Erläuterungen zum
Antrag:
Die FriedWald GmbH bietet deutschlandweit eine alternative Form der
Bestattung an. Sie beabsichtigt ihre Idee der Waldbestattung auch in Hilden
umzusetzen. In der Sitzung des Umweltausschusses am 16.11 sollten daher
Vertreter der FriedWald GmbH die Gelegenheit erhalten, ihr Konzept zu
präsentieren und zur Diskussion zu stellen.
gez.
Klaus-Dieter Bartel
Antragstext:
Vertreter der FriedWald GmbH werden zur öffentlichen Sitzung des
Ausschusses für Umwelt- und Klimaschutz am 16. November eingeladen, um ihre
Projektidee für Hilden vorzustellen.
Stellungnahme der
Verwaltung:
Im Juli 2016 hatte eine Mitarbeiterin der FriedWald GmbH um
ein Treffen bei der Bürgermeisterin gebeten. Gesprächsinhalt sollte die
Errichtung eines Friedwaldes in Hilden innerhalb des Waldbesitzes des Herrn von
Dörnberg sein. Nach einem Telefonat, in dem erläutert wurde, dass die
Verwaltung die Errichtung nicht befürworten wird, gab es keine weitere
Rückmeldung.
Die FriedWald GmbH betreibt in Zusammenarbeit mit örtlichen
Waldbesitzern Bestattungswälder. Sie hat ihren Betriebssitz in Griesheim, Im
Leuschnerpark 3.
Unter dem Begriff Bestattungswälder werden verstanden:
Ein Bestattungswald (auch Urnen-,
Begräbnis-, Friedwald oder Ruheforst,
fälschlich „Waldfriedhof“)
ist eine rechtlich festgelegte Waldfläche außerhalb traditioneller Friedhöfe, in der eine Beisetzung von Totenasche
möglich ist. Die Grabstelle ist örtlich fixiert, jedoch nicht als
solche erkennbar, eine individuelle Pflege ist unzulässig oder unmöglich. (https://de.wikipedia.org/wiki/Bestattungswald)
Weitere
Mitbewerber mit ähnlichen Geschäftsmodellen sind zum Beispiel
Ø
RuheForst GmbH, An der Sang 30, 57271
Hilchenbach,
Ø
Trostwald, Forstland GmbH, Strauweiler 2, 51519
Odenthal.
Ø
Es gibt auch kommunale Anbieter wie die
Technischen Betriebe Remscheid mit dem Begräbniswald im Kempkenholz.
Der
nächstgelegene Bestattungswald der FriedWald GmbH befindet sich in Lohmar (Rothenbacher Hof, 53721 Siegburg). Die Entfernung von
Hilden beträgt rund 58 km.
Der
nächstgelegene Bestattungswald der RuheForst GmbH befindet sich in Hagen
Phillipshöhe. Die Entfernung von Hilden beträgt 51 km.
Der
Begräbniswald der Trostwald Odenthal, Forstland GmbH liegt 36 km entfernt.
Die
Entfernung zum Begräbniswald in Remscheid beträgt 28 km.
Zur Errichtung von
Bestattungswäldern in privater Trägerschaft sind die Regelungen des
Bestattungsgesetzes NRW maßgebend. Grundsätzlich dürfen nur Gemeinden oder
Religionsgemeinschaften, die Körperschaften des öffentlichen Rechtes sind,
Friedhöfe als Friedhofsträger unterhalten. Begräbniswälder können nur über die
Regelung des § 1 Absatz 4 Bestattungsgesetz NRW betrieben werden.
(Friedhofsträger dürfen sich bei Errichtung und Betrieb ihrer Friedhöfe Dritter
bedienen. Gemeinden dürfen Errichtung und Betrieb von Friedhöfen unter den
Voraussetzungen der Absätze 5 und 6 an private Rechtsträger (übernehmende
Stellen) im Wege der Beleihung übertragen.) In § 1 Absatz 6 BestattG NRW ist zudem geregelt: Friedhöfe, auf denen ausschließlich
Totenasche im Wurzelbereich des Bewuchses ohne Behältnis vergraben wird, können
übertragen werden, wenn diese keine friedhofstypischen Merkmale aufweisen,
insbesondere über keine Gebäude, Grabmale, Grabumfassungen verfügen, und
öffentlich zugänglich sind, öffentlich-rechtliche Vorschriften oder öffentliche
oder private Interessen nicht entgegenstehen, und die Nutzungsdauer
grundbuchrechtlich gesichert ist.
