Beschlussvorschlag:
„Der
Ausschuss für Schule, Sport und Soziales
nimmt den Sachstandsbericht zur geplanten Einführung des Ganztags an Hauptschulen
zur Kenntnis. In der nächsten Sitzung des Fachausschusses wird im Rahmen einer
Sitzungsvorlage über den aktuellen Stand und über die konkrete Erlasslage
erneut berichtet werden. Auf dieser Grundlage kann dann über eine mögliche
Einführung eines verbindlichen Ganztagsangebotes an Hildener Hauptschulen
weiter beraten werden.“
Erläuterungen und Begründungen:
Die CDU-Fraktion hat in der Ratssitzung am 09.11.2005 beantragt,
auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung des Ausschusses für Schule, Sport und
Soziales den Antrag „Ganztagsangebote in der Hauptschule“ aufzunehmen. Danach
soll die Verwaltung beauftragt werden, die Möglichkeiten zur Einführung von
Ganztagsangeboten in den Hildener Hauptschulen zu prüfen und darüber in der nächsten
Sitzung des Ausschusses für Schule, Sport und Soziales zu berichten. Der Antrag
ist als Anlage 1 dieser
Sitzungsvorlage beigefügt.
In der Plenarsitzung des Landtags NRW am 01.09.2005 hat die
Landesregierung ihre Planungen zum Ausbau von Ganztagsangeboten in Hauptschulen vorgestellt: Bis zum Jahr 2012 sollen
in Haupt- und Förderschulen 50.000 vollwertige Ganztagsplätze geschaffen werden
mit dem Ziel einer besseren, individuelleren Bildungsförderung und der
Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Für den
Hauptschulbereich ist ein konzeptionell neues, vollwertiges Ganztagsangebot
vorgesehen. Vorrangig sollen Angebote dort entstehen, wo Schulen vor besonderen
pädagogischen und sozialen Herausforderungen stehen, der Anteil der
Migrantenkinder beispielsweise besonders hoch ist, das soziale Umfeld der Schule
besonders schwierig ist oder Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit die
Bildungsarbeit erschweren. Es sollen aber auch die Hauptschulen gestärkt
werden, die besonders engagiert arbeiten und innovative Konzepte erarbeiten. Das
Land Nordrhein-Westfalen beabsichtigt, zusätzliche Lehrerinnen und Lehrer bereit
zustellen, die teilnehmenden Schulen erhalten einen 30prozentigen Zuschlag auf
ihren Grundstellenbedarf. Aber auch anderes Personal kann eingesetzt werden: so
können in diese vollwertigen Ganztagsschulen auch Handwerker eingebunden
werden, zum Beispiel, wenn es um die Berufsvorbereitung geht, oder
Sozialpädagogen und Sozialarbeiter, Künstler und Sportübungsleiter. Geplant ist
ein breiterer Ansatz als bisher, um die Möglichkeiten von Kindern und
Jugendlichen zu entfalten. Anders als bei dem Ganztagsangebot in der
Grundschule soll dasjenige an der Hauptschule in der Trägerschaft und Verantwortung
der Schule stehen. Die ersten Ganztagshauptschulen sollen bereits ab Februar
2006 vom Land gefördert werden.
Damit hat die Landesregierung die Richtung für die künftige
Entwicklung der Hauptschulen vorgegeben, wenn gleich viele Detailfragen noch
nicht geklärt sind, zumal der angekündigte
Erlass zur Einführung des Ganztags an Hauptschulen derzeit intern beraten
und voraussichtlich erst Anfang Dezember
2005 in den Landtag eingebracht werden wird.
Die Landesregierung hat sich - anders als bei der Grundschule -
für eine schulische Lösung der Ganztagshauptschule entschieden. Im Vordergrund
steht die Aufwertung der Hauptschule
zu einer qualifizierten Bildungsinstitution (Qualitätsoffensive Hauptschule).
