Betreff
Bericht zur Aktionswoche "Wir gegen Rechts"
Vorlage
WP 04-09 SV 51/404
Aktenzeichen
III/51 br
Art
Mitteilungsvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Der Jugendhilfeausschuss nimmt den Bericht zur Aktionswoche „Wir gegen Rechts“ zur Kenntnis.


Erläuterungen und Begründungen:

 

Im November des Jahres 2007 beschloss der Rat der Stadt Hilden eine Gedenkveranstaltung anlässlich der Reichspogromnacht vom 9.11.1938 und den damit verbundenen Geschehnissen in Hilden durchzuführen.

 

Das Ziel dieser Veranstaltung war es, Hildener Bürgerinnen und Bürger für das Thema zu sensibilisieren, zu informieren und ihnen Raum für eigenes Engagement zu geben. Dabei sollten Jugendliche und junge Erwachsene im Zentrum der Aktivitäten stehen.

 

Schließlich wuchs aus der Idee einer Nacht der Jugend ein Konzept für eine ganze Woche unter der Überschrift „Wir gegen Rechts“. Eine solche Woche zunächst für die Jugend,  aber nicht ausschließlich für diese Zielgruppe anzubieten, war rasch Ergebnis der ersten Planungsrunden.

 

Weiterhin  wurde in der langen Planungsphase dieses Projektes deutlich, dass es sich hier um  einen ganz besonderen Prozess handeln würde. Zum einen verblassen nach über 70 Jahren die Erinnerungen an das, was geschehen ist. Zum anderen verringert sich die Zahl derjenigen, die die Geschehnisse des 9.11.1938 und der sich anschließenden Jahre  persönlich miterlebt haben und darüber berichten können, permanent. Die Möglichkeiten, die Generationen in ein direktes Gespräch miteinander zu bringen, verringern sich von Jahr zu Jahr.

 

Diesen Sachverhalt hatten die Planerinnen und Planer der Woche zum Anlass genommen, einen ganz besonderen Schwerpunkt zu setzen. Viele Angebote der Woche spiegelten diesen Ansatz.

 

Um nur einige zu nennen:

 

  • Der eigens produzierte Film - Eine Stadt erinnert sich
  • Die Angebote in Kooperation mit dem Wohn-  und Pflegezentrum und dem Seniorenzentrum Erikaweg
  • Die Zeitzeugendiskussion am Abschlusstag

 

 

Eine zweite, damit korrespondierende Fragestellung, brachte eine andere Gruppe ein, die an der Ausgestaltung und Umsetzung der Woche entscheidenden Anteil hatte: Die Jugendlichen des Hildener Jugendparlamentes.

 

Die Frage lautete:

 

Was hat das, was damals geschehen ist, eigentlich mit mir/mit uns heute zu tun?

 

Entlang dieser Fragestellung entwickelte sich ein zweiter Handlungsstrang, der die Angebote der Woche maßgeblich beeinflusste. Beispielhaft genannt sei ein Wettbewerb, der von den Jugendlichen des Jugendparlamentes durchgeführt wurde und zu beeindruckenden Ergebnissen führte.

 

 

 

 

 

In der Summe ergaben diese Grundgedanken der Woche „Wir gegen Rechts“ schließlich 50 Einzelveranstaltungen - unterschiedlichster Art - die Eingang in das Programmheft der Aktionswoche fanden. Vom Konzert bis zum Kino, vom Gespräch bis zum Seminar und von der Lesung bis zur Ausstellung. Allein diese Bandbreite war schon ein starkes Zeichen der Hildener Gemeinschaft gegen Rassismus.  

 

Mit einem Kostenvolumen von 26.700 Euro hat die Aktionswoche den vorab gesteckten Kostenrahmen von 20.000 Euro allerdings moderat überzogen. Das hat letztendlich mit der enorm hohen Zahl an Rückmeldungen und Projektanmeldungen zu tun, was  das hohe Interesse der Öffentlichkeit, aber auch die Wirksamkeit des auf Beteiligung abgezielten Konzeptes spiegelte. Die zusätzlichen Kosten wurden aus 2 Positionen akquiriert. Zum einen aus dem Nachlass des Herrn Wilde (rund 1500,00 Euro, SOS Rassismus), zum anderen aus dem Etatansatz Jugendschutz, der ja per se Mittel zur Bekämpfung von Rassismus und Gewalt beinhaltet, welche hier gebündelt eingesetzt wurden.  Für künftige Projektplanungen zu diesem Thema und mit diesem Umfang sollten diese Rahmendaten beachtet werden.

 

6000 Programmhefte und 4000 Flyer wurden verteilt. 1000 T-Shirts mit dem Logo der Woche in Umlauf gebracht. 200 Plakate verteilt und ausgehangen. Insgesamt 600 thematische Broschüren und Dokumentationen erstellt und in Umlauf gebracht.

 

Der Erfolg einer solchen Woche misst sich jedoch letztlich an der Zahl der erreichten  Menschen.

 

Auch bei der Auswertung dieser Zahlen lässt sich eine positive Bilanz ziehen.

