Beschlussvorschlag:
Der Ausschuss für
Schule und Sport nimmt den Sachstandsbericht über die Ergebnisse des CHECK! und
Re-CHECK! 2010 und den Bericht zum Sport- und Bewegungsmodell zur Kenntnis.
Erläuterungen
und Begründungen:
Das Sport- und
Bewegungsmodell richtet sich unter ganzheitlichen Gesichtspunkten und dem
Aspekt der Sport-, Bewegungs- und Gesundheitsförderung in erster Linie an die
Kinder und Jugendlichen der Stadt Hilden und nimmt sich einerseits des
Bewegungsmangels und der schlechter werdenden motorischen Leistungsfähigkeit
der Heranwachsenden und andererseits ihrer sportlichen Talente an. Außerdem
spielt die größer werdende Gewichtsproblematik bei der Planung und Umsetzung
bedarfsorientierter Maßnahmen eine entscheidende Rolle. Daneben werden im
Rahmen des Modells themenbezogene Einzel- und Familienberatungen durchgeführt,
Schulen und Kindergärten in der Umsetzung gesundheitsorientierter Programme
unterstützt und Sportvereine hinsichtlich ihrer Planung und Umsetzung von
kooperativen Angeboten mit Kita und Schule gefördert.
Der Aufbau eines entsprechend
zielgerichteten Netzwerkes ist der Stadt Hilden gelungen.
Mitglieder dieses
Netzes sind die Sachgebiete des Amtes für Jugend, Schule und Sport der Stadt
Hilden, der Stadtsportverband Hilden und die Hildener Sportvereine,
kommerzielle Sportanbieter, Kinderärzte und Allgemeinmediziner,
Oekotrophologen, Sportwissenschaftler/innen, psychologische und pädagogische
Fachkräfte, Apotheken und Krankenkassen, Sportfachgeschäfte und Stiftungen. Zudem
ist es gelungen, Partner im Kreis Mettmann, in der Stadt Düsseldorf, in den
Universitäten Düsseldorf, Wuppertal und Ulm und im Medizinischen Dienst der
Krankenkassen zu finden.
Zusätzliche
Sport(förder)angebote in den Bereichen Motopädie, Prävention, Rehabilitation, Talentförderung,
Ernährungsberatung etc. haben sich etabliert und werden gerne von Schulen, den
Kindern und ihren Familien angenommen. Die Maßnahmen finden in Kooperation mit
den o. g. Institutionen und Fachkräften statt.
Wichtiger Baustein
des Projektes ist der Motodiagnostische Komplextest - CHECK! und Re-CHECK! der
auf wissenschaftlicher Basis und nach einheitlichen Standards mit Grundschulkindern
in den zweiten und vierten Klassen durchgeführt wird. Herr Prof. Dr. Theodor
Stemper (Betriebseinheit Sportwissenschaft an der Bergischen Universität
Wuppertal) betreut die Tests in Hilden und nimmt mit wissenschaftlichen
Hilfskräften die Auswertung vor.
Seit drei Jahren
findet parallel zum CHECK! der Re-CHECK! statt. Kinder, die bereits in den
zweiten Klassen getestet wurden, werden erneut in den vierten Klassen durch den
gleichen Test geprüft. Durch die Retests werden die Wirkungen der
Folgemaßnahmen transparent und erleichtern so die ständige Verbesserung und
Anpassung. Es kann ein allgemeiner Überblick über die körperliche Fitness der
Hildener Kinder gewonnen werden und in die Planung sport-, schul- und
gesundheitspolitischer Maßnahmen einbezogen werden.
Die diesjährige Testreihe
startete am 8. März und endete am 26. März 2010. Im Anschluss an die
Testtermine wurden die erhobenen Daten der Kinder in pseudonymisierter Form an
die Bergische Universität Wuppertal zur Eingabe und elektronischen Auswertung
weitergegeben.
Neben der
Auswertung der körperlichen Leistungen kann die Auswertung der persönlichen Fragebögen
zum Sport- und Freizeitverhalten u. a. auch die Vereinszugehörigkeit und
Aktivität und sportbezogenen Wünsche der Kinder darlegen.
