Beschlussvorschlag:
Der Jugendhilfeausschuss
nimmt den Tätigkeitsbericht 2009 der Psychologischen Beratungsstelle zur
Kenntnis.
Erläuterungen und Begründungen:
Die
Psychologische Beratungsstelle
ist ein ambulantes Angebot der Hilfe zur Erziehung und gehört zu den zentralen
Angeboten der Jugendhilfe gem. §28 KJHG. Es besteht ein Rechtsanspruch gem. §
27 KJHG, wenn eine dem Wohl des Kindes oder Jugendlichen entsprechende
Erziehung nicht gewährleistet ist und die Hilfe für seine Entwicklung geeignet
und notwendig erscheint. Mit der Erziehungs-, Familien- und Schulpsychologischen
Beratung hält das interdisziplinäre Fachkräfteteam der Beratungsstelle ein
entsprechendes Hilfeangebot für Hildener und Haaner Familien vor.
Zu
den präventiven Aufgaben der Beratungsstelle gehört vor allem die
Gewaltprävention, u.a. in Form von Präventionsprojekten in Schulen zur Vorbeugung
sexueller Gewalt, sowie die Eltern- und Multiplikatorenarbeit.
Die
Beratungsstelle leistet direkte Unterstützung für sich selbstmeldende Eltern
und Minderjährige. Zugleich ist sie ein qualifizierter Kooperationspartner für
die Hilfe vermittelnden Fachkräfte der Sozialen Dienste, freien Träger und
Schulen.
Anliegend findet
sich der Jahresbericht der Psychologischen Beratungsstelle.
Horst Thiele
Kurzbeschreibung |
1.
Erziehungs-, Familien und Schulpsychologische Beratung
- Die
Beratungsleistungen beziehen sich auf Erziehungsschwierigkeiten von Eltern
oder anderen Erziehungsberechtigten, auf Schulfragen und
Schulschwierigkeiten von Schüler/innen aller Schulen, auf Familienkonflikte
sowie auf Verhaltensauffälligkeiten, Symptome oder Entwicklungskrisen
eines Kindes oder Jugendlichen.
- Psychotherapeutisch-heilpädagogische
Angebote dienen der Bearbeitung psychischer Auffälligkeiten bei multipler
Problemlage von Kindern und Jugendlichen.
- Unterstützung von
Eltern und heilpädagogische Begleitung für Kinder bei Trennung und Scheidung.
- Schulpsychologische
Beratung soll zur Minderung aller Nöte von Kindern und Jugendlichen beitragen,
deren Schulprobleme häufig Ausdruck familiärer, entwicklungsbedingter
Störungen, aber auch schulsystembezogener Schwierigkeiten sind.
- Die oft komplexe
Problemlage erfordert eine ganzheitliche Problemsicht und umfassende Kooperation
mit Bezugspersonen aus der Lebenswelt des Kindes.
- Fallunabhängige
Tätigkeiten in Form von präventiver Arbeit und Vernetzung mit Kooperationspartnern
im pädagogisch-sozialen und medizinisch-klinischen Bereich.
- Zusammenarbeit mit den
Sozialen Diensten aus Haan und Hilden.
- Fachberatung in
Kindertageseinrichtungen und Schulen sowie individuelle Hilfen für ratsuchende
Erzieherinnen und Erzieher sowie Lehrerinnen und Lehrer in
pädagogisch-psychologischen Fragen.
2. Gewaltprävention
- Sensibilisierung für
das Problemfeld Gewalt in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen
- Stärkung des
Selbstwertgefühls von Kindern und Jugendlichen und Vermittlung von Konfliktlösungsmöglichkeiten
zur Vermeidung von Gewalt (ressourcenorientierte Gruppenarbeit).
- Informationen und Unterstützung für Eltern und Bezugspersonen zum
Thema Gewalt (Misshandlung, sexueller Missbrauch, Vernachlässigung).
- Kooperationsprojekte mit anderen pädagogisch-sozialen
Einrichtungen.
Zielgruppen |
- Kinder und Jugendliche sowie deren Mütter und Väter oder andere
Erziehungsberechtigte, die Erziehungsberatung oder schulpsychologische
Beratung nachsuchen.
- Junge Volljährige, die psychologische Beratung zur eigenverantwortlichen
Lebensführung benötigen
- Fachkräfte aus Kindergärten, Schulen, Jugendhilfe und anderen
psychosozialen Diensten
- Opfer von Straftaten (Gewalterfahrung, sexueller Missbrauch usw.)
