Betreff
Bericht zum Ausbau der Zusammenarbeit der Psychologischen Beratungsstelle mit den Familienzentren
Vorlage
WP 09-14 SV 51/140
Aktenzeichen
III/51/To
Art
Mitteilungsvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Der Jugendhilfeausschuss nimmt den Bericht zum Ausbau der Zusammenarbeit der Psychologischen Beratungsstelle mit den Familienzentren zur Kenntnis.

 


Erläuterungen und Begründungen:

Ende 2010 gab es erstmals durch das Land NRW eine zweckgebundene Zusatzförderung für Familienberatungsstellen für die Kooperation mit Familienzentren. Durch diese zusätzlichen Landesmittel in Kombination mit Eigenleistung war es schrittweise möglich, das Engagement der Psychologischen Beratungsstelle in Familienzentren und Kindertagesstätten in Hilden und in Haan bis auf 14,5 Wochenstunden zu erhöhen. Dieses Engagement dient zwei Zielen. Zum Einen sollten Familien mit Beratungsbedarf noch besser erreicht werden, zum Anderen sollte die Verankerung der Psychologischen Beratungsstelle bei den jeweiligen Kooperationspartnern verbessert werden. Um die bereitgestellten Mittel nachhaltig zu verwenden, wurden mit insgesamt zehn Einrichtungen in Hilden und in Haan bedarfsorientierte Angebote mit erhöhter personeller Präsenz vor Ort entwickelt.

 

Es wurden für die jeweiligen Einrichtungen passgenaue Kooperationsweisen aufgebaut, wodurch teilweise kontinuierliche, teilweise zeitlich abgeschlossene, (potentiell) wiederkehrende Maßnahmen entstanden. Das Spektrum der Projektarbeit erstreckt sich von Fortbildungen für Erzieherinnen und Teamentwicklung, über Fallsupervision oder Einzelberatungen der pädagogischen Fachkräfte in Form von anonymen Fallbesprechungen, bis hin zu individueller Beratung von Eltern vor Ort. Begleitend wurde eine Fragebogenevaluation durchgeführt, die positive Effekte bei den unterstützten Erziehern und Erzieherinnen und für die Vermittlung von Familien zur Beratungsstelle nachweisen konnte.

 

Als zentrale Effekte der eingeschlagenen Projektarbeit kristallisierte sich neben der Stärkung des eigenen pädagogischen Selbstverständnisses der Erziehungskräfte für ihre jeweilige Zusammenarbeit gerade auch mit den Eltern der von ihnen betreuten Kinder heraus, dass insgesamt ein lebendigeres verändertes Verständnis für die Kinder und Eltern entwickelt werden konnte, das es den Fachkräften ermöglichte, leichter Zugang zu den Familien zu finden, bzw. die passenden Interventionen zu gestalten oder passende Hilfen zu installieren. Aufgrund der häufigeren direkten Zusammenarbeit vor Ort wuchsen durch das Projekt auch Transparenz und Wertschätzung zwischen Erziehern und Erzieherinnen einerseits und Beratern und Beraterinnen der Beratungsstelle andererseits.

 

Für die Zukunft kann gesagt werden, dass gelungene Kooperation mit Familienzentren und Kindertagesstätten und das frühe Erreichen von Familien lebendige Prozesse sind, die ständige Pflege und Adaption an sich verändernde Rahmenbedingungen benötigen. Dies ist nur zu erreichen, wenn die Psychologische Beratungsstelle weiterhin in engem Kontakt und direktem Vor-Ort-Dialog mit den Familienzentren und Kindertagesstätten stehen kann. Den dadurch entstehenden zeitintensiven Anforderungen im Alltagsgeschäft einer Beratungsstelle nachzukommen, stellt eine kontinuierliche Herausforderung dar, der die Psychologische Beratungsstelle nur mit gesicherten, zusätzlichen Personalressourcen gerecht werden kann. Im Rahmen des Projektes war dies durch befristet zur Verfügung stehende personelle Ressourcen möglich.