Genehmigungsbehörde
ist nach § 2 BestattG NRW der Kreis Mettmann. Am Genehmigungsverfahren ist die
Gesundheitsbehörde zu beteiligen. Der Bestattungswald untersteht der
Rechtsaufsicht des übertragenden Friedhofsträgers als Aufsichtsbehörde (Stadt
Hilden). Die Aufsichtsbehörde erlässt im Einvernehmen mit dem Betreiber des
Bestattungswaldes die notwendigen satzungsrechtlichen Regelungen.
Die Stadt Hilden verfügt
über drei kommunale Friedhöfe. Die Friedhöfe werden als kostenrechnende
Einrichtung betrieben. Der jährliche Kostenaufwand muss über
Bestattungsgebühren refinanziert werden. Die Friedhofsgebühren konnten in den
letzten Jahren weitestgehend konstant gehalten werden.
Auf den
Hildener Friedhöfen wurde in den letzten Jahren kontinuierlich das Angebot an
Bestattungsformen erweitert und verbessert. Der Trend zu pflegefreien Grabarten
wurde aufgenommen. Aber auch das Angebot für Urnenbeisetzungen wurde
ausgeweitet.
Auf den
Trend zur Baumbestattung wurde reagiert. Es wurden Baumfelder hergerichtet, die
seit Herbst 2009 belegt werden können und sehr gut angenommen werden.
Auf speziell
angelegten Feldern können auf dem
Hildener Südfriedhof Baumbestattungen
erfolgen. Unter Hainbuchen werden Plätze für jeweils acht Urnenbeisetzungen
angeboten. Es dürfen dort nur aus Naturstoffen hergestellte Urnen beigesetzt werden. Auf dem Baumgrabfeld können Grabplätze im
Sterbefall oder bereits zu Lebzeiten erworben werden. Des Weiteren werden einzelne Grabplätze, sowie Familien –bzw.
Freundschaftsbäume angeboten.
Auf der übrigen
Fläche des Feldes befindet sich Rasen. Die Pflege dieses Feldes obliegt
ausschließlich der Stadt Hilden. Angehörige können über den beigesetzten Urnen
eine Gedenktafel aus Stein ebenerdig verlegen lassen. Mit den am Rande des
Baumfeldes aufgestellten Bänken ist ein Platz zum Verweilen und Gedenken
geschaffen worden. Die
Baumfelder liegen in unmittelbarer Nähe zur Friedhofskapelle und können über
die dort angelegten Wege weitestgehend barrierefrei erreicht werden. Die
nächsten Parkmöglichkeiten in der Nähe der Friedhofskapelle sind über die
Straße Am Boverhaus zu erreichen.
Bis zum
31.12.16 wurden dort insgesamt 809 Nutzungsrechte vergeben, in dieser Zeit
wurden 589 Urnenbeisetzungen vorgenommen. Die Differenz erklärt sich aus dem
Verkauf von Nutzungsrechten zu Lebzeiten oder dem gleichzeitigen Kauf von
mehreren nebeneinander liegenden Stellen.
Inzwischen
musste schon das zweite Erweiterungsfeld in Betrieb genommen werden.
Der bundesweite
Trend von der Sarg- zur Aschenbeisetzung hat auch vor Hilden nicht halt
gemacht. Dies lässt sich an der nachfolgenden Grafik erkennen:
Die Gesamtzahl der
Grabbereitungen bewegt sich derzeit auf hohem Niveau. Neben demografischen
Gründen dürfte dies auch ein Ergebnis der kontinuierlichen Weiterentwicklung
der Bestattungsformen sein. Die bei anderen Städten zu verzeichnende
„Abwanderung“ auf andere Friedhöfe konnte minimiert werden. Mittelfristig muß
jedoch mit einem stärkeren Rückgang der Fallzahlen gerechnet werden.
Seit 2009/2010 hat
die Anzahl der Aschebeisetzungen die Sargbeisetzungen übertroffen. In Hilden
benötigt ein Reihengrab die fünffache Fläche im Vergleich zu einem Urnenreihengrab
(3,25 m² zu 0,64 m²). Gepaart mir den
verstärkten Rückgaben von mehrstelligen Wahlgräbern führt dieser Trend zu immer
größeren Überhangflächen. Der Unterhaltungsaufwand für die gesamten Flächen
bleibt gleich, bzw. wird tendenziell weiter steigen, da die freifallenden
Grabflächen nicht mehr von den Hinterbliebenen sondern dann durch die Stadt
Hilden zu pflegen sind. Bei Beibehaltung der bisherigen Friedhofsflächen wird
dies erhebliche Gebührensteigerungen zur Folge haben. Wie schon oben erwähnt,
muß der gesamte Aufwand eines Jahres über die Nutzungsrechts- und
Beisetzungsgebühren refinanziert werden. Sinkende Beisetzungszahlen und
sinkende Verkäufe bei den Nutzungsrechten führen damit unweigerlich zu höheren
Kosten die je einzelner Beisetzung, bzw. einzeln verkauften Nutzungsrecht
abgerechnet werden müssen.
