Betreff
Offene Ganztagsgrundschule, Sachstandsbericht und Erweiterung des Angebotes
Vorlage
WP 04-09 SV 51/083
Aktenzeichen
III/51.1-Schg
Art
Mitteilungsvorlage

Beschlussvorschlag:

 

 „Der Ausschuss für Schule,  Sport und Soziales nimmt den Sachstandsbericht zur geplanten Einführung des Ganztags an Hauptschulen zur Kenntnis. In der nächsten Sitzung des Fachausschusses wird im Rahmen einer Sitzungsvorlage über den aktuellen Stand und über die konkrete Erlasslage erneut berichtet werden. Auf dieser Grundlage kann dann über eine mögliche Einführung eines verbindlichen Ganztagsangebotes an Hildener Hauptschulen weiter beraten werden.“

 

 


Erläuterungen und Begründungen:

Die CDU-Fraktion hat in der Ratssitzung am 09.11.2005 beantragt, auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung des Ausschusses für Schule, Sport und Soziales den Antrag „Ganztagsangebote in der Hauptschule“ aufzunehmen. Danach soll die Verwaltung beauftragt werden, die Möglichkeiten zur Einführung von Ganztagsangeboten in den Hildener Hauptschulen zu prüfen und darüber in der nächsten Sitzung des Ausschusses für Schule, Sport und Soziales zu berichten. Der Antrag ist als Anlage 1 dieser Sitzungsvorlage beigefügt.

In der Plenarsitzung des Landtags NRW am 01.09.2005 hat die Landesregierung ihre Planungen zum Ausbau von Ganztagsangeboten in Hauptschulen vorgestellt: Bis zum Jahr 2012 sollen in Haupt- und Förderschulen 50.000 vollwertige Ganztagsplätze geschaffen werden mit dem Ziel einer besseren, individuelleren Bildungsförderung und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Für den Hauptschulbereich ist ein konzeptionell neues, vollwertiges Ganztagsangebot vorgesehen. Vorrangig sollen Angebote dort entstehen, wo Schulen vor besonderen pädagogischen und sozialen Herausforderungen stehen, der Anteil der Migrantenkinder beispielsweise besonders hoch ist, das soziale Umfeld der Schule besonders schwierig ist oder Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit die Bildungsarbeit erschweren. Es sollen aber auch die Hauptschulen gestärkt werden, die besonders engagiert arbeiten und innovative Konzepte erarbeiten. Das Land Nordrhein-Westfalen beabsichtigt, zusätzliche Lehrerinnen und Lehrer bereit zustellen, die teilnehmenden Schulen erhalten einen 30prozentigen Zuschlag auf ihren Grundstellenbedarf. Aber auch anderes Personal kann eingesetzt werden: so können in diese vollwertigen Ganztagsschulen auch Handwerker eingebunden werden, zum Beispiel, wenn es um die Berufsvorbereitung geht, oder Sozialpädagogen und Sozialarbeiter, Künstler und Sportübungsleiter. Geplant ist ein breiterer Ansatz als bisher, um die Möglichkeiten von Kindern und Jugendlichen zu entfalten. Anders als bei dem Ganztagsangebot in der Grundschule soll dasjenige an der Hauptschule in der Trägerschaft und Verantwortung der Schule stehen. Die ersten Ganztagshauptschulen sollen bereits ab Februar 2006 vom Land gefördert werden.

Damit hat die Landesregierung die Richtung für die künftige Entwicklung der Hauptschulen vorgegeben, wenn gleich viele Detailfragen noch nicht geklärt sind, zumal der angekündigte Erlass zur Einführung des Ganztags an Hauptschulen derzeit intern beraten und voraussichtlich erst Anfang Dezember 2005 in den Landtag eingebracht werden wird.

