Betreff
Sachstandsbericht Schwimmförderung von Grundschulkindern und Schülerinnen und Schüler der Klasse 5
Vorlage
WP 09-14 SV 51/060
Aktenzeichen
III/51-Le
Art
Mitteilungsvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Der Ausschuss für Schule und Sport nimmt den Sachstandsbericht Schwimmförderung von Grundschulkindern und Schülerinnen und Schülern der Klasse 5 zur Kenntnis.

 

 


Erläuterungen und Begründungen:

 

Erläuterungen und Begründungen:

 

Hilden ist eine bewegungs-, spiel- und sportgerechte Stadt. Gesundheitsorientierte und sportbezogene Projekte haben ihren Platz gefunden und werden stetig weiterentwickelt. Es existiert ein dichtes Netz von Schulen, Kindergärten, Krankenkassen, Ärzten und Therapeuten, Hildener Sportanbietern und (Sport)Fachverbänden.

Zielgruppenorientierte Projekte wie das „Sport- und Bewegungsmodell“ der Stadt Hilden und „Leichter Fit“ sollen sportliche Talente fördern, motorisch schwache Kinder in deren körperlichen Entwicklung helfen oder Kinder und Jugendliche mit Gewichtsproblemen unterstützen.

Im Rahmen der bereits bestehenden Projekte und durch persönliche Befragungen werden seit drei Jahren die Daten von schwimmunfähigen bzw. schlecht schwimmenden Kindern festgehalten und ausgewertet. So wie sich deutschlandweit eine wachsende Schwimmunfähigkeit bei Kindern und Jugendlichen abzeichnet, finden wir in Hilden die gleichen Probleme.

Dabei wird in allen Lehrplänen die Bedeutung des Schwimmens für die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler als besonders herausgestellt und teilweise sogar als „unverzichtbar“ bezeichnet. Die Schwimmausbildung in der Schule bildet mit ihren vielfältigen Formen und Anwendungsbereichen eine wesentliche Grundlage für die Gesunderhaltung und für die Steigerung der Leistungsfähigkeit. Auch aufgrund der lebensrettenden Funktion ist der Erwerb und Erhalt der Schwimmfähigkeit sicher zu stellen. Sie ist außerdem Voraussetzung für das weitgehend gefahrenlose Ausüben vieler Wassersportarten.

Die beschriebenen Defizite liegen einerseits an den verschlechterten Zugängen vor allem der Grundschulen zu den Schwimmhallenzeiten und Wasserflächen und den zugehörigen Rahmenbedingungen, andererseits existiert ein relativ hoher Anteil Kinder, denen die häusliche Unterstützung zur Schwimmförderung fehlt. In Deutschland verlassen im Schnitt rund 25% der Kinder die Grundschulen als Nichtschwimmer. In Hilden ist der Anteil geringer, wobei eine zielgerichtete Schwimmförderung zu einer weiteren Senkung beitragen sollte.

Das Sportbüro der Stadt Hilden hat sich zum Ziel gesetzt, alle Kinder bis spätestens zum Übergang auf die weiterführenden Schulen zu Schwimmern zu machen. Dabei ist zu beachten: Schwimmen können, heißt sicher schwimmen können.

 

Um dem Ziel näher zu kommen, wurden bereits zusätzliche Maßnahmen zur Förderung der Schwimmfähigkeit von Kindern geplant und umgesetzt und sowohl im Rahmen der Schulzeit als auch in der Freizeit der Kinder implementiert. Beteiligte und betroffene Kinder, Eltern und pädagogische Fachkräfte wurden und werden weiterhin aufgeklärt und sensibilisiert, Netzwerke und Kooperationen werden genutzt und ausgebaut. Besonders die schwimmunfähigen Kinder in den vierten Klassen rücken in den Fokus einer individuellen Schwimmförderung in der Stadt Hilden.

 

Bestandsaufnahme:

Im Rahmen des Sport- und Bewegungsmodells der Stadt Hilden und dem durchgeführten Fitnesstest CHECK! und Re-CHECK! im Jahr 2008 und 2009 (die Daten für 2010 befinden sich noch in der Auswertung) wurde festgestellt, dass zwischen 20% und 22 % der Zweitklässler und 3% bis 5 % der Viertklässler nicht schwimmen kann. Es ist zu bedenken, dass in einigen Grundschulen der Stadt Hilden der Schwimmunterricht erst in den Klassen drei oder vier durchgeführt wird.

 

Durch eine Befragung der Hildener Schulen konnte festgestellt werden, dass hinsichtlich des zu erteilenden Schwimmunterrichts in Hilden kein einheitliches Konzept existiert. Einzuräumen ist, dass durch die fehlenden Wasserflächen eine einheitlich konzeptionelle Umsetzung des Schwimmunterrichts wahrscheinlich auch nicht möglich ist.

