Strategiepapier 2015 und Rahmenhandlungskonzept für ein lokales Bildungsnetzwerk
Beschlussvorschlag:
Der Rat der Stadt Hilden beschließt nach Vorberatungen im Jugendhilfe- und im Personalausschuss das Strategiepapier 2015 und Rahmenhandlungskonzept für ein lokales Bildungsnetzwerk „Bildungsstadt Hilden.“
Zur Umsetzung des Konzeptes ist die Einrichtung einer auf zunächst 4 Jahre befristete Vollzeitstelle im Amt für Jugend, Schule und Sport erforderlich (TVÖD 11), welche noch in den Stellenplan 2009 aufgenommen wird.
Die zuständigen Fachausschüsse werden durch einen Bildungsbericht regelmäßig informiert. In den Sitzungen im Herbst 2009 wird das Raster des Bildungsberichtes den Ausschüssen zur Beratung vorgelegt.
Erläuterungen
und Begründungen:
Mit
Beschluss des Jugendhilfeausschusses vom 03.12.08 wurde die Verwaltung beauftragt,
ein Konzept zur Entwicklung eines lokalen Bildungsnetzwerkes „Bildungsstadt Hilden“
zu erarbeiten. Diesem Auftrag kommt die Verwaltung mit dem anliegenden Konzept
nach.
„Ein
Kind zu erziehen bedarf es eines Dorfes.“ Dieses mittlerweile häufig zitierte
afrikanische Sprichwort ist sinnbildliches Leitbild für das hier folgende
Konzept.
Bildung
meint in diesem Kontext nicht
ausschließlich die Vermittlung von Wissen und Kenntnissen, sondern darüber
hinaus die Bildung einer selbstständigen, problemlösungsfähigen und
lebenstüchtigen Persönlichkeit. Der englische Sprachgebrauch „education“
vereinigt die Begrifflichkeiten von Bildung und Erziehung in einem Wort und
weist somit der Intention dieses Konzeptes den Weg. Oder um es mit Humboldt zu
sagen, Bildung ist „die Anregung aller Kräfte des Menschen, damit diese sich
über die Aneignung der Welt entfalten und zu einer sich selbst bestimmenden
Individualität und Persönlichkeit führen“.
Die
Notwendigkeiten eines umfassenden Bildungskonzeptes sind evident. Bildung ist
bereits gegenwärtig eine zentrale, gesellschaftliche Ressource. Sie wird
zukünftig den Grad an sozialer Sicherheit und Wohlstand einer Gesellschaft
maßgeblich mitbestimmen, Stichwort Aufstieg durch Bildung. Dabei werden die
Rahmenbedingungen auf Bundes- oder Landesebene definiert. Der entscheidende
Transfer aber vollzieht sich auf der kommunalen Ebene. Hier findet Bildung
statt; hier sind die relevanten Akteure, sind Eltern, Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und
Erzieher, Sozialpädagogen, Fachkräfte von Bibliotheken und der VHS, aber auch
viele ehrenamtliche Kräfte des Bildungsprozesses in einem permanenten,
täglichen Einsatz. Die Aktivitäten sind so vielfältig wie die dahinter
liegenden Intentionen. Aufgrund der Vielzahl der Akteure und der unterschiedlichen
Strukturen, verlaufen Aktivitäten und Prozesse leider häufig ungerichtet und
unkoordiniert. Dies kann die Wirkungen der einzelnen Systeme verringern, im
ungünstigsten Fall sogar konterkarieren. Hier bedarf es eines abgestimmten,
kommunalen Handlungskonzeptes. Dieser Aufgaben, die derzeit sowohl auf Landes-
und auch Bundesebene vielfach diskutiert wird, will sich die Stadt Hilden
annehmen. Der Stellenwert und die Notwendigkeit werden allerorts formuliert.
Hilden will diese Fäden aktiv aufnehmen und ein tragfähiges und Mehrwert
erzielendes Netzwerk „spinnen“.
