Betreff
Pädagogisches Zentrum im Holterhöfchen
Vorlage
WP 09-14 SV 51/244
Aktenzeichen
III/51
Art
Mitteilungsvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Der Ausschuss für Schule und Sport / der Jugendhilfeausschuss nimmt die Ausführungen der Verwaltung zum pädagogischen Zentrum zur Kenntnis.


Erläuterungen und Begründungen:

 

Zum Schuljahr 2013/2014 geht am Standort Holterhöfchen die Sekundarschule Hilden an den Start (vgl. auch SV WP 04/09 51/210 und 51/242).

Voraussetzung zur Genehmigung durch die zuständige Bezirksregierung war neben der Elternbefragung auch die Einreichung eines umfänglichen pädagogischen Konzeptes. Dieses Konzept wurde dem Ausschuss für Schule und Sport sowie dem Rat der Stadt Hilden in seiner Sitzung am 04.07.2012 zur Kenntnis gebracht (SV WP 04/09 51/210).

 

In dem durch die Projektgruppe erarbeiteten schulischen Konzept ist auch die Rede von der Einrichtung eines pädagogischen Zentrums. Diese Idee wurde seitens des Fachamtes generiert und aktuell erneut aufgegriffen, differenziert und erweitert.

 

Zielsetzung des Pädagogischen Zentrums ist die gemeinsame Gestaltung des Lern- und Lebensortes Schule für und durch alle Beteiligten, sprich Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrer sowie der Jugendhilfe.

Erreicht werden soll damit insbesondere eine optimierte und ganzheitliche Förderung und Unterstützung von Schülerinnen und Schülern, um deren Bildungsbiographie und Persönlichkeitsentwicklung nachhaltig positiv zu beeinflussen.

Zum anderen soll die Attraktivität des Schulstandortes Holterhöfchen weiter ausgebaut werden.

Diese Attraktivität soll auch auf künftige potentielle Schülerinnen und Schüler ausstrahlen, so dass der Schulstandort Holterhöfchen auch perspektivisch ein zukunftssicherer und nachgefragter Schulstandort ist, welcher alle Abschlüsse offeriert.

Die aktuell laufenden bzw. zeitnah beginnenden baulichen Maßnahmen an beiden Schulen tragen  ebenfalls zur Verwirklichung dieser Zielsetzung bei.

 

Nachfolgend wird den Fachausschüssen die Grobkonzeption des Pädagogischen Zentrums dargelegt, da ein Teil der Angebote bereits zum Schuljahr 2013/2014 realisiert werden soll.

 

 

Grobkonzeption Pädagogisches Zentrum Holterhöfchen

 

Ausgehend von den Ausführungen zum Pädagogischen Zentrum im Rahmen des pädagogischen Konzeptes der Sekundarschule (relevanter Auszug siehe Anlage 1) entwickelte eine abteilungsübergreifende Arbeitsgruppe des Fachamtes ein Grobkonzept. Die ursprüngliche Idee des Pädagogischen Zentrums als ressourcenorientierte Schaltstelle in Schule für SchülerInnen, Lehrer und Eltern wurde dabei  übernommen und ausgebaut.

Das Konzept wurde in Folge mit den Schulleitungen der Sekundarschule/Wilhelm-Fabry-Realschule sowie des Helmholtz-Gymnasiums erörtert und abgestimmt. Beide Schulleitungen unterstützen das Konzept ganz ausdrücklich und werden sich aktiv bzw. ihre Schule aktiv einbringen..

 

 

Zielgruppe des Pädagogischen Zentrums:

Das Pädagogische Zentrum ist ein Co-Produkt von Schule und Jugendhilfe. Es richtet sich in erster Linie an die beiden städtischen weiterführenden Schulen am Campus Holterhöfchen.

Es unterscheidet hierbei drei Zielgruppen:

-      Schülerinnen und Schüler

-      Eltern

-      Lehrkräfte

 

Perspektivisch soll geprüft werden, ob auch eine Ausweitung auf alle Hildener Schülerinnen und Schüler, also auch auf alle weiteren weiterführenden Schulen (Berufskolleg, Schulen in Ersatzschulträgerschaft) erfolgen kann.

Hierzu müssen jedoch erst Erfahrungswerte gesammelt werden und eine Prüfung der Ressourcenfrage erfolgen. Vor diesem Hintergrund soll eine Beantwortung dieser Frage erst im Jahr 2015 erfolgen.

 

Zielsetzung und Angebote:

Schule ist Lern- und Lebensort. Oder präziser formuliert: Schule soll Lern- und Lebensort sein. Dieser Herausforderung gilt es sich in besonderem Maße zu stellen, seitdem Schülerinnen und Schüler einen Großteil ihres Tages im Ganztagsbetrieb verbringen. Um dem hohen Anspruch Schule als Lern- und Lebensort erfolgreich zu etablieren gerecht zu werden, bedarf es einer starken Verantwortungsgemeinschaft der Systeme Schule und Jugendhilfe.  