Die Familien und
Schulen wurden über die Testergebnisse informiert und auf Sportangebote bzw. Bewegungs-
und Sportförderangebote, die die individuellen Stärken und Schwächen der Kinder
berücksichtigen aufmerksam gemacht. Die Angebote sind zum Beispiel in den
Sportvereinen verankert oder werden an zentralen Punkten zusätzliche geplant.
Die Familien haben
zudem die Möglichkeit, jederzeit das Angebot zur individuellen Beratung, in
erster Linie in den Bereichen Sport, Bewegung, Freizeit, Talentförderung und
Ernährung, in Anspruch zu nehmen.
Ergebnisse 2.
Klassen:
Getestet wurden
474 von 513 „möglichen“ Zweitklässlern. Die Daten von 469 Kindern (91 % von 513) konnten
ausgewertet werden. Die Kinder, die nicht an der Testung teilgenommen haben,
waren entweder wegen nicht unterschriebener Einverständniserklärungen,
Krankheit oder anderer Gründe abwesend.
46 Kinder der
zweiten Klassen (9,8 %) sind sportlich talentiert, 39 Kinder (8,3 %) haben
motorische Defizite und 384 Kinder (81,9 %) befinden sich im motorisch
„normalen“ Bereich.
6,2 % der Kinder
sind adipös (krankhaft fettleibig) und 8,1 % der Kinder übergewichtig. 2,1 % der Kinder sind mager.
Ergebnisse 4.
Klassen:
In den vierten
Klassen wurden 479 von 523 „möglichen“ Kindern getestet. Die Daten von 461
(88,2 % von 523) Kindern konnten ausgewertet werden.
35 Kinder der
vierten Klassen (8 %) sind sportlich talentiert, nur 15 Kinder (3,3 %) haben
motorische Defizite und 411 Kinder (98,2 %) befinden sich im motorisch
„normalen“ Bereich.
Auch wie in den
letzten zwei Jahren, haben die Kinder der jetzigen vierten Klassen durchschnittlich
besser abgeschnitten, als vor zwei Jahren (CHECK! 2008). Die Durchschnittsnote
2008 war eine „3“, 2010 war es eine „2“.
7,2 % der
Viertklässler sind adipös (krankhaft fettleibig) und 11,7 % der Kinder
übergewichtig. 3,9 % der Viertklässler sind mager.
Die Kinder der
vierten Klassen geben mit 66,4 % an, Mitglied in einem Sportverein zu sein. Die
Kinder des gleichen Jahrgangs gaben 2008 noch mit 63,7 % an, Sport im Verein zu
machen. In den zweiten Klassen von 2010 sind 59,6 % der getesteten Kinder
Sportvereinsmitglied.
Im Rahmen des
Sport- und Bewegungsmodells der Stadt Hilden sind viele sportliche Zusammenschlüsse
entstanden. Ziel soll weiterhin sein, allen Kindern ein möglichst vielseitiges
Sport- und Bewegungsangebot darzubieten und in individuellen Fällen persönliche
Beratungen durchzuführen und Empfehlungen auszusprechen.
Folgende Maßnahmen
und Förderangebote sind in Kooperation mit den Sportvereinen entstanden:
1)
Motopädie/Bewegungsförderung
Seit Beginn des Sport- und Bewegungsmodells finden in der Turnhalle zur
Verlach zwei Angebote für motorisch schwache Kinder statt. Zum einen werden
Kinder, die sich im Bereich der „normalen“ Entwicklung befinden, jedoch durch
einzelne Schwächen ihrer körperlichen Fähigkeiten auffallen in einer größeren
Gruppe gefördert. Zum anderen wird bewegungsauffälligen Kindern in einer
Kleinstgruppe (bis maximal 8 Teilnehmer) geholfen.
Weitere Angebote zur Förderung motorisch schwacher Kinder finden zentral
und auf Anfrage an den Schulen und Kindertagesstätten statt.
Eine städtische Kita hat das Angebot „Ringen und Raufen“ in das eigene
Programm aufgenommen. Der Übungsleiter hat besonderen Zugang zu den Jungen und
kann durch gezielte Übungen und methodisches Geschick den Kindern helfen,
Aggressionen abzubauen und körperlichen Dysbalancen entgegenzuwirken.