Vordringliches
Ziel des vernetzten und gesteuerten Handelns ist dabei die Herstellung von
Chancengerechtigkeit für alle Kinder dieser Stadt. Angesprochen wird dabei
die Verantwortungsgemeinschaft der
Hildener Bürgerinnen und Bürger. Bildung und Bildungsvermittlung sind nicht die
Aufgabenstellung einzelner Akteure oder Institutionen, sie betreffen die
mittel- und langfristigen Perspektiven der Kommune in ihrem sensibelsten
Bereich, in Fragen der sozialen, wirtschaftlichen und auch politischen
Sicherheit.
Ziel
des hier vorgestellten Strategiepapiers ist, bei der enormen Komplexität der
Thematik, nicht ein kurzfristiges
Handlungspaket zur Umsetzung bestimmter Maßnahmen, sondern der Auftakt eines
Weges, den die unterschiedlichen Akteure der Stadt Hilden gemeinsam und
koordiniert beschreiten müssen. Darauf zielt auch die Jahreszahl 2015 ab, die
in diesem Kontext eine Marke für messbare Erfolge setzen soll. Hier und heute
müssen die Strukturen, Rahmenbedingungen und Meilensteine für diesen Prozess beschrieben
werden. Dabei ist es nicht Intention das „Rad neu zu erfinden“. Die Stadt Hilden
hat in der Vergangenheit bereits eine Vielzahl vorbildlicher und
zukunftsweisender Initiativen im Bildungsbereich getätigt.
Dieser
Grundstock soll nicht nur erhalten werden und in den Bildungsprozess
einfließen, sondern da, wo erfolgreich und notwendig, auch weiterentwickelt
werden.
Dass
der Impulsgeber und Motor dieses Prozesses dabei zunächst im Amt für Jugend,
Schule und Sport angesiedelt ist, ergibt sich allein aus dem Titel dieser Institution. Dies
bedeutet aber keineswegs eine Einschränkung der Blickwinkel auf diese 3
Bereiche. Alle themenrelevanten Bereiche der Stadt, explizit genannt seien
Soziales, Integration, Kultur, VHS, Stadtbücherei und Wirtschaftsförderung,
aber auch des Kreises, genannt seien Polizei und Gesundheit, sind eingeladen am
Lokalen Bildungsnetzwerk Hilden
teilzunehmen, zu partizipieren und zu profitieren.
Ziele
eines kommunalen Gesamtkonzeptes für Bildung, Erziehung und Betreuung:
Zwei Kernziele begründen die grundsätzliche
Motivation zur Umsetzung eines kommunalen Bildungskonzeptes:
- Die Herstellung und Erhaltung von Chancengerechtigkeit für alle
Hildener Bürger.
- Die Zukunftsfähigkeit
der Stadt Hilden auch in Zeiten eines demografischen Wandels aktiv zu
gestalten.
Dabei fußen diese Ziele auf der Maxime:
Kein Kind, kein
Jugendlicher, keine Familie darf verloren gehen!
Die
Kernziele müssen in unterschiedlichen Handlungsfeldern verfolgt und
konkretisiert werden. Nachfolgend werden die Leitziele der einzelnen
Handlungsfelder benannt, welche in einem nächsten Schritt, auch unter
.Beteiligung weiterer Akteure, operationalisiert werden müssen.
Handlungsfeld Familie
- Förderung im
Elternhaus und institutionelle Bildung müssen korrespondieren. Vor
diesem Hintergrund ist eine systematische
Partizipation und (strukturelle) Einbindung der Betroffenen und Beteiligten
sinnvoll, da sie zur langfristigen Verankerung eines kommunalen
Bildungsnetzwerkes beiträgt. Familien werden so als zentrale Bildungspartner
ernst genommen und aktiv in relevante Prozesse einbezogen. Dies beinhaltet auch
eine gezielte konzeptionelle Weiterentwicklung der Elternarbeit und Familienbildung.
Ehrenamtliches Engagement
im Bildungssektor wird gezielt gefördert und koordiniert.
Handlungsfeld
Elementarbereich
- Die frühe Phase des
Lebens (0 – 6 Jahre) bedarf eines besonderen Schutzes (Kindeswohl), bietet
aber zugleich besondere Chancen im Bereich der Lern- und Sprachförderung.