Die Landesregierung hat sich - anders als bei der Grundschule - für eine schulische Lösung der Ganztagshauptschule entschieden. Im Vordergrund steht die Aufwertung der Hauptschule zu einer qualifizierten Bildungsinstitution (Qualitätsoffensive Hauptschule). Es geht vor allem um den Besuch von Förderkursen, z.B. zum Lesen, Schreiben, Rechnen, von Arbeitsgemeinschaften oder der Hausaufgabenhilfe.

Ziel ist darüber hinaus auch die Öffnung von Schule: Die Hauptschule soll ergänzend mit der örtlichen Jugendhilfe, dem Sport, der Kultur und anderen außerschulischen Partner zusammen wirken. Die neue Ganztagshauptschule in Nordrhein-Westfalen soll sich deutlich von den bisherigen Angeboten unterscheiden. Sie soll

·         einen vollwertigen Ganztagsbetrieb in schulischer Verantwortung aufbauen,

·         andere Berufsgruppen in die Gestaltung des schulischen Alltags einbeziehen,

·         einen Beitrag zur Entkopplung des schulischen Erfolgs von der sozialen Herkunft der Kinder leisten.

Die neue Ganztagsschule soll außerdem

  • den Schwerpunkt auf individuelle Förderung setzen und
  • einen höheren Anteil des Ganztagszuschlags für die Beschäftigung von Lehrerinnen und Lehrern sowie von pädagogisch qualifizierten Fachkräften aufwenden.

Zur Veranschaulichung ist als Anlage 2 ein Beispiel des Ministeriums für Schule und Weiterbildung zum zeitlichen Tagesablauf an einer Ganztags-Hauptschule beigefügt. Anlage 3 und 4 enthalten jeweils ein Stundenplanbeispiel für eine Klasse 5 und für eine Klasse 10.   

Der Aufbau der Ganztagshauptschulen soll an den Stellen im Land erfolgen, wo sie am dringendsten benötigt werden. Das sind nach Darstellung des Ministeriums für Schule und Weiterbildung vor allem die großstädtischen Ballungsräume. Viele Stadtteile sind gekennzeichnet durch außergewöhnliche Belastungen und Probleme:

·         hohe Langzeitarbeitslosigkeit,

·         schlechte Wohnumfeldbedingungen und

·         ein hoher Migrantenanteil.

Diese Faktoren tragen dazu bei, dass hier für viele Schülerinnen und Schüler ein höherer Förderbedarf besteht als in weniger problembelasteten Stadtteilen.

Mit der "Qualitätsoffensive Hauptschule" wird eine gezielte Unterstützung und Förderung angestrebt. Diese ist an Schulen im Ganztagsbetrieb besser möglich als an Halbtagsschulen: Hier kann der Unterricht - wie die Pädagogen sagen - besser "rhythmisiert" werden:

  • Lern- und Entspannungsphasen wechseln einander ab.
  • Es kann konzentrierter gelernt werden.           

Dafür stellt die Landesregierung weitere 640 Stellen, die normalerweise wegen so genannter Stellenüberhänge an andere Schulformen verteilt würden, den Hauptschulen zur Verfügung. Mit diesen weiteren 500 Lehrerstellen sollen gezielt Fördermaßnahmen vorrangig in den neuen Ganztagshauptschulen bedient werden. Es steht mehr Zeit zur Verfügung für gezielten Förderunterricht: für Angebote außerschulischer Partner wie z.B. Jugendhilfeträger, Sportvereine, Kunst-, Musik- und Kultureinrichtungen, aber auch für Handwerker.

Deshalb werden die neuen Ganztagshauptschulen "gebundene Ganztagsschulen" mit verpflichtenden Angeboten sein. Die Schulen müssen sich dazu bereit erklären, den Schulbetrieb auf einen kompletten Ganztagsbetrieb umzustellen. Allerdings wird es zunächst möglich sein, mit zwei oder drei Jahrgängen zu beginnen.

