Betreff
Tätigkeitsbericht 2009 der Psychologischen Beratungsstelle
Vorlage
WP 09-14 SV 51/046
Aktenzeichen
III/51-Stu-Mh
Art
Mitteilungsvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Der Jugendhilfeausschuss nimmt den Tätigkeitsbericht 2009 der Psychologischen Beratungsstelle zur Kenntnis.

 

 


Erläuterungen und Begründungen:

 

Die Psychologische Beratungsstelle ist ein ambulantes Angebot der Hilfe zur Erziehung und gehört zu den zentralen Angeboten der Jugendhilfe gem. §28 KJHG. Es besteht ein Rechtsanspruch gem. § 27 KJHG, wenn eine dem Wohl des Kindes oder Jugendlichen entsprechende Erziehung nicht gewährleistet ist und die Hilfe für seine Entwicklung geeignet und notwendig erscheint. Mit der Erziehungs-, Familien- und Schulpsychologischen Beratung hält das interdisziplinäre Fachkräfteteam der Beratungsstelle ein entsprechendes Hilfeangebot für Hildener und Haaner Familien vor.

Zu den präventiven Aufgaben der Beratungsstelle gehört vor allem die Gewaltprävention, u.a. in Form von Präventionsprojekten in Schulen zur Vorbeugung sexueller Gewalt, sowie die Eltern- und Multiplikatorenarbeit.

 

Die Beratungsstelle leistet direkte Unterstützung für sich selbstmeldende Eltern und Minderjährige. Zugleich ist sie ein qualifizierter Kooperationspartner für die Hilfe vermittelnden Fachkräfte der Sozialen Dienste, freien Träger und Schulen.

 

Anliegend findet sich der Jahresbericht der Psychologischen Beratungsstelle.

 

 

Horst Thiele


 

  Kurzbeschreibung

 

1. Erziehungs-, Familien und Schulpsychologische Beratung

  • Die Beratungsleistungen beziehen sich auf Erziehungsschwierigkeiten von Eltern oder anderen Erziehungsberechtigten, auf Schulfragen und Schulschwierigkeiten von Schüler/innen aller Schulen, auf Familienkonflikte sowie auf Verhaltensauffälligkeiten, Symptome oder Entwicklungskrisen eines Kindes oder Jugendlichen.
  • Psychotherapeutisch-heilpädagogische Angebote dienen der Bearbeitung psychischer Auffälligkeiten bei multipler Problemlage von Kindern und Jugendlichen.
  • Unterstützung von Eltern und heilpädagogische Begleitung für Kinder bei Trennung und Scheidung.
  • Schulpsychologische Beratung soll zur Minderung aller Nöte von Kindern und Jugendlichen beitragen, deren Schulprobleme häufig Ausdruck familiärer, entwicklungsbedingter Störungen, aber auch schulsystembezogener Schwierigkeiten sind.
  • Die oft komplexe Problemlage erfordert eine ganzheitliche Problemsicht und umfassende Kooperation mit Bezugspersonen aus der Lebenswelt des Kindes.
  • Fallunabhängige Tätigkeiten in Form von präventiver Arbeit und Vernetzung mit Kooperationspartnern im pädagogisch-sozialen und medizinisch-klinischen Bereich.
  • Zusammenarbeit mit den Sozialen Diensten aus Haan und Hilden.
  • Fachberatung in Kindertageseinrichtungen und Schulen sowie individuelle Hilfen für ratsuchende Erzieherinnen und Erzieher sowie Lehrerinnen und Lehrer in pädagogisch-psychologischen Fragen.

 

2. Gewaltprävention

  • Sensibilisierung für das Problemfeld Gewalt in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen
  • Stärkung des Selbstwertgefühls von Kindern und Jugendlichen und Vermittlung von Konfliktlösungsmöglichkeiten zur Vermeidung von Gewalt (ressourcenorientierte Gruppenarbeit).
  • Informationen und Unterstützung für Eltern und Bezugspersonen zum Thema Gewalt (Misshandlung, sexueller Missbrauch, Vernachlässigung).
  • Kooperationsprojekte mit anderen pädagogisch-sozialen Einrichtungen.

 

  Zielgruppen

 

  • Kinder und Jugendliche sowie deren Mütter und Väter oder andere Erziehungsberechtigte, die Erziehungsberatung oder schulpsychologische Beratung nachsuchen.
  • Junge Volljährige, die psychologische Beratung zur eigenverantwortlichen Lebensführung benötigen
  • Fachkräfte aus Kindergärten, Schulen, Jugendhilfe und anderen psychosozialen Diensten
  • Opfer von Straftaten (Gewalterfahrung, sexueller Missbrauch usw.)