Die Durchführung der Stunden variiert von einer Schulstunde bis hin zu 90 min, ein bis drei Terminen pro Woche, von 8 – 10 Wochen über 12 Stunden pro Schuljahr bis hin zum ganzjährigen Schwimmunterricht. Auch außerunterrichtlich bieten Schulen Schwimmunterricht im Nachmittagsbereich an.

 

Durchführung von Maßnahmen

1) Die Schulen haben die Möglichkeit, Fachübungsleiter für Schwimmen mit max. 10 Schulstunden für ihren Schwimmunterricht in Anspruch zu nehmen. Die Lehrkräfte können durch die Unterstützung einen effizienten Unterricht durchführen und neue Lehrmethoden kennen lernen.

 

2) In Zusammenarbeit mit den Stadtwerken finden für die Lehrkräfte der Hildener Schulen regelmäßig Fortbildungsveranstaltungen zum Thema Schwimmen statt. Interessierte Erzieherinnen der OGATAs und der KiTas sind ebenfalls zu den Fortbildungen eingeladen.

 

3) In Zusammenarbeit mit der DLRG Hilden werden den Lehrkräften Termine für Erste-Hilfe-Kurse, Fort- und Weiterbildungen genannt.

 

4) Das Sportbüro macht die Hildener Sportvereine und Schulen regelmäßig auf Landesprojekte zum Thema Schwimmförderung aufmerksam.

 

5) Seit Sommer 2008 finden regelmäßig Schwimmförderkurse für die Nichtschwimmerkinder im Lehrschwimmbecken des Hildorados statt. Kinder die an CHECK! (2. Klassen) und Re-CHECK! (4. Klassen) teilgenommen haben, werden aufgrund ihrer Angaben im persönlichen Fragebogen zu den 10-wöchigen Kursen eingeladen.

Die Kurse finden im Hildorado statt und werden von einem Fachübungsleiter für Schwimmen von der Hildener Allgemeinen Turnerschaft durchgeführt. Das Interesse und die Anmeldezahlen sind enorm und zeigen die Notwendigkeit zur Durchführung solcher Kurse. Die Teilnahmekapazität der Kurse ist immer ausgeschöpft.

Ziel ist es, allen Kindern die Sicherheit im Wasser zu vermitteln, die sie für ein freies Schwimmen benötigen. Auch den Effekt des Kennenlernens einer „neuen“ Sportart ist auffallend positiv. Am Ende der Kurse werden entweder die Abzeichen „Frosch“ oder „Seepferdchen“ erlangt. Sollte dies misslingen, werden die Kinder zu weiteren Schwimmkursen eingeladen.

 

Rahmenbedingungen

Der Zeitplan für die benötigten Schwimmzeiten im Hildorado wird halbjährlich mit den Stadtwerken abgesprochen.

Die von den Stadtwerken weitergegebenen Zeiten sind aufgrund von allgemein fehlenden Wasserzeiten im Lehrschwimmbecken nicht immer „schülergerecht“. Aufgrund der Notwendigkeit der Schwimmförderung gelingt es dennoch immer, die Kurse zu füllen. Auch die zukünftigen Aussichten auf „schul- und schülerfreundlichere“ Schwimmzeiten sind, wie erneute Gespräche mit den Stadtwerken bestätigten, äußerst gering.

 

Die Schwimmförderung der älteren Kinder (5. Klasse) findet im Rahmen von zur Verfügung gestellten Schwimmzeiten der HAT statt.

 

Die Kosten pro Kind und Einheit betragen derzeit 2,49 € und werden von den zur Verfügung stehenden Mitteln für das Sport- und Bewegungsmodell der Stadt Hilden gezahlt.

 

Ebenso werden die Honorarkosten für den Übungsleiter aus den Mitteln des Sport- und Bewegungsmodells gezahlt.

 

 

 

 

 

Ergebnisse

 

Schuljahr 2008/2009

Im Schuljahr 2008/2009 wurden 103 Drittklässler und 17 Viertklässler (Nichtschwimmer laut Fragebogen im CHECK! Und Re-CHECK! 2008) je zu einem 10-wöchigen Schwimmförderkurs eingeladen. Kinder, die das Angebot im ersten Halbjahr nicht wahrnehmen konnten, hatten die Möglichkeit, im zweiten Halbjahr an der Schwimmförderung teilzunehmen.

 

48 Kinder konnten das „Froschabzeichen“ erlangen (Grundkenntnisse im Schwimmen konnten erfolgreich vermittelt werden). 17 Kinder haben das Abzeichen „Seepferdchen“ gemacht und drei Kinder erlangten sogar das Abzeichen „Bronze“.

 

Die anderen eingeladenen und nicht angemeldeten Kinder hatten zum Zeitpunkt der Einladung entweder bereits das Schwimmen erlernt oder haben es aufgrund ihrer Freizeitsituation nicht geschafft, an der Schwimmförderung der Stadt Hilden teilzunehmen. Letzteren wurde vom Sportbüro die Möglichkeit zur jederzeitigen Unterstützung zugesagt.