Rahmenbedingungen |
Normen
und Werte in der Gesellschaft sind einem starken Wandel unterworfen, der
insbesondere eine Herausforderung für Familien und deren Anpassungsfähigkeit
darstellt. Unterstützungsangebote für Familien gewinnen an Bedeutung.
- Die Vielfalt heutiger Familienformen ermöglicht Chancen,
individuelle Lösungen zu finden. Viele Menschen sind jedoch damit
überfordert. Dies zeigt sich insbesondere in der Krisenzeit von Trennung
und Scheidung.
- Schwierigkeiten, Familie und Erwerbstätigkeit zu vereinbaren,
können sich nachteilig für die Entwicklungschancen von Kindern auswirken.
Formen der Vernachlässigung von Kindern nehmen zu.
- Wirtschaftlich schwierige Bedingungen für Familien, insbesondere
bei Arbeitslosigkeit, führen zu innerfamiliären Spannungen, unter denen
Kinder und Eltern leiden.
- Erziehungskompetenz wird durch weitere Risikofaktoren
beeinträchtigt, z.B. bei Suchtproblemen, Traumatisierungen, psychischer
Krankheit von Eltern.
- Leistungserwartungen der Schule wirken in die Familie hinein und
verstärken den psychischen Stress für Eltern und Kinder.
- Durch die Medien wird ein Erwartungsdruck in die Familie getragen,
denen viele nicht gewachsen sind. Das Zusammenleben wird durch
fremdgesteuerte Verhaltensmuster beeinflusst. Irritationen, Ängste und
Ratlosigkeit sind die Folgen.
Leistungsumfang |
Hiermit wird für
das Berichtsjahr 2009 die Statistik der Erziehungs-, Familien- und Schulpsychologischen
Beratung vorgelegt.
1. Erziehungs-, Familien- und
Schulpsychologische Beratung
Die
Fallzahlen in der Erziehung -, Familien
- und schulpsychologischen Beratung (Einzelfallhilfen) sind insgesamt
gegenüber dem Vorjahr stabil geblieben. Der leichte Rückgang an bearbeiteten
Neuanmeldungen wurde ausgeglichen durch eine höhere Anzahl an Übernahmen aus
dem Vorjahr.
Leistungsindikatoren |
2009 |
2008 |
2007 |
Anmeldungen |
433 |
443 |
479 |
Übernahmen aus dem Vorjahr |
246 |
236 |
270 |
Fallzahlen |
679 |
679 |
749 |
Die
Gesamt-Fallzahl setzt sich zusammen aus der Anzahl der Anmeldungen
im Berichtsjahr und
der
Anzahl der Fälle, die aus dem Vorjahr übernommen worden sind.
Die Stabilisierung der Fallzahlen im Berichtsjahr
trotz personeller Veränderung (Pensionierung eines langjährigen Mitarbeiters,
Einarbeitung des neuen Kollegen) gelang nur durch einen besonders engagierten
Einsatz aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Beratungsstelle.
Außerdem konnte die Wartezeit kurz gehalten werden.
92% aller Neuanmeldungen erhielten innerhalb von 4 Wochen einen ersten
Gesprächstermin, davon 59 % innerhalb von 14 Tagen. Die Weiterführung der
Betreuung fand für 60% aller neu angemeldeten Familien dann innerhalb eines
Monats statt. Dies muss insbesondere vor dem Hintergrund der oft mehrmonatigen
Wartezeiten bei niedergelassenen Therapeuten als äußerst positiv bewertet
werden.
Im vorliegenden Berichtsjahr wurde die Zahl der
videogestützten Beratungen deutlich gesteigert. Mittlerweile befinden sich fünf
Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle in entsprechenden Weiterbildungen (Video-Home-Training,
Marte-Meo, Video-Interaktionsanalyse). Dadurch wurde die
Basis geschaffen, auch für Risikofamilien und
Familien mit sehr kleinen Kindern ein adäquates Beratungsangebot vorzuhalten.
Zudem wird die videogestützte Beratung häufig auch von Vätern gut angenommen.
Ursächlich scheint der handlungsorientierte und visuelle Zugang, der häufiger
auch mit einem verstärkten Interesse an Technik korrespondiert.
Die Begleitung von Familien in Trennungssituationen
stellt nach wie vor einen wichtigen Arbeitsbereich der Beratungsstelle dar.
Zugenommen hat die Anzahl der vom Gericht verordneten Beratungen für
hochstrittige Eltern (FamFG). Im Berichtsjahr wurde eine themenzentrierte
Gruppe für Kinder aus Trennungs- und Scheidungsfamilien angeboten.
