Betreff
Bericht zum Stadtteilpräventionsprojekt der Sicherheits- und Ordnungspartnerschaft
Vorlage
WP 04-09 SV 51/121
Aktenzeichen
III/51 UB
Art
Mitteilungsvorlage

Beschlussvorschlag:

 

„ Der Jugendhilfeausschuss nimmt den vorliegenden Bericht zur Kenntnis.“       

 

 

 

 

Günter Scheib

 


Erläuterungen und Begründungen:

 

Bereits im Jahr 2003 stellten die Polizeiinspektion Hilden, Haan, Erkrath gemeinsam mit dem Amt für Jugend, Schule und Sport einen signifikanten Anstieg von Jugenddelikten bei Körperverletzungen und Rauben fest. Daraufhin veranlasste der zuständige Leiter der PI – Mitte eine Bürgerbefragung und eine dezidierte Analyse der Kriminalstatistik im Hinblick auf diese Fragestellungen.

 

Die Ergebnisse dieser Untersuchung waren eindringlich und lassen sich in 2 Bereichen zusammenfassen:

 

  • Hildener Bürgerinnen und Bürger fürchten mehr als andere Bürgerinnen und Bürger der Kreisstädte, dass sie oder ihre Kinder Opfer einer Straftat werden könnten.

 

  • Es existiert eine Verdichtung insbesondere bei Raubdelikten, begangen von Jugendlichen im Bereich des  Hildener Nordens.

 

Diese Ergebnisse wurden im Rahmen der Sicherheits- und Ordnungspartnerschaften vorgestellt. Dort wurde ein Auftrag formuliert, den beschriebenen Problematiken adäquat entgegenzuwirken. Auf Anregung des zuständigen Leiters der Polizeiinspektion Hilden, Haan, Erkrath beschloss der Arbeitskreis einen neuen Arbeitsauftrag mit dem Titel:

 

„Wirkungsvolle Verhinderung von Kriminalität unter Beteiligung von Jugendlichen im öffentlichen Verkehrsraum“

 

Die Federführung bei der Umsetzung dieses Auftrages wurde der Polizei Hilden zugeordnet. In der Umsetzung soll eine intensive und umfassende Kooperation mit dem Amt für Jugend, Schule und Sport stattfinden.

 

In der Sitzungsvorlage 51/35 berichtete das Fachamt im Juni 2005 über die  verschiedenen Planungen und Aktivitäten , die dann in Folge umgesetzt worden sind und mittlerweile Ergebnisse zeigen.

 

Das zweite Halbjahr 2005 und das erste Halbjahr 2006 standen in diesem Zusammenhang im Zeichen der Umsetzung von Projekten und Angeboten im Stadtteil. Drei wichtige Bausteine möchten wir Ihnen heute vorstellen.

 

 

Das Projektbüro

 

Seit September 2005 steht den Bürgerinnen und Bürgern im Stadtteil das Projektbüro zur Verfügung. Zunächst jeden Montag zwischen 16.00 und 17.00 Uhr können die Nachbarn im Area 51, Furtwänglerstr. 2b ihre Wünsche, Ideen aber auch Sorgen im Stadtteil mit unterschiedlichen Expertinnen und Experten besprechen.

 

Zu den 14 Sprechzeiten im zweiten Halbjahr 2006 fanden bisher 20 Bürgerinnen und Bürger den Weg in das Bürgerbüro. Sie konnten dort mit Fachkräften der Polizei und der Jugendhilfe in Kontakt treten. Die Fragestellungen waren breit gestreut und reichten vom allgemeinen Interesse an den Themen des Projektbüros bis hin zu konkreten Anliegen vor Ort. Es gab 2 Hauswurfaktionen, in denen die Termine und Ziele des Projektbüros dargestellt wurden. Dabei wurden im Umfeld Postkarten an die Haushalte verteilt, auf denen die Bürgerinnen und Bürgern auch die Möglichkeit hatten, Anregungen und Wünsche für den Stadtteil mitzuteilen. (siehe Anlage).  Seit Beginn des Jahres verdeutlichte sich aber, dass ein wöchentlicher Turnus für das Projektbüro nicht kontinuierlich abgefragt wurde. Nach dem ersten „Boom“ schienen alle akuten Probleme erst einmal abgearbeitet zu sein. Das Fachamt entschied sich daher für einen neuen Tur-

 

nus. Ab 1. Februar ist da Projektbüro an jedem ersten Montag im Monat von 16.00 bis 17.00 Uhr oder nach vorheriger Anfrage besetzt. Selbstverständlich können sich die Bürgerinnen und Bürger im Stadtteil mit ihren Sorgen und Wünschen  jederzeit an die Mitarbeiter des Area 51 wenden und so bei Bedarf eine Sprechstunde des Bürgerbüros initiieren.