Kindern soll in dieser Phase die Freude am Wissen, Entdecken und Lernen
bestmöglich vermittelt werden, so dass eine positive Grundeinstellung
künftige Lernprozesse begünstigt.
Kindertageseinrichtungen und Familienzentren werden
noch stärker als bereits bisher, Orte des Schutzes und der frühkindlichen
Förderung.
Die Institutionen und ihre Fachkräfte werden
(weiter) geschult und unterstützt, diesen Aufträgen gerecht zu werden. Die
Qualitätsstandards dieser Leistungen werden beschrieben, die Ergebnisse evaluiert.
Handlungsfeld Schule
- Unabhängig von
Schulform und Schulhoheit sollen Hildener Schülerinnen und Schüler einen
Schulabschluss erhalten, der ihnen die Perspektive auf eine Teilhabe am
gesellschaftlichen Leben ermöglicht. Dies gilt für den Erwerb von theoretischen,
praktischen und sozialen Bildungskompetenzen. (Exemplarisch sei hier z.B.
eine „Lehrstellengarantie“ genannt wie in einigen Kommunen in NRW praktiziert.)
- Schulen sind
wesentlicher Bestandteil lernender Regionen. Sie öffnen sich für die
Angebote anderer Professionen und Bildungsanbieter und nutzen deren Ressourcen
und know-how zum Erreichen ihrer Ziele.
Handlungsfeld Jugendhilfe
- Eltern sollen durch
Bildungsangebote befähigt werden ihren Erziehungsauftrag verantwortlich
anzunehmen und auszuüben. Durch die Vernetzung der Bildungs- und
Betreuungsangebote können Synergieeffekte genutzt werden. Die Jugendhilfe soll über die perspektivische Erhöhung
der Erziehungskompetenz entlastet werden
Handlungsfeld Übergänge
- Die Übergänge zwischen
Familie und Kita, Kita und Grundschule, Grundschule und weiterführender
Schule, weiterführender Schule und Ausbildung sind kritische Phasen der
Bildungssozialisation. Bildungsübergänge werden optimiert, die Ergebnisse
evaluiert. Ziel ist es Bildungsbrüche sind zu vermeiden, so dass durchgängige
Bildungsbiographien entstehen.
Handlungsfeld städtische
Strukturen
- Der Sozialraum wird in
seiner besonderen Bedeutung für erfolgreiche Bildungsprozesse gestärkt.
- Aufbauend auf bereits
vorhandene Kooperationsstrukturen wird ein Gesamtsystem von Bildung, Erziehung
und Betreuung entwickelt und als tragende Struktur verankert.
- Außerschulische
Jugend- Bildungs- und Kultureinrichtungen richten Ressourcen und Handeln
konzentriert auf das Ziel „Bildung“ hin aus.
- Kultureinrichtungen,
Büchereien, VHS, Sportbüro und andere stadtnahe Bildungsträger sollen sich
zu Kooperationen an die Strukturen des Bildungsnetzwerkes andocken. Gleichzeitig wird ein Bildungsmonitoring
aufgebaut.
- Die städtische
Koordination der Bildungsthematik hat dabei auch Servicefunktion für die
beteiligten Partner, im Sinne einer Komplexitätsreduktion. Bildung ist ein
so umfängliches Thema, dass die einzelnen Institutionen kaum noch in der
Lage sind die Fülle der Informationen auszuwerten. Diese Funktion könnte
verstärkt durch die koordinierende Stelle wahrgenommen werden, in dem
Informationen gesichtet, selektiert und zielführend aufbereitet
würden.
Die
Ziele im Überblick:
Operationalisierungen
Die
hier aufgeführten Leitziele sind im Laufe des Prozesses des Lokalen Bildungsnetzwerkes
gemeinsam mit den Akteuren zu konkretisieren und zu operationalisieren. Dies
soll, nach Möglichkeit, in Strukturen geschehen, die zu einem nicht
unerheblichen Teil bereits existieren (Stadteilkonferenzen, AG 78 Jugendarbeit,
AG Kindeswohl u.a). Von großer Bedeutung ist dabei die Ausrichtung und
Rückkopplung der operationalisierten Ziele auf das Gesamtkonzept. Dies muss in
einer Hand liegen und prozessorientiert gesteuert werden.
