Beschlussvorschlag:
Der
Jugendhilfeausschuss nimmt den Bericht zur Aktionswoche „Wir gegen Rechts“ zur
Kenntnis.
Erläuterungen und Begründungen:
Im
November des Jahres 2007 beschloss der Rat der Stadt Hilden eine Gedenkveranstaltung
anlässlich der Reichspogromnacht vom 9.11.1938 und den damit verbundenen
Geschehnissen in Hilden durchzuführen.
Das
Ziel dieser Veranstaltung war es, Hildener Bürgerinnen und Bürger für das Thema
zu sensibilisieren, zu informieren und ihnen Raum für eigenes Engagement zu
geben. Dabei sollten Jugendliche und junge Erwachsene im Zentrum der
Aktivitäten stehen.
Schließlich
wuchs aus der Idee einer Nacht der Jugend ein Konzept für eine ganze Woche unter
der Überschrift „Wir gegen Rechts“. Eine solche Woche zunächst für die Jugend, aber nicht ausschließlich für diese
Zielgruppe anzubieten, war rasch Ergebnis der ersten Planungsrunden.
Weiterhin wurde in der langen Planungsphase dieses
Projektes deutlich, dass es sich hier um
einen ganz besonderen Prozess handeln würde. Zum einen verblassen nach
über 70 Jahren die Erinnerungen an das, was geschehen ist. Zum anderen
verringert sich die Zahl derjenigen, die die Geschehnisse des 9.11.1938 und der
sich anschließenden Jahre persönlich
miterlebt haben und darüber berichten können, permanent. Die Möglichkeiten, die
Generationen in ein direktes Gespräch miteinander zu bringen, verringern sich
von Jahr zu Jahr.
Diesen
Sachverhalt hatten die Planerinnen und Planer der Woche zum Anlass genommen,
einen ganz besonderen Schwerpunkt zu setzen. Viele Angebote der Woche spiegelten
diesen Ansatz.
Um
nur einige zu nennen:
- Der eigens produzierte
Film - Eine Stadt erinnert sich
- Die Angebote in
Kooperation mit dem Wohn- und
Pflegezentrum und dem Seniorenzentrum Erikaweg
- Die
Zeitzeugendiskussion am Abschlusstag
Eine
zweite, damit korrespondierende Fragestellung, brachte eine andere Gruppe ein,
die an der Ausgestaltung und Umsetzung der Woche entscheidenden Anteil hatte:
Die Jugendlichen des Hildener Jugendparlamentes.
Die
Frage lautete:
Was hat das, was damals
geschehen ist, eigentlich mit mir/mit uns heute zu tun?
Entlang
dieser Fragestellung entwickelte sich ein zweiter Handlungsstrang, der die Angebote
der Woche maßgeblich beeinflusste. Beispielhaft genannt sei ein Wettbewerb, der
von den Jugendlichen des Jugendparlamentes durchgeführt wurde und zu beeindruckenden
Ergebnissen führte.
In
der Summe ergaben diese Grundgedanken der Woche „Wir gegen Rechts“ schließlich
50 Einzelveranstaltungen - unterschiedlichster Art - die Eingang in das
Programmheft der Aktionswoche fanden. Vom Konzert bis zum Kino, vom Gespräch
bis zum Seminar und von der Lesung bis zur Ausstellung. Allein diese Bandbreite
war schon ein starkes Zeichen der Hildener Gemeinschaft gegen Rassismus.
Mit
einem Kostenvolumen von 26.700 Euro hat die Aktionswoche den vorab gesteckten
Kostenrahmen von 20.000 Euro allerdings moderat überzogen. Das hat letztendlich
mit der enorm hohen Zahl an Rückmeldungen und Projektanmeldungen zu tun,
was das hohe Interesse der
Öffentlichkeit, aber auch die Wirksamkeit des auf Beteiligung abgezielten
Konzeptes spiegelte. Die zusätzlichen Kosten wurden aus 2 Positionen
akquiriert. Zum einen aus dem Nachlass des Herrn Wilde (rund 1500,00 Euro, SOS
Rassismus), zum anderen aus dem Etatansatz Jugendschutz, der ja per se Mittel
zur Bekämpfung von Rassismus und Gewalt beinhaltet, welche hier gebündelt
eingesetzt wurden. Für künftige
Projektplanungen zu diesem Thema und mit diesem Umfang sollten diese Rahmendaten
beachtet werden.
6000
Programmhefte und 4000 Flyer wurden verteilt. 1000 T-Shirts mit dem Logo der
Woche in Umlauf gebracht. 200 Plakate verteilt und ausgehangen. Insgesamt 600
thematische Broschüren und Dokumentationen erstellt und in Umlauf gebracht.
Der
Erfolg einer solchen Woche misst sich jedoch letztlich an der Zahl der
erreichten Menschen.
Auch
bei der Auswertung dieser Zahlen
lässt sich eine positive Bilanz ziehen.
