Betreff
Ergebnisse CHECK! und Re-CHECK!2010 - Bericht zum Sport- und Bewegungsmodell
Vorlage
WP 09-14 SV 51/071
Aktenzeichen
III/51-Le
Art
Mitteilungsvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Der Ausschuss für Schule und Sport nimmt den Sachstandsbericht über die Ergebnisse des CHECK! und Re-CHECK! 2010 und den Bericht zum Sport- und Bewegungsmodell zur Kenntnis.

 


Erläuterungen und Begründungen:

 

Das Sport- und Bewegungsmodell richtet sich unter ganzheitlichen Gesichtspunkten und dem Aspekt der Sport-, Bewegungs- und Gesundheitsförderung in erster Linie an die Kinder und Jugendlichen der Stadt Hilden und nimmt sich einerseits des Bewegungsmangels und der schlechter werdenden motorischen Leistungsfähigkeit der Heranwachsenden und andererseits ihrer sportlichen Talente an. Außerdem spielt die größer werdende Gewichtsproblematik bei der Planung und Umsetzung bedarfsorientierter Maßnahmen eine entscheidende Rolle. Daneben werden im Rahmen des Modells themenbezogene Einzel- und Familienberatungen durchgeführt, Schulen und Kindergärten in der Umsetzung gesundheitsorientierter Programme unterstützt und Sportvereine hinsichtlich ihrer Planung und Umsetzung von kooperativen Angeboten mit Kita und Schule gefördert.

 

Der Aufbau eines entsprechend zielgerichteten Netzwerkes ist der Stadt Hilden gelungen.

Mitglieder dieses Netzes sind die Sachgebiete des Amtes für Jugend, Schule und Sport der Stadt Hilden, der Stadtsportverband Hilden und die Hildener Sportvereine, kommerzielle Sportanbieter, Kinderärzte und Allgemeinmediziner, Oekotrophologen, Sportwissenschaftler/innen, psychologische und pädagogische Fachkräfte, Apotheken und Krankenkassen, Sportfachgeschäfte und Stiftungen. Zudem ist es gelungen, Partner im Kreis Mettmann, in der Stadt Düsseldorf, in den Universitäten Düsseldorf, Wuppertal und Ulm und im Medizinischen Dienst der Krankenkassen zu finden.

 

Zusätzliche Sport(förder)angebote in den Bereichen Motopädie, Prävention, Rehabilitation, Talentförderung, Ernährungsberatung etc. haben sich etabliert und werden gerne von Schulen, den Kindern und ihren Familien angenommen. Die Maßnahmen finden in Kooperation mit den o. g. Institutionen und Fachkräften statt.

 

Wichtiger Baustein des Projektes ist der Motodiagnostische Komplextest - CHECK! und Re-CHECK! der auf wissenschaftlicher Basis und nach einheitlichen Standards mit Grundschulkindern in den zweiten und vierten Klassen durchgeführt wird. Herr Prof. Dr. Theodor Stemper (Betriebseinheit Sportwissenschaft an der Bergischen Universität Wuppertal) betreut die Tests in Hilden und nimmt mit wissenschaftlichen Hilfskräften die Auswertung vor.

 

Seit drei Jahren findet parallel zum CHECK! der Re-CHECK! statt. Kinder, die bereits in den zweiten Klassen getestet wurden, werden erneut in den vierten Klassen durch den gleichen Test geprüft. Durch die Retests werden die Wirkungen der Folgemaßnahmen transparent und erleichtern so die ständige Verbesserung und Anpassung. Es kann ein allgemeiner Überblick über die körperliche Fitness der Hildener Kinder gewonnen werden und in die Planung sport-, schul- und gesundheitspolitischer Maßnahmen einbezogen werden.

 

Die diesjährige Testreihe startete am 8. März und endete am 26. März 2010. Im Anschluss an die Testtermine wurden die erhobenen Daten der Kinder in pseudonymisierter Form an die Bergische Universität Wuppertal zur Eingabe und elektronischen Auswertung weitergegeben.

 

Neben der Auswertung der körperlichen Leistungen kann die Auswertung der persönlichen Fragebögen zum Sport- und Freizeitverhalten u. a. auch die Vereinszugehörigkeit und Aktivität und sportbezogenen Wünsche der Kinder darlegen.

