Beschlussvorschlag:
„Der
Jugendhilfeausschuss nimmt den Bericht zum Jugendkongress des
Landespräventionsrates zur Kenntnis.“
Günter Scheib
Erläuterungen und Begründungen:
Am 21.10.2006 führte der Landespräventionsrat
Nordrhein-Westfalen zum ersten Mal einen Jugendkongress unter dem Motto „Wer
will, kann was bewegen“ in Düsseldorf durch. Mit dem Thema Kriminalprävention
sollten Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren aus ganz
Nordrhein-Westfalen erreicht werden.
Aufgrund der guten Kontakte der örtlichen
Polizeiinspektion und des Fachamtes zum Landespräventionsrat – dieser hatte
auch mit einer Vertreterin an einer Kinderparlamentssitzung in Hilden
teilgenommen – wurden die
Behördenleitungen als Moderatoren engagiert.
Die ebenfalls guten und mittlerweile publizierten Ergebnisse des
Kriminalpräventionsprojektes Nord führten zu einer Einladung der Hildener
Jugendlichen und ihrer Betreuer ihr Projekt Capoeira und Rap-Lyrik öffentlich
zu präsentieren.
Insgesamt nahmen rund 300 Jugendliche die
Einladung nach Düsseldorf an und Hilden war dabei mit rund 30 Jugendlichen u.a.
auch Jugendparlamentariern vertreten.
Die Tanzgruppe um Herrn Willms –
Jugendgerichtshelfer - präsentierte zur Eröffnung ihr Capoeirakönnen unter dem
großen Beifall der Jugendlichen. Trotz
des ersten großen öffentlichen Auftritts der Gruppe erlag niemand seinem
Lampenfieber. Im Gegenteil, die Gruppe bewies wie Integration und sinnvolle
Freizeitbeschäftigung ohne Gewalt problemlos funktionieren.
Nach einer allgemeinen Einstimmung zum Thema
Gewalt und dessen Verhinderung konnten die Jugendlichen in Arbeitsgruppen ihre
Ideen diskutieren und sofort in einer CD dokumentieren. Zum krönenden Abschluss
der Veranstaltung kamen die Justizministerin Frau Roswitha Müller-Piepenkötter
und Innenminister Herr Dr. Ingo Wolf, um sich den Jugendlichen als Ansprechpartner
zur Verfügung zu stellen.
In den Arbeitsgruppen
- Gewalt unter Freunden
- Gewalt in der Schule
- Gewalt in der Familie
- Gewalt zwischen unterschiedlichen Nationalitäten
erarbeiteten die Jugendlichen anhand von
Metaplankarten den ganzen Vormittag Ideen zur Verhinderung von Gewalt.
Als erstes Ergebnis kann festgehalten werden,
dass Jugendliche sich Regelwerke wünschen und dass sie Grenzen einfordern,
innerhalb derer sie sich frei entfalten können. Von den Erwachsenen erwarten
sie, dass diese sich aktiv für ihren Schutz einsetzen.
Einen weiteren Einblick geben die
zusammengefassten Ergebnisse zu den Arbeitsgruppen.
- Gewalt unter Freunden
–Thesen, Ideen und Anregungen
- Lehrer müssen mehr auf Verhalten und Auffälliges achten
- Lehrer-Schülerbeziehung muss offener, persönlicher und besser
werden
- Gegen Aggressiviät sollen überall Box-Säcke aufgehängt werden
- Schuluniformen helfen Leuten mit weniger Geld, nicht gemobbt zu
werden
- Streitschlichter als Wahlpflichtfach in jeder Schule
- Bestehende Hilfssysteme (Ämter Einrichtungen) stärken
- Kompetenzen vor Ort zusammenwerfen (Schule –JA –Polizei…)
- Gewalt in der Schule - Thesen,
Ideen und Anregungen
- Regelmäßiges Anti-Mobbing-Training
- Überraschungsbesuche von Behörden oder Politikern
- Überörtliche Treffen von betroffenen Schülern
- Mehr Aufklärung über Gewalt
- Aktivitäten in die Schulzeit verlegen
- Beratung der Eltern durch Jugendamt oder andere
Hilfsorganisationen
- Gewalt in der Familie -
Thesen, Ideen und Anregungen
- Ich will selber Vorbild sein
- Eltern sollen fortgebildet werden und einen „Elternführerschein“
erwerben
- Lehrer sollen besser fortgebildet werde, u.a. in
Konfliktlösungsmethodik
- Politiker sollen uns Kinder besser schützen (es sollte z.B. das
System von Bielefeld auf andere Städte erweitert werden)
- Gewalt zwischen
unterschiedlichen Nationalitäten - Thesen, Ideen und
Anregungen
- Frühzeitige Aufklärung: bereits ab Kindergarten mit
interkulturellen Projekten
- Mehr Halt für Kinder und Jugendliche aus Konfliktfamilien durch
Einrichtung von Sportzentren (kostenfrei), sozialen Einrichtungen und weiteren Zufluchtsmöglichkeiten
- Religionsunterricht auch für islamischen Glauben, wobei dieser
sich auch mit den übrigen beiden Weltreligionen befassen muss
- Kommunikation zwischen Ausländern und Deutschen bereits vor dem
aufkommen von Konfliktherden stärken und kanalisieren
Diese Thesen wurden den Ministern öffentlich
präsentiert und mit Ihnen diskutiert. Dabei wurde deutlich, dass junge Menschen
sich sehr wohl in Situationen von Armut
hineinversetzen konnten und insbesondere dafür plädierten, Kindern als Hartz IV-Beziehern die Teilhabe
am Leben zu ermöglichen. Dies führte auch zu
kritischen Diskussionen.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass sich
auch unter den Jugendlichen das Spiegelbild der Gesellschaft zeigte, es gab
eigene Erfahrungen mit häuslicher Gewalt, Vergewaltigung, Missbrauch,
Nahrungsentzug, Misshandlung, Gewalt in der Schule und im öffentlichen Raum -
von erfahrenen Hilfen und Alleingelassen
werden. Teilweise kamen den Jugendlichen eigene Erinnerungen hoch, die sie
emotional den anderen mitteilten, die diese wiederum sensibel aufnahmen.
Für Hilden ist festzuhalten, dass ein
Großteil der Wünsche der Jugendlichen hier bereits realisiert ist. Es ist viel
Engagement und mit entsprechend bereit gestellten Mitteln im Jugendschutz investiert
worden, gerade die Schulen sicherer zu machen: vom Streitschlichterprogramm bis
zum Anti-Mobbing-Training (siehe auch SV Planung der Jugendschutzaktivitäten
2007). Die jüngsten Anstrengungen in den Jugendzentren und der Hauptschule
zeigen, dass sie den Wünschen der Jugendlichen entsprechen und zur Reduzierung
von Gewalt beitragen.
Gefragt ist und bleibt aber auch das
persönliche Engagement jedes einzelnen Erwachsenen und Jugendlichen: Vorbild zu
sein.
Günter Scheib