Beschlussvorschlag:
Der Jugendhilfeausschuss nimmt den Sachstandsbericht zu den
unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen zur Kenntnis.
Erläuterungen und Begründungen:
Die Integration
von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in Deutschland ist weiterhin eine
große Herausforderung. Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge wurden ab dem
01.11.2015 den Kommunen über einen Verteilschlüssel zugewiesen. Zuvor waren die
Kommunen zuständig, in denen die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge das
erste Mal offiziell deutschen Boden betraten, hiervon waren insbesondere die
grenznahen Städte betroffen. Ab November 2015 wurden unbegleitete minderjährige
Flüchtlinge auch der Stadt Hilden
zugewiesen. Die Aufnahmequote betrug im April 2016 36 unbegleitete
minderjährige Flüchtlinge. Ausreichende Unterbringungsmöglichkeiten und
Erfahrungen in der Betreuung der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge waren
nicht vorhanden. Gemeinsam mit der AG Wohlfahrt (SPE Mühle, Diakonisches Werk
Hilden und SKFM) gelang es in kurzer Zeit, ein provisorisches, aber schon
pädagogisch qualifiziertes Betreuungssetting aufzubauen. In angemieteten Räumen
des Sozialamtes wurde eine Betreuungsmöglichkeit für 18 Jugendliche geschaffen.
Die Betreuung übernahmen vor allem pädagogische Fachkräfte der SPE Mühle und
des Diakonischen Werkes. Der SKFM und das Diakonische Werk stellten darüber
hinaus erhebliche Personalressourcen für die Vormundschaften zur Verfügung.
Andere Träger übernahmen in enger Kooperation die sogenannten Clearingprozesse.
Weitere Betreuungsmöglichkeiten konnten unter anderem durch Gastfamilien
geschaffen werden.
Fast drei Jahre
später hat sich die Situation deutlich verändert. Die Dynamik der Neuzuweisungen
von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen ließ bereits in 2017 nach. In
2017 wurden 9 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und in 2018, bis zum
31.08.2018, 2 Jugendliche aus Guinea und Gambia, beide 17 Jahre alt,
zugewiesen. Die Anzahl der aktuell im Rahmen der Jugendhilfe betreuten Jugendlichen
und Heranwachsenden beträgt 32. Hiervon sind
25 stationär untergebracht und 7
werden ambulant betreut. Die aktuelle Aufnahmequote ist 31.
Die Begleitung und
Betreuung der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge wurde im Laufe der Jahre
deutlich professionalisiert. Standards wurden gemeinsam (weiter-)entwickelt und
die Kooperation der einzelnen Akteure (UmA-Fachstelle, Wohngruppe, Vormünder
und Wirtschaftlicher Jugendhilfe) durch fortlaufendes Schnittstellenmanagement
immer weiter optimiert. Dieser Prozess wurde und wird maßgeblich durch
regelmäßige Austauschtreffen (Netzwerk junge Flüchtlinge, Arbeitskreis der
Praktiker und themenspezifische Treffen) und gemeinsame Fortbildungen, u.a. zu
den Themen Ausländerrecht und Umgang mit Traumata, unterstützt.
Die zunächst
provisorische Wohngruppe der AG Wohlfahrt ging in die Leitung der SPE Mühle
über. Sie zog im Juni 2017 in die Oststraße. Ausgehend von den nachlassenden Zuweisungen wurde Ende 2017
gemeinsam von der SPE Mühle und der Stadt beschlossen, die Wohngruppe über
einen längeren Zeitraum zurückzubauen und zum Jahresende 2018 zu schließen.
Hierfür wurde ein Steuerungsarbeitskreis eingerichtet. Die Wohngruppe auf der
Oststraße konnte im Juni 2018 aufgelöst werden. Die verbliebenen Jugendlichen
werden in zwei Wohngemeinschaften weiter betreut. Die Betreuung einer der
Wohngemeinschaften wurde von der SPE Mühle zum 01.08.2018 an die Bergische
Diakonie Aprath übertragen. Die noch von der SPE Mühle betreute
Wohngemeinschaft wird zum 31.12.2018
aufgelöst.
Die unter Leitung
von TeamZukunft betreuten ehemaligen Wohngemeinschaften im Kilvertzhof
werden seit dem 01.11.2017 durch den
Träger in neuen Räumlichkeiten in Hilden und Düsseldorf fortgeführt.
Aktuelle Situation
Altersstruktur der
derzeit betreuten unbegleiteten Flüchtlinge
Alter |
Anzahl |
16 |
1 |
17 |
9 |
18 |
17 |
19 |
4 |
20 |
1 |
Verteilung der
Herkunftsländer
Herkunftsland |
Anzahl |
Afghanistan |
11 |
Guinea |
9 |
Syrien |
4 |
Iran |
2 |
Gambia |
2 |
Eritrea |
2 |
Somalia |
1 |
Tadschikistan |
1 |
Schulische und
berufliche Integration
Von den 18
unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen der SPE Mühle konnten 9 in Ausbildung
vermittelt werden (Industriekaufmann, Koch, Mechatroniker, Umzugsfachkraft,
Metallbauer, Straßenbauer, Paketzusteller, Anlagenelektroniker, Mechatroniker).