 

Kinder, die keinen Erfolg hatten, wurden für das Schuljahr 2009/2010 erneut zu einem Schwimmförderkurs eingeladen.

 

Schuljahr 2009/2010

Im Schuljahr 2009/2010 wurden 104 Drittklässler und 26 Viertklässler (Nichtschwimmer laut Fragebogen im CHECK! Und Re-CHECK! 2008) je zu einem 10-wöchigen Schwimmförderkurs eingeladen. Kinder, die das Angebot im ersten Halbjahr nicht wahrnehmen konnten, hatten erneut die Möglichkeit, im zweiten Halbjahr an der Schwimmförderung teilzunehmen.

 

Bis zum heutigen Zeitpunkt haben 9 Kinder das „Froschabzeichen“, 15 Kinder das Abzeichen „Seepferdchen“ erlangt und drei Kinder das Abzeichen „Bronze“.

 

Allgemeines

1.    In einigen Fällen waren Teilnahmen an den Kursen nicht mehr notwendig, da die Kinder entweder durch privates Engagement oder im Schulsport Schwimmen gelernt hatten.

2.    Im Rahmen der Kurse stellte sich einige Male heraus, dass die Kinder bereits eine vergleichsweise schlechte Schwimmfähigkeit besaßen, jedoch aus Angst vor dem Wasser diese entweder verloren haben oder auf dem Weg zum Verlust waren.

3.    Parallel zu den Kursen werden die Familien per Fragebogen über die Nichtschwimmersituation der Kinder befragt. Viele Kinder der zweiten Schuljahre können nicht schwimmen, weil in der Schule bis zur zweiten Klasse noch kein Schwimmunterricht durchgeführt wurde. Nichts desto trotz sollte es den Kindern spätestens ab dem Grundschulalter möglich sein, sich „über Wasser“ zu halten. Die Familie und das weitere Umfeld der Kinder müssen sich hier in der Verantwortung sehen. Bei ausländischen Kindern spielen bei der Schwimmunfähigkeit z.T. die Sprachbarrieren (der Eltern) und die Angst vor dem Wasser eine Rolle. Krankheitsbedingte/schulfehlzeitenbedingte Schwimmunfähigkeiten existieren in geringer Zahl.

 

AG Schwimmförderung

 

In den Schuljahren 2008/2009 – 2009/2010 haben bereits vier Schulen im Rahmen des Sportsunterrichts auf die Unterstützung des Sportbüros zurück gegriffen.

 

Ausblick

 

Die Zahl der schwimmfähigen Kinder in Hilden muss in einem ersten Schritt stabil bleiben. Der zweite weitaus wichtigere Schritt ist die Reduzierung der schwimmunfähigen Kinder, besonders im Grundschulalter bis hin zu den fünften Klassen. Ziel soll sein, dass alle Grundschülerinnen und Grundschüler die Schule mit dem Abzeichen „Seepferdchen“ verlassen.

Dies kann durch die konsequente Einführung schwimmfördernder Maßnahmen in den Grundschulen erfolgen. Eine regelmäßige Aufklärung der Eltern und Familien sorgt für ein gesteigertes Sicherheitsbewusstsein in den Familien.

 

Es sollen vermehrt Aktionstage und Ferienveranstaltungen stattfinden. Die Schulen haben weiterhin die Möglichkeit, auf die Unterstützung des Sportbüros im Rahmen ihres Schwimmunterrichts zurückzugreifen. Die Zusammenarbeit mit den Hildener Anbietern im Bereich Schwimmen soll weiter ausgebaut und verbessert werden. Ziel ist weiterhin, familienfreundliche, kostengünstige und leicht zugängliche Kurse anzubieten. Außerschulische Maßnahmen (zentral und dezentral) müssen kontinuierlich geplant und etabliert werden.

 

Es wird bei den Lehrerinnen und Lehrern und pädagogischen Fachkräften vermehrt auf Qualifizierungsangebote hingewiesen bzw. Fort- und Weiterbildungsangebote werden in Kooperation mit Fachinstitutionen geplant und umgesetzt. Hier soll besonders auf die Erlangung der Rettungsfähigkeit der Lehrkräfte und Pädagogen geachtet werden.

Angestrebt ist eine Frühförderung in den Kindergärten, die nur unter der Voraussetzung von vorhandenem Fachpersonal und ausreichenden Wasserflächen stattfinden kann.

 

Eine verstärkte Zusammenarbeit mit Eltern, Rektoren und Lehrkräften, Studierenden, Referendaren und Fachübungsleitern ist angestrebt.

 

Angebote von anderen Institutionen (LSB, DLRG, DSV u. v. m.) sollen mit der nötigen Ernsthaftigkeit in Augenschein genommen und nach Möglichkeit in Anspruch genommen werden. Auch hier wird das Sportbüro kompetente Unterstützung leisten. 

 

 

 

 

Horst Thiele