 

Die Familien und Schulen wurden über die Testergebnisse informiert und auf Sportangebote bzw. Bewegungs- und Sportförderangebote, die die individuellen Stärken und Schwächen der Kinder berücksichtigen aufmerksam gemacht. Die Angebote sind zum Beispiel in den Sportvereinen verankert oder werden an zentralen Punkten zusätzliche geplant.

Die Familien haben zudem die Möglichkeit, jederzeit das Angebot zur individuellen Beratung, in erster Linie in den Bereichen Sport, Bewegung, Freizeit, Talentförderung und Ernährung, in Anspruch zu nehmen.

 

Ergebnisse 2. Klassen:

 

Getestet wurden 474 von 513 „möglichen“ Zweitklässlern. Die Daten von 469 Kindern               (91 % von 513) konnten ausgewertet werden. Die Kinder, die nicht an der Testung teilgenommen haben, waren entweder wegen nicht unterschriebener Einverständniserklärungen, Krankheit oder anderer Gründe abwesend.

 

46 Kinder der zweiten Klassen (9,8 %) sind sportlich talentiert, 39 Kinder (8,3 %) haben motorische Defizite und 384 Kinder (81,9 %) befinden sich im motorisch „normalen“ Bereich.

 

6,2 % der Kinder sind adipös (krankhaft fettleibig) und 8,1 % der Kinder übergewichtig.   2,1 % der Kinder sind mager.

 

Ergebnisse 4. Klassen:

 

In den vierten Klassen wurden 479 von 523 „möglichen“ Kindern getestet. Die Daten von 461 (88,2 % von 523) Kindern konnten ausgewertet werden.

 

35 Kinder der vierten Klassen (8 %) sind sportlich talentiert, nur 15 Kinder (3,3 %) haben motorische Defizite und 411 Kinder (98,2 %) befinden sich im motorisch „normalen“ Bereich.

 

Auch wie in den letzten zwei Jahren, haben die Kinder der jetzigen vierten Klassen durchschnittlich besser abgeschnitten, als vor zwei Jahren (CHECK! 2008). Die Durchschnittsnote 2008 war eine „3“, 2010 war es eine „2“. 

 

7,2 % der Viertklässler sind adipös (krankhaft fettleibig) und 11,7 % der Kinder übergewichtig. 3,9 % der Viertklässler sind mager.  

 

Die Kinder der vierten Klassen geben mit 66,4 % an, Mitglied in einem Sportverein zu sein. Die Kinder des gleichen Jahrgangs gaben 2008 noch mit 63,7 % an, Sport im Verein zu machen. In den zweiten Klassen von 2010 sind 59,6 % der getesteten Kinder Sportvereinsmitglied.

 

Im Rahmen des Sport- und Bewegungsmodells der Stadt Hilden sind viele sportliche Zusammenschlüsse entstanden. Ziel soll weiterhin sein, allen Kindern ein möglichst vielseitiges Sport- und Bewegungsangebot darzubieten und in individuellen Fällen persönliche Beratungen durchzuführen und Empfehlungen auszusprechen.

 

Folgende Maßnahmen und Förderangebote sind in Kooperation mit den Sportvereinen entstanden:

 

1)      Motopädie/Bewegungsförderung

 

Seit Beginn des Sport- und Bewegungsmodells finden in der Turnhalle zur Verlach zwei Angebote für motorisch schwache Kinder statt. Zum einen werden Kinder, die sich im Bereich der „normalen“ Entwicklung befinden, jedoch durch einzelne Schwächen ihrer körperlichen Fähigkeiten auffallen in einer größeren Gruppe gefördert. Zum anderen wird bewegungsauffälligen Kindern in einer Kleinstgruppe (bis maximal 8 Teilnehmer) geholfen.

 

Weitere Angebote zur Förderung motorisch schwacher Kinder finden zentral und auf Anfrage an den Schulen und Kindertagesstätten statt.

 

Eine städtische Kita hat das Angebot „Ringen und Raufen“ in das eigene Programm aufgenommen. Der Übungsleiter hat besonderen Zugang zu den Jungen und kann durch gezielte Übungen und methodisches Geschick den Kindern helfen, Aggressionen abzubauen und körperlichen Dysbalancen entgegenzuwirken.  