Aktuell stellt
sich die Schul- und Ausbildungssituation wie folgt dar:
Anzahl |
Schule/ Ausbildung/ Tätigkeit |
20 |
Berufskolleg |
4 |
Gymnasium |
2 |
Realschule |
1 |
Gebärdenschule |
2 |
Ausbildung zum
Packmitteltechnologe |
1 |
Paketzusteller |
1 |
Bundesfreiwilligendienst |
1 |
Keine Tätigkeit |
Aufenthaltsstatus
Die aktuell
betreuten unbegleiteten Flüchtlinge haben folgenden Aufenthaltsstatus:
Anzahl |
Aufenthaltsstatus |
23 |
Duldung |
6 |
Anerkennung |
3 |
Von Abschiebung
unmittelbar bedroht |
Dauer der Hilfe
Vom 01.01.2017 – 31.08.2018 konnte für 12
Volljährige die Jugendhilfe beendet werden.
Alter |
Anzahl |
Anschluss |
18 |
3 |
Eigene Wohnung |
18 |
6 |
Städtische Asylunterkunft |
19 |
3 |
Städtische Asylunterkunft |
Zusammenfassung
Die Integration
vieler junger Flüchtlinge in Hilden ist auf einem guten Weg. Dies ist dem
außerordentlich engagierten Einsatz aller Beteiligten zu verdanken, der es
ermöglichte, bereits früh pädagogisch qualifizierte Betreuungsrahmen für die
unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge aufzubauen, Qualitäts- und
Prozessstandards weiterzuentwickeln und immer wieder gute Lösungen für
schwierige Situationen zu finden. Ein besonderer Dank gilt hier den engagierten
Mitarbeiter*innen und den Leitungen der AG Wohlfahrt, den anderen
unterstützenden Jugendhilfeträgern und der UmA-Fachstelle inklusive der wirtschaftlichen
Jugendhilfe.
Zukünftige
Herausforderungen
Trotz der
sinkenden Zuweisungsdynamik werden heute noch 32 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Hilden betreut.
Zielsetzung ist, diese Jugendlichen und Heranwachsenden weiterhin professionell
und engagiert auf dem Weg zur einer gelingenden Integration oder einer anderen
Lebensperspektive zu unterstützen.
Zentrale
Herausforderungen sind zurzeit folgende Bereiche:
Therapeutische
Unterstützung
Mit steigender
Betreuungsdauer wird in vielen Fällen deutlich, dass die jungen Flüchtlinge
einen hohen therapeutischen Unterstützungsbedarf haben. Die ausreichende Bearbeitung traumatischer
Erfahrungen ist eine wichtige Voraussetzung für die gelingende soziale Teilhabe
und damit die Integration. Zurzeit sind
5 junge Flüchtlinge therapeutisch angebunden. Im Lauf der Jahre konnte auch in
diesem Bereich ein funktionierendes Netzwerk aufgebaut werden. Die Kapazitäten
reichen jedoch nicht aus.
Bleibestatus
Der Bleibestatus
ist weiterhin für viele unbegleitete
minderjährige Flüchtlinge ungeklärt. Damit einhergehen große Unsicherheiten und
Begrenzungen bei der Integration in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt.
Refinanzierung
Die Kosten für die
Betreuung von den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen werden vom
Landesjugendamt nach Prüfung erstattet. Das Landesjugendamt prüft verstärkt die
Gewährung von Hilfen für junge Volljährige. In vielen Fällen kann die Hilfe für
junge Flüchtlinge verantwortungsvoll nicht mit Vollendung des 18. Lebensjahres
eingestellt werden, da weiterhin ein erheblicher Unterstützungsbedarf besteht.
Hilfen für junge Volljährige werden in Hilden im Rahmen eines Fachteams mit
Leitung und Wirtschaftlicher Jugendhilfe fachlich beraten und beschlossen. Noch
nicht absehbar ist, ob das Landesjugendamt die Kostenübernahme in Einzelfällen
ablehnen wird. Gegebenenfalls wird es zu rechtlichen Auseinandersetzungen mit
dem Landesjugendamt kommen müssen.
UmA-Fachstelle
Die fachliche
Kompetenz der Fachstelle für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in den Sozialen
Diensten hat einen erheblichen Anteil an der effektiven Betreuungsleistung für
unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Hierfür stehen zurzeit 1,5
Vollzeitäquivalente befristet bis zum 31.05.2019 zur Verfügung. Eine
Verlängerung der Stellen ist zur Gewährleistung der Betreuung der unbegleiteten
jungen Flüchtlinge erforderlich. Der notwendige Stellenumfang wird ermittelt.
Eine entsprechende Sitzungsvorlage soll in den kommenden JHA eingebracht
werden.
gez.
Birgit Alkenings