 

  Rahmenbedingungen

 

Normen und Werte in der Gesellschaft sind einem starken Wandel unterworfen, der insbesondere eine Herausforderung für Familien und deren Anpassungsfähigkeit darstellt. Unterstützungsangebote für Familien gewinnen an Bedeutung.

  • Die Vielfalt heutiger Familienformen ermöglicht Chancen, individuelle Lösungen zu finden. Viele Menschen sind jedoch damit überfordert. Dies zeigt sich insbesondere in der Krisenzeit von Trennung und Scheidung.
  • Schwierigkeiten, Familie und Erwerbstätigkeit zu vereinbaren, können sich nachteilig für die Entwicklungschancen von Kindern auswirken. Formen der Vernachlässigung von Kindern nehmen zu.
  • Wirtschaftlich schwierige Bedingungen für Familien, insbesondere bei Arbeitslosigkeit, führen zu innerfamiliären Spannungen, unter denen Kinder und Eltern leiden.
  • Erziehungskompetenz wird durch weitere Risikofaktoren beeinträchtigt, z.B. bei Suchtproblemen, Traumatisierungen, psychischer Krankheit von Eltern.
  • Leistungserwartungen der Schule wirken in die Familie hinein und verstärken den psychischen Stress für Eltern und Kinder.
  • Durch die Medien wird ein Erwartungsdruck in die Familie getragen, denen viele nicht gewachsen sind. Das Zusammenleben wird durch fremdgesteuerte Verhaltensmuster beeinflusst. Irritationen, Ängste und Ratlosigkeit sind die Folgen.

 

  Leistungsumfang

 

Hiermit wird für das Berichtsjahr 2009 die Statistik der Erziehungs-, Familien- und Schulpsychologischen Beratung vorgelegt.

 

1. Erziehungs-, Familien- und Schulpsychologische Beratung

 

Die Fallzahlen in der Erziehung -, Familien - und schulpsychologischen Beratung (Einzelfallhilfen) sind insgesamt gegenüber dem Vorjahr stabil geblieben. Der leichte Rückgang an bearbeiteten Neuanmeldungen wurde ausgeglichen durch eine höhere Anzahl an Übernahmen aus dem Vorjahr.

 

 

Leistungsindikatoren

 2009

 

 2008

 

 2007

 

Anmeldungen

 

433

 

443

 

479

 

Übernahmen aus dem Vorjahr

 

246

 

236

 

270

Fallzahlen

 

679

 

679

 

749

 

Die Gesamt-Fallzahl setzt sich zusammen aus der Anzahl der Anmeldungen im Berichtsjahr und

der Anzahl der Fälle, die aus dem Vorjahr übernommen worden sind.

 

Die Stabilisierung der Fallzahlen im Berichtsjahr trotz personeller Veränderung (Pensionierung eines langjährigen Mitarbeiters, Einarbeitung des neuen Kollegen) gelang nur durch einen besonders engagierten Einsatz aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Beratungsstelle.

Außerdem konnte die Wartezeit kurz gehalten werden. 92% aller Neuanmeldungen erhielten innerhalb von 4 Wochen einen ersten Gesprächstermin, davon 59 % innerhalb von 14 Tagen. Die Weiterführung der Betreuung fand für 60% aller neu angemeldeten Familien dann innerhalb eines Monats statt. Dies muss insbesondere vor dem Hintergrund der oft mehrmonatigen Wartezeiten bei niedergelassenen Therapeuten als äußerst positiv bewertet werden.

 

Im vorliegenden Berichtsjahr wurde die Zahl der videogestützten Beratungen deutlich gesteigert. Mittlerweile befinden sich fünf Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle in entsprechenden Weiterbildungen (Video-Home-Training, Marte-Meo, Video-Interaktionsanalyse). Dadurch wurde die

Basis geschaffen, auch für Risikofamilien und Familien mit sehr kleinen Kindern ein adäquates Beratungsangebot vorzuhalten. Zudem wird die videogestützte Beratung häufig auch von Vätern gut angenommen. Ursächlich scheint der handlungsorientierte und visuelle Zugang, der häufiger auch mit einem verstärkten Interesse an Technik korrespondiert.

 

Die Begleitung von Familien in Trennungssituationen stellt nach wie vor einen wichtigen Arbeitsbereich der Beratungsstelle dar. Zugenommen hat die Anzahl der vom Gericht verordneten Beratungen für hochstrittige Eltern (FamFG). Im Berichtsjahr wurde eine themenzentrierte Gruppe für Kinder aus Trennungs- und Scheidungsfamilien angeboten.