Projektbericht

 

1.1         Zur Ausgangslage

 

Im September 2010 konnten die schon länger bestehenden Bestrebungen, existierende Kooperationen zwischen der Psychologischen Beratungsstelle und Familienzentren zu intensivieren, und Kindertagestätten auf dem Weg zum Familienzentrum zu begleiten, durch die Ausschüttung von zusätzlichen zweckgebundenen Landesmitteln für die Kooperation mit Familienzentren konkretisiert werden. Zum damaligen Zeitpunkt gab es Kooperationsvereinbarungen mit sechs Familienzentren und fallweise Zusammenarbeit mit mehreren Kindertagesstätten. Im Rahmen der bestehenden Kooperationen wurden in den Familienzentren offene Sprechstunden, Elternabende und Informationsveranstaltungen angeboten. Die in der Regel monatlich stattfindenden offenen Sprechstunden wurden äußerst unterschiedlich stark nachgefragt, teilweise fielen sie Mangels Nachfrage auch aus. Die jährlich, bzw. halbjährlich, stattfindenden Eltern- und Informationsveranstaltungen waren üblicherweise gut besucht. Die Arbeit der pädagogischen Fachkräfte wurde in zwei Familienzentren turnusmäßig durch Fallsupervision unterstützt.

 

Durch Verbindung der zusätzlichen Landesmittel mit einer gezielten Umwidmung eines begrenzten Stundenkontingents aus dem bestehenden Personalschlüssel der Beratungsstelle wurde es nun erstmals möglich, das Engagement der Psychologischen Beratungsstelle speziell in und für Familienzentren und Kindertagesstätten weiterzuentwickeln.

 

 

1.2         Zielsetzung

 

In der Reflexion der bisherigen Erfahrungen mit unterschiedlichen Angeboten in Familien­zentren wurden die folgenden Ziele für das Projekt herausgearbeitet. An erster Stelle steht die bessere Erreichbarkeit von Familien, das heißt idealerweise ein Kennlern-Kontakt zwischen der Psychologischen Beratungsstelle und den Eltern schon vor dem Auftreten etwaiger Problemlagen, zumindest jedoch vor einer Verfestigung derartiger Probleme. Eltern soll der Zugang zu Beratung erleichtert werden indem die Psychologische Beratungsstelle dorthin geht, wo sie sich vertraut fühlen. Zudem soll Beratung „entmystifiziert“ werden, indem sie als ein freies und offenes Angebot rund um Familie und Erziehung positioniert wird. Nicht Probleme sollen die „Eintrittskarte“ sein, sondern ein allgemeines Interesse an der Entwicklung von Kindern und dem Wohlergehen von Familie.

 

Ein weiteres wichtiges Ziel ist die verbesserte Etablierung der Psychologischen Beratungsstelle bei den Kooperationspartnern. Eine erhöhte Präsenz vor Ort und eine erhöhte Transparenz der Psychologischen Beratungsstelle sollen die pädagogischen Fachkräfte als wesentliche Multiplikatoren verstärkt einbinden. Dazu gehört auch, dass Teams und Leitungen Rat und Hilfe im Umgang mit problematischen Fällen durch die Psychologische Beratungsstelle erfahren, und vom Erfahrungsschatz der Erziehungsberaterinnen profitieren können.

 

Für beide Ziele gilt, dass die Psychologische Beratungsstelle mit einer erhöhten Präsenz in den Einrichtungen nicht nur weiter einem zeitgemäßen Verständnis von Beratungsarbeit (vgl. Abschnitt 1.3) folgt, sondern auch bisher weniger erreichten Zielgruppen den Zugang zu sozialräumlich orientierten, aufsuchenden Angeboten leichter machen will. Unter Berücksichtigung eines zielgerichteten Verwendens kommunaler Mittel werden dabei Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf verstärkt in den Blick genommen. Mit dem Projekt verfolgt die Psychologische Beratungsstelle des Weiteren das Ziel, im Zuge des Auftrages der Kommune Haan, Haaner Familien den Zugang zu den Angeboten der Psychologischen Beratungsstelle noch weiter zu vereinfachen.