Erfolgreiches Zusammenarbeiten dokumentiert sich bereits in den in Hilden seit mehreren Jahren gelebten Bildungspartnerschaften. Diese bilden eine sehr gute Grundlage zum weiteren Umbau hin zum pädagogischen Zentrum, da ein Teil der Angebote bereits vorhanden ist und nicht zusätzlich geschaffen werden muss.

Im Rahmen der Konzeption galt es nun diese zusammenzuführen und Lücken mit Hilfe neuer Angebote zu schließen.  

 

Um einen ersten Überblick zu bekommen, stellt die nachfolgende Tabelle dar, welche Ziele je Zielgruppe verfolgt werden und mit Hilfe welcher Angebote/Maßnahmen diese Ziele erreicht werden sollen:  

 

Angedachtes Portfolio des Pädagogischen Zentrums am Campus Holterhöfchen

 

Ziel-gruppe

Leitziel

Ziel

Maßnahme

Federführung

Schülerinnen und Schüler (kurz SuS)

Kooperatives Klima in der Klasse/Schule schaffen, welches gute Lern- und Lebensbedingungen ermöglicht

Förderung der sozialen Kompetenz

Deeskalationstraining

Jugendförderung

Kampfsportpädagogik

Präventive Anti-Gewalt-Trainings

Gewaltpräventionsprojekte

Präventionsstelle

SuS mit besonderen Begabungen erhalten Unterstützung

Besondere Begabungen identifizieren und außerunterrichtlich fördern

Begabungsworkshops in den Ferien und im Rahmen des Ganztags

Bildungs-netzwerk 

Psychologische Beratungsstelle

SuS werden in ihrer individuellen Entwicklung unterstützt und Talente gefördert

Individuelle Stärken und Interessen entdecken und festigen

Außerunterrichtliche

Kompetenz-Workshops 

Jugendförderung

Projekte im Unterricht

Kinder- und Jugendschutz an Schule etablieren

 

Stärkung und Festigung der Persönlichkeit

Präventionsveranstaltungen zu den Themen Sucht, Schulden, Kriminalität, etc.

Jugendförderung

Projekte zu den Themen Mediennutzung und Sexualität       

Präventionsstelle

Gelingender Ãœbergang Schule/Beruf/Studium

Optimierte Berufsorientierung

Ggfls. Weiterentwicklung SAB

Jugendförderung

Vermeidung von Dropouts/Abschulung in Folge von Schulverweigerung

Schulmüdenarbeit

Jugendförderung

Bildungs-netzwerk

Nachhilfeprojekt

SuS mit Förderbedarf können an allen Angeboten teilnehmen.

Schule inklusiv mitgestalten

Inklusive Ausrichtung aller Konzepte

Bildungs-netzwerk 

SuS mit individuellen Problemlagen erhalten adäquate Hilfsangebote

Zielgerichtete Hilfen für SuS in schulischen und familiären Problemlagen. Vermeidung von Verfestigung und HzE-Einsatz

Schulsozialarbeit mit Hilfe von Einzelfallhilfe und Gruppenarbeit

Jugendförderung

 

ASD Sprechstunden

ASD

Angebote der Jugendgerichtshilfe

JGH

Demokratische Mitwirkung im Schulalltag

SuS haben die Möglichkeit sich aktiv in die Gestaltung von jugendspezifischen Belangen einzubringen

Partielle Integration der Jugendparlamentsarbeit in den Ganztag

Jugendförderung

Bewegte Schule gestalten

Mehr Bewegung im Schulalltag

Sportvereine und Sportangebote an Schule bringen

Sportbüro

Schule wird als attraktiver Lebensort etabliert

SuS haben auch in der Schule attraktive Freizeitmöglichkeiten

Nutzung eines Raumes als Offenen Treff (CampusClub)

Jugendförderung

Ziel-gruppe

Leitziel

Ziel

Maßnahme

Federführend

Eltern

Jugend schützen - Jugendschutz optimieren

Eltern im Umgang mit Gefahren für Jugendlichen (Medien, Sucht etc.) qualifizieren

Elternabende und –workshops

Präventionsstelle

Schulportfolio ausbauen

Elternressourcen aktivieren und einbinden à Starke Schulgemeinschaft

Eltern via Fragenbogen und Schulvertretungsgremien ansprechen

Jugendförderung

Beratung zu Fragen der Erziehung

Eltern erhalten unbürokratisch und zeitnah Hilfestellungen und Unterstützung 

Sprechstunde ASD und/oder Psy. Beratungsstelle

ASD und PB

Erhöhung der Akzeptanz und Kommunikationsfähigkeit zwischen Schule und islamischer Gemeinde / Familien mit Migrationshintergrund

Erhöhung der Beteiligung und Mitwirkung von Eltern mit Migrationshintergrund im Schulalltag

Dolmetscher- und Mittlertätigkeit für Familien mit Migrationshintergrund

Interkultureller Berater/ Stellwerk

Finanzielle und niedrigschwellige Unterstützung für erfolgreiche  Bildungsbiografien

