Betreff
Bericht der Bildungspartnerschaft Nord 2009
Vorlage
WP 09-14 SV 51/050
Aktenzeichen
III/51-nh/ns/rk
Art
Mitteilungsvorlage

Beschlussvorschlag:

Der Jugendhilfeausschuss nimmt den Bericht der Bildungspartnerschaft Nord 2009 zur Kenntnis.

 

 

 


Erläuterungen und Begründungen:

Mit der SV 51/425 vom 07.05.2009 wurde der erste Jahresbericht zur „Bildungspartnerschaft im Hildener Norden“ und der „Integrativen Förderklasse“ im Jugendhilfeausschuss am 04.06.2009 vorgestellt.

 

Bei der Bildungspartnerschaft im Hildener Norden geht es um die inhaltliche Ausgestaltung des Ganztages an der Theodor-Heuss-Schule mit besonderem Augenmerk auf die Kooperation zwischen Jugendhilfe und Schule sowie der Integrativen Förderklasse an der Theodor-Heuss-Schule.

 

Mit der Einschulung von weiteren 23 Kindern zum Schuljahr 2009/2010 wird die Kooperation zwischen Schule und Jugendförderung weiter fortgeführt. Auch in diesem Jahr geht es darum, die verschiedenen Systeme Schule - Jugendförderung zum Nutzen der Kinder gewinnbringend miteinander zu verknüpfen.

Inwieweit dieses bisher umgesetzt worden ist, beleuchtet der vorliegende Bericht zum Stand der Bildungspartnerschaft zwischen Jugendförderung und der Theodor Heuss Schule.

 

Evaluation Schuljahr 2009/2010

Zur Wirkungsanalyse wurden Interviews mit den SchülerInnen der fünften Klasse zum Thema Projekte geführt. Den Eltern der fünften und sechsten Klassen wurde ein anonymer Elternfragebogen zur Zufriedenheit mit dem Ganztag und den Projekten zugesandt und dann ausgewertet. Darüber hinaus wurden Feedbacks von Fachkräften, wie den Projektleitungen, den KlassenlehrerInnen und der Schulleitung eingeholt. Es gab eine sehr hohe Rücklaufquote der Fragebögen.

Die Projekte werden von fast allen Befragten positiv bewertet. Als Bilanz ist auch deutlich festzuhalten, dass sich der Bekanntheitsgrad der Einrichtung Area 51 als Jugendzentrum gerade bei Eltern deutlich erhöht hat. Hier ist eine positive Entwicklung festzustellen. Der Ganztag wird von einer großen Mehrheit der Eltern als positiv empfunden.

 

 

Ausgestaltung der Bildungspartnerschaft im Hildener Norden

 

1. Kommunikationsstrukturen

Die Lenkungsgruppe besteht aus der Schulleitung, den drei Klassenlehrerinnen und -lehrern der fünften und sechsten Klassen und dem Schulsozialarbeiter, der inzwischen in Vollzeit an der Theodor Heuss Schule tätig ist. Seitens der Jugendförderung beteiligen sich der Sachgebietsleitung, die Sozialpädagogin mit dem Schwerpunkt Ganztag, die Sozialpädagogin der Integrativen Förderklasse sowie bei Bedarf die Jugendhilfeplanung.

Die Lenkungsgruppe trifft sich im 4 - 6 Wochen-Rhythmus zur grundsätzlichen Planung des Ganztages. Für die operative Planung vor Ort und die Organisation des Mensabetriebs ist weiterhin die Sozialpädagogin mit dem Schwerpunkt Ganztag zuständig.

Inhaltlich Fragen zur Projektplanung und die terminliche Festlegung werden zwischen der Projektkoordinatorin, den Klassenlehrerinnen und Klassenlehrern sowie der Schulleitung abgesprochen. Bei im laufenden Schuljahr beginnenden Projekten richtet sich die Projektkoordinatorin möglichst nach den Stundenplänen.

 

2. Projektstruktur

Die Reihe „Projekt im Unterricht“ findet weiterhin räumlich getrennt vom Gebäude der Schule statt. Die dadurch geschaffene, von den Klassenräumen unabhängige, Lernatmosphäre wird von allen Seiten als positiv empfunden. 

Es fanden Kooperationsprojekte, geteilte Projekte und Ausnahmeprojekte statt, ein durchgehendes Projekt gab es in diesem Schuljahr nicht. Durchgehende Projekte sind aber in etwas abgeänderter Form für das nächste Schuljahr wieder geplant.