- Rund 400 Jugendliche
besuchten die Film- und Kinoangebote der Woche
- Mehr als 300
Jugendliche und Erwachsene nahmen an Info-Veranstaltungen teil
- Mehr als 300
Jugendliche besuchten Konzerte und Musikdarbietungen im Rahmen der Woche
- Rund 200 Jugendliche
besuchten Theaterveranstaltungen
- ca. 400 Jugendliche
besuchten die verschiedenen Ausstellungen
- 80 Jugendliche nahmen
an Lesungen teil
- 70 Personen nahmen an
den Workshops und Fortbildungsveranstaltungen teil.
- Über 600 Jugendliche
wurden über den Stadtsportverband zu dem Thema sensibilisiert
- Geschätzte 200
Jugendliche nahmen im Rahmen von innerschulischen Veranstaltungen am Thema
teil
- Rund 400 Personen
besuchten die Programmpunkte der Abschlussveranstaltung am 9.11.2008.
Insgesamt
wurden rund 2500 Menschen erreicht.
Nicht
berücksichtigt werden konnten dabei diejenigen Personen, die mehrere Veranstaltungen
besucht haben. Auch unter dieser Berücksichtigung hat die Zahl der erreichten
Personen die Erwartungen des Fachamtes deutlich übertroffen.
Fünf
der geplanten Einzelveranstaltungen mussten aus organisatorischen Gründen, oder
wegen zu geringer Teilnehmerzahl abgesagt werden. Dafür wurden kurzfristig 3
neue Maßnahmen mit in das Programm aufgenommen.
Die
nackte Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sagt natürlich wenig über die Qualität
des Erfahrenen aus. Diese misst sich in anderen, schwer zu ermittelnden,
Indikatoren. Die Wirkung dessen lebt über die Kontinuität und Authentizität der
Inhalte. Sicher ist aber, dass die Hintergründe dieses sensiblen Themas von vielen
Menschen in Hilden und insbesondere von Jugendlichen aufgegriffen, verarbeitet
und verstanden worden sind. Die Rückmeldungen von vielen Bürgerinnen und
Bürgern durch Gespräche, Telefonate, Briefe und E-Mails lassen diesen Rückschluss
zu. Wichtig ist, diese Ansatzpunkte auch in der Zukunft weiterzubearbeiten und
in der Erinnerung an diese dunkle Phase der deutschen Geschichte nicht nachzulassen.
Auch
die Hildener Presse hat sich dieses Themas im Rahmen der Woche intensiv angenommen
und für einen Transport der Inhalte gesorgt. Das darauf abzielende Pressekonzept
hat gegriffen.
Gleiches
gilt für das Sicherheitskonzept, welches mit der Hildener Polizei, dem polizeilichen
Staatsschutz, dem Ordnungsamt und einer privaten Sicherheitsfirma abgestimmt
wurde. Hier wurden im Vorfeld viel Zeit, aber auch zusätzliche Mittel
investiert. Handlungsmaxime war hier: Besser eine Sicherheitsmaßnahme zuviel,
als eine zu wenig.
So
ist erfreulicherweise zu konstatieren, dass es während der Aktionswoche und
auch danach weder zu weiteren Schmierereien, noch zu anderen Aktionen der
rechten Szene gekommen ist.
Zweifelsfrei
bleibt, dass die Information und die Arbeit an diesem Thema nicht mit dem
Abschluss der Aktionswoche „Wir gegen Rechts“ endet, sondern dass diese Woche einen
Impuls für weiteres Handeln darstellt.
Einige
Folgeergebnisse der Woche stimmen da
zuversichtlich. Folgende Beispiele sollen dies verdeutlichen:
·
Die Form, in der das Jugendparlament der Stadt Hilden sich der Sache angenommen
hat und daran weiterarbeiten wird.
·
Ein im Jugendtreff Area 51 gegründeter Treffpunkt unter dem Titel „Wir
gegen Rechts“. Dieser wurde installiert, um am Thema dran zu bleiben
·
Die Vernetzung der Menschen, die an der Thematik arbeiten, hat eine bessere
Plattform erhalten.
·
Es sind Publikationen und Medien entstanden, die von Schulen und anderen
Institutionen zukünftig genutzt werden können.
Fazit und Ausblick
Je
größer der zeitliche Abstand zu den Geschehnissen des Nationalsozialismus in
Deutschland wird, umso mehr müssen nachfolgende Generationen an der Erhaltung
des Gedenkens an diese Verbrechen arbeiten. Dabei kommt immer mehr die
Generation der Töchter und Söhne, aber auch die der Enkelinnen und Enkel in die
Verantwortung. Vergessen und abhaken stellt keine Lösung dar. Daran haben und
werden uns Schmierereien und andere Aktionen der „rechten Szene“ immer wieder
erinnern.
Die
Antwort kann nur sein, sich der Vergangenheit offen und selbstbewusst zu
stellen und aus der Geschichte zu lernen.
Die
Stadt Hilden hat sich im Jahr 2008 – wieder einmal – erfolgreich dieser Aufgabe
gestellt. Sie muss und wird es auch in der Zukunft tun, denn eine Woche „Wir
gegen Rechts“ verändert nichts, wenn nicht die Kreativität, die Stärke und
Vielseitigkeit dieser Woche als Impulse für die Zukunft dienen.
gez. Günter Scheib
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Vermerk Kämmerer: gesehen Klausgrete |