 

 

 


1.3         Grundlegende konzeptionelle Ãœberlegungen

 

Das Selbstverständnis von Erziehungsberatung ist in den letzten Jahren geformt durch eine intensive Debatte um deren inhaltliche Gestaltung. Dazu gehören die Forderung nach einer Öffnung, ein Verstärken der zugehenden Arbeit, und der Einsatz von Methoden, die im Sinne eines lebensweltorientierten Ansatzes das soziale Umfeld der Ratsuchenden vermehrt berücksichtigen und mit einbeziehen. (vgl. dazu Schilling/Stöbe-Blossey 2008: Familienzentren NRW: Die Perspektive der Erziehungsberatungsstellen. Arbeitsbericht 5 der wissenschaftlichen Begleitung.) Der Stellenwert eines präventiven Arbeitens und eines frühzeitigen Zugangs zu Familien, bevor sich Probleme verfestigen, ist deutlich gestiegen und wird politisch eingefordert. Diese Entwicklung stellt für Erziehungsberatungsstellen eine Herausforderung dar, auf die angemessen reagiert werden muss, sofern es nicht schon geschehen oder vorweg genommen wurde.

 

Diese Entwicklung schlägt sich auch im Leitbild des Amtes für Jugend, Schule und Sport der Stadt Hilden nieder – „Kein Kind, kein Jugendlicher, keine Familie darf verloren gehen“. Dort wird der Anspruch formuliert, dass den unterschiedlichen Lebenslagen und -formen und den zielgruppenspezifischen Bedürfnissen der Bürger angemessen Rechnung getragen wird. Das bedeutet lebensweltorientierte und niederschwellige Angebote und Zugänge zu Angeboten für Familien.

Der Zugang über die Kindertageseinrichtung spielt dabei eine wesentliche Rolle: „Gefordert ist die präventiv ausgerichtete und sozialräumlich orientierte Kooperation erzieherischer Hilfen, um Kind und Eltern so früh wie möglich zu erreichen. Dabei sollte es nicht primär um die Schaffung neuer Institutionen und Hilfeformen gehen, sondern die vorhandenen Dienste sollten intensiv vernetzt werden, um innerhalb der bestehenden Infrastruktur Synergieeffekte zu erzielen.“ (Pellander/Glatthaar-Eickens/Wolkahof 2004: ERIK. Erziehungshilfe, Rat und Information im Kindergarten. In: Hundsalz/Menne (Hrsg.), Jahrbuch für Erziehungsberatung Band 5, S. 64)

 

Beratung als ein Angebot mit niederschwelligem Zugang über Familienzentren und Kindertageseinrichtungen zugänglich zu machen, fordert von der Psychologische Beratungsstelle auch das Engagement in Kindertageseinrichtungen, die ein Entwicklungspotential zum FZ in sich tragen.

„Viele Beratungsstellen arbeiten mit weiteren Kindertageseinrichtungen eng zusammen, die demnächst zum Familienzentrum ausgebaut werden sollen. Sie verweisen jedoch darauf, dass nicht nur Familienzentren auf ihre Leistungen zurückgreifen können sollten, sondern auch die sonstigen Kindertageseinrichtungen.“ (Schilling/Stöbe-Blossey 2008: Familienzentren NRW: Die Perspektive der Erziehungsberatungsstellen. Arbeitsbericht 5 der wissenschaftlichen Begleitung, S. 22) 

 

 

2             Rahmen des Gesamtprojektes in Hilden und Haan

 

2.1         Konkretisierung des Projektkonzepts

 

Im Rahmen der ersten Projektphase wurde eine Konzeption zur Bedarfsermittlung in den Familienzentren entwickelt. Dabei ging es darum, die o.g. vorab definierten Ziele mit dem jeweiligen Bedarf der einzelnen Familienzentren zu verknüpfen. Die Intensivierung der Kooperationen sollte auf diesem Weg gerade nicht zu einer höheren Arbeitsbelastung der einzelnen Kita-Teams führen. Stattdessen sollte über die weitere Unterstützung für die Familien hinaus auch eine Stärkung und Entlastung der Fachkräfte in den Kitas in ihrer eigenen Arbeit mit den Familien erreicht werden.