 

2.1 Projekte, die sich bewährt haben

Von den in der SV 51/425 ausführlich dargestellten Projekten wurden zwei, die sich besonders bewährt haben, auch für das aktuelle fünfte Schuljahr durchgeführt. Dabei handelt es sich um das Kommunikationstraining im RAP Projekt und das Konflikttraining im Projekt „cool sein - cool bleiben“. Für die beiden sechsten Klassen wurden Fortsetzungen dieser Projekte im 2. Schulhalbjahr durchgeführt.  

 

2.2 Neue Projekte

Auf der Suche nach weiteren Projekten für die Klassen 5 und 6 wurden neue Projekte eingeführt. Sie sollten das bestehende Angebot erweitern. Der pädagogische Sinn und Nutzen und die praktische Umsetzbarkeit dieser neuen Projekte musste allerdings erst in einem Probelauf getestet werden. Im Folgenden werden die neuen Projekte und deren pädagogische Ziele kurz umrissen und, sofern sie schon durchgeführt wurden, ausgewertet.

 

·          Nachgedacht! Projekt zum Thema Umwelt und Ernährung

       Bei diesem geteilten Projekt wurden mit je einer halben Klasse die Themen Kinderarbeit, Herstellung der Kleidung, die wir tragen, Slowfood, Fastfood und Ernährung bearbeitet.

Die Konzeption des Projektes wurde von der Projektkoordinatorin und der Sozialpädagogin der „IF“ gemeinsam entwickelt. Ziele sollten sein:

- Sensibilisierung für das Thema Umwelt und Ernährung

- Auseinandersetzung mit der eigenen Ernährung

- Anregung eigene Denkmuster kritisch zu hinterfragen

- Förderung der Gruppendynamik durch Kleingruppenarbeit

- Herstellung und Vertiefung des Kontakts zwischen Projektleiterinnen und Kindern durch die gemeinsame Arbeit im Projekt

Das Projekt wurde von den Kindern gut angenommen, allerdings wurde ein zu großer Schwerpunkt auf den formellen Wissenserwerb gesetzt. Zudem bestand eine Reihe von sozialen und gruppeninternen Schwierigkeiten, die eine erfolgreiche Inhaltevermittlung erschwerten. 

Für weitere Projekte soll der Schwerpunkt stärker auf die Bearbeitung von gruppeninternen Prozessen, Sozialverhalten, intentionales Lernen und die Erforschung des Sozialraums gelegt werden.

 

·      Theater-Projekt

Bei diesem Kooperationsprojekt werden einzelne Szenen in Kleingruppen eingeübt und gespielt.  Ziele sollten sein:

- Unterschiede entdecken: Eigenwahrnehmung und Fremdwahrnehmung

- Erweiterung der kommunikativen Fähigkeiten

- Erhalt und Förderung spielerischer Kreativität

- Trainieren von freier Rede und aktivem Zuhören

- Reflexiver Umgang mit versch. Situationen durch das Rollenspiel

Die Schülerinnen und Schüler hatten Spaß am Medium Theater, es hat ihnen gefallen Dinge auszuprobieren und sich auf der Bühne darzustellen.

 

·          Film-Projekt

Bei diesem Kooperationsprojekt sollten die Kinder der Klasse 6b in vier Kleingruppen einen eigenen Film drehen. Jede Gruppe entwarf ein eigenes kleines Storyboard, anhand dessen dann die Gruppe jeweils einer Kamera loszog und einen Film drehte. Gleichzeitig wurden erste theoretische Kenntnisse im Bezug auf Regie, Szenendreh und das Schneiden des Materials vermittelt. Sehgewohnheiten wurden abgefragt und der eigene Blick anhand von Beispielen aus Film und Fernsehen geschult. 

     Ziele sollten sein:

- Stärkung sozialer Kompetenzen

     - Stärkung der Medienkompetenz

- Förderung der demokratischen Partizipation durch die mediale Darstellung von Meinungen, Wünschen und Forderungen

- Förderung der Kreativität und Phantasie

- Stärkung der intrinsischen Motivation durch Mitwirkung an der Entstehung eines eigenen Produktes

Die Kinder haben mit Begeisterung mit den Kameras gearbeitet und gefilmt. Sie waren sehr stolz, eigene Filme zu produzieren. Es fiel ihnen allerdings sehr schwer, sich länger zu konzentrieren und schlüssige Geschichten zu entwickeln. Auch die Vermittlung des theoretischen Background-Wissens gestaltete sich eher mühsam, da das Hauptinteresse den Kameras galt.

