Beschlussvorschlag:
„Der Integrationsrat
nimmt die Ausführungen der Verwaltung zur Kenntnis“
Erläuterungen und Begründungen:
Migration und Menschen unterschiedlicher
kultureller Herkunft gehören zum selbstverständlichen Erscheinungsbild der Stadt
Hilden. Wie in den meisten anderen deutschen Städten auch ist die zahlenmäßige
Verteilung bestimmter Herkunftsländer maßgeblich geprägt durch die Anwerbung sogenannter
Gastarbeiter in den 50er und 60er Jahren, die Aufnahme von Spätaussiedlern und
jüdischen Emigranten aus Osteuropa und Vorderasien, in kleinerem Maße auch
durch Akademiker, die nach Deutschland kamen, um ein Studium zu absolvieren und
die sich dann dafür entschieden, hier zu bleiben – auch durch Menschen, die in
Deutschland politisches Asyl fanden und durch Kriegsflüchtlinge.
Wenn heute von Integration die Rede ist,
werden auch die in Deutschland geborenen Abkömmlinge dieser Personengruppen in
die Überlegungen mit einbezogen – sie werden als Menschen mit
Migrationshintergrund oder Zuwanderungsgeschichte bezeichnet.
Die Stadt Hilden hat sich frühzeitig für die
in ihr lebenden Migrantinnen und Migranten engagiert,
lange bevor im Jahr 2005 das Strategiepapier
„Integration ist machbar!“ durch den Rat der Stadt Hilden verabschiedet wurde
und lange bevor der Begriff der Integration verwandt wurde, um Zuständigkeiten,
Dienststellen oder Projekte dieses Zusammenhangs expressis verbis zu benennen.
Die inhaltlichen und strukturellen
Veränderungen, die seit Verabschiedung des Strategiepapiers umgesetzt wurden,
stehen in der Kontinuität eines kooperativen, partnerschaftlichen und weltoffenen
Klimas in Hilden. Beispiele für die lange Tradition der Hildener
Integrationsarbeit sind:
- Einführung eines Ausländerbeirates Jahre vor der gesetzlichen
Pflicht
- Seit Jahren bestehende Förderung von Migrantenvereinen durch die
Stadt
- Seit Jahren bestehende „Ausländerberatungsstelle“ (heute
Integrationsbüro) in der Stadtverwaltung
- Seit über 20 Jahren die Durchführung des „Fest der Völker“
- Kooperative Umsetzung der Planungen für den Bau der Moschee
- Betreuung der in Hilden lebenden Flüchtlinge, Spätaussiedler und
jüdischen Emigranten durch sozialpädagogische Fachkräfte
Für eine „strategische Ausrichtung“ der Integrationsarbeit,
wie sie durch das Strategiepapier „Integration ist machbar!“ intendiert wurde,
gab es also im Jahr 2005 denkbar günstige Voraussetzungen. Die Notwendigkeit
für die Schaffung einer konzeptionellen Grundlage ergab sich aus der gewonnenen
Erkenntnis, dass Integration nicht allein „eine Sache von Zeit“ ist, in
Anbetracht der Tatsache, dass auch in Deutschland geborene Kinder von
Zugewanderten häufig Sprachdefizite, und im Durchschnitt auch niedrigere
Bildungsabschlüsse und geringere Zukunftschancen aufwiesen und aufweisen.
Außer diesen auch in Hilden feststellbaren
Fakten sorgten zudem überregionale und internationale Ereignisse (z.B. „11.
September 2001“) für eine gesellschaftliche Debatte um „Parallelgesellschaften“
und „Integrationsunwilligkeit“, in deren Focus Migrantinnen und Migranten
verhältnismäßig plötzlich gerieten.
Indem immer mehr Menschen aus
„Anwerbeländern“ ins Rentenalter kamen und in Deutschland blieben, wurde
deutlich, dass die ursprüngliche Idee eines vorübergehenden Aufenthalts zu Erwerbszwecken
nicht der Realität entsprach:
Menschen fühlten sich in Deutschland zu
Hause, und es kamen Kinder zur Welt, die Deutschland als ihre Heimat
betrachteten.
Diese Tatsache machte Änderungen der
Begrifflichkeiten erforderlich:
Das Wort „Ausländer“ war kein geeigneter
Begriff mehr, um die Realität von Menschen zu beschreiben, deren Aufenthalt auf
Dauer angelegt ist, und ist in Zusammenhang mit eingebürgerten Personen
schlichtweg falsch.
Die Begriffe „Migranten“, „Menschen mit
Migrationshintergrund“ und „Menschen mit Zuwanderungsgeschichte“ werden seit
geraumer Zeit verwandt, wenn von Menschen die Rede ist, die aus anderen Ländern
nach Deutschland kamen, oder von Menschen, von denen mindestens ein Elternteil
ausländischer Herkunft ist.