Angestrebte
Verbesserungen
werden sich zum Beispiel darin zeigen,
- dass Kinder und Jugendliche ihre Lernlaufbahnen ohne Brüche
durchlaufen können.
- dass durch eine bessere Abstimmung und
Kooperation zwischen Schulen, Betrieben, Sozial- und Jugendbehörden die Ausbildungsfähigkeit der Jugendlichen erhöht
wird.
- dass alle Familien, zum Beispiel auch Familien mit
Migrationshintergrund befähigt werden, ihre Kinder in ihrer Lernlaufbahn
angemessen zu unterstützen. Denkbar sind hier u.a. Elternseminare die Eltern
gezielt vermitteln, wie sie ihre Kinder unterstützen können.
- dass Kinder und Jugendliche eine
Förderung ihrer Talente erfahren, gleich ob hochbegabt oder unterstützungsbedürftig.
- dass die Menschen der Region sich gegenseitig über die eigene Institution
hinaus mit konkreten Aktionen unterstützen wie zum Beispiel bei
Medienprojekten, Assessment-Verfahren für Jugendliche und bei kulturellen
Projekten.
- dass „Gute Bildung und Erziehung“ unter den regionalen Akteuren
zum Tagesthema wird und so
kontinuierlich Bedarfe erkannt und zur Weiterentwicklung genutzt werden.
Bildungspartnerschaften
Eine zentrale Form des
operationalisierten Vorgehens wird die Bildung und Initiierung von Bildungspartnerschaften
darstellen. Bildungspartnerschaften sind
Kooperationen zwischen Bildungsträgern,
die der Umsetzung und Realisierung von definierten Bildungszielen
dienen. Sie können befristet oder dauerhaft eingerichtet werden. Die Steuerung obliegt den Kooperationspartnern.
Ergebnisse werden berichtet und evaluiert. Eine Anbindung an das lokale Bildungsnetzwerk
wird sichergestellt.
Exemplarisch ist hier die
erfolgreiche Bildungspartnerschaft im Hildener Norden anzuführen, welche ein gelungenes
Beispiel der Kooperation zwischen Jugendförderung und Schule (Theodor Heuss
Schule) im Rahmen des Ganztageskonzeptes darstellt (vgl. SV JHA 51/356).
Ein System von Bildungspartnerschaften unterschiedlicher Größe und
Intensität soll einen Pfeiler des Gerüstes des Lokalen Bildungsnetzwerkes
Hilden sein.
Rahmenbedingungen
Zur
Erreichung der gesteckten Ziele bedarf es verlässlicher Rahmenbedingungen, die
es zu entwickeln gilt.
- Entwicklung eines ganzheitlichen Bildungsverständnisses
durch die Verknüpfung verschiedener Aspekte von Lernen (soziales,
schulisches, außerschulisches und emotionales Lernen auch über Altersgrenzen
hinweg)
- Partei- und
institutionsübergreifender Konsens zur Konstitution einer Agenda „lokales
Bildungsnetzwerk“, welches vom Promotor Amt für Jugend, Schule und Sport
„angetrieben“ wird.
- Aushandlungs- und Partizipationskultur: Maximierung partizipatorischer
Elemente in der lokalen Fachplanung sowie in der Angebotsgestaltung;
Beteiligungskultur sowohl in Bezug auf zivilgesellschaftliche
Bildungsanbieter als auch für die Familien und Kinder/Jugendlichen selbst;
Aushandlungskultur auch zwischen (regionalisierter) staatlicher
Schulaufsicht und kommunalen Gremien
- Integrierte lokale Sozial- und Bildungsberichterstattung: Erfassung zentraler
Grunddaten der soziokulturellen und demographischen Lebenslagen der Menschen
in den einzelnen Stadtteilen und ihre Bildungsbiographien als Grundlage
für gemeinsame bildungspolitische Fördermaßnahmen
- Entwicklung eines
fachlich adäquaten
Indikatorensystems (z.B. zur Entwicklung der Beteiligung bildungsferner
Familien am Ganztag, zum Schulabsentismus, zur Schullaufbahnsicherung
etc.)