Befähigung von Kindern und Jugendlichen zur umfänglichen Teilhabe

Wegweiser-Sprechstunde  und Mittler-Tätigkeiten

Stellwerk

 

Lehrerschaft / System Schule

Schule hat Zukunft. Sicherung und Etablierung der Schulstandorte

Schulmarketing aus einem Guss

u.a. Maßnahmen zur Stärkung des „Wir-Gefühls“, Campuszeitschrift,

Jugendförderung

Multiprofessionelle Unterstützung im Schulalltag / von Lehrerschaft

Lehrkräfte erhalten erweiterte Perspektive/Handlungsrepertoire

Beratung zu einzelnen SuS durch Schulsozialarbeit, ASD, PB; IKB

III/51

Fortbildungsangebote zu Teamarbeit, systemische Sicht auf SuS, interkulturelle Schulungen etc.

Schule als Ort zum Wohlfühlen

Schulklimaentwicklung

Schulklimaentwicklung mit Hilfe der Psychologischen Beratungsstelle

PB

Unterstützung des Systems Schule

 

Unterstützung bei Planung von Klassenfahrten, Schulzertifizierung, Projektwochen, etc.

JuFö

 

 

Diese Aufstellung ist nicht abschließend. Sie wird im Praxiseinsatz laufend modifiziert und ergänzt werden. Hierbei stehen die Bedarfe der Zielgruppe im Fokus. So wird bspw. im Rahmen des Kinder- und Jugendförderplans eine Befragung von Jugendlichen erfolgen. Die Ergebnisse der Befragung hinsichtlich der Wünsche der Schülerinnen und Schüler, ihre Schule und ihr Freizeitverhalten betreffend, werden mit in die Arbeit des Pädagogischen Zentrums einfließen. Ebenso die von Eltern und Lehrerschaft artikulierten Bedarfe, sowie Maßnahmen, die sich aus Bedarfen ergeben, die im Rahmen der Jugendhilfe eruiert wurden.

 

Auch ist nicht angedacht, eine Vielzahl von Angeboten neu zu entwickeln. Vielmehr soll durch die verantwortlichen Personen geprüft werden, ob die angedachten Maßnahmen durch freie Träger oder Dienstleister erbracht werden können. Nur wenn dies nicht der Fall ist, sollen Angebote aus den eigenen Reihen konzipiert werden.

 

 

Organisation

Die erfolgreiche Arbeit des Pädagogischen Zentrums erfordert eine zielorientierte Steuerung und Abstimmung. Hierzu ist eine tragfähige Struktur zu etablieren, die einen guten und verbindlichen Austausch zwischen den Systemen Schule und Jugendhilfe ermöglicht. In der praktischen Arbeit sind daneben natürlich bilaterale Absprachen möglich und auch gewünscht.

Die Struktur könnte sich wie folgt gestalten:  

 

(Die männliche Bezeichnung schließt die weibliche Form explizit mit ein).

 

Eine genaue Abstimmung der Struktur wird mit den beteiligten Personen erfolgen.

 

Ein Erfolg des Modells kann nur gewährleistet werden, wenn sowohl seitens der Jugendhilfe als auch seitens der Schule eine deutliche Verlässlichkeit gegeben ist. Denkbar ist etwa der Abschluss einer Kooperationsvereinbarung, welche die Schnittstellen eindeutig regelt.

Daneben ist auch eine Veränderung der Haltung von Schule erforderlich: weg vom ausschließlich singulären Blick auf das eigene Schulsystem hin zum Campus Holterhöfchen; weg vom rein schulischen oder jugendhilfeorientieren Blick auf den einzelnen Schüler, die einzelne Schülerin, hin zu einer ganzheitlichen Betrachtung.

 

 

Fazit:

Mit dem Pädagogischen Zentrum wird die Kooperation von Jugendhilfe und Schule auf einem neuen, höheren Niveau fortgesetzt und ausgebaut. Der Ansatz ist sowohl vielversprechend, als auch zukunftsorientiert. Nur durch die Bündelung aller Kräfte und einer ganzheitlichen Betrachtung von Schülerinnen und Schülern können diese optimal im Hinblick auf ihre persönliche und soziale Entwicklung sowie auf ihre Bildungsbiographie hin gefördert und unterstützt werden.

Die Einrichtung des Pädagogischen Zentrums stellt somit auch einen zentralen Baustein im Hildener Bildungsnetzwerk dar. Es realisiert eine ganze Reihe von strategischen Planungen, indem es sie in operative Maßnahmen überführt, welche sich in einem echten Mehrwert für die Zielgruppe dokumentieren. Die in den letzten Jahren aufgebaute Netzwerkstruktur kann dabei umfänglich genutzt und auch weiter ausgebaut und verfestigt werden. 

 

Sowohl das Fachamt als auch die beiden Schulen am Campus Holterhöfchen sind bereit sich dieser anspruchsvollen Aufgabe zu stellen und sind überzeugt, dass das Projekt „Schule“ macht.

 

Die Fachausschüsse werden über die weitere Entwicklung informiert.

 

 

Horst Thiele