Integrationsarbeit auf konzeptioneller
Grundlage führte zwangsläufig auch zu anderen neuen Begrifflichkeiten, die die
vielfältigen Aspekte von „Integration“ verdeutlichen. Diese Begrifflichkeiten
finden sich im Strategiepapier „Integration ist machbar!“
Der Begriff der „Querschnittsaufgabe“ ist
ein solcher Begriff, der von zentraler Bedeutung ist.
Die Aussage „Integration ist eine
Querschnittsaufgabe“, wie sie im Strategiepapier „Integration ist machbar“
getroffen wird, betont die Notwendigkeit der Dezentralisierung von
Integrationsarbeit. „Integration“ ist das Ziel der Gesamtverwaltung und nicht
ein Bürgerservice wie andere, die in unterschiedlichen Ämtern angesiedelt sind.
Unter der Überschrift „Integration ist eine
Querschnittsaufgabe“ wurden in Hilden seit Verabschiedung des Strategiepapiers
folgende Schritte umgesetzt:
- Einrichtung eines Integrationsbüros, von dem aus die
Integrationsarbeit gesteuert wird. Von hier wird ein Newsletter heraus
gegeben, der über Aktuelles in Bezug auf „Integration“ und „Migration“ in
Hilden berichtet. Hierdurch werden ca. 800 Adressaten erreicht.
- In der Verwaltung wurde ein Steuerungskreis „Integration“
eingerichtet, in dem ämterübergreifend beraten wird.
- Die Amtsleitungen der Verwaltung wurden durch den Bürgermeister zu
Integrationbeauftragten für ihre Ämter ernannt.
- Die Stadt hat die Stelle eines interkulturellen Beraters
eingerichtet, an den sich Institutionen und Einzelpersonen wenden können.
- In der Stadtbücherei ist eine Kollegin ausdrücklich zuständig für
Angelegenheiten, die „Integration“ betreffen.
- Seit dem Jahr 2006 gibt es den „Maßnahmenkatalog Integration“, ein
Budget, aus dem jährlich Integrationsprojekte von Ämtern und freien
Trägern ermöglicht oder bezuschusst werden. Seit 2006 wurden so über 60
Angebote und Maßnahmen zur Integration durch Sport, kulturelle
Aktivitäten, die Menschen verbinden, ein Wegweiser für ältere Migrantinnen
und Migranten, Sprachförderangebote, interkulturelle Schulungen gefördert
– kurz: es wurden alle gesellschaftlichen Bereiche erreicht, Jung und Alt,
Frau und Mann.
- „Interkulturelle Kompetenz“ ist Thema in der Ausbildung bei der
Stadt Hilden.
- Entwicklung eines Integrationsmonitorings, eines Kennzahlensystems,
das die Entwicklung von „Integration“ abbildet (nach einer Erprobung und
einigen Modifikationen werden Zahlen noch in 2010 veröffentlicht).
- Jährliche Verleihung des Förderpreises Integration.
- Unterstützung neuer Migrantenselbstorganisationen, die sich
ausdrücklich im Bereich Bildung engagieren.
- Aufbau des Integrationsportals www.integration.hilden.de .
Ermöglicht wurde die Umsetzung dieser
Schritte maßgeblich durch die Durchführung von KOMM-IN NRW Projekten, die vom
Land Nordrhein-Westfalen bewilligt wurden.
Seit 2006 hat die Stadt Hilden vom Land 5
Förderzusagen erhalten, mit denen eine Fördersumme von insgesamt € 175.000,--
verbunden ist. Mit KOMM-IN Projekten wird der Aufbau von Strukturen gefördert,
die eine Nachhaltigkeit in der Integrationsarbeit gewährleisten.
Im Jahr 2008 gewann die Stadt Hilden den
Landespreis Integration mit einer Projektidee aus dem Stadtarchiv: Für die
Realisierung der Video-Dokumentation „Wie war das noch damals? Geschichten der
Zuwanderung“ erhielt die Stadt € 12.000,-- aus der Landeskasse.
Die Instrumentarien und Strukturen, die seit
der Umsetzung des Strategiepapiers „Integration ist machbar!“ auf den Weg
gebracht wurden, haben wirkungsvoll die Integration von zugewanderten
Menschen gefördert. Neben dieser
individuellen Förderung ist ein Netzwerk von Akteuren entstanden, die der
Integration in Hilden ein Gesicht geben und die dazu beitragen, dass in Hilden
Weltoffenheit gelebt wird.
gez. Horst Thiele
Bürgermeister