Ein Bedarf für
zusätzliche Bestattungsflächen besteht in Hilden nicht.
Viele
Begräbniswälder befinden sich im eher ländlich geprägten Umfeld. Hilden verfügt
über eine vergleichsweise sehr hohe Bevölkerungsdichte von 2.139 Einwohner/km²
und liegt unmittelbar im Einzugsbereich von mehreren Großstädten. In den in
Hilden liegenden Waldgebieten herrscht ein sehr großer Nutzungsdruck. Die
Waldgebiete werden intensiv zur Erholung genutzt. Die unterschiedlichsten
Nutzungsgruppen (Jogging, Fahrradfahren, Wandern, Spazieren mit und ohne Hunde,
Ausruhen und Verweilen, Natur genießen und beobachten, etc.) treffen
aufeinander und können mit einer zusätzlichen Nutzung des Waldes als Begräbniswald
Beschränkungen und weitere Konflikte auslösen. Um einen Begräbniswald nutzen
und betreiben zu können, bedarf es zudem einer Infrastruktur, die noch nicht
oder nur teilweise vorhanden ist. Eingriffe in den bestehenden Wald können
nicht ausgeschlossen werden.
Bis auf das eingangs
erwähnte Gespräch sind dem Fachamt keine
konkreten Planungen bzw. Anträge zur Errichtung eines Friedwaldes bekannt.
Insofern ist es derzeit schwierig, weitere Aussagen zu machen. Neben den oben
dargestellten bestattungsrechtlichen Aspekten, dürften bei einer
Konkretisierung weitere Fragestellungen zu beantworten sein:
·
Welche
Grundstücke sollen konkret als Bestattungswald genutzt werden?
·
Wie
erfolgt die verkehrliche Erschließung und mit welchem Verkehrsaufkommen ist zu
rechnen?
·
Sind
Belange des Natur- oder Landschaftsschutz betroffen?
·
Sind
Änderungen im Flächennutzungsplan vorzunehmen?
·
Der
Friedhofsträger (Stadt Hilden) bleibt bei Ausfall des privaten Betreibers in
der Erfüllungspflicht der bis zu diesem Zeitpunkt erfolgten Beisetzungen. Wie
wird dieser Fall z.B. bei einer Insolvenz abgesichert, ohne dass auf den
Haushalt der Stadt Hilden zurückgegriffen werden muss?
·
Werden
andere Waldnutzungen tangiert (Wanderwege, Fahrradrouten)?
Dieser
Fragenkatalog ist nicht abschließend. Sicherlich werden im Laufe eines
Verfahrens weitere Fragestellungen entstehen.
Ausgelöst durch die
öffentliche Berichterstattung sind bei Verwaltung und Politik gleichlautende
Schreiben eingegangen, das zur allgemeinen Kenntnis der Sitzungsvorlage
beigefügt wird. Der Absender, das Ingenieurbüro BGU BaumGrabUrnenanlagen GmbH,
Besigheim, hat nach eigenen Angaben über 10 Jahre Erfahrung in der Anlage von
Urnengräbern in der Bestattungsform von Baumbestattungen / Baumgräbern,
Urnenrasengräbern bzw. Wiesenurnengräbern und in der Anlage von Waldfriedhöfen
und Urnenhainen auf Friedhöfen mit den Vorteilen der vorhandenen Strukturen (u.
a. Zufahrt, Parkplätze). Der Absender verfügt scheinbar nicht über
vollständigen Informationen zur Struktur
der Hildener Friedhöfe, da sein Hinweis auf eigene Möglichkeiten Baumfelder
anzubieten, seit 2009 in Hilden schon erfolgreich umgesetzt worden ist.
Die Verwaltung kann
die Errichtung eines Friedwaldes in Hilden nicht empfehlen. Die Verwaltung ist jedoch
offen für Diskussionen, den in Hilden in den letzten Jahren erfolgreichen
Prozess zur Nutzungserweiterung auf den Hildener Friedhöfen weiter
fortzusetzen.
Alkenings
Bürgermeisterin