 

In Bezug auf die fallübergreifenden Tätigkeiten ist - vor allem durch die oben genannte personelle Veränderung bedingt - gegenüber dem Vorjahr ein leichter Rückgang zu verzeichnen.

Dennoch konnten alle entsprechenden Anfragen bearbeitet werden.

 

Leistungsindikator

 

2009

 

2008

 

2007

Fallübergreifende Tätigkeiten

66

80

78


D
ie angegebenen Zahlen geben die Anzahl der Veranstaltungen und Kontakte wieder, unabhängig von

der Dauer und der Anzahl der Teilnehmer bzw. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

 

Fallübergreifende Tätigkeiten stellen alle Formen von Vernetzungskontakten dar und umfassen folgende Maßnahmen: Fachgespräche in Institutionen (Soziale Dienste, Kindergarten, Schule), Kontakte mit Kooperationspartnern, Veranstaltungen für Eltern, Arbeitskreise zur Entwicklung von Projekten, Öffentlichkeitsarbeit und die Vertretung in Gremien.

 

Im vorliegenden Berichtsjahr hat sich die Zusammenarbeit zwischen der Beratungsstelle und den

in Hilden und Haan entstandenen Familienzentren intensiviert. Mittlerweile bestehen feste Kooperationsverträge mit vier Familienzentren in Hilden:

·            dem katholischen Familienzentrum St. Konrad

·            dem Evangelischen Familienzentrum an der Erlöserkirche

·            dem städtischen Familienzentrum Kunterbunt/Traumquelle

·            dem Familienzentrum der AWO („zur Verlach“)

 

Zu den Leistungsangeboten der Beratungsstelle für die Familienzentren, aber auch für die Schulen und den Offenen Ganztag gehören:

 

Einzelfallhilfe

·            Die Einzelfallhilfe mit dem Gesamtspektrum der Erziehungs-, Familien- und Schulpsychologischen Beratung bleibt als wichtigstes Standardangebot zur Entlastung der Kinderta-geseinrichtungen, Schulen und Familien erhalten, wenn pädagogische bzw. erzieherische Maßnahmen zur Lösung von Verhaltens- und Leistungsproblemen an ihre Grenzen stoßen.

 

Kooperation mit Erzieherinnen

·            Fachberatung für Erzieherinnen zu Problemkindern und zur Gruppensituation
Ziele:
1. Entlastung der Fachkräfte
2. Kontakt zu Risikofamilien im Sinne eines Frühwarnsystems

·            Verhaltensbeobachtung in der Gruppe incl. Fachberatung
(Option: Fallbezogene Videobeobachtung in der Gruppe, nur mit Einverständnis aller Eltern)

 

Unterstützung der Eltern

·            Informationsveranstaltungen für Eltern zu psychologischen Alltagsthemen (Stärkung der Erziehungskompetenz)

·            Informationsveranstaltungen für Erzieherinnen und Eltern zum Thema sexuelle Gewalt

·            Vermittlungsgespräche mit Eltern und Erzieherinnen zur Anbahnung einer Beratung (Abbau von Schwellenangst)

·            Beratung der Eltern zur Video-Verhaltensbeobachtung in der Gruppe

·            Elterntraining für besonders geforderte Eltern (PEP-El)

 

Teilnahme an Veranstaltungen

·            Teilnahme an Elternabenden zu Beginn eines neuen Kindergartenjahres zur Vorstellung des Beratungsangebots (Bekanntmachen bei allen Eltern)

·            Teilnahme an den Konferenzen der Einrichtungsleiterinnen

 

Um die Präsenz der Beratungsstelle in den Familienzentren, aber auch in Schulen und dem Offenen Ganztag  zu verstärken und um insbesondere für Eltern das Beratungsangebot noch anschaulicher und vertrauter zu machen, wurde mit Hilfe der Jugendförderung im Frühjahr 2009 ein

 

Film über die Beratungsstelle gedreht. Der Film zeigt, welche Hilfen Eltern und Kinder in der Beratungsstelle erwarten können: vom ersten Anmeldegespräch, über mögliche Diagnostikkontakte

bis hin zur weiterführenden Elternberatung und zusätzlichen Therapie- oder Fördermaßnahmen. Alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle, aber auch die Räumlichkeiten werden vorgestellt.

Sowohl in einigen Grundschulen, als auch in Familienzentren wurde der Film bereits auf Eltern-

abenden eingesetzt. Es zeigte sich, dass dadurch Kontaktaufnahme v.a. für solche Eltern erleichtert wurde, die sonst nicht ihren Weg in die Beratungsstelle gefunden hätten.