 

Diese Konzeption folgt dem Grundgedanken, bedarfs- und prozessorientierte Angebote für die einzelnen Familienzentren zu entwickeln, die das jeweilige Profil der Einrichtung berücksichtigen. Von ebenso großer Bedeutung für einen größtmöglichen Ertrag aus den Angeboten wurde ein Aufgreifen und Anknüpfen an geschehene oder anstehende Veränderungen in den einzelnen Einrichtungen angesehen. Alle Angebote, die in der zweiten Phase für die Einrichtungen entwickelt wurden, orientieren sich an den weiter oben formulierten Zielen. Der Nutzen für die Familien in Hilden und Haan stellt die Variable dar, auf deren Grundlage entschieden wurde, ob ein Angebot zustande kam und wie es konkret ausgeformt wurde.

 

Um die definierten Ziele zu erreichen, wurden eine erhöhte Präsenz der Psychologischen Beratungsstelle in den Einrichtungen, ein Schulterschluss der Fachkräfte von Beratungsstelle und Familienzentrum bzw. Kindertageseinrichtung, und ein niederschwelliger Zugang zu Beratung und Hilfen als die drei tragenden Säulen festgelegt. In diesem Sinne wurden sowohl weitere Möglichkeiten zur Beratung von Familien vor Ort, als auch unterstützende Angebote für die Fachteams entwickelt. Im Weiteren werden die Angebote detaillierter dargestellt.

 

 

2.2         Finanzielle/Personelle Rahmenbedingungen

 

Die Ende Oktober 2010 erstmals als einmalige Förderung ausgeschütteten Landesmittel mit Zweckbindung an die Kooperation der Beratungsstelle mit den Familienzentren zweckgebundenen Landesmittel in Höhe von 9560 EUR sollten zunächst entsprechend der Zweckbindung in ein nach den beschriebenen Konzeptlinien entworfenes zeitlich eng begrenztes Projekt mit Laufzeit von Ende Oktober 2010 bis Ende 2010 einfließen. Wegen der enormen Kurzfristigkeit konnten viele der interessierten Familienzentren und Kitas das Angebot nicht bis Ende 2010 nutzen, was zur Übertragung der Restgelder und Fortsetzung des Projekts bis Ende Mai 2011 führte.

 

Aufgrund der positiven Resonanzen auf die dann erfolgten Maßnahmen in den Einrichtungen wurde eine Fortschreibung und Ausweitung des Projekts mit Laufzeit bis mindestens Ende 2011 entwickelt. Zusammen mit aus dem allgemeinen Personalschlüssel der Beratungsstelle in den Projektschwerpunkt umgewidmeten neun, aktuell drei Wochenstunden konnte aus den Restfördergeldern schließlich noch für die zweite Jahreshälfte 2011 ein Gesamtkontingent von 14,5 Wochenstunden dem Projekt zugeordnet werden.

 

Für November 2011 ist inzwischen wieder eine einmalige Sonderförderung des Landes für die Kooperationen in Aussicht gestellt, die nach dem im bisherigen Projekt beschriebenen Prozedere eine Fortschreibung des Projekts auch noch bis 2012 möglich machen könnten.

 

 

2.3         Qualitätssicherung durch Evaluation bei den Kooperationspartnern

 

Qualitätssicherung und die Überprüfbarkeit von der Akzeptanz und Wirksamkeit von Angeboten wurde in der Projektarbeit für ebenso wichtig gehalten wie das Aufspüren einer Nachhaltigkeit der entwickelten Angebote. Daher wurde ein Fragebogen mit 70 Fragen entwickelt, der ausgewählten Einrichtungen zuging und vier Felder untersucht:

–        Erfahrungen und Zufriedenheit mit der bisherigen Kooperation;

–        Die Erreichbarkeit von Familien, die Unterstützungsbedarf signalisieren,
in der täglichen pädagogischen Arbeit;

–        Umgang mit Arbeitsbelastungen;

–        Feedback zu den Angeboten der Psychologischen Beratungsstelle im Rahmen des Projektes.