In Bezug auf die fallübergreifenden Tätigkeiten ist - vor allem durch die oben
genannte personelle Veränderung bedingt - gegenüber dem Vorjahr ein leichter
Rückgang zu verzeichnen.
Dennoch konnten alle entsprechenden Anfragen
bearbeitet werden.
Leistungsindikator |
2009 |
2008 |
2007 |
Fallübergreifende
Tätigkeiten |
66 |
80 |
78 |
Die angegebenen Zahlen geben
die Anzahl der Veranstaltungen und Kontakte wieder, unabhängig von
der
Dauer und der Anzahl der Teilnehmer bzw. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Fallübergreifende
Tätigkeiten stellen alle Formen von Vernetzungskontakten dar und umfassen
folgende Maßnahmen: Fachgespräche in Institutionen (Soziale Dienste,
Kindergarten, Schule), Kontakte mit Kooperationspartnern, Veranstaltungen für
Eltern, Arbeitskreise zur Entwicklung von Projekten, Öffentlichkeitsarbeit und
die Vertretung in Gremien.
Im vorliegenden Berichtsjahr hat sich die
Zusammenarbeit zwischen der Beratungsstelle und den
in Hilden und Haan entstandenen Familienzentren
intensiviert. Mittlerweile bestehen feste Kooperationsverträge mit vier
Familienzentren in Hilden:
·
dem katholischen Familienzentrum
St. Konrad
·
dem Evangelischen Familienzentrum
an der Erlöserkirche
·
dem städtischen Familienzentrum
Kunterbunt/Traumquelle
·
dem Familienzentrum der AWO („zur Verlach“)
Zu den Leistungsangeboten der Beratungsstelle für
die Familienzentren, aber auch für die Schulen und den Offenen Ganztag gehören:
Einzelfallhilfe
·
Die Einzelfallhilfe mit dem
Gesamtspektrum der Erziehungs-, Familien- und Schulpsychologischen Beratung
bleibt als wichtigstes Standardangebot zur Entlastung der Kinderta-geseinrichtungen,
Schulen und Familien erhalten, wenn pädagogische bzw. erzieherische Maßnahmen
zur Lösung von Verhaltens- und Leistungsproblemen an ihre Grenzen stoßen.
Kooperation
mit Erzieherinnen
·
Fachberatung für Erzieherinnen zu
Problemkindern und zur Gruppensituation
Ziele:
1. Entlastung der Fachkräfte
2. Kontakt zu Risikofamilien im Sinne eines Frühwarnsystems
·
Verhaltensbeobachtung in der
Gruppe incl. Fachberatung
(Option: Fallbezogene Videobeobachtung in der Gruppe, nur mit Einverständnis
aller Eltern)
Unterstützung
der Eltern
·
Informationsveranstaltungen für
Eltern zu psychologischen Alltagsthemen (Stärkung der Erziehungskompetenz)
·
Informationsveranstaltungen für
Erzieherinnen und Eltern zum Thema sexuelle Gewalt
·
Vermittlungsgespräche mit Eltern
und Erzieherinnen zur Anbahnung einer Beratung (Abbau von Schwellenangst)
·
Beratung der Eltern zur
Video-Verhaltensbeobachtung in der Gruppe
·
Elterntraining für besonders
geforderte Eltern (PEP-El)
Teilnahme
an Veranstaltungen
·
Teilnahme an Elternabenden zu
Beginn eines neuen Kindergartenjahres zur Vorstellung des Beratungsangebots
(Bekanntmachen bei allen Eltern)
·
Teilnahme an den Konferenzen der
Einrichtungsleiterinnen
Um die Präsenz der Beratungsstelle in den
Familienzentren, aber auch in Schulen und dem Offenen Ganztag zu verstärken und um insbesondere für Eltern
das Beratungsangebot noch anschaulicher und vertrauter zu machen, wurde mit Hilfe
der Jugendförderung im Frühjahr 2009 ein
Film über die Beratungsstelle gedreht. Der Film
zeigt, welche Hilfen Eltern und Kinder in der Beratungsstelle erwarten können:
vom ersten Anmeldegespräch, über mögliche Diagnostikkontakte
bis hin zur weiterführenden Elternberatung und zusätzlichen
Therapie- oder Fördermaßnahmen. Alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der
Beratungsstelle, aber auch die Räumlichkeiten werden vorgestellt.
Sowohl in einigen Grundschulen, als auch in
Familienzentren wurde der Film bereits auf Eltern-
abenden eingesetzt. Es zeigte sich, dass dadurch Kontaktaufnahme
v.a. für solche Eltern erleichtert wurde, die sonst nicht ihren Weg in die
Beratungsstelle gefunden hätten.