 

2. Gewaltprävention

 

Die Präventionsstelle ist seit September 2009 wieder mit einer Sozialpädagogin im Rahmen von 19.50 Wochenarbeitsstunden besetzt.

Die Entwicklung der verschiedenen Arbeitsschwerpunkte ist folgender Tabelle zu entnehmen:

 

Leistungsindikatoren

2009

2008

2007

Präventionsarbeit mit Kindern

7

10

13

Eltern- und Multiplikatorenarbeit

11

8

6

Vernetzungs- und Infokontakte

236

215

317

 

2009 wurden in zwei Grundschulen, in einer Ogataeinrichtung und  in der Gesamtschule Langenfeld sechs Präventionsprojekte mit Schülern und Schülerinnen zur Thematik „Sexueller Missbrauch und Gewalt“ durchgeführt. Dabei handelt es sich größtenteils um längerfristige Projektarbeit.

Als spezielles Angebot für Mädchen wurde von der Präventionsstelle eine Gesprächsrunde zur Thematik „ Erlebnisse im Chatraum“ für die Bewohnerinnen einer Jugendhilfeeinrichtung in Hilden durchgeführt.

 

Die Thematik  Internet- und Handynutzung hat auch im Berichtsjahr eine besondere Bedeutung.

Im Verlauf der letzten Jahre wurde zunehmend deutlicher, dass die Neuen Medien neben den Chancen und dem Nutzen auch eine Vielzahl an Risiken für Kinder und Jugendliche beinhalten,

die von vielen Eltern und auch Pädagogen nicht immer entsprechend beachtet werden. Es gilt, Eltern und Pädagogen für diese Thematik weiterhin zu sensibilisieren, damit diese Kinder und Jugendliche schützen zu können und sie zu einem sicheren Umgang mit den neuen Medien zu

befähigen. Kinder und Jugendliche sind sich häufig dessen nicht bewusst, dass sie sich selbst strafbar machen, bzw. Opfer von Straftaten werden können z.B. durch sexuelle Belästigung im Netz, Stalking, Suchtgefahren, Cybermobbing, Datenmissbrauch oder Urheberrechtsverletzung. Hier hat eine Verschiebung der Handlungsorte stattgefunden. Die Handlungen, die früher im realen Leben stattfanden, verlagern sich nun zunehmend in die Sozialen Netzwerke oder Chaträume, in denen sich Kinder und Jugendliche aufhalten. Zusätzlich sind neue Formen von  Belästigungen oder Übergriffen, die es bisher so nicht gegeben hat, durch die Verbreitung der neuen Medien entstanden. Durch den fast flächendeckenden Besitz von Handys entwickelte sich z.B. die Problematik des „Happy Slapping“- mit dem Handy gefilmte und ins Internet gestellte Gewalthandlungen gegen andere, oft unbeteiligte Personen. Hier kommt der Information der Eltern und der pädagogischen Fachkräfte eine besondere Bedeutung zu. Mit der Durchführung von entsprechenden Elternabenden wurde in den letzten Jahren  bereits begonnen. Sie wurden im Jahr 2009 verstärkt weitergeführt. Unterstützung gab es zu diesem wie zu anderen Themen auch weiterhin durch den Präventionsbeauftragten der Polizei des Kreises Mettmann.

 

Die Eltern- und Multiplikatorenarbeit umfasst Elternabende in Schulen, Vorstellung der Präventionsarbeit in Schulen und Kindertagesstätten, Veranstaltungen in Kooperation mit der Polizei und der Abteilung für Jugendförderung.

Von Eltern und Multiplikatoren gibt es zum Thema „Gefahren im Internet“  weiterhin einen hohen Gesprächs- bzw. Beratungsbedarf.

Vernetzungs- und Infokontakte sind alle übrigen Aktivitäten, Kontakte mit Kooperationspartnern und mit Bürgerinnen und Bürgern sowie die Öffentlichkeitsarbeit.

 

Im Berichtsjahr nahmen die Mitarbeiterinnen der Präventionsstelle an Fortbildungsveranstaltungen zu folgenden Themen teil: Häusliche Gewalt, Frühwarnsysteme, Kindeswohlgefährdung, sexueller Missbrauch und der Bereich der neuen Medien.

Über die Arbeit der Präventionsstelle im Einzelnen wird dem Jugendhilfeausschuss

ein separater Jahresbericht vorgelegt.

 

 

 

 


Finanzielle Auswirkungen: Nein

 

 

 

 

 


Personelle Auswirkungen: Nein