 

  • Rund 400 Jugendliche besuchten die Film- und Kinoangebote der Woche
  • Mehr als 300 Jugendliche und Erwachsene nahmen an Info-Veranstaltungen teil
  • Mehr als 300 Jugendliche besuchten Konzerte und Musikdarbietungen im Rahmen der Woche
  • Rund 200 Jugendliche besuchten Theaterveranstaltungen
  • ca. 400 Jugendliche besuchten die verschiedenen Ausstellungen
  • 80 Jugendliche nahmen an Lesungen teil
  • 70 Personen nahmen an den Workshops und Fortbildungsveranstaltungen teil.
  • Über 600 Jugendliche wurden über den Stadtsportverband zu dem Thema sensibilisiert
  • Geschätzte 200 Jugendliche nahmen im Rahmen von innerschulischen Veranstaltungen am Thema teil
  • Rund 400 Personen besuchten die Programmpunkte der Abschlussveranstaltung am 9.11.2008.

 

Insgesamt wurden rund 2500 Menschen erreicht.

 

Nicht berücksichtigt werden konnten dabei diejenigen Personen, die mehrere Veranstaltungen besucht haben. Auch unter dieser Berücksichtigung hat die Zahl der erreichten Personen die Erwartungen des Fachamtes deutlich übertroffen.

 

Fünf der geplanten Einzelveranstaltungen mussten aus organisatorischen Gründen, oder wegen zu geringer Teilnehmerzahl abgesagt werden. Dafür wurden kurzfristig 3 neue Maßnahmen mit in das Programm aufgenommen.

 

Die nackte Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sagt natürlich wenig über die Qualität des Erfahrenen aus. Diese misst sich in anderen, schwer zu ermittelnden, Indikatoren. Die Wirkung dessen lebt über die Kontinuität und Authentizität der Inhalte. Sicher ist aber, dass die Hintergründe dieses sensiblen Themas von vielen Menschen in Hilden und insbesondere von Jugendlichen aufgegriffen, verarbeitet und verstanden worden sind. Die Rückmeldungen von vielen Bürgerinnen und Bürgern durch Gespräche, Telefonate, Briefe und E-Mails lassen diesen Rückschluss zu. Wichtig ist, diese Ansatzpunkte auch in der Zukunft weiterzubearbeiten und in der Erinnerung an diese dunkle Phase der deutschen Geschichte nicht nachzulassen.

 

Auch die Hildener Presse hat sich dieses Themas im Rahmen der Woche intensiv angenommen und für einen Transport der Inhalte gesorgt. Das darauf abzielende Pressekonzept hat gegriffen.

Gleiches gilt für das Sicherheitskonzept, welches mit der Hildener Polizei, dem polizeilichen Staatsschutz, dem Ordnungsamt und einer privaten Sicherheitsfirma abgestimmt wurde. Hier wurden im Vorfeld viel Zeit, aber auch zusätzliche Mittel investiert. Handlungsmaxime war hier: Besser eine Sicherheitsmaßnahme zuviel, als eine zu wenig.

 

So ist erfreulicherweise zu konstatieren, dass es während der Aktionswoche und auch danach weder zu weiteren Schmierereien, noch zu anderen Aktionen der rechten Szene gekommen ist.

 

Zweifelsfrei bleibt, dass die Information und die Arbeit an diesem Thema nicht mit dem Abschluss der Aktionswoche „Wir gegen Rechts“ endet, sondern dass diese Woche einen Impuls für weiteres Handeln darstellt.

 

 

Einige Folgeergebnisse der Woche stimmen da zuversichtlich. Folgende Beispiele sollen dies verdeutlichen:

 

·        Die Form, in der das Jugendparlament der Stadt Hilden sich der Sache angenommen hat und daran weiterarbeiten wird.

·        Ein im Jugendtreff Area 51 gegründeter Treffpunkt unter dem Titel „Wir gegen Rechts“. Dieser wurde installiert, um am Thema dran zu bleiben

·        Die Vernetzung der Menschen, die an der Thematik arbeiten, hat eine bessere Plattform erhalten.

·        Es sind Publikationen und Medien entstanden, die von Schulen und anderen Institutionen zukünftig genutzt werden können.

 

 

Fazit und Ausblick

 

Je größer der zeitliche Abstand zu den Geschehnissen des Nationalsozialismus in Deutschland wird, umso mehr müssen nachfolgende Generationen an der Erhaltung des Gedenkens an diese Verbrechen arbeiten. Dabei kommt immer mehr die Generation der Töchter und Söhne, aber auch die der Enkelinnen und Enkel in die Verantwortung. Vergessen und abhaken stellt keine Lösung dar. Daran haben und werden uns Schmierereien und andere Aktionen der „rechten Szene“ immer wieder erinnern.

 

Die Antwort kann nur sein, sich der Vergangenheit offen und selbstbewusst zu stellen und aus der Geschichte zu lernen.

 

Die Stadt Hilden hat sich im Jahr 2008 – wieder einmal – erfolgreich dieser Aufgabe gestellt. Sie muss und wird es auch in der Zukunft tun, denn eine Woche „Wir gegen Rechts“ verändert nichts, wenn nicht die Kreativität, die Stärke und Vielseitigkeit dieser Woche als Impulse für die Zukunft dienen.

 

 

 

 

 

gez. Günter Scheib


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