In die neuen Ganztagshauptschulen will die Landesregierung bewusst auch andere Berufsgruppen einbeziehen:

·         Durch einen stärkeren Einsatz von Jugendhilfe, Sozialarbeitern und Sozialpädagogen sollen die Aufgaben von Lehrerinnen und Lehrern verstärkt werden.

·         Schülerinnen und Schülern sollen im Rahmen der Ganztagsschule auch gezielt kulturelle, künstlerische, musische oder auch Sportangebote gemacht werden, die jeweils auf das pädagogische Konzept der Schule abgestimmt sind.

In Zukunft kann ein Drittel des 30prozentigen Stellenzuschlags von diesen Schulen "kapitalisiert" werden können. So können die Schulen die zusätzlichen Angebote - je nach Bedarf und Problemlage vor Ort -  als Dienstleistung "einkaufen".

Das Ministerium für Schule und Weiterbildung erwartet eine tatkräftige Unterstützung der Schulträger in Nordrhein-Westfalen beim Aufbau der neuen Ganztagshauptschulen:

·         Dies kann z.B. durch Unterstützung der Schulleitungen beim Abschluss von Werkverträgen oder in Form von Beratung beim Einkaufen von Dienstleistungen erfolgen. 

·         Die Unterstützung kann durch die bauliche Umgestaltung der jeweiligen Schule erfolgen: So sollten künftig in jeder Ganztagsschule Möglichkeiten zur Anlieferung und Zubereitung eines Mittagsangebotes und für den Verzehr des Essens geeignete Räume vorhanden sein.

·         Zukünftig sollen Räume in der Schule vorhanden sein, in denen Lehrkräfte ungestört arbeiten können.

·         Finanzielle Hilfen zum Ausbau sollen die Schulträger aus dem Bundesprogramm IZBB (Initiative Zukunft Bildung und Betreuung) bekommen. Kommunen in Nordrhein-Westfalen können dann bis zu 150 Millionen Euro für notwendige bauliche Maßnahmen an den neuen Ganztagshauptschulen bekommen.

Die Hauptschulen sollen sich stärker als bisher dem Thema "Berufs- und Ausbildungsreife " widmen. Hierfür will die Landesregierung die Wirtschaft und das Handwerk als Partner gewinnen. Gemeinsam mit den Handwerksverbänden, den Industrie- und Handelskammern, mit Unternehmen und  Betrieben sowie der Arbeitsverwaltung sollen den Schülerinnen und Schüler konkrete Angebote gemacht werden. So können sie frühzeitig an bestimmte Berufsbilder und an die Arbeitswelt herangeführt werden.

Das Ziel ist, der pädagogisch besonders anspruchsvollen Arbeit an den Hauptschulen wieder mehr Beachtung und Wertschätzung zu schenken: Hier sind die Eltern gefordert, aber es geht ebenso um Wertschätzung der Schulform durch alle gesellschaftlichen Gruppen. Die Leistungen und Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler sollen wieder mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rücken. Die Hauptschulen sollen künftig mit mehr Eigenverantwortung über die für sie jeweils passenden Konzepte und Strategien entscheiden. Das zweite Standbein der "Qualitätsoffensive Hauptschule" ist die Weiterentwicklung des pädagogisches Konzepts für die Hauptschule.

Ein Schwerpunkt liegt dabei auf einer soliden Allgemeinbildung. Dazu zählen selbstverständlich die so genannten Basiskompetenzen. Zu nennen sind hier

  • mündliche und schriftliche Ausdrucksfähigkeit,
  • Rechnen und Lesen.

Durch Förderung dieser Kompetenzen soll eine gründliche Vorbereitung auf den späteren Beruf erreicht werden. Im Interesse der Schülerinnen und Schüler soll der Sachverstand und das Fachwissen der außerschulischen Partner einbezogen werden. Dazu will die Landesregierung in den nächsten Monaten Gespräche führen mit Vertretern der Schulen, der Schulaufsicht, der Lehrerverbände, der Wirtschaft, dem Handwerk sowie weiterer Partner.