 

Insgesamt hat sich das Bürgerbüro als gute Kommunikationsbasis der im Stadtteil tätigen interdisziplinären Fachkräfte bewährt. Besonders wichtig war dabei der Kontakt zu den Nachbarn im Stadtteil, die sich von den Aufgaben und Möglichkeiten des Netzwerkes überzeugen konnten, gleichzeitig aber auch ihre Sorgen und Anregungen mit den Experten besprechen konnten.

 

Neben der Verbesserung der Kommunikationsstruktur war auch die Verbesserung des nachschulischen Freizeitangebotes im Stadtteil erklärter Wunsch der Jugendlichen und damit Ziel des Projektes. Dabei lag es natürlich nahe, das Area 51 zum Zentrum dieser Angebotsstruktur auszuwählen. Dies vollzog sich in enger Kooperation zwischen der Theodor Heuss - Schule, der Landesarbeitsgemeinschaft Musik und dem Amt für Jugend, Schule und Sport. Dabei erwies es sich als glücklicher Umstand, dass zur Umsetzung des Projektes auf Mittel des Landesjugendförderplanes in Höhe von rund 10.000Euro zurückgegriffen werden konnte.

 

Wichtigstes Element des Projektes war ein Angebot im Area 51, dass sich unmittelbar an das Schulende anfügte. Damit sollte eine Lücke im Freizeitangebot der Schülerinnen und Schüler geschlossen werden. Gerade im Anschluss an die Schule wissen viele Schüler oft nichts mit sich anzufangen. Ein regelmäßiges Essensangebot ist in den meisten Familien aus unterschiedlichen Gründen eine Seltenheit. Der nachschulische Bereich beginnt (und endet) dann für viele Schüler vor dem Fernseher oder dem PC. Dem wollte das Projekt mit qualifizierten und anregenden Angeboten entgegensteuern.

 

 

Das „Chill out“  Angebot von Area 51 und Theodor Heuss - Schule

 

Der Grundrahmen dieses Angebotes besteht aus zwei verschiedenen Bereichen

  • Sozialpädagogischer Bereich
  • Projektbereich mit gesonderten Fachkräften

 

Der sozialpädagogische Bereich besteht aus vier Mitarbeitern, die zum Teil bereits im Area 51 tätig waren und somit Räumlichkeiten und Zielgruppe kannte.

 

Der Projektbereich besteht aus vier Fachkräften aus dem Bereich Musik, Tanz, und Bewegung

 

Capoeira                                            16 Einheiten zu je 2,5 Zeitstunden

Rap/ Lyric                                          14 Einheiten zu je 2,5 Zeitstunden

Tanzen                                                           14 Einheiten zu je 2,5 Zeitstunden

Rap+ Aufnahmetechnik                      5 Einheiten zu je 2,5 Stunden

 

 

Das Projekt begann am 20.09.2005 im Jugendzentrum Area51 dreimal wöchentlich und zwar dienstags, mittwochs und donnerstags.

 

 

 

 

 

 

 

 

Es umfasst die folgenden  Bereiche:

 

 

Dienstag:                    Allgemeinsport mit Michael Willms,

Rap/ Lyric mit Kutlu Yurtseven,

                                   Rap + Aufnahmetechnik mit Kutlu und Sini

 

Mittwoch:                    Capoeiratanz mit Michael Willms

 

Donnerstag:                Hip Hop  mit Eva Tuschhoff

 

 

jeweils 13-14 Uhr        Silenzium (Entspannung, Erholung, und Möglichkeit der Hausaufgabenerledigung) mit Kochangebot (2* in der Woche)

 

jeweils 14-17 Uhr       Durchführung der Projekte

 

 