 

·                    Sport-Projekt

Für die zweite Hälfte des 2. Schulhalbjahres ist wieder ein Sportprojekt geplant. Hierbei sollen ähnlich dem Lauftraining (siehe SV 51/425) folgende Ziele erreicht werden:

-       Erhöhung der Attraktivität sportlicher Aktivitäten durch die Förderung der Kondition und der Freude an Bewegung

-       Förderung des Selbstbewusstseins durch Erfolgserlebnisse

-       Erhöhung der Frustrationstoleranz durch Willensstärkung und Erweiterung der persönlichen sportlichen Grenzen

-       Förderung eines gesunden Aufwachsens durch Bewegung

-    Förderung der Gruppendynamik durch das gemeinsame Sporterlebnis

Hierbei soll ein Übungsleiter des Sportvereins HAT als Projektleiter eingesetzt werden, der schon an anderen Schulen im Rahmen des offenen Ganztags Sportprojekte durchführt.

 

Bilanz der Projektstruktur

Die Projekte „Theater“ und „Film“ fordern zu viel Eigeninitiative und eigenverantwortliches Handeln von den Kindern. Insgesamt gestalteten sich die beiden Projekte als zu betreuungsintensiv für die Altersgruppe, so dass hier künftig andere Projekte den Vorrang bekommen werden.

Inhaltliche Schwerpunkte für die 5. und 6. Klasse sind die Förderung der Sozialen Kompetenz, der Gruppendynamik, Medienpädagogik und Bewegungspädagogik. Für das nächste Schuljahr ist für den 7. Jahrgang ein Gender-Schwerpunkt geplant, der die Schülerinnen und Schüler anregen soll, sich mit der gesellschaftlichen Zuschreibung der Geschlechterrollen kritisch auseinanderzusetzen.

 

Der Mensabetrieb im AREA 51

Im Veranstaltungsraum des AREA 51 findet weiterhin der Mensabetrieb für die fünfte und die sechsten Klassen statt. Die Kinder kommen jeden Mittag von 12.30 Uhr bis 14.30 Uhr im jeweiligen Klassenverband zum Mittagstisch zusammen. Das Essen findet in den Zeitkorridoren 12.30 – 13.00 Uhr, 13.25 – 13.50Uhr und 14.10 – 14.30 Uhr statt. Die Zwischenzeit wird benötigt, um die jeweiligen Mahlzeiten mit den Konvektomaten zu erwärmen. Für den 3. Jahrgang soll das System in 2 Schichten stattfinden (5. und 6. Klassen zusammen sowie 7. Klassen). Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind insgesamt knapp 60 Kinder angemeldet.

Seit Sommer 2009 gibt es zwei professionelle Küchenkräfte, die das Essen zubereiten, täglich die Tische und Stühle in der Mensa aufbauen, das Essen ausgeben und nach dem Essen spülen und aufräumen.

Aufsicht führen pro Gruppe jeweils ein oder zwei Lehrkräfte der Schule oder der Schulsozialarbeiter. An zwei bis drei Tagen in der Woche ist in der Regel die Sozialpädagogin mit dem Schwerpunkt Ganztag in ihrem Büro vor Ort, steht für Fragen zur Verfügung und unterstützt bei Bedarf bei der Betreuung. 

Die Essensausgabe erfolgt im Veranstaltungsraum des AREA 51, dafür müssen täglich vor und nach dem Essen Tische, Stühle und das gesamte Equipment für die Essensausgabe auf- und abgebaut werden. Die Kapazitäten des Jugendzentrums AREA 51 sind sowohl personell als auch logistisch mit dem Mensabetrieb für 3 Klassen voll ausgeschöpft. Da erfahrungsgemäß die älteren Jahrgänge nicht mehr am Essen teilnehmen und weiterhin mit der Bildung nur einer Eingangsklasse kalkuliert werden kann, stellt die Essensversorgung im Area 51 eine mittelfristige Lösung für die Essensversorgung dar. Ob dies auch eine langfristige bzw. dauerhafte Lösung sein kann, muss im kommenden Schuljahr vor dem Hintergrund der Essensteilnahme der dann 7. Klassen überprüft werden.