Umsetzungsschritte
auf struktureller Ebene
Einen
wichtigen Beitrag zur Realisierung der genannten Leitziele ist eine integrierte lokale Fachplanung, bei der ein Zusammenhang
von Schulentwicklungs-, Jugendhilfe, Sozial- und Raumplanung etc. hergestellt
wird. Dabei werden die in Autonomie des Schulsystems laufenden Planungsprozesse
(z.B. Schulprogrammentwicklung, inhaltliche Schwerpunktsetzungen, Projekte,
etc.) berücksichtigt.
Eine
langfristige Umsetzung des vorgelegten Gesamtkonzeptes erfordert den Aufbau
einer auf mehrere Jahre angelegten Projekt- und Prozessstruktur mit einer
lokalen Koordinierungsstelle, Qualitätszirkeln, Steuergruppen und regelmäßigen
gemeinsamen Konferenzen. Die Ergebnisse aus den Konferenzen sollen in verbindliche
Formen der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren münden, indem
entsprechende Kooperationsvereinbarungen abgeschlossen werden.
Die
Zertifizierung von Bildungsangeboten öffentlicher und freier Träger im Ganztag,
Gestaltung schul- und schulformübergreifender Angebote mit den Zielen der
Angebotsdiversifizierung, sozialen Durchmischung und Heterogenisierung von
Lerngruppen könnten weitere konkrete Handlungsschritte sein.
Auch die Gestaltung anregender Lern- und
Lebensumgebungen als Gelegenheitsstrukturen informellen Lernens kann wichtige
Impulse liefern: Beteiligungsorientierte (Um-) Gestaltung von Schulgelände, Quartier und
kommunalem Raum als Ganzem; Akzeptanz selbstbestimmter - und möglicherweise:
"zweckwidriger" - kreativer Aneignungsformen durch Kinder und
Jugendliche; Einbezug kommunaler Einrichtungen mit Bildungsangeboten (Museen,
Bibliothek...) etc.
Ein weiterer Aspekt ist die inter-institutionell
koordinierte Fortbildung von Leitungs- und Fachkräften: flächendeckende ‚Tandem‘-Fortbildungen von Lehr-,
Fach- und Leitungskräften, die auch in der Praxis zusammenarbeiten; fachlicher
Austausch und gelingende Kooperationsformen durch lokale Fachtage etc. können
zur Entwicklung einer gemeinsamen Verantwortungskultur für den Erziehungs- und
Bildungserfolg der Kinder- und Jugendlichen beitragen.
Prozessverlauf
Der
Gesamtverlauf ist als kontinuierlicher, iterativer Verbesserungsprozess
angelegt. Zur besseren Darstellung eignet sich der Rückgriff auf den
sogenannten PDCA-Zyklus (Plan-Do-Check-Act, zu deutsch: Planen, Tun,
Kontrollieren, Machen).
Anhand
dieses Regelkreises werden nachfolgend die Prozessschritte verdeutlicht:
Instrumentarien
- Durchführung einer
Klausurtagung unter Einbeziehung aller relevanten Akteure des Bildungsbereiches
(Kick-off)
- Gründung einer
inter-institutionell besetzten Steuergruppe auf Dezernats- und Amtsleitungsebene
zur Entwicklung des lokalen Bildungsnetzwerkes (Kleine Steuerung)
- Regelmäßige
Bildungskonferenzen unter Beteiligung der Fachausschüsse - (Grosse Steuerung - einmal jährlich)
- Jährliche Erstellung
eines Bildungsberichtes für den JHA und den ASSS
- Hauptamtliche
Netzwerkpflege
- Ausrichtung lokaler
Fachtage zu bildungsbezogenen Fragestellungen: Thematische Ausrichtung
sollte gestaltungs-, nicht defizitorientiert sein (lokal prioritäre
Leitziele und Qualitätskriterien fokussieren); breiter Einbezug von Fach-
und Lehrkräften sowie der Planungs- und Amtsleitungsebenen in die
Fachtagsgestaltung
- Schaffung von
Trägerverbünden bei den zivilgesellschaftlichen Bildungsanbietern: Nutzung
bzw. Einrichtung verbindlicher Gremienstrukturen (Bildungspartnerschaften)
- Einrichtung eines
Bildungsbüros zur Koordination und Steuerung des Aufbaus eines kommunalen
Bildungsnetzwerkes
Das
Herzstück der Umsetzung des Konzeptes wird eine bildungsnetzwerkorientierte
Kommunikationsstruktur sein.
