Beschluss: einstimmig abgelehnt

Abstimmung: Nein: 15

Beschlussvorschlag für den Hauptausschuss:

 

Der Bürgerantrag wird zur fachlichen Bewertung sowie zur Entscheidung an den Ausschuss für Finanzen und Beteiligung verwiesen.

Eine Empfehlung hierzu spricht der Hauptausschuss nicht aus.

 

 

Antragstext für den Ausschuss für Finanzen und Beteiligungen:

 

Ich schreibe Ihnen, weil ich die Bitte an Sie habe, auch in unserer Stadt … einen Zuschuss für Mehrwegwindeln einzuführen.

 

Begründung:

 

Sehr geehrter Herr Dr. Pommer und Herr Eichner,

 

haben Sie sich schon einmal darüber Gedanken gemacht, wie viel Müll durch Windeln entsteht?

 

In den letzten 10 Jahren gab es durchschnittlich 710.000 Geburten in Deutschland. Für die Wickelzeit werden pro Kind etwa 5000 Windeln benötigt. Wenn alle Kinder eines Jahrganges mit Einwegwindeln gewickelt werden, entsteht dadurch ein riesiger Müllberg von 3,5 Mrd. (= 3.500.000.000!) Windeln.

 

Auch in unserer Stadt werden jährlich ca. 600 Kinder geboren (St. Josef Krankenhaus Hilden 2022), was etwa 3.000 kg Windelmüll verursacht. Hinzu kommt der Müll für Einweg-Feuchttücher, die oftmals fälschlicherweise in die Kanalisation entsorgt werden, was zu immens hohen Reinigungskosten führt.

 

Trotz dieser enormen Menge an Müll, wird diese Problematik in der Gesellschaft jedoch kaum diskutiert.

 

Im Abfallvermeidungsgesetz der EU werden die Länder dazu aufgefordert, Ressourcen zu sparen. Auch im nationalen Kreislaufwirtschaftsgesetz ist das Ziel Verringerung der Abfallmenge definiert. Leider setzen wir dieses Ziel bei einem Artikel, welcher enormen Müll verursacht, gesellschaftlich nicht um: Der Wegwerfwindel.

 

Mit der Weiterentwicklung der Stoffwindel gibt es eine ernst zu nehmende Alternative, welche sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll ist. Eine umfangreiche Studie „An updated lifecycle assessment study for disposable and reusable nappies“ aus Großbritannien von 2008 zeigt dieses sehr gut auf.

 

Noch vor 40 Jahren war es in unserer Gesellschaft üblich, Stoffwindeln zu verwenden. Die guten Marketingstrategien großer internationaler Konzerne, haben jedoch dafür gesorgt, dass die Einwegwindel ihren Siegeszug gestartet hat. Heutzutage sind es etwa 5% der Eltern, die zur Stoffwindel greifen. Dies liegt vor allem daran, dass viele Menschen noch ein veraltetes Bild der Mehrwegwindel haben und somit diese Option heutzutage gar nicht in Betracht ziehen. Wissen Sie wie eine moderne Stoffwindel aussieht? Sie werden erstaunt sein, wie einfach und praktisch die Systeme heutzutage sind.

 

Als weiteren Hemmschuh für die Abfallvermeidung durch die Nutzung von Stoffwindeln haben sich bisher die relativ hohen Anfangsinvestitionen ergeben. Wer selbst Windeln waschen möchte, muss anfangs mit Investitionen von mehreren Hundert Euro rechnen. Gleichwohl bleibt der Kostenaufwand im Verlauf der Wickelzeit mit Waschkosten von ca. 100 Euro pro Jahr konstant niedrig im Gegensatz zu den Einwegwindelkosten, die sich auf ca. 500 Euro pro Jahr belaufen.

 

Bereits 81 deutsche Städte haben diese Vorteile, vor allem aber den Vorteil der Abfallvermeidung erkannt und unterstützen Familien, die mit Stoffwindeln wickeln, finanziell. Beispiele sind Wuppertal, Detmold, Münster, Erkelenz und viele weitere. Die Familien erhalten bei Anschaffung durchschnittlich eine Erstattung von 75€ durch die Städte. Die Bezuschussung ist wichtig, da für viele Menschen die Erstausstattung eine hohe finanzielle Hürde darstellt. Die Kosten belaufen sich auf ca. 250 – 500€, je nach gewähltem Stoffwindelsystem. Langfristig wird sich diese Investition aber rentieren, denn wenn man für 5000 Windeln durchschnittlich 0,25€ zahlt, kostet das Wickeln mit Einwegwindeln ca. 1250€ für die Wickelzeit von etwa 2,5 Jahren.

 

Ich schreibe Ihnen, weil ich die Bitte an Sie habe, auch in unserer Stadt ein Umdenken einzuleiten und einen Zuschuss für Mehrwegwindeln einzuführen.

 

Eine Übersicht aller teilnehmenden Städte finden Sie unter folgendem Link:

https://deine-stoffwindel.com/staedte-windelzuschuss/

 

Über eine positive Antwort würde ich mich sehr freuen, um das aktive Umdenken in unserer Stadt anzuregen. Denn Fakt ist: Etwas zu verbrennen oder zu recyceln, wird nie besser sein, als etwas gar nicht erst entstehen zu lassen.