Die wesentlichen Ergebnisse dieser Evaluation werden in Abschnitt 4 dargestellt.

 

 

3             Verlauf des Gesamtprojektes

 

Im Rahmen des Projektes wurden insgesamt fünf Familienzentren und fünf Kindertagesstätten mit einem Entwicklungspotential zum Familienzentrum intensiv begleitet. Für die Kommune Hilden sind es die Familienzentren „Kunterbunt/Traumquelle“, „St. Konrad“ und „Zur Verlach“, sowie die Kindertagesstätten „Rappelkiste“ und „St. Christophorus“. Für die Kommune Haan sind es das Familienzentrum „Alleezwerge“ und das Familienzentrum „Haus für Familien“, sowie die Kindertagesstätten „Private Kindergruppe Haan Guttentag-Loben-Straße“, „Private Kindergruppe Haan Bachstraße“, und die „Evangelische KiTa Gruiten“. Das Spektrum der Projektarbeit erstreckt sich von Fortbildungen für Erzieherinnen und Teamentwicklung, über Fallsupervision oder Einzelberatungen der pädagogischen Fachkräfte in Form von anonymen Fallbesprechungen, bis hin zu individueller Beratung von Eltern vor Ort. Individuelle Beratung wird vor allem von Eltern mit Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten genutzt. Dies ist auch der Hauptgrund für Anfragen aus Teams nach Fallbesprechungen.

 

 

3.1         Kommune Hilden

 

Als zu Beginn des Projektes die Möglichkeiten von Unterstützung in den Teams vorgestellt wurden, fragten zwei Familienzentren in Hilden vorrangig Begleitung bei Teamentwicklungsprozessen an. Entsprechende Prozesse konnten zufriedenstellend beendet werden. Dabei zeigte sich, dass die Teams durch die Impulse der Arbeit sehr gut in der Lage waren, autonome Lösungen zu entwickeln und angestoßene Prozesse alleine fortzuführen. In Abgrenzung von allgemeinen Teamsupervisionsleistungen, die den Rahmen der geförderten Kooperationen überschreiten würden, dienten alle diese Teamentwicklungsprozesse spezifisch auch der Stärkung der Kompetenzen der erzieherischen Fachkräfte für die Arbeit mit den Familien im Vor- und Umfeld einer möglichen Beratung durch die Beratungsstelle.

 

Bei der Arbeit mit dem Familienzentrum „Kunterbunt/Traumquelle“ zeigte sich, dass die besondere Betreuungsintensität eines Teils der dort angebundenen Familien zu einer steigenden Nachfrage nach kooperativen Fallbesprechungen vor Ort führte, was dann im Rahmen des Projektes gut und ausreichend erfüllt werden konnte. Aus dieser Arbeit entwickelten sich wie zu erwarten einige längere Einzelberatungsprozesse, die dann auch in den noch geschützteren Rahmen der Psychologischen Beratungsstelle verlagert werden konnten.

 

In zwei Einrichtungen gab es eine größere Zahl besonders belasteter Familien, welche durch Beratungsgespräche vor Ort niederschwellig erreicht werden konnten, einige befinden sich weiter in derzeit noch nicht abgeschlossenen Beratungsprozessen in der Beratungsstelle. Für das erfolgreiche Erreichen von Familien war dabei außerordentlich wichtig, dass sich die Mitarbeiterin der Psychologischen Beratungsstelle nicht nur in den jeweiligen Teams vorgestellt hat, sondern sich auch viel Zeit genommen hat, in den einzelnen Gruppen zu sein und sich dadurch als Gesprächspartnerin in einem „inoffiziellen“ Rahmen anzubieten. Auf der Basis einer jetzt vier- bis sechswöchig eingerichteten Präsenz der Mitarbeiterin kann mit weiterer Zunahme an Neufällen der beschriebenen Qualität gerechnet werden.