Ressourcen
Die
Umsetzung eines solchen anspruchsvollen und langfristigen angelegten
Netzwerkes bedarf der Ausstattung mit
Ressourcen. Ressourcen sind bereits aktuell in die Projektstrukturen eingeflossen.
Sie stammen aus dem Bereich der Jugendförderung (26 WStd. Ganztagskonzept
THS) oder aus zusätzlichen Landesmitteln
(KommIn). Hier wurden Ressourcen, geleitet aus
praktischen Handlungsnotwendigkeiten, bereits in konkrete Bildungspartnerschaften überführt.
Zur
zielgerichteten Fortentwicklung dieses Prozesses wird es zwingend notwendig, sowohl für die bereits in Bewegung gesetzten
Ansätze, als auch für die konzeptionelle Koordination eine Instanz zu schaffen.
Dies kann auf Grund der bereits vielfach verdichteten Arbeitsaufträge der
Jugendhilfeplanung nicht allein von dieser Stelle bewältigt werden.
Daher
bedarf es zur Umsetzung des Rahmenkonzeptes der zusätzlichen Ausstattung mit
einer pädagogischen Vollzeitstelle. Diese soll zunächst befristet für die Dauer
von vier Jahren eingerichtet und im Rahmen der Projektevaluation im Hinblick
auf Wirksamkeit und Notwendigkeit überprüft werden.
Die
Konstruktion eines integrierten Bildungs- und Planungsbüros wird dabei
bestehende und neu zu schaffende Personalressourcen zusammenführen.
Bildungsplanung und Jugendhilfeplanung
und werden an einer Stelle gebündelt:
Neu |
Bestehend |
Bildungskoordinator/-koordinatorin
39 Wstd. |
Jugendhilfeplaner/-planerin
39 Wstd |
Angebunden
würde das Bildungs- und Planungsbüro an die Amtsleitung des Amtes für Jugend,
Schule und Sport. Wobei das Büro horizontal, d.h. querliegend zu den anderen
Abteilungen konstruiert würde, da es sich um ein originäres Querschnittsthema
handelt.
Mit
dieser Konstruktion ist eine enge konzeptionelle Verzahnung von Jugendhilfe-
und Bildungsplanung sichergestellt. Die Anbindung an die Leitung III/51 stellt
einen direkten Zugang in die Leitungs- und Führungsebenen dar.
Zusätzlich
zur personellen Ausstattung wird ein Sachmitteletat in Höhe von 7500 Euro notwendig.
Meilensteine
Ein
auf solch lange zeitliche Distanz ausgelegtes Projekt benötigt Meilensteine zur
Überprüfung von Zwischenzielen und Ergebnissen.
Originäre
Meilensteine in diesem Zusammenhang sind die Jahresberichte. Ein weiterer Meilenstein
wird der angestrebte Familienbericht sein. Hieraus soll insbesondere die
Perspektive des Hildener Bürgers extrahiert werden und in den Prozess
einfließen. So wird sichergestellt, dass Planungen nicht an den Interessen, Bedürfnissen,
aber auch Problemlagen der Hildener Bürger vorbeilaufen.
Die
konkreten Meilensteine werden ein ausgehandeltes Ergebnis eines Auftaktworkshops einer
Kick-off Veranstaltung sein.
Fazit: Hilden wird
Bildungsstadt!
Denn Hilden braucht:
4
Die aktive Gestaltung und Einflussnahme auf Bildungsprozesse in der
Kommune, jenseits von Pisa und Co.