2)
Talentförderung
Ebenfalls seit Beginn des Sport- und Bewegungsmodells findet an der
Elbseeschule eine Talentförderung für sportlich begabte Kinder statt. Daneben
sind Talentförderkurse im Schwimmen, Kanufahren und Turnen entstanden.
3)
Wassersport/Schwimmförderung/Wassergewöhnung
Für übergewichtige und motorisch schwache Kinder findet weiterhin das Aquajoggen
statt. Kurse, die mit spielerischen Inhalten ängstlichen Kindern tiefes Wasser
nahe bringen sollen, werden ebenfalls durchgeführt.
Nicht- und Schlechtschwimmer werden seit 2008 zu Schwimmförderkursen
eingeladen. Allen getesteten Kindern soll die Möglichkeit gegeben werden, das
Schwimmen zu erlernen. Die Vermittlung von schwimmunfähigen Kindern, die nicht
an der Testung teilgenommen haben, in Schwimmförderkurse gelingt ebenfalls
erfolgreich.
Seit Oktober 2010 findet in einer städtischen Kita eine Wassergewöhnung
für Schulanfänger statt. In zwei weiteren Kindertageseinrichtungen werden in
den nächsten Monaten ebenfalls Wassergewöhnungskurse eingerichtet.
In den Sommerferien wurde für übergewichtige und motorisch schwache
Kinder ein Kanukurs angeboten.
4)
Reitsport/Voltigieren
Die Maßnahme findet rotierend an allen Schulen statt. Durch das Angebot
Voltigieren wird den Kindern nicht nur motorisch geholfen, sondern auch der
Umgang mit anderen Lebewesen/Tieren nahe gebracht.
5)
Tanz/Gymnastik
Angebote wie Jazztanz, Hip Hop, Cheerleading unterstützen besonders die
Mädchen in der positiven Entwicklung des Ausdrucks und des Selbstbewusstseins.
6)
Ballsportarten/Rückschlagsportarten
Um die Vielseitigkeit und Ganzheitlichkeit des Sport- und
Bewegungsmodells zu wahren, finden ebenfalls AGs in den Sportarten Fußball,
Basketball, Handball, Tennis, Volleyball etc. statt.
7)
Richtige Ernährung
Im Bereich Ernährung wurde im Jahr 2007 das Projekt LEICHTER FIT ins
Leben gerufen. Es ist ein Jahresprogramm und soll nachhaltig zu
Verhaltensänderung hinsichtlich Ernährung und Bewegung führen. Im November 2010
startet bereits die dritte Kursreihe.
Parallel finden individuelle Familienernährungsberatungen statt.
Die Schulen haben die Möglichkeit, jederzeit in Kooperation mit dem
Sportbüro die Aktion „Gesundes Frühstück“ in Anspruch zu nehmen.
Im September 2010 wurde für die
Mitarbeiter/innen des Allgemeinen Sozialen Dienstes eine
Informationsveranstaltung unter dem Titel „Gesundes Essverhalten in betreuten
Familien“ durchgeführt.
8)
Fortbildungsveranstaltungen
Um den Ansprüchen der Lehrerschaft bzw. der Erzieherinnen gerecht zu
werden, werden regelmäßig Fortbildungsveranstaltungen zu den Themen Ernährung,
Bewegung und Psyche, Ringen und Raufen, Didaktik und Methodik etc.
durchgeführt.
Den Familien und allen beteiligten Schulen geht regelmäßig eine
überarbeitete Liste der Hil-
dener Sportvereine und anderer Sportanbieter, die Angebote für Kinder
und Jugendliche in
ihrem Programm haben, zu.
Alle Maßnahmen und
Veranstaltungen werden durch regelmäßigen Informationsfluss und stetigem
Austausch begleitet. Die Planung/Durchführung der Angebote ist ein sich ständig
ändernder Prozess und passt sich den Umständen, Voraussetzungen, Gegebenheiten
und Bedarfen der beteiligten Personen an.
Horst Thiele