 

Neben dieser neuen Vermittlungsarbeit für die Familien suchten die Hildener Kindertagesstätten ebenfalls Unterstützung in der eigenen Arbeit mit schwierigen Fällen, dabei handelte es sich in der Regel um verhaltensauffällige Kinder. Einige stellten eine starke Belastungsprobe für die jeweiligen Gruppen dar. Es zeichnet die professionelle Haltung der Fachkräfte aus, sich in solchen Fällen kompetente Unterstützung zu holen.

 

 

3.2         Kommune Haan

 

Eine Einrichtung in Haan ging einen anderen Weg beim Umgang mit schwierigen Kindern, und fragte einen Fortbildungstag zu diesem Thema an. Dieser wurde von dem Projektmitarbeiter derart konzipiert, dass neben der Vermittlung theoretischer Grundlagen die Arbeit an konkreten Fällen im Vordergrund stand. Dieses Vorgehen war für das Team außerordentlich ertragreich. Deutlich wurde jedoch auch, dass im Einzugsgebiet des Familienzentrums viele belastete Familien leben.

 

Die anderen beiden Kindertagesstätten, mit denen im Rahmen des Projektes derzeit noch intensiver gearbeitet wird, zeigen beide ein hohes Entwicklungspotential zu Familienzentren. Von einer Einrichtung wurden ausschließlich Fallbesprechungen angefragt, während in der anderen Einrichtung das zweigleisige Modell der Unterstützung der Fachkräfte durch Fallbesprechungen und die individuelle Beratung von Eltern vor Ort zum Tragen kommt. Auch in Gruiten ist das Klientel der Eltern heterogen, wie anderorts sind es belastete oder auch arme Familien, die Beratung vor Ort anfragen.

Nach den Sommerferien 2011 konnte schließlich auch noch ein zusätzliches Angebot für Haan-Ost vereinbart werden. Das Familienzentrum „Haus für Familien“ Am Bandenfeld wird durch Fall-Supervision in der Arbeit mit Kindern und Familien durch die Psychologische Beratungsstelle unterstützt.

 

Die Arbeit der Psychologischen Beratungsstelle in Haan macht noch einmal deutlich, dass es wirksame Ansprechpartnerinnen vor Ort braucht, damit Familien erfolgreich erreicht werden können. Für einige Familien stellt der Weg nach Hilden eine große Hürde dar, anderen bietet er die gesuchte Anonymität. Für die Präsenz der Psychologischen Beratungsstelle in der Kommune Haan bedeutet dies, dass der enge Schulterschluss mit den Leiterinnen der jeweiligen Einrichtungen sorgfältig gepflegt wird.

 

 

4             Auswertung der Evaluation

 

Wie oben unter Abschnitt 2.3 beschrieben, wurden die Fachkräfte in den bis zum Frühjahr 2011 im Rahmen des Projekts unterstützten Einrichtungen mit Hilfe eines Fragebogens nach ihren Erfahrungen mit der Kooperation, nach der Erreichbarkeit der Familien, nach ihrem Ungang mit ihren Arbeitsbelastungen und nach Feedback zu den projektbezogenen Angeboten der Psychologischen Beratungsstelle befragt.

 

Von den 28 ausgegebenen Fragebögen kamen 19 fristgerecht und ausgefüllt zurück in die Psychologische Beratungsstelle. Die Rücklaufquote betrug somit knapp 70%, und zeigt, dass die Befragung von den Fachkräften sehr ernst genommen wurde.

 

Zur Zufriedenheit mit der bisherigen Kooperation zeichnet sich ein insgesamt sehr positives Bild. Alle Befragten geben an, die Möglichkeiten, die sich für ihre Arbeit aus der Kooperation mit der Psychologische Beratungsstelle ergeben, gut zu kennen. 79% nutzen diese Möglichkeiten in ihrer täglichen Arbeit. Allerdings zeigt sich, dass knapp 53% noch nie Familien in die Psychologische Beratungsstelle „überwiesen“ haben. Auch wenn die Untersuchung nicht abbildet, ob dies an evtl. nicht bestehendem Bedarf liegt, wurde das Ergebnis als Anregung aufgenommen, Teams noch einmal deutlich dazu zu ermutigen.

