimmt den Bericht zur Kenntnis.
Erläuterungen und Begründungen:
Auch im Jahr 2007
fand die Jugendschutzaktion „Starke Zeiten“ statt. In ihrer zehnten Auflage
bildete diese Aktion eine Basis der präventiven Arbeit in Hilden. Die
Organisation und Arbeitsweise der Netzwerkveranstaltung „Starke Zeiten“ wurde
an dieser Stelle bereits verschiedentlich vorgestellt. Aus diesem Grunde wird
hier auf eine erneute konkrete Darstellung verzichtet. Allerdings soll der
zielführende Grundgedanke nochmals erläutert werden. Dieser geht über die Zeitspanne
der „Starken Zeiten“ hinaus und steht im Kontext zu den seit mittlerweile über
18 Jahren durchgeführten Jugendschutzwochen in Hilden.
Zielsetzung des
Jugendschutzes ist die Förderung und Stärkung von Persönlichkeit und Selbstbewusstsein
bei Kindern und Jugendlichen, die diese befähigen, Risiken und Gefährdungen in
der Jugendphase aktiv zu bewältigen.
Diese Zielsetzung war auch im Jahr 2007 die bestimmende
Größe bei der Auswahl und Zusammensetzung der einzelnen Projekte.
Zahlen, Daten und
Fakten zu den „Starken Zeiten“ 2007
In diesem Jahr
fanden elf offene Projekte, an denen 165 Kinder in verschiedenen Altersgruppen
teilnahmen statt. Außerdem fanden sechs geschlossene Projekte mit rund 150
Kindern in verschiedenen OGATAS statt. Somit gibt es eine 1/1 Aufteilung
zwischen den offenen Projekten und den, durch die OGATA Kinder belegten,
Projekten. Der Trend einer stärkeren Einbeziehung der Projekte der offenen
Ganztagsschulen hat sich somit fortgesetzt.
Während
altbewährte Projekte wie „Miniaturwelten“, die „Waldgruppe“, „Hexenspass“ - ein
Projekt für Hildener Mädchen - sowie die Sportangebote „Fußball“ und „Inliner“
wieder stattfanden, gab es in diesem Jahr auch wieder neue Projekte, die sich
mit den aktuellen Themen unserer Zeit auseinander setzten:
Im Projekt „Lecker
Fit“ galt es zum einen mit Hilfe einer Ernährungsberaterin Wissen über gesunde
Nahrungsmittel und deren Zubereitung zu erlangen und zum anderen, unter
Anleitung einer Motopädin, zu erleben, dass Bewegung und Sport Freude und Spaß
mit sich bringen.
In dem
Gestaltungsprojekt „Kleine Kinder, große Künstler“ hatten die Kinder die
Gelegenheit ihrer Kreativität Ausdruck zu verleihen, sich z.B. an großen
Leinwänden zu probieren und durch einen Besuch im Düsseldorfer Kunstmuseum
Ideen zu sammeln und Einblicke in die Arbeiten „großer“ Künstler zu erlangen.
Das Projekt endete mit einer Vernissage in der Cafeteria des Bürgerhauses.
Ein weiteres neues
Projekt stellte das „Modelleisenbahn“ bauen dar. Fünf Tage lang wurde eine
riesige Landschaft gestaltet, verschiedenste, aber auch eigene, Züge fahren
gelassen und das Eisenbahnmuseum in Bochum besucht.
Um
funkferngesteuerte Modellautos oder „RC-Car“ (Abkürzung für Radio Controlled
Car, eigentlich aber „Remote Controlled Car“), ging es in einem weiteren
Projekt. Diese Modellautos werden per Funk ferngesteuert. Die Kinder konnten,
unter fachkundiger Anleitung, zwei Modelle zusammen bauen, eigene Fahrzeuge
mitbringen, reparieren, stylen und tunen lassen. Es wurden Parcours entworfen
und erprobt.
