Betreff
Bericht zum Jugendkongress des Landespräventionsrates
Vorlage
WP 04-09 SV 51/162
Aktenzeichen
III/51 Pa
Art
Mitteilungsvorlage

Beschlussvorschlag:

 

„Der Jugendhilfeausschuss nimmt den Bericht zum Jugendkongress des Landespräventionsrates zur Kenntnis.“

 

 

 

 

Günter Scheib

 

 


Erläuterungen und Begründungen:

 

Am 21.10.2006 führte der Landespräventionsrat Nordrhein-Westfalen zum ersten Mal einen Jugendkongress unter dem Motto „Wer will, kann was bewegen“ in Düsseldorf durch. Mit dem Thema Kriminalprävention sollten Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren aus ganz Nordrhein-Westfalen erreicht werden.

 

Aufgrund der guten Kontakte der örtlichen Polizeiinspektion und des Fachamtes zum Landespräventionsrat – dieser hatte auch mit einer Vertreterin an einer Kinderparlamentssitzung in Hilden teilgenommen – wurden die  Behördenleitungen als Moderatoren engagiert.

 

Die ebenfalls guten und mittlerweile  publizierten Ergebnisse des Kriminalpräventionsprojektes Nord führten zu einer Einladung der Hildener Jugendlichen und ihrer Betreuer ihr Projekt Capoeira und Rap-Lyrik öffentlich zu präsentieren.

 

Insgesamt nahmen rund 300 Jugendliche die Einladung nach Düsseldorf an und Hilden war dabei mit rund 30 Jugendlichen u.a. auch Jugendparlamentariern  vertreten.

 

Die Tanzgruppe um Herrn Willms – Jugendgerichtshelfer - präsentierte zur Eröffnung ihr Capoeirakönnen unter dem großen Beifall der Jugendlichen.  Trotz des ersten großen öffentlichen Auftritts der Gruppe erlag niemand seinem Lampenfieber. Im Gegenteil, die Gruppe bewies wie Integration und sinnvolle Freizeitbeschäftigung ohne Gewalt problemlos funktionieren.

 

Nach einer allgemeinen Einstimmung zum Thema Gewalt und dessen Verhinderung konnten die Jugendlichen in Arbeitsgruppen ihre Ideen diskutieren und sofort in einer CD dokumentieren. Zum krönenden Abschluss der Veranstaltung kamen die Justizministerin Frau Roswitha Müller-Piepenkötter und Innenminister Herr Dr. Ingo Wolf, um sich den Jugendlichen als Ansprechpartner zur Verfügung zu stellen.

 

In den Arbeitsgruppen

 

  • Gewalt unter Freunden
  • Gewalt in der Schule
  • Gewalt in der Familie
  • Gewalt zwischen unterschiedlichen Nationalitäten

 

erarbeiteten die Jugendlichen anhand von Metaplankarten den ganzen Vormittag Ideen zur Verhinderung von Gewalt.

 

Als erstes Ergebnis kann festgehalten werden, dass Jugendliche sich Regelwerke wünschen und dass sie Grenzen einfordern, innerhalb derer sie sich frei entfalten können. Von den Erwachsenen erwarten sie, dass diese sich aktiv für ihren Schutz einsetzen.

 

Einen weiteren Einblick geben die zusammengefassten Ergebnisse zu den Arbeitsgruppen.

 

  • Gewalt unter Freunden –Thesen, Ideen und Anregungen

 

    1. Lehrer müssen mehr auf Verhalten und Auffälliges achten
    2. Lehrer-Schülerbeziehung muss offener, persönlicher und besser werden
    3. Gegen Aggressiviät sollen überall Box-Säcke aufgehängt werden
    4. Schuluniformen helfen Leuten mit weniger Geld, nicht gemobbt zu werden
    5. Streitschlichter als Wahlpflichtfach in jeder Schule
    6. Bestehende Hilfssysteme (Ämter Einrichtungen) stärken

 

    1. Kompetenzen vor Ort zusammenwerfen (Schule –JA –Polizei…)

 

  • Gewalt in der Schule - Thesen, Ideen und Anregungen

 

    1. Regelmäßiges Anti-Mobbing-Training
    2. Überraschungsbesuche von Behörden oder Politikern
    3. Überörtliche Treffen von betroffenen Schülern
    4. Mehr Aufklärung über Gewalt
    5. Aktivitäten in die Schulzeit verlegen
    6. Beratung der Eltern durch Jugendamt oder andere Hilfsorganisationen

 

  • Gewalt in der Familie - Thesen, Ideen und Anregungen

 

    1. Ich will selber Vorbild sein
    2. Eltern sollen fortgebildet werden und einen „Elternführerschein“ erwerben
    3. Lehrer sollen besser fortgebildet werde, u.a. in Konfliktlösungsmethodik
    4. Politiker sollen uns Kinder besser schützen (es sollte z.B. das System von Bielefeld auf andere Städte erweitert werden)

 

  • Gewalt zwischen unterschiedlichen Nationalitäten - Thesen, Ideen und Anregungen

 

    1. Frühzeitige Aufklärung: bereits ab Kindergarten mit interkulturellen Projekten
    2. Mehr Halt für Kinder und Jugendliche aus Konfliktfamilien durch Einrichtung von Sportzentren (kostenfrei), sozialen Einrichtungen  und weiteren Zufluchtsmöglichkeiten
    3. Religionsunterricht auch für islamischen Glauben, wobei dieser sich auch mit den übrigen beiden Weltreligionen befassen muss
    4. Kommunikation zwischen Ausländern und Deutschen bereits vor dem aufkommen von Konfliktherden stärken und kanalisieren

 

Diese Thesen wurden den Ministern öffentlich präsentiert und mit Ihnen diskutiert. Dabei wurde deutlich, dass junge Menschen sich sehr  wohl in Situationen von Armut hineinversetzen konnten und insbesondere dafür plädierten,  Kindern als Hartz IV-Beziehern die Teilhabe am Leben zu ermöglichen. Dies führte auch zu  kritischen Diskussionen.

 

Zusammenfassend ist festzustellen, dass sich auch unter den Jugendlichen das Spiegelbild der Gesellschaft zeigte, es gab eigene Erfahrungen mit häuslicher Gewalt, Vergewaltigung, Missbrauch, Nahrungsentzug, Misshandlung, Gewalt in der Schule und im öffentlichen Raum - von erfahrenen Hilfen und  Alleingelassen werden. Teilweise kamen den Jugendlichen eigene Erinnerungen hoch, die sie emotional den anderen mitteilten, die diese wiederum sensibel aufnahmen.

 

 

Für Hilden ist festzuhalten, dass ein Großteil der Wünsche der Jugendlichen hier bereits realisiert ist. Es ist viel Engagement und mit entsprechend bereit gestellten Mitteln im Jugendschutz investiert worden, gerade die Schulen sicherer zu machen: vom Streitschlichterprogramm bis zum Anti-Mobbing-Training (siehe auch SV Planung der Jugendschutzaktivitäten 2007). Die jüngsten Anstrengungen in den Jugendzentren und der Hauptschule zeigen, dass sie den Wünschen der Jugendlichen entsprechen und zur Reduzierung von Gewalt beitragen.

Gefragt ist und bleibt aber auch das persönliche Engagement jedes einzelnen Erwachsenen und Jugendlichen: Vorbild zu sein.

 

 

Günter Scheib