Betreff
Waldzustandsbericht Hildener Stadtwald
Vorlage
WP 09-14 SV 66/021
Aktenzeichen
IV/66.3-Hen
Art
Mitteilungsvorlage

Beschlussvorschlag:

 

„Der Ausschuss für Umwelt- und Klimaschutz nimmt den Bericht zum Waldzustand im Hildener Stadtwald zur Kenntnis“.

 

 

 

 

Horst Thiele


Erläuterungen und Begründungen:

 

Eine eigene Waldzustandserfassung nach Art und Umfang der Erhebungen durch die Landesforstverwaltung (Landesbetrieb Wald und Holz) wird im Stadtwald nicht durchgeführt.

 

Es wird hier jedoch davon ausgegangen, dass der Gesundheitszustand des Stadtwaldes einschließlich des Waldbodens grundsätzlich nicht nennenswert vom Landestrend abweicht. Jedenfalls sprechen keine Gründe dafür, dass es dem Stadtwald wesentlich besser oder schlechter als anderen vergleichbaren Wäldern im Lande geht.

 

Von Vorteil sind jedoch sicherlich zwei natürliche Gegebenheiten, die den Stadtwald relativ vital halten:

 

Zum einen wurde der Stadtwald als klassischer, stark strukturierter Mischwald aus zum allergrößten Teil standortgerechten und heimischen Baumarten angelegt. Diese große Biodiversität bringt naturgemäß auch Stabilität in die Bestände.

 

Dazu kommt, dass der Stadtwald großflächig aus Jungbeständen besteht. Dies rührt aus Kahlschlägen und Aufforstungen in der Nachkriegszeit her. Die meisten Baumarten (Ausnahme z.B. Birke) gelten bis zum Alter 60 Jahr als jung und sind erfahrungsgemäß dann noch vitaler als Altbäume.

 

Positiv dürfte sich auch ausgewirkt haben, dass der Stadtwald schon zweimal gekalkt wurde.

 

Dennoch gibt es keinen Grund zur Entwarnung. Laut Schadensbilanz des Landesbetriebes weisen deutliche Schäden auf:

 

Fichten            15 %

Kiefern                        13 %

Eichen            36 %

Buchen           31 %

 

Als stark geschädigt gelten rd. 25 % aller Bäume

und schließlich liegt der Anteil der gesunden Bäume bei (nur) 38 %.

 

 

Auch nach eigenen Beobachtungen sind im Stadtwald die, meist älteren, Eichen besonders betroffen. Ebenso zeigen die Altbuchen vielfach deutliche Belaubungsverluste.

Die Kiefern sind oftmals schütter benadelt, können dies aber offensichtlich über Jahre ertragen. Fichten spielen im Stadtwald flächenmäßig nur eine untergeordnete Rolle. Langfristig sollen sie ohnehin zumeist durch Laubhölzer ersetzt werden.

 

 

Schwankungen in den Ergebnissen der Belaubungsinventuren sind auch naturgegebene Normalität.

So spielen die Wetterverhältnisse eine wesentliche Rolle für die Vitalität der Bestände, ebenfalls ist starke Fruktifikation der Bäume ein wichtiger Einflussfaktor.

Dazu kann mehr oder weniger starker Schädlingsbefall zu Vorbelastungen oder auch Schäden führen.

Hier ist bei Eichen und Buchen in erster Linie Wickler- und Frostspannerfraß, bei den Fichten Borkenkäferbefall zu nennen.

 

 

 

 

Während der Raupenfraß an den Laubhölzern im Stadtwald eigentlich jährlich beobachtet werden kann, ist die starke Borkenkäferpopulation in den Fichten dem Augenschein nach im Sommer 2009 zusammengebrochen. Letztlich wird hier das Wetter zur nächsten Schlupfzeit der Käfer (März/April) für eine erneute Entwicklung maßgebend sein.

 

 

 

Langfristig konnte die Säurebelastung des Waldes durch Schwefel gesenkt werden. Die Stickstoffeinträge aus Autoverkehr, Industrie und Landwirtschaft sind aber nach wie vor zu hoch.

Einträge von Luftschadstoffen belasten nicht nur die Bäume direkt sondern auch indirekt über Einlagerung im Boden. Nachfolgende Versauerung und Nährstoffauswaschung führen dann zu Störungen im Stoffhaushalt des Ökosystems.

Die Regeneration versauerter Waldböden kann Jahrzehnte erfordern.

 

 

Bereits in den Jahren 1988 und 1996 wurde im Stadtwald gekalkt.

Vorausgegangen war die Entnahme von Bodenproben, nach deren Analyse eine Düngergabe von 3 Tonnen kohlensaurem Magnesiumkalk pro Hektar verstreut wurde. Die Ausbringung erfolgte durch Befliegung per Hubschrauber.

 

Bei offenem Wetter sollen in diesem Frühjahr Vergleichsproben gezogen werden um festzustellen, ob nochmals eine Wiederholungskalkung angezeigt ist. Wenn das Prüfinstitut eine erneute Kalkung als notwendig empfiehlt, wird dann vor deren Durchführung zunächst auch die Finanzierungs- und Zuschussfrage zu prüfen sein.

 

 

 

 

 

Horst Thiele