Nach Bekannt werden der Zielsetzung der Landesregierung NRW, bereits zum kommenden Schulhalbjahr die Ganztagshauptschule einzuführen, wurden seitens des Fachdezernats Jugend, Schule, Sport, Soziales und Kultur Anfang Oktober 2005 die beiden Schulleitungen über den beabsichtigten Ausbau informiert und gebeten, die Positionierung ihrer Schule in dieser Angelegenheit mitzuteilen. Ziel ist, dass die Stadt Hilden frühzeitig und gut vorbereitet entsprechend reagieren kann. Von daher ist die Meinung der Schulleitung in dieser zukunftweisenden Entwicklung für die Stadt Hilden als Schulträger von herausgehobener Bedeutung.

Beide Hauptschulleitungen haben Ihr Interesse  und Ihre Bereitschaft zur Entwicklung eines Ganztagsbetriebs in ihren Hauptschulen schriftlich mitgeteilt. Darüber wurde auch das Schulamt Mettmann mit Schreiben vom 02.11.2005 informiert.

 

Viele Hauptschulen im Kreis Mettmann sind an der Einführung der Ganztagshauptschule stark interessiert, da die bekannten Probleme wie hohe Arbeitslosigkeit, hoher Migrantenanteil und ein belastetes Wohnumfeld auch hier zu treffen und nicht nur auf großstädtische Ballungsräume. In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass unter der Federführung der Polizei in Hilden ein innovatives kriminalpräventives Projekt mit der Theodor-Heuss-Hauptschule in Hilden begonnen wurde, das außerschulische Partner wie Jugendhilfe, Sportvereine und Kultureinrichtungen erfolgreich zusammenführt. Ein Ganztagsangebot wäre hier ein weiterer wichtiger Baustein.

 

Wie bereits eingangs dargestellt, hat die Landesregierung NRW zwar die Zielsetzung für die künftige Entwicklung der Hauptschulen festgelegt, jedoch sind bislang viele Detailfragen noch nicht geklärt. Der Erlass zur Einführung des Ganztags an Hauptschulen wird nach Auskunft des zuständigen Ministeriums konkret vorbereitet und wird in einigen Wochen vorliegen. Zeitpunkt, Zuständigkeit, Verfahrensweise etc. sind ebenfalls derzeit nicht bekannt. Allerdings hat der zuständige Schulrat im Vorgriff auf die Einführung der Ganztagshauptschule bereits 9 Lehrerstellen zugewiesen bekommen, die auf die Hauptschulen im Kreis Mettmann verteilt werden. Von den 16 Hauptschulen im Kreis Mettmann sind bereits 3 Ganztagsschulen. Alle 13 verbleibenden Schulen haben ihr Interesse an der Einführung des Ganztagsangebotes geäußert. 4 Hauptschulen möchten bereits zum 01.02.2006 dieses Angebot einführen. Die Hildener Hauptschulen haben Interesse, das Ganztagsangebot zu Beginn des neuen Schuljahres einzuführen. Dies setzt allerdings entsprechende Beschlüsse der jeweiligen Schulkonferenz voraus.

 

Der für die Hauptschulen in Hilden zuständige Schulrat Herr Lindemann ist zur Sitzung des Ausschusses für Schule, Sport und Soziales am 08.12.2005 eingeladen, so dass die Möglichkeit besteht, aktuelle Informationen zur geplanten Einführung des Ganztags an Hauptschulen einzuholen und in die Diskussion mit einfließen zu lassen.

 

Es wird vorgeschlagen, die weitere Entwicklung zu verfolgen, den bevorstehenden Erlass auszuwerten und in der nächsten Sitzung des Fachausschusses die Möglichkeit der Einführung eines Ganztagsangebotes an Hildener Hauptschulen erneut zu beraten.

 

 

 


Finanzielle Auswirkungen  

Finanzielle Auswirkungen

Ja