Zwei Aktionen
fanden auch in diesem Jahr wieder auf dem Abenteuerspielplatz statt, die hier exemplarisch
näher erläutert werden:
Zum einen das
„Bauernhof“ – Projekt, an dem 16 Mädchen und 2 Jungen teilnahmen. Die Gruppe
fand sich sehr schnell zusammen und zeichnete sich, durch gegenseitige Annahme,
Rücksicht und Freude im Erleben miteinander, aus. Im Mittelpunkt der Woche
standen die Tiere des Abenteuerspielplatzes. Die Kinder lernten durch das
Streicheln und das Kuscheln mit den Tieren primär einen behutsamen Umgang,
Vorsicht und Rücksichtnahme. Sekundär übernahmen sie u.a. durch den täglichen Tierdienst
und das Reinigen der Ställe Verantwortung für die Tiere. Durch dieses
ganzheitliche Erleben hatten die Kinder die Möglichkeit, nicht nur die Tiere zu nutzen, sondern ihnen
auf diesem Wege auch etwas zurückzugeben.
An einem Vormittag
wurde der Bauernhof der Familie Breloh besucht und die Kinder erhielten dadurch
noch vielfältigere Einblicke in das Leben auf dem Bauernhof. Frau Breloh zeigte
den Kindern liebevoll die, auf dem Hof lebenden Tiere, die Maschinen, die zur
täglichen Arbeit genutzt werden und berichtete von ihrem Alltag auf dem
Bauernhof.
Angereichert wurde
das Programm durch das Umweltmobil des Bundes für Naturschutz. Frau Dott kam
mit dem Jugendumweltmobil für einen Vormittag und bastelte mit den Kindern
Karten aus Naturmaterialien, sie lernten unter fachlicher Anleitung
verschiedenste Pflanzen und Tiere zu bestimmen. Am letzten Tag bereiteten die
Kinder ein leckeres Bauernfrühstück, mit selbstgebackenen Brötchen, Eiern und
selbstgemachter Marmelade zu.
Die zweite Gruppe
auf dem Abenteuerspielplatz stellten die „Huckleberry Finn“s dar. Dieses Projekt
sollte, in Anlehnung an die Geschichte rund um „Huckleberry Finn“, das Kindern
im Alter von 6-12 Jahren ermöglichen, echte Abenteuer zu erleben und durch den
Kontakt zur und die Auseinandersetzung mit der Natur nicht alltägliche
Erfahrungen zu sammeln, die ihr Selbstbewusstsein und die Persönlichkeit stärken.
Schwerpunkte
stellten u.a. Schnitzen, Kokeln am Lagerfeuer, Bauen an den Buden des Abenteuerspielplatzes
und Gruppenbewegungsspiele dar.
Einzelne Aktionen,
wie Stockbrot am Lagerfeuer, Reiten auf den Pferden des Abenteuerspielplatzes,
oder die Gelegenheit, mit Hilfe eines Baumpflegers, bis hoch in die Baumkuppe
zuklettern, rundeten die Aktion ab. An einem weiteren Tag konnten die Kinder,
mit Frau Dott vom Jugendumweltmobil, eigene Tippis im Wald bauen und am letzten
Tag wurde gemeinsam eine Gemüsesuppe zubereitet und zum Abschluss auf dem
Lagerfeuer gekocht.
Die Gruppe setzte
sich aus 16 Jungen und 4 Mädchen zusammen und war bereits am ersten Buchungstag
ausverkauft, was zeigte, dass Abenteuer- und Naturerleben bei den Kindern, besonders
den Jungs, beliebt und bei den Eltern erwünscht war.
Im Verlauf des
Projektes wurde sehr schnell deutlich, dass die Zielgruppe der Jungen im Alter
von 6-8 Jahre sehr bewegungsfreudig und lebendig ist. Diese Voraussetzung
führte dazu, dass es den Jungen schwer
fiel, in Ruhe, mit Ausdauer und Konzentration eine Tätigkeit zum Ende zu bringen.
Das Verständnis für soziales Miteinander und ein Regelbewusstsein war bei den
meisten Jungen unzureichend ausgeprägt, was ein Indiz für eine mangelnde
Erziehungsfähigkeit von Eltern sein könnte.