Mit dieser Angebotsstruktur sind aber auch eine Reihe von Zielen verbunden, die es umzusetzen galt.   Zielsetzung war es dabei, die Schule nicht nur als Lernort dazustellen sondern auch neue Formen des Lernens zu entwickeln, z.B. Gedichte in Rapform oder Capoeira als neue Form des Sportunterrichtes durchzuführen. Ein wichtiger Ansatz hierfür war der integrative Ansatz, da grundsätzlich kein Jugendlicher von den Projekten ausgeschlossen wird. Ein anderes Ziel ist natürlich auch der präventive Ansatz, mit dem  versucht wird, die Jugendlichen nicht nur zu beschäftigen, sondern auch eine Vermittlung von Werten und Normen zu erzielen.  Das bedeutet z.B. im Kochangebot, dass darauf geachtet wird, dass alle zusammen anfangen zu essen und auch zusammen aufhören. Ein wichtiger anderer Bestandteil ist die Toleranz gegenüber den Jugendlichen, d.h. keiner wird langfristig aus den Projekten ausgeschlossen, sondern es wird probiert, mit den Jugendlichen anderweitig das Fehlverhalten zu thematisieren und eine Lösung zu finden.

 

Darüber hinaus ist der folgende Zielkatalog Bestandteil der Projektkonzeption:

 

  • Integration  von Jugendlichen ab Klasse 7 ins Area51
  • Gelegenheit der Teilnahme am Mittagstisch
  • Möglichkeit der Konfliktlösung durch Gespräche mit Sozialpädagogen
  • Knüpfen von Kontakten untereinander und zu den Mitarbeitern
  • Förderung und Entdecken von eigenen Interessen und Talenten
  • Erledigung von Hausaufgaben in einem angemessenen, ruhigen Rahmen
  • donnerstags Mädchentag (themenspezifische Angebote)
  • Kooperation mit Schule erweitern
  • Vernetzung stärken und erweitern

 

 

Insgesamt erwies sich diese Programmstruktur als sehr erfolgreich. Vom Start weg gelang es, 30 bis 50 Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren in die Angebote einzubinden. Dabei wurde bewusst auf vertragliche Verpflichtungen verzichtet, um eine hohe Flexibilität bei der Teilnahme zu erzielen. Allerdings wurde in den Kursangeboten auf eine regelmäßige Teilnahme der Jugendlichen Wert gelegt und dies mittels Teilnehmerlisten auch dokumentiert. Dies sollte einer Beliebigkeit des Angebotes entgegenwirken. Schüler, die die verschiedenen Angebote regelmäßig besucht haben, können sich dies auf dem Schulzeugnis testieren lassen.

 

 

 

 

Kochangebote

 

Die Erkenntnis, dass Jugendlichen heute vielfach die Erfahrung einer regelmäßigen, gemeinsam eingenommenen Mahlzeit fehlt,  führte zu einer besonderen Gewichtung eines solchen Angebotes. Dabei sind sowohl die soziale Komponente einer solchen Mahlzeit als auch die physiologische Komponente vor großer Bedeutung.

 

Ein Angebot wurde, wie oben schon angedeutet, in das Projekt im Area 51 integriert. Hier haben ca. 12 – 15 Jugendliche, nach kurzfristiger vorheriger Anmeldung, die Möglichkeit, ein frisch zubereitetes Essen einzunehmen. Dabei besteht für die Jugendlichen die Auswahl beim Kochen und Nachbereiten mitzuarbeiten und dann das Essen kostenfrei zu verzehren oder andernfalls für einen Betrag zwischen 1 und 2 Euro zu kaufen. In der Regel bereiten aber nahezu alle Jugendlichen, unter Anleitung der Fachkräfte, das Essen gemeinsam zu.

 

Die sozialen Erfahrungen und alltagstauglichen Lernprozesse  bei diesem Angebot sind enorm.

 

Über dieses Angebot im Area 51 hinaus existieren auch noch 2 Kochgruppen die von Müttern (ehemaliger) THS - Schüler betreut werden. Diese Gruppen sind fest installiert und die Jugendlichen mussten sich über die Schule bei dieser Gruppe anmelden und zur Teilnahme verpflichten. Auch hier wird gemeinsam geplant, vorbereitet, gekocht und gegessen. Zum Teil ist es den Gruppen gelungen Sponsoren zu akquirieren, die den Kochkurs mit Lebensmittelspenden unterstützen.

 

Dank des hohen Engagements der Mütter wurde mittlerweile sogar ein Kochbuch mit den Menus der Kurse erstellt.