 

2)      Talentförderung

 

Ebenfalls seit Beginn des Sport- und Bewegungsmodells findet an der Elbseeschule eine Talentförderung für sportlich begabte Kinder statt. Daneben sind Talentförderkurse im Schwimmen, Kanufahren und Turnen entstanden.

 

3)      Wassersport/Schwimmförderung/Wassergewöhnung

 

Für übergewichtige und motorisch schwache Kinder findet weiterhin das Aquajoggen statt. Kurse, die mit spielerischen Inhalten ängstlichen Kindern tiefes Wasser nahe bringen sollen, werden ebenfalls durchgeführt.

 

Nicht- und Schlechtschwimmer werden seit 2008 zu Schwimmförderkursen eingeladen. Allen getesteten Kindern soll die Möglichkeit gegeben werden, das Schwimmen zu erlernen. Die Vermittlung von schwimmunfähigen Kindern, die nicht an der Testung teilgenommen haben, in Schwimmförderkurse gelingt ebenfalls erfolgreich.

 

Seit Oktober 2010 findet in einer städtischen Kita eine Wassergewöhnung für Schulanfänger statt. In zwei weiteren Kindertageseinrichtungen werden in den nächsten Monaten ebenfalls Wassergewöhnungskurse eingerichtet.

 

In den Sommerferien wurde für übergewichtige und motorisch schwache Kinder ein Kanukurs angeboten.

 

4)      Reitsport/Voltigieren

 

Die Maßnahme findet rotierend an allen Schulen statt. Durch das Angebot Voltigieren wird den Kindern nicht nur motorisch geholfen, sondern auch der Umgang mit anderen Lebewesen/Tieren nahe gebracht.

 

5)      Tanz/Gymnastik

 

Angebote wie Jazztanz, Hip Hop, Cheerleading unterstützen besonders die Mädchen in der positiven Entwicklung des Ausdrucks und des Selbstbewusstseins.

 

6)      Ballsportarten/Rückschlagsportarten

 

Um die Vielseitigkeit und Ganzheitlichkeit des Sport- und Bewegungsmodells zu wahren, finden ebenfalls AGs in den Sportarten Fußball, Basketball, Handball, Tennis, Volleyball etc. statt.

 

7)      Richtige Ernährung

 

Im Bereich Ernährung wurde im Jahr 2007 das Projekt LEICHTER FIT ins Leben gerufen. Es ist ein Jahresprogramm und soll nachhaltig zu Verhaltensänderung hinsichtlich Ernährung und Bewegung führen. Im November 2010 startet bereits die dritte Kursreihe.

 

Parallel finden individuelle Familienernährungsberatungen statt.

 

Die Schulen haben die Möglichkeit, jederzeit in Kooperation mit dem Sportbüro die Aktion „Gesundes Frühstück“ in Anspruch zu nehmen.

Im September 2010 wurde für die Mitarbeiter/innen des Allgemeinen Sozialen Dienstes eine Informationsveranstaltung unter dem Titel „Gesundes Essverhalten in betreuten Familien“ durchgeführt.

 

8)      Fortbildungsveranstaltungen

 

Um den Ansprüchen der Lehrerschaft bzw. der Erzieherinnen gerecht zu werden, werden regelmäßig Fortbildungsveranstaltungen zu den Themen Ernährung, Bewegung und Psyche, Ringen und Raufen, Didaktik und Methodik etc. durchgeführt.

 

Den Familien und allen beteiligten Schulen geht regelmäßig eine überarbeitete Liste der Hil-

dener Sportvereine und anderer Sportanbieter, die Angebote für Kinder und Jugendliche in

ihrem Programm haben, zu.

 

Alle Maßnahmen und Veranstaltungen werden durch regelmäßigen Informationsfluss und stetigem Austausch begleitet. Die Planung/Durchführung der Angebote ist ein sich ständig ändernder Prozess und passt sich den Umständen, Voraussetzungen, Gegebenheiten und Bedarfen der beteiligten Personen an.

 

 

 

 

 

 

Horst Thiele