Es war schwierig,
den Jungen aufzuzeigen, wie wichtig Grenzen und Regeln, gerade beim Erleben von
Abenteuern sind, um sich und die Anderen zu schützen, z.B. Schubsen am
Lagerfeuer. Besonders fiel auf, dass die Jungen scheinbar nicht gelernt haben
zuzuhören. Auch die, mit den Kindern, erstellten Regeln wurden beständig gebrochen
und die Woche war geprägt durch eine unruhige und sich selbst störende
Gruppendynamik. Konflikte und Streit der Jungen untereinander standen auf der
Tagesordnung. Durch die Gruppenstärke war schon ein gemeinsames Gespräche bzgl.
Regeln, Tagesablauf, Absprachen etc. nur schwierig möglich, und nur durch sehr
deutliche Ansprachen umsetzbar.
Auffallend war
allerdings, dass sich das Verhalten der Jungen und die Konzentrationsfähigkeit
veränderten, sobald sie in einer Kleingruppe, beispielsweise zum Schnitzen
zusammenkamen, das gegenseitige Stören und Behindern fiel weg, und es
entstanden konstruktive Dinge und Gespräche.
Darauf reagierten
die Betreuer, indem sie die Gruppe vermehrt in Kleingruppen einteilten, den Bewegungsradius
der Kinder einschränkten, klare Regeln erstellten und bei deren Verletzung mit
Auszeiten sanktionierten.
Ähnliche
Rückmeldungen ergaben sich auch aus anderen Projekten, die mit der gleichen
Altersgruppe gearbeitet haben.
Perspektive 2008
Für die Planung
des kommenden Jahres bleibt festzuhalten, dass jüngere Zielgruppen und insbesondere
Jungen, einen feststehenden Rahmen mit klaren Regeln benötigen.
Es muss hier aber
nicht von einem standarisierten Betreuungsschlüssel ausgegangen werden, sondern
jedes Projekt muss situations-, themen-, orts- und zielgruppenabhängig geprüft und mit einem spezifischen Betreuerschlüssel
ausgestattet werden.
So werden z.B. für
die Sportangebote, wie „Fußball“, „Inliner“ oder auch das Zirkusprojekt „Zirkus
Konfetti“ viele Kinder für die Umsetzung des Projekts benötigt. Solche Projekte haben ihre feststehenden Regeln und
finden zumeist in einer Sporthalle statt und sind durch die Rahmenbedingungen
strukturiert und begrenzt. Hier ist es durchaus möglich 20 Kinder mit 2
Betreuern oder Betreuerinnen zu begleiten
Anders ist die
Gruppengröße und der Betreuerschlüssel der Kreativ-Projekte zu gestalten. Um
die Kinder beispielsweise beim Modellbau anzuleiten, zu begleiten und zu
motivieren bedarf es eines hohen Betreuungsschlüssels. In diesen Projekten
müssen die Kinder mit Konzentration und Ruhe arbeiten, deswegen sollte die
Kinderanzahl überschaubar sein, bzw. mit mehr Betreuern agiert werden.
Eine besondere
Situation stellen die Projekte auf dem Abenteuerspielplatz dar. Zum einen motivieren
sie die Kinder zum Experimentieren und Entdecken, zum anderen muss aber die
Sicherheit der Kinder gewährleistet werden. Dies kombiniert mit den oben
beschriebenen pädagogischen Herausforderungen, macht eine intensive Betreuung
der teilnehmenden Kinder notwendig.
Situation bei der
Anmeldung
Die Anmeldung zu
den Projekten der Starken Zeiten wurde auch in diesem Jahr an einem Sonntag, im Rahmen einer kleinen Party organisiert.
Dabei wurde das Nachbarschaftsfest des Jugendzentrums am Weidenweg für das
Anmeldeprozedere genutzt. Bei traumhaftem Spätsommerwetter und mit zahlreichen
Aktionen versehen kamen rund 200 Nachbarn und Anmeldewillige zu diesem Event.
Die Stimmung war
gut und locker, nahezu jedes Kind hat einen Platz im Wunschprojekt erhalten.
Die hier
gesammelten positiven Erfahrungen sollen auch im kommenden Jahr genutzt werden.
Die genauen Rahmendaten zu den Starken Zeiten 2008 werden - wie üblich -
in der Sitzungsvorlage „Planungen im Jugendschutz“ dargelegt.
Günter Scheib