Es geht vor allem um den Besuch von Förderkursen, z.B. zum Lesen, Schreiben,
Rechnen, von Arbeitsgemeinschaften oder der Hausaufgabenhilfe.
Ziel ist
darüber hinaus auch die Öffnung von
Schule: Die Hauptschule soll ergänzend mit der örtlichen Jugendhilfe, dem
Sport, der Kultur und anderen außerschulischen Partner zusammen wirken. Die neue
Ganztagshauptschule in Nordrhein-Westfalen soll sich deutlich von den bisherigen
Angeboten unterscheiden. Sie soll
·
einen vollwertigen Ganztagsbetrieb in schulischer Verantwortung
aufbauen,
·
andere Berufsgruppen in die Gestaltung des schulischen Alltags
einbeziehen,
·
einen Beitrag zur Entkopplung des schulischen Erfolgs von der
sozialen Herkunft der Kinder leisten.
Die neue
Ganztagsschule soll außerdem
- den
Schwerpunkt auf individuelle Förderung setzen und
- einen
höheren Anteil des Ganztagszuschlags für die Beschäftigung von Lehrerinnen
und Lehrern sowie von pädagogisch qualifizierten Fachkräften aufwenden.
Zur
Veranschaulichung ist als Anlage 2
ein Beispiel des Ministeriums für Schule und Weiterbildung zum zeitlichen Tagesablauf an einer Ganztags-Hauptschule beigefügt. Anlage 3 und 4 enthalten jeweils ein
Stundenplanbeispiel für eine
Klasse 5 und für eine
Klasse 10.
Der Aufbau der Ganztagshauptschulen soll an den Stellen im Land
erfolgen, wo sie am dringendsten benötigt werden. Das sind nach Darstellung des
Ministeriums für Schule und Weiterbildung vor allem die großstädtischen
Ballungsräume. Viele Stadtteile sind gekennzeichnet durch außergewöhnliche
Belastungen und Probleme:
·
hohe Langzeitarbeitslosigkeit,
·
schlechte Wohnumfeldbedingungen und
·
ein hoher Migrantenanteil.
Diese Faktoren tragen dazu bei, dass hier für viele Schülerinnen
und Schüler ein höherer Förderbedarf besteht als in weniger problembelasteten
Stadtteilen.
Mit der "Qualitätsoffensive
Hauptschule" wird eine gezielte Unterstützung und Förderung angestrebt.
Diese ist an Schulen im Ganztagsbetrieb besser möglich als an Halbtagsschulen:
Hier kann der Unterricht - wie die Pädagogen sagen - besser
"rhythmisiert" werden:
- Lern- und Entspannungsphasen wechseln einander ab.
- Es kann konzentrierter gelernt
werden.
Dafür stellt die Landesregierung weitere 640 Stellen, die
normalerweise wegen so genannter Stellenüberhänge an andere Schulformen
verteilt würden, den Hauptschulen zur Verfügung. Mit diesen weiteren 500
Lehrerstellen sollen gezielt Fördermaßnahmen vorrangig in den neuen
Ganztagshauptschulen bedient werden. Es steht mehr Zeit zur Verfügung für
gezielten Förderunterricht: für Angebote außerschulischer Partner wie z.B.
Jugendhilfeträger, Sportvereine, Kunst-, Musik- und Kultureinrichtungen, aber
auch für Handwerker.
Deshalb werden die neuen Ganztagshauptschulen "gebundene
Ganztagsschulen" mit verpflichtenden
Angeboten sein. Die Schulen müssen sich dazu bereit erklären, den
Schulbetrieb auf einen kompletten Ganztagsbetrieb umzustellen. Allerdings wird
es zunächst möglich sein, mit zwei oder drei Jahrgängen zu beginnen.
In die neuen Ganztagshauptschulen will die Landesregierung bewusst
auch andere Berufsgruppen einbeziehen:
·
Durch einen stärkeren Einsatz von Jugendhilfe, Sozialarbeitern
und Sozialpädagogen sollen die Aufgaben von Lehrerinnen und Lehrern verstärkt
werden.