4
Den Ausbau und die Schaffung von qualitativ hochwertigen und gut auf
einander abgestimmten Unterstützungssystemen
4
Die Schaffung von Institutionsübergreifenden Bildungsstandards und
Bildungszielen
Denn nur so erreichen wir:
Chancengerechtigkeit
für alle Hildener Kinder und Jugendliche. Jedes Kind, jeder Jugendliche soll
seinen Schlüssel zum Erfolg, zur vollwertigen und gelingenden Partizipation an
der Gesellschaft erhalten.
Das
hier vorliegende Strategiepapier stellt dabei einen Einstieg in eine neue Phase
lokalen Handelns in der Bildungspolitik
dar. Bildungsfragen werden zukünftig nicht mehr über eine Kommune
„hereinbrechen“, sie sollen für die kommunalen Akteure planbar und vor allem
gestaltbar werden. Dies geht weit über die bisher schon gegeben räumliche und organisatorische Zuständigkeit der Stadt
hinaus und berührt an dieser Stelle natürlich auch Systemfragen, die aus
heutiger Sicht als nur schwer überwindbar erscheinen.
An
dieser Stelle ist zu konstatieren, dass die Hildener Akteure ihrer Zeit weit
voraus sind und die konkrete Kommunikation und erfolgreiche Kooperation bereits
ein fester Bestandteil des alltäglichen Handeln ist. Diese Praxisdynamik bedarf dringend eines (dieses)
konzeptionellen Überbaus. Die Prozesse müssen gebündelt, moderiert und weiterentwickelt
werden.
Aber auch das staatliche Gesamtsystem Bildung ist in
dynamischer Bewegung. Wer vermag heute zu sagen wie das Schulsystem des Jahres
2015 faktisch aussehen wird. Wenn eine
Kommune Gestaltungswillen im Bildungsbereich hat muss daher ein dynamisches,
flexibles aber dennoch effektives Management geschaffen werden. Dies bedarf der
Überwindung eines Denkens in Schablonen und des Mutes einen neuen Weg zu gehen.
Zuständigkeitsfragen
werden dann zweitrangig und es stellt sich darüber hinaus die realistische
Frage, ob die Zuständigkeiten des Jahres 2009 auch die des Jahres 2015 sein werden.
Das
vorliegende Konzept zeigt einen Weg auf,
den alle Akteure gemeinsam gehen müssen
und der auf allen Seiten eines Vertrauensvorschusses bedarf. Eines Vertrauens,
dass durch die konstruktive und erfolgreiche Zusammenarbeit der vergangenen
Jahre gewachsen ist.
In
der Anlage zu dieser SV findet sich ein Fachartikel von Dr.
Norbert Reichel vom Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes
Nordrhein-Westfalen, der die Notwendigkeit der Bildungsplanung auch aus Sicht
des zuständigen Ministeriums verdeutlicht.
Günter Scheib
Finanzielle
Auswirkungen
Produktnummer |
|
Bezeichnung |
|
Investitions-Nr.: |
|
|
|
Mittel
stehen zur Verfügung: |
Nein |
|
|
Haushaltsjahr: |
2009 |
|
|
Der Mehrbedarf
besteht für folgendes Produkt:
Kostenstelle |
Kostenträger |
Konto |
Betrag € |
|
Vorkostenstelle |
Neu |
Neu |
47.510 € |
|
Neu |
Neu |
Neu |
7.500 € |
|
|
|
|
|
|
Die Deckung
ist durch folgendes Produkt gewährleistet: |
||||
Kostenstelle |
Kostenträger |
Konto |
Betrag € |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Finanzierung: Mittel hierfür sind im Entwurf nicht
enthalten. |
||||
Vermerk Kämmerer: gesehen klausgrete |
Personelle Auswirkungen
Im Stellenplan enthalten: |
nein |
|
|
Planstelle(n): Vollzeit Bildungskoordinator/koordinatorin Dipl. Sozial-Pädagog/in oder Dipl. Pädagog/in (Befristung auf 4 Jahre) |
|||
Vermerk Personaldezernent Gesehen Danscheidt |