 

 

Auswertung

 

Der Erfolg des angebotenen Maßnahmebündels lässt sich zum einen an der guten Akzeptanz der Angebote durch die Jugendlichen, aber auch der Nachbarschaft ableiten. Die Projekte sind mittlerweile zu einem  Teil der  festen Angebotsstruktur des Area 51 geworden. Viele erhoffte Effekte des Überganges der Zielgruppe in das Stammpublikum der Jugendeinrichtung haben sich realisieren lassen.  Die Kommunikation im Stadtteil zwischen Fachkräften, Jugendlichen und Nachbarschaft hat sich spürbar verbessert.

 

Diese unbestreitbar vorhandenen, aber weichen Indikatoren verbinden sich in dieser Projektstruktur jedoch auch mit harten Indikatoren. Demnach ist die Jugendkriminalitätsquote im fraglichen Stadtteil im vergangenen Jahr deutlich gesunken und hat sich dem Hildener Durchschnitt angenähert.

 

Dies ist zweifellos nicht ausschließlich Ergebnis dieses Projektes, sondern Ergebnis des konzertierten Handelns verschiedener Institutionen und Einrichtungen (vgl. SV 51/122 Jugendgerichtshilfe). Dennoch trug auch dieses Projekt zu diesem Erfolg bei und hat durch seine präventive Ausrichtung auch perspektivisch noch Wirkung.

 

Dafür ist es aber notwendig, dieses Projekt auch nach Ablauf der Förderung des Landesjugendplanes auf eine gesicherte Basis zu stellen. Zum einen ist dies bereits dadurch realisiert, dass die Projektstrukturen in das Programm des Jugendtreffs Area 51 integriert worden sind. Durch Personalwechsel  ist es gelungen einen hauptamtlichen Mitarbeiter zur Umsetzung des Projektes einzubinden. Diese Personalie erhält auch dadurch Gewicht, als dieser Mitarbeiter mit dem anderen Teil seiner Stelle in der Jugendgerichthilfe tätig ist und somit eng gerade auch mit problematischem Klientel vertraut ist.

 

 

 

 

Bleibt noch die finanzielle Sicherstellung:

 

 

Wie bereits ausgeführt wurde bislang eine Finanzierung über die Landesmittel in Höhe von 10.000 Euro eingespeist. Dazu wurden ca. weitere 10.000 Euro aus dem Zuschussbudget der Jugendförderung/Jugendschutz verausgabt.

 

Die Fortführung der bisherigen Landesförderung ist auf Grund der veränderten Förderrichtlinien und Fördersummen aus heutiger Sicht eher unwahrscheinlich.

 

Das Fachamt hat sich daher dazu entschlossen, für das kommende Schuljahr drei 13+ Projekte für das Kooperationsprojekt zwischen THS und Area 51 zu beantragen. Jedes dieser 3 Projekte würde eine Fördersumme von maximal 7500 Euro erhalten. Bei einer Bewilligung dieser 13+ Projekte wäre die Finanzierung für ein weiteres Jahr sichergestellt. Ziel ist es den bisherigen Projektansatz, in entwickelter und konzeptionisierter Form, weiterzuführen. Auch die bereits an der Schule existierenden 13+ Projekte sollen für die unteren Jahrgänge der Schule  und die an einer vertraglich fixierten Betreuungsform interessierten Eltern fortgesetzt werden.  Entsprechende Gespräche mit der Schulleitung haben stattgefunden

 

Allerdings kann zum momentanen Zeitpunkt noch nichts über die Wahrscheinlichkeit eines Zuschlages dieser Förderung gesagt werden. Bei negativem oder teilnegativem Bescheid müsste das Fachamt kleinere Lösungen im Rahmen des Zuschussbudgets Jugendförderung erarbeiten.

 

 

 

Günter Scheib

 

 

 


Finanzielle Auswirkungen

Ja

Haushaltstelle:

                                              

Bezeichnung:

 

Kosten                                   

Gesamtkosten: 20.000 € im Jahr 2005/2006

Mit Fördermitteln der LAG Medien waren 10.000 € gefördert und weitere  10.000 € sind im Zuschussbudget Jugendförderung 2006 enthalten.

 

 

Finanzierung:   2006/2007

                          3 Gruppen 13Plus mit Fördermitteln von je 7.500 € sind beantragt und würden bei Bewilligung des Landes 22.500 € Zuschuss bedeuten.

                          Bei Ablehnung der Fördermittel des Landes ist das Projekt für 2006 gesichert.

Sichtvermerk Kämmerer