·
Schülerinnen und Schülern sollen im Rahmen der Ganztagsschule
auch gezielt kulturelle, künstlerische, musische oder auch Sportangebote
gemacht werden, die jeweils auf das pädagogische Konzept der Schule abgestimmt
sind.
In Zukunft kann ein Drittel des 30prozentigen Stellenzuschlags
von diesen Schulen "kapitalisiert" werden können. So können die
Schulen die zusätzlichen Angebote - je nach Bedarf und Problemlage vor Ort
- als Dienstleistung "einkaufen".
Das Ministerium für Schule und Weiterbildung erwartet eine
tatkräftige Unterstützung der Schulträger in Nordrhein-Westfalen beim Aufbau
der neuen Ganztagshauptschulen:
·
Dies kann z.B. durch Unterstützung der Schulleitungen beim
Abschluss von Werkverträgen oder in Form von Beratung beim Einkaufen von
Dienstleistungen erfolgen.
·
Die Unterstützung kann durch die bauliche Umgestaltung der
jeweiligen Schule erfolgen: So sollten künftig in jeder Ganztagsschule
Möglichkeiten zur Anlieferung und Zubereitung eines Mittagsangebotes und für
den Verzehr des Essens geeignete Räume vorhanden sein.
·
Zukünftig sollen Räume in der Schule vorhanden sein, in denen
Lehrkräfte ungestört arbeiten können.
·
Finanzielle Hilfen zum Ausbau sollen die Schulträger aus dem
Bundesprogramm IZBB (Initiative Zukunft Bildung und Betreuung)
bekommen. Kommunen in Nordrhein-Westfalen können dann bis zu 150 Millionen Euro
für notwendige bauliche Maßnahmen an den neuen Ganztagshauptschulen bekommen.
Die Hauptschulen sollen sich stärker als bisher dem Thema
"Berufs- und Ausbildungsreife " widmen. Hierfür will die
Landesregierung die Wirtschaft und das Handwerk als Partner gewinnen. Gemeinsam
mit den Handwerksverbänden, den Industrie- und Handelskammern, mit Unternehmen
und Betrieben sowie der Arbeitsverwaltung sollen den Schülerinnen und
Schüler konkrete Angebote gemacht werden. So können sie frühzeitig an bestimmte
Berufsbilder und an die Arbeitswelt herangeführt werden.
Das Ziel ist, der pädagogisch besonders anspruchsvollen Arbeit
an den Hauptschulen wieder mehr Beachtung und Wertschätzung zu schenken: Hier
sind die Eltern gefordert, aber es geht ebenso um Wertschätzung der Schulform
durch alle gesellschaftlichen Gruppen. Die Leistungen und Kompetenzen der
Schülerinnen und Schüler sollen wieder mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit
rücken. Die Hauptschulen sollen künftig mit mehr Eigenverantwortung über die
für sie jeweils passenden Konzepte und Strategien entscheiden. Das zweite
Standbein der "Qualitätsoffensive Hauptschule" ist die
Weiterentwicklung des pädagogisches Konzepts für die Hauptschule.
Ein Schwerpunkt liegt dabei auf einer soliden Allgemeinbildung.
Dazu zählen selbstverständlich die so genannten Basiskompetenzen. Zu nennen
sind hier
- mündliche
und schriftliche Ausdrucksfähigkeit,
- Rechnen und
Lesen.
Durch Förderung dieser Kompetenzen soll eine gründliche
Vorbereitung auf den späteren Beruf erreicht werden. Im Interesse der
Schülerinnen und Schüler soll der Sachverstand und das Fachwissen der außerschulischen
Partner einbezogen werden. Dazu will die Landesregierung in den nächsten
Monaten Gespräche führen mit Vertretern der Schulen, der Schulaufsicht, der Lehrerverbände,
der Wirtschaft, dem Handwerk sowie weiterer Partner.