2. Gewaltprävention
Die Präventionsstelle ist seit September 2009
wieder mit einer Sozialpädagogin im Rahmen von 19.50 Wochenarbeitsstunden
besetzt.
Die Entwicklung der verschiedenen
Arbeitsschwerpunkte ist folgender Tabelle zu entnehmen:
Leistungsindikatoren |
2009 |
2008 |
2007 |
Präventionsarbeit
mit Kindern |
7 |
10 |
13 |
Eltern-
und Multiplikatorenarbeit |
11 |
8 |
6 |
Vernetzungs-
und Infokontakte |
236 |
215 |
317 |
2009 wurden in zwei Grundschulen, in einer Ogataeinrichtung
und in der Gesamtschule Langenfeld sechs
Präventionsprojekte mit Schülern und Schülerinnen zur Thematik „Sexueller Missbrauch
und Gewalt“ durchgeführt. Dabei handelt es sich größtenteils um längerfristige Projektarbeit.
Als spezielles Angebot für Mädchen wurde
von der Präventionsstelle eine Gesprächsrunde zur Thematik „ Erlebnisse im
Chatraum“ für die Bewohnerinnen einer Jugendhilfeeinrichtung in Hilden
durchgeführt.
Die Thematik Internet- und
Handynutzung hat auch im Berichtsjahr eine besondere Bedeutung.
Im Verlauf der letzten Jahre wurde zunehmend deutlicher, dass die
Neuen Medien neben den Chancen und dem Nutzen auch eine Vielzahl an Risiken für
Kinder und Jugendliche beinhalten,
die von vielen Eltern und auch Pädagogen nicht immer entsprechend
beachtet werden. Es gilt, Eltern und Pädagogen für diese Thematik weiterhin zu
sensibilisieren, damit diese Kinder und Jugendliche schützen zu können und sie
zu einem sicheren Umgang mit den neuen Medien zu
befähigen. Kinder und Jugendliche sind sich häufig dessen nicht
bewusst, dass sie sich selbst strafbar machen, bzw. Opfer von Straftaten werden
können z.B. durch sexuelle Belästigung im Netz, Stalking, Suchtgefahren,
Cybermobbing, Datenmissbrauch oder Urheberrechtsverletzung. Hier hat eine
Verschiebung der Handlungsorte stattgefunden. Die Handlungen, die früher im realen
Leben stattfanden, verlagern sich nun zunehmend in die Sozialen Netzwerke oder
Chaträume, in denen sich Kinder und Jugendliche aufhalten. Zusätzlich sind neue
Formen von Belästigungen oder Übergriffen,
die es bisher so nicht gegeben hat, durch die Verbreitung der neuen Medien
entstanden. Durch den fast flächendeckenden Besitz von Handys entwickelte sich
z.B. die Problematik des „Happy Slapping“- mit dem Handy gefilmte und ins
Internet gestellte Gewalthandlungen gegen andere, oft unbeteiligte Personen.
Hier kommt der Information der Eltern und der pädagogischen Fachkräfte eine
besondere Bedeutung zu. Mit der Durchführung von entsprechenden Elternabenden
wurde in den letzten Jahren bereits begonnen.
Sie wurden im Jahr 2009 verstärkt weitergeführt. Unterstützung gab es zu diesem
wie zu anderen Themen auch weiterhin durch den Präventionsbeauftragten der
Polizei des Kreises Mettmann.
Die Eltern- und Multiplikatorenarbeit umfasst Elternabende
in Schulen, Vorstellung der Präventionsarbeit in Schulen und
Kindertagesstätten, Veranstaltungen in Kooperation mit der Polizei und der
Abteilung für Jugendförderung.
Von Eltern und Multiplikatoren gibt es zum Thema „Gefahren im
Internet“ weiterhin einen hohen
Gesprächs- bzw. Beratungsbedarf.
Vernetzungs- und Infokontakte sind alle
übrigen Aktivitäten, Kontakte mit Kooperationspartnern und mit Bürgerinnen und
Bürgern sowie die Öffentlichkeitsarbeit.
Im Berichtsjahr nahmen die Mitarbeiterinnen der Präventionsstelle
an Fortbildungsveranstaltungen zu folgenden Themen teil: Häusliche Gewalt,
Frühwarnsysteme, Kindeswohlgefährdung, sexueller Missbrauch und der Bereich der
neuen Medien.
Über
die Arbeit der Präventionsstelle im Einzelnen wird dem Jugendhilfeausschuss
ein separater Jahresbericht vorgelegt.
Finanzielle Auswirkungen: Nein
Personelle Auswirkungen: Nein