Beschlussvorschlag:
„Beschlussfassung wird anheim gestellt.“
Günter Scheib
Erläuterungen und Begründungen:
Mit dem beiliegenden Antrag soll "Gender Budgeting" als
Querschnittsaufgabe in den künftigen Produkthaushalt einbezogen werden.
Der Grundgedanke von Gender Budgeting ist, die Auswirkungen des
Verwaltungshandelns sowie im Besonderen die Auswirkungen der Verteilung
öffentlicher Mittel auf Männer und Frauen zu beobachten und gegebenenfalls die
Mittelverteilung anzupassen.
Für einzelne Leistungen (Produkte) oder ganze Produktbereiche sind alle
Maßnahmen daraufhin zu prüfen,
- ob sie in ihren Auswirkungen geschlechtergerecht sind,
- ob sie das Ungleichgewicht der Geschlechter mindern, eher stützen oder
- ob sie dieses sogar verstärken.
Um die Auswirkungen des Verwaltungshandelns auf gesellschaftliche
Strukturen untersuchen zu können, müssen diese als Ausgangslage erst
ausreichend bekannt sein.
Die Ausgangslage in Hilden im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit,
abgebildet über geeignete Indikatoren, müsste also erst beschrieben werden um
Auswirkungen des Verwaltungshandelns in Form von Veränderungen feststellen zu
können.
Leider liegen hierfür bisher aber nur wenige Instrumente vor. Es gibt
kaum verallgemeinerbare
Kriterien und generell anwendbare Möglichkeiten zur Überprüfung der
Wirkung von Haushaltsentscheidungen auf Frauen oder Männer. Dies war auch ein
grundlegendes Problem bei allen bisherigen Gender Budgeting Prozessen.
Wenn man dem Antrag der Bürgeraktion näher treten will, müsste zunächst
festgelegt werden, dass
a.
jedes Verwaltungshandeln hinsichtlich seiner
unterschiedlichen Auswirkungen auf die Geschlechter zu überprüfen ist und
b.
geeignete Statistiken zu entwickeln sind und alle
Daten dazu geschlechterdifferenziert erfasst und ausgewertet werden. Daneben
müssten natürlich alle Mitarbeiter mindestens mit Ergebnisverantwortung im
Rahmen des Gender Mainstreams weitergebildet werden. Dies ist ohne zusätzlichen
Personaleinsatz nicht zu realisieren, wobei der Personalbedarf abhängig ist vom
gewünschten Differenzierungsumfang.
Daneben müsste - wie auch gefordert - eine Projektgruppe "Gender
Budgeting" eingerichtet werden, die diesen Prozess in der Verwaltung
anstößt und begleitet. Die Federführung hierüber müsste entweder eine speziell
dafür benannte Gender Budgeting-Beauftragte oder aber die Gleichstellungsbeauftragte
übernehmen.
Ähnliche Prozesse laufen derzeit im Bezirksamt Berlin-Lichtenberg und
auch in München. Die Zwischenberichte dieser Städte machen deutlich, dass ein
solcher Prozess nicht "mal eben" eingeführt werden kann, sondern dass
es hierfür eine erhebliche Zeit braucht, da - wie bereits erwähnt - es nicht
nur darum geht, Grundlagendaten zu sammeln, sondern zunächst festgelegt werden
muss, welche Daten überhaupt einen Nutzen für ein geschlechterdifferenziertes
Verwaltungshandeln haben.
In den genannten Prozessen wurde hierfür auch externe Hilfe
hinzugezogen.
Grundsätzlich ist Gender Budgeting ein Instrument der
geschlechtergerechten Finanzverteilung.
Es muss aber bedacht werden, dass die gesamte Verwaltung sich zurzeit in
einem erheblichen Umstellungsprozess durch das Neue Kommunale Finanzmanagement
befindet und hierfür in den Fachämtern erhebliche Arbeitskapazitäten gebunden
werden.
Dies wird sich auch zumindest bis über den ersten Jahresabschluss nach
den neuen Richtlinien bis Mitte nächsten Jahres nicht ändern. Insofern wäre ein
Einstieg zum jetzigen Zeitpunkt eine zusätzliche Belastung für die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Weiterhin kommt hinzu, dass die Arbeitskapazität der
Gleichstellungsbeauftragten mit einer halben Stelle für einen derartig
komplexen Prozess nicht mehr ausreichen würde und diese Stelle wieder in eine
Ganztagsstelle umgewandelt werden müsste, was natürlich zusätzliche Kosten
verursacht.
Insofern schlägt die Verwaltung vor, den Haushalt 2008 nach bisherigen
Kriterien aufzustellen und zu verabschieden und die Gleichstellungsbeauftragte
zu bitten, einmal zu recherchieren, ob es im Bereich mittelgroßer Kommunen
bereits Erfahrungen mit der Einführung von Gender Budgeting gibt und hierüber
im Frühjahr 2008 zu berichten.
Günter Scheib
Anlage
Finanzielle Auswirkungen |
je nach Be-schlusslage |
Personelle Auswirkungen |
je nach Beschlusslage |