 

„Integrative Förderklasse“

 

Seit August 2009 ist die IF an der Theodor-Heuss-Schule angesiedelt. Mit der Sonderpädagogin aus dem Schuldienst und der von Jugendförderung kommenden Diplom-Sozialpädagogin sind auch 6 Schülerinnen und Schüler der Albert-Schweitzer-Schule zur Theodor-Heuss-Schule gewechselt. Die IF hat zum Schuljahr 2009/2010 6 neue Schüler aufgenommen. Einer wurde aufgrund seiner positiven Entwicklung entlassen.

Der Wechsel an die Theodor-Heuss-Schule brachte Veränderungen mit sich. Aufgrund des gebundenen Ganztages entfielen die Nachmittagsgruppen. Die flexiblen Arbeitsfelder, wie individuelle Betreuung, Elternarbeit, Unterstützung bei der Freizeitgestaltung blieben bestehen. Bisher konnte ein Schüler der fünften Klasse erfolgreich in das Capoeiraangebot im Jugend- und Kulturzentrum Area 51 integriert werden.

Die enge Zusammenarbeit mit den Eltern ist weiterhin eines der wichtigsten Aufgabenfelder der Fachkräfte. So stehen die Sonderpädagogin und die Sozialpädagogin fast täglich mit den Eltern der Schülerinnen und Schüler in Verbindung und bieten diesen individuelle Beratung und Unterstützung an. Des Weiteren finden regelmäßig Fachgespräche zwischen dem Sozialdienst und der JGH, der Schule und den Eltern statt, um sich über die Entwicklung der betreffenden Kinder und Jugendlichen auszutauschen und gemeinsam Möglichkeiten der Unterstützung herauszuarbeiten.

Die Gruppenstunde, die einmal wöchentlich stattfindet, blieb bestehen. Sie dient der Stärkung des Gruppenzusammenhaltes, der Einübung sozialverträglichen Verhaltens und der Verbesserung der Kommunikation untereinander. Dabei werden Entspannungsübungen, Mannschaftsspiele zu verschiedenen Themen gemacht und aktuelle Problemfelder thematisiert. Im Anschluss findet das gemeinsame Frühstück statt, welches eine zusätzliche Möglichkeit der Kommunikation untereinander bietet. Die Gruppenstunde ist ein festes Ritual und wird von den Schülerinnen und Schülern dankbar angenommen.

Durch den Wechsel der integrativen Förderklasse an die THS haben inzwischen alle IF- Schüler die Möglichkeit, an der Projektarbeit teilzunehmen und konnten dort erfolgreich eingebunden werden. Die Zusammenarbeit der Sozialpädagoginnen mit Schwerpunkt Ganztag und Schwerpunkt Förderklasse wurde intensiviert. Es findet ein regelmäßiger Austausch und Reflexion der beiden Fachkräfte statt, so dass die Projekte an den Bedarf „aller“ Schülerinnen und Schüler angepasst werden konnten.

 

Fazit:

Insgesamt hat sich die Bildungspartnerschaft Nord gut entwickelt. Die Verzahnung der beiden Bildungsansätze (schulisches Lernen, Vermittlung von Schlüsselkompetenzen) greifen in dieser Partnerschaft ineinander und ergänzen sich. Das Instrument der Zusammenarbeit erfordert allerdings auch einen hohen koordinativen Aufwand, da ein reger Austausch und Abgleich erforderlich ist.

Als Ergebnis ist noch festzuhalten, dass sich nicht alle Angebote oder Projekte in jeder Stufe gut umsetzen lassen. Positiv machen sich verschiedene Schwerpunkte in verschiedenen Stufen bemerkbar.

Durch die Fortschreibung der Bildungspartnerschaft im dritten Jahr kann mittlerweile mit einem größeren Projektfundus gearbeitet werden, was sich im Alltag positiv bemerkbar macht.

 

Die (teilstandardisierte) Befragung aller beteiligten Fachkräfte und auch die Eltern und Schülerinnen und Schüler ergibt ein positives Bild. Die Zusammenarbeit wird als Bereicherung und spürbarer Mehrwert empfunden. Vor diesem Hintergrund gilt es die Bildungspartnerschaft als ein Element des Hildener Bildungsnetzwerkes weiter zu etablieren.

 

Horst Thiele

 

 

 

 

 

 


Finanzielle Auswirkungen: Nein  

 


Personelle Auswirkungen: Nein