 

Auch die Antworten zu der Erreichbarkeit von Familien, die Unterstützungsbedarf signalisieren, fallen durchweg positiv aus. 58% geben an, auch indirekte Äußerungen nach Unterstützungsbedarf zu erkennen und aufzugreifen, 90% der Fachkräfte haben eine klare Orientierung, wann sie sich Unterstützung durch die Psychologische Beratungsstelle holen können. Für 74% ist es ganz selbstverständlich, bei Bedarf Eltern zu einem Besuch in der Psychologischen Beratungsstelle zu raten. Hilden und Haan verfügen somit über ein Netz sehr kompetenter Erzieherinnen, die einen frühen Zugang zu Familien ermöglichen.

 

90% der Befragten haben die Angebote, die die Psychologische Beratungsstelle im Rahmen des Projektes in den Einrichtungen durchgeführt hat, als hilfreich für ihre Arbeit erlebt. Rund 58% fühlten sich noch zwei Wochen später gestärkt, für ebenfalls rund 58% waren die initiierten Veränderungen noch zum Zeitpunkt der Befragung sicht- oder spürbar. Für knapp 32% hat sich durch die Angebote die Haltung gegenüber Eltern positiv verändern können. 100% wünschen sich weitere, vergleichbare Angebote. Diese Ergebnisse zeigen zum einen, dass die Angebote passgenau für die einzelnen Teams entwickelt wurden, zum anderen, dass die anspruchsvolle Arbeit der Fachkräfte in Familienzentren und Kindertageseinrichtungen durch flankierende fachliche Begleitung gestützt und genährt werden kann.

 

 

5             Ausblick und Empfehlung

 

Das angestrebte Ziel, Eltern durch die Präsenz der Psychologischen Beratungsstelle in Familienzentren und Kindertagesstätten einen niederschwelligen Zugang zu Beratungsleistungen zu ermöglichen, ließ sich in allen Fällen einlösen. Dadurch und durch die verbesserte Einbindung der pädagogischen Fachkräfte als Ansprechpartnerinnen und Multiplikatorinnen für die Angebote der Psychologischen Beratungsstelle, ist die Erreichbarkeit von Familien noch einmal gesteigert worden. Es sind vor allem Eltern in schwierigen sozialen Situationen, die sich Beratung im Familienzentrum oder der Kindertageseinrichtung wünschen.

 

Die gut verdienenden und sozial gut situierten Eltern fragen eher Bildungsangebote für ihre Kinder nach. Im Sinne des Leitbildes des Amtes für Jugend, Schule und Sport der Stadt Hilden muss somit eine intensive Arbeit in den Familienzentren und Kindertagesstätten weiter möglich gemacht werden.

 

Die Erfahrungen, die wir im Laufe des Projektes sammeln konnten, machen deutlich, dass jede Einrichtung und auch jede Kommune passende Lösungen braucht. Vor diesem Hintergrund muss auch die immer noch äußert unterschiedliche Akzeptanz einer offenen Sprechstunde in den verschiedenen Familienzentren gesehen werden. Hier wirken mannigfaltige Faktoren zusammen, die von der Art der „Einladung“, über das diesbezügliche Engagement der Fachkräfte, bis hin zu möglicherweise ganz banalen Einflussfaktoren wie der jeweiligen Witterung am Sprechstundentag oder der aktuellen persönlichen Befindlichkeit der betroffenen Eltern reicht. Der Sinn und Nutzen einer offenen Sprechstunde muss für jede Einrichtung einzeln geprüft und beantwortet werden.

