Beschlussvorschlag:
„Der Ausschuss für Umwelt- und Klimaschutz nimmt den Bericht zum Waldzustand im Hildener Stadtwald zur Kenntnis“.
Horst Thiele
Erläuterungen und Begründungen:
Eine eigene
Waldzustandserfassung nach Art und Umfang der Erhebungen durch die Landesforstverwaltung
(Landesbetrieb Wald und Holz) wird im Stadtwald nicht durchgeführt.
Es wird hier jedoch
davon ausgegangen, dass der Gesundheitszustand des Stadtwaldes einschließlich
des Waldbodens grundsätzlich nicht nennenswert vom Landestrend abweicht. Jedenfalls
sprechen keine Gründe dafür, dass es dem Stadtwald wesentlich besser oder
schlechter als anderen vergleichbaren Wäldern im Lande geht.
Von Vorteil sind
jedoch sicherlich zwei natürliche Gegebenheiten, die den Stadtwald relativ
vital halten:
Zum einen wurde der
Stadtwald als klassischer, stark strukturierter Mischwald aus zum allergrößten
Teil standortgerechten und heimischen Baumarten angelegt. Diese große
Biodiversität bringt naturgemäß auch Stabilität in die Bestände.
Dazu kommt, dass
der Stadtwald großflächig aus Jungbeständen besteht. Dies rührt aus Kahlschlägen
und Aufforstungen in der Nachkriegszeit her. Die meisten Baumarten (Ausnahme
z.B. Birke) gelten bis zum Alter 60 Jahr als jung und sind erfahrungsgemäß dann
noch vitaler als Altbäume.
Positiv dürfte sich
auch ausgewirkt haben, dass der Stadtwald schon zweimal gekalkt wurde.
Dennoch gibt es
keinen Grund zur Entwarnung. Laut Schadensbilanz des Landesbetriebes weisen deutliche Schäden auf:
Fichten 15 %
Kiefern 13 %
Eichen 36 %
Buchen 31 %
Als stark geschädigt gelten rd. 25 % aller
Bäume
und schließlich
liegt der Anteil der gesunden Bäume
bei (nur) 38 %.
Auch nach eigenen
Beobachtungen sind im Stadtwald die, meist älteren, Eichen besonders betroffen.
Ebenso zeigen die Altbuchen vielfach deutliche Belaubungsverluste.
Die Kiefern sind
oftmals schütter benadelt, können dies aber offensichtlich über Jahre ertragen.
Fichten spielen im Stadtwald flächenmäßig nur eine untergeordnete Rolle.
Langfristig sollen sie ohnehin zumeist durch Laubhölzer ersetzt werden.
Schwankungen in den
Ergebnissen der Belaubungsinventuren sind auch naturgegebene Normalität.
So spielen die
Wetterverhältnisse eine wesentliche Rolle für die Vitalität der Bestände,
ebenfalls ist starke Fruktifikation der Bäume ein wichtiger Einflussfaktor.
Dazu kann mehr oder
weniger starker Schädlingsbefall zu Vorbelastungen oder auch Schäden führen.
Hier ist bei Eichen
und Buchen in erster Linie Wickler- und Frostspannerfraß, bei den Fichten
Borkenkäferbefall zu nennen.
Während der
Raupenfraß an den Laubhölzern im Stadtwald eigentlich jährlich beobachtet werden
kann, ist die starke Borkenkäferpopulation in den Fichten dem Augenschein nach
im Sommer 2009 zusammengebrochen. Letztlich wird hier das Wetter zur nächsten
Schlupfzeit der Käfer (März/April) für eine erneute Entwicklung maßgebend sein.
Langfristig konnte
die Säurebelastung des Waldes durch Schwefel gesenkt werden. Die Stickstoffeinträge
aus Autoverkehr, Industrie und Landwirtschaft sind aber nach wie vor zu hoch.
Einträge von
Luftschadstoffen belasten nicht nur die Bäume direkt sondern auch indirekt über
Einlagerung im Boden. Nachfolgende Versauerung und Nährstoffauswaschung führen
dann zu Störungen im Stoffhaushalt des Ökosystems.
Die Regeneration
versauerter Waldböden kann Jahrzehnte erfordern.
Bereits in den
Jahren 1988 und 1996 wurde im Stadtwald gekalkt.
Vorausgegangen war
die Entnahme von Bodenproben, nach deren Analyse eine Düngergabe von 3 Tonnen
kohlensaurem Magnesiumkalk pro Hektar verstreut wurde. Die Ausbringung erfolgte
durch Befliegung per Hubschrauber.
Bei offenem Wetter
sollen in diesem Frühjahr Vergleichsproben gezogen werden um festzustellen, ob
nochmals eine Wiederholungskalkung angezeigt ist. Wenn das Prüfinstitut eine
erneute Kalkung als notwendig empfiehlt, wird dann vor deren Durchführung
zunächst auch die Finanzierungs- und Zuschussfrage zu prüfen sein.
Horst Thiele