Nach Bekannt werden der Zielsetzung der
Landesregierung NRW, bereits zum
kommenden Schulhalbjahr die Ganztagshauptschule einzuführen, wurden seitens
des Fachdezernats Jugend, Schule, Sport, Soziales und Kultur Anfang Oktober
2005 die beiden Schulleitungen über den beabsichtigten Ausbau informiert und
gebeten, die Positionierung ihrer Schule in dieser Angelegenheit mitzuteilen.
Ziel ist, dass die Stadt Hilden frühzeitig und gut vorbereitet entsprechend
reagieren kann. Von daher ist die Meinung der Schulleitung in dieser
zukunftweisenden Entwicklung für die Stadt Hilden als Schulträger von
herausgehobener Bedeutung.
Beide Hauptschulleitungen haben Ihr Interesse
und Ihre Bereitschaft zur Entwicklung eines Ganztagsbetriebs in ihren
Hauptschulen schriftlich mitgeteilt. Darüber wurde auch das Schulamt
Mettmann mit Schreiben vom 02.11.2005 informiert.
Viele Hauptschulen im Kreis Mettmann sind an
der Einführung der Ganztagshauptschule stark interessiert, da die bekannten
Probleme wie hohe Arbeitslosigkeit, hoher Migrantenanteil und ein belastetes
Wohnumfeld auch hier zu treffen und nicht nur auf großstädtische Ballungsräume.
In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass unter der Federführung der
Polizei in Hilden ein innovatives kriminalpräventives Projekt mit der
Theodor-Heuss-Hauptschule in Hilden begonnen wurde, das außerschulische Partner
wie Jugendhilfe, Sportvereine und Kultureinrichtungen erfolgreich
zusammenführt. Ein Ganztagsangebot wäre hier ein weiterer wichtiger Baustein.
Wie bereits eingangs dargestellt, hat die
Landesregierung NRW zwar die Zielsetzung für die künftige Entwicklung der Hauptschulen festgelegt, jedoch sind
bislang viele Detailfragen noch nicht geklärt. Der Erlass zur Einführung des Ganztags an Hauptschulen wird nach
Auskunft des zuständigen Ministeriums konkret vorbereitet und wird in einigen
Wochen vorliegen. Zeitpunkt, Zuständigkeit, Verfahrensweise etc. sind ebenfalls
derzeit nicht bekannt. Allerdings hat der zuständige Schulrat im Vorgriff auf
die Einführung der Ganztagshauptschule bereits 9 Lehrerstellen zugewiesen
bekommen, die auf die Hauptschulen im Kreis Mettmann verteilt werden. Von den
16 Hauptschulen im Kreis Mettmann sind bereits 3 Ganztagsschulen. Alle 13
verbleibenden Schulen haben ihr Interesse an der Einführung des
Ganztagsangebotes geäußert. 4 Hauptschulen möchten bereits zum 01.02.2006
dieses Angebot einführen. Die Hildener Hauptschulen haben Interesse, das
Ganztagsangebot zu Beginn des neuen Schuljahres einzuführen. Dies setzt
allerdings entsprechende Beschlüsse der jeweiligen Schulkonferenz voraus.
Der für die Hauptschulen in Hilden zuständige
Schulrat Herr Lindemann ist zur Sitzung des Ausschusses für Schule, Sport und
Soziales am 08.12.2005 eingeladen, so dass die Möglichkeit besteht, aktuelle
Informationen zur geplanten Einführung des Ganztags an Hauptschulen einzuholen
und in die Diskussion mit einfließen zu lassen.
Es wird vorgeschlagen, die weitere
Entwicklung zu verfolgen, den bevorstehenden Erlass auszuwerten und in der
nächsten Sitzung des Fachausschusses die Möglichkeit der Einführung eines
Ganztagsangebotes an Hildener Hauptschulen erneut zu beraten.
Finanzielle Auswirkungen
Finanzielle
Auswirkungen |
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