 

Dass eine unterschiedliche Akzeptanz von offenen Sprechstunden eine Normalität in der Kooperation zwischen Beratungsstellen und Familienzentren darstellt, zeigt auch die pädQuis Untersuchung: „Die stärkere Präsenz der Beratungsstellen bzw. ihrer Ansprechpartner/innen in den Familienzentren ist mit teilweise hohem Arbeitsaufwand für die Beratungseinrichtungen verbunden. Ob sich der Aufwand aus Sicht der Beratungsstellen lohnt, ist ihren Angaben zufolge ambivalent zu beantworten. Zwar sind zwei Drittel der Erziehungsberatungsstellen mit der Inanspruchnahme der Sprechstunden in den Familienzentren zufrieden (66,4%), ein Zehntel machte hierzu keine Angaben. Diejenigen, die nicht zufrieden sind (24,2%), nannten hierfür hauptsächlich die folgenden Gründe: Mitunter sei die Anonymität der Eltern nicht ausreichend gewahrt, die Sprechstunde sollte prinzipiell ohne eine Einbeziehung der Erzieher/innen erfolgen. Die Hemmschwelle sei daher recht hoch. Von Eltern würde es immer noch „als Makel erlebt, Beratung in Anspruch zu nehmen“. Das Angebot werde sehr unterschiedlich nachgefragt, es müsse erst noch bekannter werden und sich etablieren. Auch sei es besser, bedarfsbezogene Termine zu verabreden, wenn keine starke regelmäßige Nutzung erkennbar ist oder sich die Eltern erst an den niederschwelligen Zugang gewöhnen müssten. Kritisiert wird in solchen Fällen das Verhältnis von Aufwand und Ertrag: Die Inanspruchnahme von Beratungsleistungen in den Familienzentren stehe nicht im Verhältnis zum Verlust an Beratungszeit in der Beratungsstelle, und das Interesse der Eltern ist im Verhältnis zu den vorgehaltenen Zeiten und Bemühungen, ihnen das Angebot nahe zu bringen, eher verhalten.“ (Schilling/Stöbe-Blossey 2008: Familienzentren NRW: Die Perspektive der Erziehungsberatungsstellen. Arbeitsbericht 5 der wissenschaftlichen Begleitung, S. 28)

 

Durch die Projektarbeit entstand außerdem eine verstärkte Entlastung der pädagogischen Fachkräfte im Umgang mit Problemfällen, was unmittelbar den betroffenen Familien zu Gute kommt. Im Zuge der Entlastung entstand jedes Mal ein verändertes Verständnis für die Kinder und Eltern, das es den Fachkräften ermöglichte, leichter Zugang zu ihnen zu finden, bzw. die passenden Interventionen zu gestalten oder passende Hilfen zu installieren. Positiv betonen möchten wir die im Laufe des Projektes noch stärker gewordene wechselseitige Wertschätzung der Arbeit von Erzieherinnen einerseits und Erziehungsberaterinnen andererseits.

 

Gelungene Kooperation mit Familienzentren und Kindertagesstätten und Wege zum schnellen Erreichen von Familien anzubieten, sind lebendige Prozesse, die ständige Pflege und Adaption an sich verändernde Rahmenbedingungen benötigen. Dies ist nur zu erreichen, wenn die Psychologische Beratungsstelle weiterhin in engem Kontakt und lebendigem Dialog mit den Familienzentren und Kindertagesstätten steht. Dieser zeitintensiven Anforderung im Alltagsgeschäft einer Beratungsstelle nachzukommen, stellt eine große Herausforderung dar. Hinzu kommt, dass mit weiter erleichtertem und schnellerem Zugang zu Erziehungsberatung durch die Arbeit in den Familienzentren auch die Nachfrage nach Beratung steigt. Im Rahmen des beschriebenen Projekts konnten dafür begrenzt und befristet personelle Ressourcen erweitert werden, mittelfristig wird es hier aber auch um eine Verstetigung des Personalschlüssels gehen, will man die Entstehung von weiter reichenden Beratungsengpässen verhindern.

 

 

Horst Thiele

 

 


Finanzielle Auswirkungen  

Nein

 

 


Personelle Auswirkungen

Nein